Studie zur Entwicklungspolitik: Der Süden leidet unter Finanzkrise

Laut einer Studie des Südwind-Instituts sind Entwicklungsländer stark von der Weltwirtschaftskrise betroffen. Der Einbruch der Nachfrage auf den Weltmärkten sei einer der Hauptgründe.

Vom Weltall zwar nicht erkennbar. Aber es gibt kaum einen Flecken Erde, der nicht irgendwie von der Rezession erfasst worden ist. Bild: Dagmar Fischer/photocase.com

BERLIN taz | Im März 2009 kam die Weltwirtschaftskrise auch in den Dörfern in Nordwesten Ghanas an. Hier sammeln die Frauen die Nüsse des Sheabaums, verarbeiten sie und verkaufen sie über Zwischenhändler ins Ausland. Dort werden die Nüsse zum Beispiel von Body Shop zu Kosmetik verarbeitet. Doch vor gut einem Jahr brach die Handelskette zusammen, weil die klammen Banken dem indischen Unternehmen, das die Nüsse hatte kaufen wollen, im Zuge der Finanzkrise keinen Kredit mehr geben wollten.

Doch die Kreditklemme ist nur einer der Ansteckungswege, auf dem die auf den Finanzmärkten der reichen Länder entstandene Krise die Wirtschaft in den Ländern des Südens erreichte. In einer aktuellen Studie des auf Entwicklungspolitik spezialisierten Südwind-Instituts, die am Montag vorgestellt wurde, nennt Autorin Antje Schneeweiß neben der Kreditklemme, die auch die Zinsen für staatliche Schulden zeitweise um bis zu 15 Prozentpunkte erhöhte, den Rückgang der Direktinvestitionen aus dem Ausland.

Diese brachen im ersten Quartal 2009 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum nach Schätzungen um durchschnittlich 40 Prozent ein. Auch Rücküberweisungen von in reicheren Ländern arbeitenden Migranten in ihre Heimatländer, die 2008 weltweit noch bei ca. 338 Milliarden US-Dollar lagen, seien um gut 6 Prozent gesunken. Am stärksten aber seien die Länder des Südens durch den Einbruch der Nachfrage auf den Weltmärkten betroffen gewesen.

Dies gelte vor allem für die Rohstofflieferanten unter den Entwicklungsländern, die unter sinkenden Preisen zu leiden haben – mit entsprechenden Folgen für die Staatshaushalte. So kürzte die Demokratische Republik Kongo Anfang 2009 ihren Haushalt um 25 Prozent. Hinzu kommt dann noch als vierter Faktor die zu erwartende Senkung der Entwicklungshilfe aus den Industrieländern, die ebenfalls unter Sparzwang stehen.

Als Konsequenz aus dieser Situation fordern Schneeweiß und ihre Mitautoren, alle Regulierungsfragen auch unter Beteiligung der Länder des Südens zu beantworten. So sollte eine globale Finanztransaktionssteuer zum großen Teil den Entwicklungsländern zugute kommen und neue Finanzprodukte sollten nur dann zugelassen werden, wenn sie nachweislich einen sozialen Nutzen mit sich bringen.

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