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Wehrbeauftragter über Soldaten-Betreuung"Wir brauchen mehr Frontkultur"

Wer Soldaten in den Kampf schickt, muss sie auch betreuen. Reinhold Robbe über die Verzögerung beim Traumazentrum für Soldaten, Zoobesuche und Karl-Valentin-Abende in Masar-i-Scharif.

Er war schon da: Peter Maffay vor Soldaten am 24. Juni 2005 in Kabul. Bild: dpa
Interview von A. Geisler und E. Chauvistré

taz: Herr Robbe, wohl nie war ein ehemaliger Zivildienstler so beliebt unter Soldaten wie Sie. Wie haben Sie das gemacht?

Reinhold Robbe: Sie werden sich vielleicht wundern, dass dieser Punkt nur ganz selten ein Thema war bei meiner Arbeit als Wehrbeauftragter. Manchmal haben mir Soldaten sogar gesagt: Eigentlich können Sie uns viel besser vertreten. Sie sind nicht Reserveoffizier, Sie müssen keine Rücksicht nehmen auf militärische Hierarchien. Sie haben den Rücken frei.

Heute treten Sie für die Soldaten ein. Wo war der Bruch in Ihrer Biografie?

Anfang der Siebzigerjahre habe ich den Kriegsdienst verweigert, weil ich nicht auf meine Verwandten in Erfurt und Karl-Marx-Stadt schießen wollte. Diese Lage hat sich seit 1990 fundamental verändert. Ich habe 1995, damals ging es um Bosnien, das erste Mal für einen robusten Einsatz gestimmt - und zwar gegen die eigene Fraktion. Da habe ich mir vorgenommen: Wenn du konfrontierst wirst mit den Folgen deines Beschlusses, dann hast du eine Verantwortung und musst dich auch um den einzelnen Menschen kümmern.

Früh haben Sie die Lage in Afghanistan Krieg genannt. Warum haben Sie mit dem sprachlichen Dogma im politischen Berlin gebrochen?

Ich habe gemerkt, wie die Soldaten darunter leiden, dass vieles massiv unterdrückt wurde, was mit einer deutlichen Beschreibung des Geschehens zu tun hatte. Die Soldaten wurden in Zentralasien tagtäglich in schwerste Gefechte verwickelt und bekamen alle Merkmale eines Krieges zu spüren. Sie sagten mir: Daheim glauben die Menschen, hier wird etwas aufgebaut, aber hier wird geschossen und gestorben.

dpa
Im Interview: 

Reinhold Robbe (SPD), 55, übernahm vor fünf Jahren als erster ehemaliger Wehrdienstverweigerer das Amt des Wehrbeauftragten des Deutschen Bundestages. Zuvor war er drei Jahre lang Vorsitzender des Verteidigungsausschusses. Der Sozialdemokrat hätte sich gerne für eine zweite Amtsperiode wählen lassen und bekam dafür auch öffentliche Unterstützung aus den Reihen der CDU. Doch die FDP beharrte auf den ihr bei den Koalitionsverhandlungen zugesagten Posten. Robbes Amtszeit endet offiziell am kommenden Mittwoch. Am 19. Mai wird er feierlich verabschiedet und Hellmut Königshaus (FDP) tritt seine Nachfolge an.

Es ging nur um das Gefühl der Soldaten?

Nein. Ein größeres Verständnis in der Gesellschaft ist nur dann erreichbar, wenn man den Menschen reinen Wein einschenkt. Nichts ist schlimmer, als Dinge zu vertuschen oder schönzureden. Die Leute sehen am Abend in der "Tagesschau", wie geschossen wird, und die politisch Verantwortlichen behaupten: Nein, es handelt sich nur um einen Unterstützungseinsatz für die afghanische Regierung.

Ihr Parteivorsitzender Sigmar Gabriel lehnt das böse K-Wort trotzdem weiter ab.

Da müssen Sie ihn selber fragen. Ich habe ihn so verstanden, dass er Normalisierung "kriegsähnlicher Verhältnisse" im Einsatz verhindern will. Das ist durchaus ein legitimes Anliegen.

Müssen wir uns daran gewöhnen, dass immer mehr schwer traumatisierte Kriegsveteranen in unserem Land leben?

Es geht nicht um das Gewöhnen, um Gottes willen! Die Betroffenen, die an posttraumatischen Belastungsstörungen leiden, sollen einfach eine optimale Versorgung bekommen. Auch im zivilen Leben geht niemand gern zum Psychiater und das ist in der Bundeswehr noch viel stärker ausgeprägt. Aber die Realitäten müssen auf den Tisch. Die Amerikaner zum Beispiel reden längst offen darüber, dass 30 Prozent ihrer Soldaten mit psychischen Auffälligkeiten aus den Einsätzen zurückkommen.

Und in Deutschland ist man darauf noch nicht eingestellt?

Der Bundestag hat Anfang 2009 einstimmig die Schaffung eines Traumazentrums gefordert. Trotzdem hat es der Chef des Zentralen Sanitätsdienstes der Bundeswehr bis heute nicht für nötig befunden, diesen Beschluss umzusetzen. Allerdings hat der Verteidigungsminister jetzt angekündigt, dass demnächst in Berlin solch ein Institut entstehen soll. Ich hoffe, es wird sich um ein Forschungs- und Kompetenzzentrum als selbstständiges Institut handeln, das auch seinen Namen verdient.

Trotz der neuen Debatte über den Krieg gibt es immer noch ein großes Desinteresse am Afghanistan-Einsatz.

An der Bevölkerung ist weitgehend vorbeigegangen, dass die Bundeswehr entscheidende Veränderungen durchgemacht hat. Vor 1990 fand der Ernstfall ja nur im Sandkasten statt. Inzwischen gibt es eine völlig neue Qualität. Aber die Politik hat es möglichst vermieden, ehrlich darüber zu reden. Auch in den Wahlkreisen finden solche Debatten kaum statt. Wenn dort bei einer Parteiversammlung jemand fragt: Was machen eigentlich unsere Jungs im Kosovo und in Afghanistan?, dann heißt es nicht selten: Das ist eine komplizierte Sache. Am besten wir reden beim nächsten Mal drüber.

Sie fordern stets mehr Solidarität mit den Soldaten. Wie soll das funktionieren, wenn die große Mehrheit der Bevölkerung den Einsatz ablehnt?

Ich fordere keine Unterstützung für irgendwelche Mandate. Es geht mir nur darum, dass die Gesellschaft zumindest zur Kenntnis nimmt, was die Soldaten im Einsatz durchzustehen haben.

Meinen Sie das, wenn Sie eine bessere Integration der Soldaten in die deutsche Gesellschaft fordern?

In der gesamten kulturellen und wissenschaftlichen Elite unseres Landes finden Sie kaum jemanden, der sich ernsthaft mit der Bundeswehr befasst. Ich will nach dem Ausscheiden aus meinem Amt mit Hilfe eines runden Tischs eine breitere Debatte anstoßen. Mir geht es aber auch darum, ganz konkret mehr Zuwendung für die Soldaten zu organisieren.

Zuwendung organisieren?

Was hält denn zum Beispiel einen Gewerkschaftsfunktionär davon ab, bei der Kundgebung zum 1. Mai daran zu erinnern, dass sich zwischen 7.000 und 8.000 Soldatinnen und Soldaten aus Deutschland in Auslandseinsätzen befinden und dort ihr Leben riskieren? Was hält einen Arbeitgeberpräsidenten davon ab, zu Beginn seiner Jahrestagung der gefallenen Soldaten aus Deutschland zu gedenken?

In Deutschland gibt es große Vorbehalte gegen so eine Militarisierung des Alltagslebens …

Was hat das mit Militarisierung zu tun? Überhaupt nichts - ganz im Gegenteil! Die Soldaten sind nicht aus Jux und Dollerei im Einsatz. Es geht darum, mithilfe symbolischer Aktionen dafür zu sorgen, dass den Menschen hier klar wird, was es bedeutet, wenn der Bundestag einen solchen Einsatz beschließt.

Sie haben kein Verständnis dafür, dass vielen solche Symbolik widerstrebt?

Ich kenne natürlich die Argumentationen: Ist das nicht Heldenverehrung? Sind das Anknüpfungspunkte an die Hitler-Zeit? Ich will Ihnen sagen, ich bin an der Stelle vollkommen frei und unverdächtig. Ich bin mit 15 Jahren Sozialdemokrat geworden, um einen kleinen Beitrag dazu zu leisten, dass sich die dunkelste Epoche unserer Geschichte niemals wiederholen möge. Das ist auch heute noch mein Bestreben.

Sie haben ja auch kostenlose Zoobesuche für Soldaten vorgeschlagen …

Richtig. Ich denke auch an kostenlose Theaterbesuche, an Tickets für Sportveranstaltungen - da sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt.

Würden die meisten Sozialdemokraten Zootickets nicht lieber Hartz-IV-Familien spendieren als gut verdienenden Soldaten?

Sie finden in jeder Partei solche Vorurteile wie das von den gut verdienenden Soldaten. Die lassen sich auch leider nicht so schnell beseitigen.

Aber verglichen mit dem Rest des Arbeitsmarkts bietet die Bundeswehr doch eine ziemlich gute soziale Absicherung …

Sie vergleichen Äpfel mit Birnen. Die Mehrheit der Soldaten zählt zu den unteren Einkommensgruppen. Und ein Kämmerer in Ueckermünde wird genauso gut bezahlt wie jemand in vergleichbarer Stellung bei der Bundeswehr, er muss aber nicht um Gesundheit und Leben fürchten. Ich sage Ihnen, wir müssen endlich zu einer offeneren Debatte kommen.

Auch die Bundeswehr?

Das gilt auch für die Soldaten, insbesondere die militärische Führung. Ich wünsche mir einen weniger restriktiven Umgang mit der Öffentlichkeit. Kritischen Leuten darf von der Bundeswehr nicht ständig eine unsichtbare Wand vorgehalten werden.

Heißt das, Sie wollen der Bundeswehr intellektuelle Frischluft verschaffen?

Den Versuch ist es wert. Die Bundeswehr hat ja schon zaghafte Versuche in diese Richtung unternommen, aber sie macht nicht genug auf diesem Gebiet.

Wie wollen Sie diesen Austausch mit Künstlern und Intellektuellen organisieren?

Ich habe die Schirmherrschaft für die neue Initiative "Frontkultur" übernommen. Unter diesem provokanten Titel versuchen junge Künstler beispielsweise, Kultur in den Einsatz zu bringen.

Ein Auslandseinsatz für Nachwuchskünstler?

So kann man das sagen. Ende Mai wird in Masar-i-Scharif ein szenischer Liederabend von Karl Valentin aufgeführt. Die Künstler, fünf Sängerinnen und Schauspieler um die dreißig, hatten vorher nie irgendwelche Berührungspunkte mit der Bundeswehr.

Was soll die Frontkultur bringen, außer Ablenkung für die Truppe?

Ich erhoffe mir eine Ausstrahlung auf andere Künstler. Literaten könnten zum Beispiel eine Lesereise machen. Ich bin auch in Kontakt mit einem Fotografen, der Soldaten im Einsatz porträtieren möchte - aber unter einem bestimmten Blickwinkel. Wenn er daraus später eine Ausstellung in Berlin macht, würde das den Diskurs beleben.

Sie sind mit 55 Jahren zu jung, um sich aufs Ehrenamt zu verlegen. Wie viele Angebote von der Rüstungslobby haben Sie schon?

Sie werden lachen: Kein einziges.

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16 Kommentare

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  • H
    hanfbauer

    zur Ehre von Karl Valentin, der sich nicht mehr wehren kann, ein kurzes Zitat aus "Vater und Sohn über den Krieg":

    ...

    SOHN: Aber Vata, wenn das so ist, wie du mir das alles erklärst, gibt es ja niemals einen ewigen Frieden auf der Welt.

    VATER: Niemals - deshalb heißt es ja doch: Solange es Menschen gibt, gibt es Kriege.

    SOHN: Menschen? Nein, Vata - in dem Fall müßte es heißen: Solange es Arbeiter gibt, gibt es Kriege.

    VATER: Nein, es muß heißen, solange es solche Schwindler gibt, die die Arbeiter immer wieder anschwindeln, solange gibt es Kriege.

    SOHN: Dann ist ja der Schwindel schuld an den Kriegen.

    VATER: Ja, so ist es - und diesen Schwindel heißt man internationalen Kapitalismus.

    ...

  • F
    freidenker

    Kein Wunder können die nicht kämpfen, wenn die alle auf Peter Maffay stehen.

     

    Wer so blöd ist, sich als Soldat zu verdingen ist selbst schuld.

     

    Oh Entschuldigung natürlich gilt das auch für unsere Sodatinnen.

  • A
    asd

    zunächsteinmal ist es kein kriegi n afganistahn.. sondern eine durch militärische gewalt getragene besetzung, der sich gewisse gruppen wiedersetzen.

     

    " was es bedeutet, wenn der Bundestag einen solchen Einsatz beschließt."

     

    es bedeutet im klartext das wir als volk von einer obrigkeit regiert werden, die macht geht NICHT vom volk aus.

     

    "Ich fordere keine Unterstützung für irgendwelche Mandate. Es geht mir nur darum, dass die Gesellschaft zumindest zur Kenntnis nimmt, was die Soldaten im Einsatz durchzustehen haben."

     

    es zweifelt niemand an das die soldaten schwere verhältnisse durchstehen müssen. trotzdem ist der einsatz NICHT ZU RECHTFERTIGEN!

    das wir sie da hin schiken ist eine schande! und das sollte betohnt werden.

     

    "In der gesamten kulturellen und wissenschaftlichen Elite unseres Landes finden Sie kaum jemanden, der sich ernsthaft mit der Bundeswehr befasst."

     

    vielleicht auch weil niemand von diesen elitären kreisen.. und da zählen noch die wirtschaftlichen industriellen und allgemein gesellschaftlichen eliten dazu.. real etwas mit dem krieg zu tuhen hat.

    der durchschnittssoldat der an der "front" steht komt nuneinmal aus den unterschichten!

  • R
    Rekrut

    ha und da versucht der gute mann tatsaechlich zu behaupten, es ginge nicht um die militarisierung der gesellschaft. die bundeswehr als normaler job, dann als arme soldaten die ilfe benoetigen...

    brot und spiele damit die soldaten dann das elend des krieges vergessen koennen. so ein scheiss!

    und ja ich wuerde die freien tickets den hartz 4 familien geben und nicht den soldaten! und man mag mir jetzt alle moeglichen vorwuerfe machen, doch als ueberzeugter pazifist und kriegsdienstverweigerer, sehe ich es als jederman(n)s freie entscheidung, sich fuer so einen job zu entscheiden.

    warum wird die diskussion nicht ueber feuerwehrleute gefuert?

    aber darum gehts nicht, und damit muss ich zu meinem ersten punkt zurueck kommen. die bundeswehr ist inzwischen eine angriffsarmee und als solche braucht sie, sich verpflichtende langzeit soldaten. und wie bekommt man die? eben mit lukrativen angeboten und wenn dazu theater und kinoaffuerungen punkten koennen warum also nicht einbeziehen.

    recht gebe ich ihm aber in einem punkt, offenheit ist laengst ueberfaellig, offiziell duerfte die bundeswehr zb immer noch keine angriffskriege fuehren, nur interessiert das keinen mehr. da wird dann von aufbauarbeiten gefaselt und von hilfsoperationen, naja der buerger schluckts

  • JR
    Josef Riga

    Ach, Herr Robbe,

     

    robustester aller Eingesetzten. Wir sollen uns also an das Elend von Verstümmelten und seelisch verletzten Soldaten gewöhnen, den "bei den Amerikanern kommen auch 30 Prozent" als ... ja als was denn, bitteschön, zurück?

    Als tickende menschliche Zeitbomben, würde ich mal sagen, kommen sie in die Zivilgesellschaft, die sie angeblich am Hindukusch verteidigen, zurück. Der erste Bundewehr-amoklauf ist schon vorprogrammiert, aber das ist dann natürlich kein "Terrorismus", sondern ein bedauerlicher Ausraster, denn " auch im Zivilleben geht ja keiner gern zum Psychater". Richtig, Herr Robbe, weil man nämlich lieber gesund ist. Und gesund kann man nicht sein, wenn man dauernd eine Waffe auf seine Mitmenschen (z.B. Taliban) richtet. Oder sogar abdrücken muss. Ihre Politik macht krank. Und sie werden nicht gewinnen!

  • T
    tuchol

    valentin-abende in mazar-e-sharif, geht-s noch geschmackvoller? dem ort, wo durch afghanische warlords unter aufsicht der us-friedensfreunde nach jaime durans recherchen mindestens ca 1000 in lastwagen eingesperrte taliban brutal abgeknallt wurden?

    was würde karl valentin zu seinem sozusagen "robusten einsatz" in einem neokolonialaen krieg sagen?

    wie kulturgepflegt auch die sprache des interv iewenden taz-lers mit seiner frage nach "intellektueller frischluft" für die soldaten!

    zwei prächtige vertreter der deutschen leitkultur, gratuliere!

    nach lektüre dieses kriegs-unkritischen und kultur- mißbrauch fördernden interviews braucht man dringend frischluft. man kann sich immer besser vorstellen, warum das seinerzeit mit der goebbelschen "kulturarbeit" an der front so famos geklappt hat und ein grauen ergreift einen, daß wir schon wieder ein schlimmes stück auf dem wege zu ähnlichem zurückgelegt haben.

  • PA
    Peter A. Weber

    Frontkultur

     

    Frontkultur - welch ein Euphemisus - zumindest in Hinsicht auf den Begriff Kultur! Was hat ein sinnloser Krieg mit Kultur zu tun - er stellt das Gegenteil nämlich Barbarei dar.

     

    Wie will man junge Soldaten betreuen, ihr Gewissen beruhigen und ihnen einen Sinn in ihrer Tätigkeit verleihen? Ein sinnentfremdetes und mörderisches Tun kann nur mit chauvinistischen und nationalistischen Parolen vernebelt werdedn und indem man gleichzeitig einseitig machtpolitisch- oder kapitalorientierte Feindbilder in die Welt setzt. Ordensverleihungen und Heldenbilder werden wieder aus der Mottenkiste geholt. Wenn Herr Robbe ehrlich wäre, müßte er zugeben, daß er sich vor den Karren imperialistischer Interessen spannen läßt.

  • G
    gerhard

    "Wir brauchen mehr Frontkultur?"

     

    Der alte Fachausdruck dafür heißt aber "Truppenbetreuung" und gleich noch eine aus dem Gedächtnis zu schüttelnde Assoziation dazu - Der berühmte UFA Film Wunschkonzert mit Ilse Werner, Heinz Rühman usw.- Zeiten waren das!

     

    Ist es aber das, was den Wehrbeauftragten Heinz Robbe über Karl-Valentin-Abende in Masar-i-Scharif heute bewegt, wenn er sagt : "Mir geht es aber auch darum, ganz konkret mehr Zuwendung für die Soldaten zu organisieren."

     

    Um mit den Worten des Wehrbeauftragten fortzufahren, heißt es weiter:

    :"...bei Jahrestagungen der gefallenen Soldaten aus Deutschland zu gedenken"?

    ------ dass den Menschen hier klar wird, was es bedeutet, wenn der Bundestag einen solchen Einsatz beschließt !"

     

    Keine Angst, dem Volke ist die Sache klar - aber ob es allen Volksvertretern so klar ist, das wäre hier die eigentliche Frage!

  • M
    max

    danke für das interview. eines wird jedenfalls deutlich: herr robbe hält soldaten für unterstützenswerter als andere mitglieder der gesellschaft. und dann will er tatsächlich glauben, es führe nicht zu einer militarisierung der gesellschaft, wenn "unsere jungs" sonderrollen innerhalb eben dieser gesellschaft bekommen, weil sie "an der front den kopf hinhalten"? ich bin auch für eine gute versorgung traumatisierter bundeswehrangehöriger nach ihren einsätzen, aber nicht für eine päppelung, als wäre soldaten per se eine bevorzugenswerte spezies bürger. das ist schon fast blindheit, wenn man so etwas fordert und nicht glauben will, dass das für eine gesellschaft und ihre wahrnehmung des militärs folgen hat.

     

    und noch etwas: niemand wird gezwungen (zeit-)soldat zu sein.

  • FP
    Fritz Paulsen

    Die Bundeswehr ist nicht in der Lage, auch Wehrdienstbeschädigte adäquat zu betreuen und zu versorgen. Ich selbst war 12 Jahre bei dieser staatlichen Institution als Bürger in Uniform. Die Wehrdienstbeschädigung wurde erst auf dem Klagewege anerkannt (1983) und noch heute habe ich gesundheitsliche Probleme. Keine Unfallversicherung und priv. Krankenkasse nahm mich nach der Bundeswehrzeit ohne horrende Zuschläge auf. Ansprechpartner bei der Bundeswehr gibt es keine, Fürsorge gleich Null.

  • R
    rauhfuß

    Es gibt eine ganz einfache Methode, die Zahl traumatisierter Soldaten zu verringern: Raus aus Afghanistan!

    Gibt es eigentlich auch Therapieprogramme für traumatisierte afghanische Kinder?

  • KK
    Kai Kloss

    Künstler für den Krieg!

    Neben kostenlosen Zoobesuchen, denke Herr Robbe auch an kostenlose Theaterbesuche für Soldaten. Damit aber „Frontkultur“ nicht nur eine „Ausstrahlung auf andere Künstler“ hat und für die Truppe bloße Ablenkung bleibt, sollten Soldat/innen insbesondere Vorstellungsbesuche von Stücken angeboten werden, in denen Figuren auftauchen, mit denen Sie sich auch identifizieren können: arbeitende, wartende, tötende, lustige, schlafende, wegsehende, liebe und böse Soldaten. Komischerweise ist die Liste der in Frage kommenden Stücke nicht zu überblicken. Herr Robbe rennt offene Türen ein, denn „Krieg“ scheint ein Lieblingsthema der Künstler zu sein. Das ist eine kluge, weil Erfolg versprechende Wahl, da es Jede/n vom potentiellen Mörder bis zur Kollateralgeschädigten interessiert, also Alle.

    Damit die „intellektuelle Frischluft“ nun nicht an der Truppe vorbeiziehe, die Soldat/innen dem Theater nicht atemlos gegenübersitzen bleiben, sondern das Dargebotene in tiefen Zügen genießen können, sollte zudem geschultes, kulturvermittelndes Personal dabei behilflich sein. Kurz: Theaterpädagogen an die Front!

    In spielpraktischen Übungen lernen die Uniformierten z.B. was es heißt, sich bühnenwirksam zu bewegen, körperliche Präsenz auch als Solist zu zeigen, Sprech- und Körperhaltungen spielerisch zu modifizieren und trainieren sich in Selbstreflexion. Solche Erfahrungen schärfen nicht nur die eigene Wahrnehmung und erhöhen die Empathie und Rezeptionsfähigkeit, auch im Alltag finden körperliche Flexibilität und Sinn für ästhetische Formen Anwendung. Wie schnöde ist der Anblick von durchs Gelände robbenden Camouflage-Figuren gegenüber fantasiebegabten Soldatenpaaren, die sich federleicht tanzend über ein Minenfeld bewegen. Auch an die mitgebrachten Fähigkeiten der Damen und Herren lässt sich anknüpfen, denn eine tolle Truppe ist prädestiniert für chorisches Theater an theaterfremden Orten.

  • T
    Torben

    Wir brauchen keine Front, sondern den Aufbruch in eine gerechtere Welt. Dann gibt es auch keinen Bedarf für Soldatenbespaßung oder Traumabehandlung.

     

    Soldaten sind Mörder und werden ermordet, kein guter Beruf und auch keineswegs ehrenvoll.

  • N
    NixDa

    Die Show: wie organisiere ich die "Volksgemeinschaft" läuft. Lili Marlen lebt!

    Mich widert das sowas von an.

  • E
    end.the.occupation

    Ein total irrer Artikel.

     

    Ein Kriegsdienstverweigerer, der nicht auf Weisse - seine Brüder und Schwestern im Osten - aber gern auf Gelbe, Braune und Schwarze schiessen lassen will - und der sich dazu um die Folgen sorgt, die das für die Weissen haben könnte.

     

    Unmöglich die Menge zu fressen, die man kotzen müsste.

  • K
    Kurt

    Keine schleichende Militarisierung? Von wegen!

     

    Da halten Kanzlerin und Verteidigungsminister Reden bei Trauerfeiern, gibt es große Gelöbnisse vorm Reichstag, sollen Soldaten bevorzugt werden und zu allen Anlässen präsent sein. Aber das ist ja keine Militarisierung, das ist eine Anerkennung der Leistungen und des Risikos. Dem sich die Soldaten freiwillig(!) aussetzen. Niemand ist gezwungen, zum Bund zu gehen, jeder, der sich verpflichtet und ins Ausland geht, weiß um die Risiken. Dann darf man sich aber nachher nicht beschweren und ein Brimborium geben, wenn es Tote gibt. Das sind keine tragischen Ereignisse, das ist die Logik des Kriegs!

     

    Wie wäre es denn stattdessen, die Bundeswehr aufzulösen bzw. die dafür geeigneten Truppenteile in eine zivile Aufbautruppe zu überführen? Alles Gefasel von "Frieden und Sicherheit schaffen" wird doch ad absurdum geführt, wenn die Bundeswehr mit Panzern und Maschinengewehren anrollt. Wie soll eine Einrichtung, deren einziger Zweck das führen von Kriegen ist, für Frieden sorgen? Aufwachen, Deutschland!