unterm strich:
Achtung Kunsthistoriker, Achtung Kunsthistoriker: Aufgepasst, die Geschichte muss umgeschrieben werden! Ein bisher unbekanntes Gemälde von George Grosz (1893–1959) ist aus einer privaten Kunstsammlung aufgetaucht. Das 1915 entstandene Bild mit dem Titel „Cafészene. Ober, zwei kleine Pils“ sei eines der frühesten Ölgemälde des sozialkritischen Künstlers. Dies teilte am Montag in Düsseldorf das Auktionshaus Christie’s mit, das die auf bis zu rund 900.000 Euro geschätzte karikaturhafte Berliner Cafészene am 6. Februar 2006 in London versteigert. „Das Bild ist für Grosz-Forscher wie auch für uns Kunstmarktexperten einfach aus dem Nichts aufgetaucht“, sagte eine Christie’s-Sprecherin. Im Entstehungsjahr des rund 46 mal 56 Zentimeter großen Frühwerks, das über 50 Jahre lang in der nicht näher genannten europäischen Privatsammlung aufbewahrt worden ist, war Grosz gerade aus dem Militärdienst entlassen worden. Seine Kritik am Wohlleben des Bürgertums während der ersten Kriegsmonate geißelt der entschiedene Antimilitarist in der „Cafészene“, in der sich wohlgenährte Anzugträger mit zweifelhaften Damen amüsieren. Von der Hand des 1933 in die USA geflohenen Künstlers sei dies „das erste Gemälde, das jene schonungslose Sozialkritik offenbart, für die er später berühmt wurde“, erklärt das Auktionshaus.
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