: Rebellenführer in Papua beigesetzt
INDONESIEN Tod eines Führers der Unabhängigkeitsbewegung in Papua führt zu antiindonesischen Protesten
BERLIN taz | 500 Menschen haben den vor einer Woche getöteten Rebellenführer Kelly Kwalik am Dienstag in der Stadt Timika in Indonesiens östlichster Provinz Papua beerdigt. Der Sarg des Guerillaführers, der seit 35 Jahren für die Unabhängigkeit der westlichen Hälfte der Insel Papua von Indonesien kämpft, war in die Morgensternfahne genannte Flagge der „Bewegung freies Papua“ (OPM) gehüllt. Das Hissen dieser in Indonesien verbotenen Fahne wird normalerweise mit langjährigen Haftstrafen geahndet.
Der rund 60-jährige Kwalik vom Stamm der Amungme war am vergangenen Mittwoch bei einer Razzia angeschossen worden und kurz darauf gestorben. Indonesiens Behörden werfen ihm mehrere Anschläge auf Mitarbeiter der Grasberg-Mine vor. Die im Hinterland von Timika gelegene Tagebaumine gilt als größte Gold- und drittgrößte Kupfermine der Welt. Sie wird vom US-Konzern Freeport McMoRan ausgebeutet. Während die Profite nach Jakarta und in die USA fließen, bleibt den Papuas die Umweltzerstörung.
In den vergangenen Monaten war es bei der Mine wieder zu tödlichen Überfällen gekommen. Kwalik wurde schon 2002 beschuldigt, dort zwei Amerikaner getötet zu haben. Er hat die Überfälle stets bestritten. In Papua wird vermutet, dass Militärs hinter den Anschlägen stecken, da sie sich die Bewachung der Mine bezahlen lassen.
Am Montag nahmen 800 Menschen an einem vom Bischof von Timika abgehaltenen Trauergottesdienst für Kwalik teil. In den Tagen seit seinem Tod kam es wiederholt zu antiindonesischen Protesten. Die rohstoffreiche Inselhälfte, einst niederländische Kolonie, war 1969 in einem von Jakarta manipulierten Referendum Indonesien zugeschlagen worden. Viele Papuas, die melanesischen Ursprungs sind, fühlen sich seitdem von Jakarta kolonisiert. SVEN HANSEN
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen