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Debatte PrimarschuleHamburg bleibt sitzen

Kommentar von B. Edelstein und M. Helbig

Direkte Demokratie heißt im Fall des Schulstreits in der Hansestadt: Die Privilegierten bestimmen, wer auch künftig ausgeschlossen sein soll. Das ist der falsche Weg.

Länger gemeinsam zu lernen kann helfen, die sozialen Ungleichheiten zu nivellieren. Bild: dpa

E ine feine Sache, so ein Volksentscheid. Wirkliche, gelebte Demokratie - eben weil sie direkt wirkt, sagen viele. Was das aber in Wirklichkeit bedeuten kann, zeigte sich am Sonntag in Hamburg. Dessen Bürger sollten darüber entscheiden, ob die Kinder der Stadt in Zukunft vier oder sechs Jahre gemeinsam lernen. Was herauskam: Das Bildungsbürgertum vereinbarte mit sich selbst, dass jene, die nicht dazu gehörten, weiterhin eine Möglichkeit verwehrt bleibt, ihren Bildungsrückstand etwas aufzuholen und ihre Startchance ein wenig zu verbessern.

Hamburg hat in Sachen sinnvoller Schulreform in Deutschland seit langem die Nase vorn. Manche schulpolitische Neuerung nahm in Hamburg ihren Ausgang: ein starker Ausbau der Gesamtschulen, die Zusammenführung von Haupt- und Realschulen zu integrierten Haupt- und Realschulen, die Integration behinderter Schüler in Regelklassen und die Etablierung eines empirisch fundierten Schulmonitoring schon 1995.

Auch aktuell nimmt Hamburg eine Vorreiterrolle ein bei den Bemühungen, ein gerechteres Schulsystem zu etablieren. So wurde eine deutliche Reduzierung von Klassenwiederholungen ("Sitzenbleiben") und Abschulungen anvisiert, ein Zwei-Säulen-Modell zum Abitur beschlossen, bei dem es nur noch das Gymnasium und die Stadtteilschule geben soll. Zudem sollte auf Initiative des schwarz-grünen Senats das Elternwahlrecht abgeschafft und die Grundschule um zwei Jahre verlängert werden (Primarschule).

Der Schulstreit

Die Schulreformgegner haben sich am Sonntag im Volksentscheid gegen die Einführung sechsjähriger Primarschulen klar durchgesetzt. Eine große Mehrheit der Bürger folgte dem Vorschlag der Reformgegner um die Initiative "Wir wollen lernen", die die vierjährigen Grundschulen beibehalten wollen. Hierfür stimmten 276.304 Bürger, nur 218.065 sprachen sich für die von allen Parlamentsparteien beschlossenen sechsjährigen Primarschulen aus. Das Statistikamt Nord bietet eine detaillierte Infografik zum Referendum an.

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Die Autoren:

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Marcel Helbig, 29, Soziologe, ist wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Projektgruppe "Education and Transitions into the Labour Market" am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung. Er forscht zum Wandel geschlechtstypischen Bildungserfolgs in Deutschland und zum Einfluss des Bildungsföderalismus auf soziale Ungleichheiten.

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Benjamin Edelstein, 27, Politikwissenschaftler, ist wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Projektgruppe "Education and Transitions into the Labour Market" am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung. Er schrieb seine Diplomarbeit zur Hamburger Schulreform an der Freien Universität Berlin.

Die heutige Aufteilung der Schüler auf unterschiedliche Schulformen nach einer nur vierjährigen gemeinsamen Grundschulzeit ist im internationalen Vergleich nahezu einzigartig. Nicht nur die Vereinten Nationen kritisieren den deutschen Sonderweg als sozial selektiv. Mit der Verlängerung der gemeinsamen Grundschulzeit in der neuen Primarschule wollte der schwarz-grüne Senat den Weg in Richtung eines gerechteren Schulsystems beschreiten.

Wir wissen aus der Forschung, dass Kinder nach der Grundschule sozial selektiv auf die weiterführenden Schulen überwiesen werden. Auch bei gleicher Leistung sind Kinder aus höheren Schichten viereinhalb Mal häufiger auf dem Gymnasium vertreten als Kinder aus bildungsfernen Schichten. Eltern aus höheren Schichten wissen um die Sortierfunktion des Schulsystems. Sie wissen, dass das Abitur ein entscheidender Schlüssel für die optimale Nutzung von Lebenschancen ist.

Mit einer um zwei Jahre verlängerten Grundschulzeit kann man die soziale Abhängigkeit des Gymnasialbesuchs nicht ganz aufheben. Aber ein Stück weit kann die verlängerte gemeinsame Lernzeit helfen, soziale Ungleichheiten zu nivellieren. So zeigte sich beim letzen Bundesländervergleich des Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB), dass die soziale Abhängigkeit des Gymnasialbesuchs in Brandenburg und Berlin am geringsten ist. Dies sind die beiden Bundesländer, die eine sechsjährige Grundschule haben.

Die Verlängerung der Grundschulzeit sollte also vor allem Kindern aus bildungsfernen Schichten helfen, das Schulsystem erfolgreich zu durchlaufen und dadurch ihre Chancen auf sozialen Aufstieg zu verbessern. Für bildungsnahe Eltern bedeutet die Verlängerung der Grundschulzeit indessen, dass ihre Kinder zwei Jahre länger mit den Schmuddelkindern in eine Klasse gehen müssen - und das wollen sie um keinen Preis.

Seit Gründung der Bundesrepublik wurde immer wieder um das "richtige" Schulsystem gestritten, aber selten mit so harten Bandagen. Und das, obgleich sich alle in der Hamburger Bürgerschaft vertretenen Parteien hinter die Primarschulpläne des Senats gestellt haben. Dieser parteiübergreifende Konsens ist in Deutschland bislang einzigartig: Einen kurzen Augenblick lang sah es tatsächlich so aus, als sei der alte ideologische Graben in der Frage des längeren gemeinsamen Lernens zumindest in Hamburg überwunden.

Doch der von Schwarz-Grün geplanten Primarschulreform stellte sich umgehend die neu gegründete Volksinitiative "Wir wollen lernen" entgegen. Durch ihr offensives Auftreten konnte sie den Senat dazu zu bewegen, das im neuen Schulgesetz abgeschaffte Elternwahlrecht wiederherzustellen. Denn in der Abschaffung des Elternwahlrechts vermutete der Senat die wesentliche Ursache für die überraschend große Zustimmung zur Beantragung des Volksentscheids über die Primarschulreform. Der Senat versuchte noch, den Konflikt mit der Volksinitiative zu entschärfen und einen für beide Seiten akzeptablen Kompromiss zu finden. Dies scheiterte nach fünf erfolglosen Verhandlungsrunden, so dass am Ende nur noch der Volksentscheid blieb. Durch den Volksentscheid wurde nun ein wichtiger Teil des Schwarz-Grünen Schulreformprojekts gekippt -- die Primarschule.

Wer aber hat darüber entschieden, dass es bei einer frühen Trennung der Schüler bleibt? Eine Gruppe kann man bei dieser Frage schon einmal ausschließen: Personen ohne deutsche Staatsbürgerschaft durften beim Hamburger Volksentscheid nicht abstimmen. Allerdings besitzen circa 15 Prozent aller Schüler auf Hamburgs Schulen nicht die deutsche Staatsbürgerschaft. Es wurde also eine ganze Bevölkerungsgruppe, deren Kinder direkt von der Reform betroffen wären, von der Teilnahme an der Entscheidung ausgeschlossen.Gerade diese Kinder hätten von der Verlängerung der Grundschulzeit wohl am meisten profitiert.

Zudem unterschied sich die Wahlbeteiligung der Wahlberechtigten in den 100 Hamburger Stadtteilen sehr stark. In Billbrook nahmen nur 10 Prozent der Stimmberechtigten ihr Wahlrecht wahr. Dieser Stadtteil hat den höchsten Anteil von Hartz IV-Beziehern. In Nienstedten gaben hingegen 55 Prozent ihre Stimme ab; Nienstedten ist der Stadtteil mit dem höchsten durchschnittlichen Einkommen. Dieses Bild zeigt sich für die gesamte Stadt. In den Stadtteilen mit einer hohen Arbeitslosenquote bzw. mit einem hohen Anteil von Hartz-IV-Empfängern, wie Veddel, Wilhelmsburg und Harburg, war die Wahlbeteiligung extrem niedrig. In den gutbürgerlichen Stadtteilen mit einem sehr hohen durchschnittlichen Einkommen, wie Blankenese, Othmarschen und Wellingsbüttel, war die Wahlbeteiligung dagegen am höchsten. Weiter fällt auf, dass in den Stadteilen mit einem hohen Anteil von über 65-jährigen die Wahlbeteiligung ebenfalls besonders hoch lag. Überraschenderweise lässt sich kein Zusammenhang zwischen dem Anteil der Kinder in einem Stadtteil und der Wahlbeteiligung feststellen. Direkt Betroffene nahmen also ihr Wahlrecht keineswegs überdurchschnittlich häufig wahr.

Wer entschied nun also über das Schicksal der Primarschule? Nicht diejenigen, deren Kinder wohl am meisten von der Reform profitiert hätten – denn die blieben der Abstimmung zu großen Teilen fern. Offenbar ist es den Befürwortern der Primarschule nicht gelungen, diese Gruppe zu erreichen. Die Entscheidung über die Ablehnung der Primarschule wurde also im Wesentlichen durch sozial Bessergestellte beschlossen.

Der Hamburger Volksentscheid zeigt einen neuen Aspekt von Bildungsungleichheit auf. Bekannt ist, dass Kinder aus bildungsfernen Schichten in ihrer Schullaufbahn kaum auf Unterstützung durch ihre Eltern zurückgreifen können. Hinzu kommt nun aber, dass ihre Eltern nicht einmal für ein gerechteres Schulsystem mit ihrer Stimme eintreten, wenn sie dazu die Gelegenheit haben.

Es ist die Stärke der repräsentativen Demokratie, dass die Interessen von Minderheiten und sozial Schwachen geschützt werden. Wie wir unser Schulsystem gestalten, ist Frage des Gemeinwohls. Lassen wir über das Schulsystem in einem Volksentscheid abstimmen, ist dieses Gemeinwohl faktisch jenen ausgeliefert, die ihre Interessen zu schützen in der Lage sind. Hamburg hat gezeigt, dass bei einem Volksentscheid die Interessen der weniger Privilegierten übergangen werden. Auch wenn bildungsferne Schichten sich nicht darüber im Klaren sind, was das Beste für ihre Kinder ist, muss es Aufgabe der Politik sein, sich gerade um diese Kinder zu kümmern und eine offenkundig ungerechte Situation endlich zu ändern.

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65 Kommentare

 / 
  • DK
    Denis Kohl

    wie die Folgen einer 6 Jährigen Grundschule aussehen kann ich jeden Tag in Berlin sehen.

    Aus unseren Schulen Kilpschulen zu machen darf nicht der Weg sein.

    Ach ja ich komme selbst aus einer ehrer Bildungsfernen Familie und mir wurde von anfang an gesagt das ich mit meiner legastenie so wie so nie eine Chance haben werde. Aber grade die selektion nach der 4 Klasse und die damit verbundene frühe Heruasforderung waren die Punkte die dazu geführt haben das ich studieren konnte.

    Und heute eine gut Job habe.

    Eine 6 Jährige Grundschule betorniert doch die unterschiede nur noch.

    Ach ja das Berliner Schulsystem sollte nun wirklich nicht das Vorbild sein. Oder ist es so begrüssens wert das Kinder aus "gutem Haus" 6 Jahre lang unter den Schlägern aus dem Kiez leiden und für den Rest ihres Lebens gebrochene Menschen sind.

    Oder das die Lerpläne vom ersten Tag nicht erfüllbar sind da die Kinder noch nicht einmal Deutschsprechen.

    Das ist die Wahrheit hinter den schönen Zahlen aus Berlin und Brandenburg.

    Gleichmacherei auf der tiefsten Ebene.

     

    Schönen Tag auch ...

  • HM
    Harald Möller

    Mich stört diese Unterteilung in bildungsferne und bildungsnahe Eltern.

    Auch "bildungsferne" Eltern können zum Lernerfolg ihrer Kinder beitragen.

    Sie können zwar in der Regel weniger gut die Hausaufgaben kontrollieren oder mit ihren Kinder lernen, sie können aber zum Beispiel dafür sorgen, dass die Kinder regelmäßig pünktlich zur Schule kommen und ihre Hausaufgaben und ihr Lehrmaterial dabei haben.

    Allein die Tatsache, dass Eltern und Lehrer gemeinsam davon überzeugt sind, dass Bildung gut für die Kinder ist steigert die Bereitschaft der Kinder sich regelmäßig und diszipliniert am Unterricht zu beteiligen.

    Wenn es Eltern völlig egal ist, ob und wie die Kinder am Unterricht teilnehmen, ihnen sogar vermitteln, dass Bildung nicht notwendig ist, sind die Lehrer oftmals dem Verhalten der Schüler hilflos ausgeliefert.

  • M
    Marti

    Für jeden, der sich mal mit der Wirklichkeit von Schule und Migration in Deutschland auseinandersetzen will: einfach den ARD-Film "Kampf im Klassenzimmer " von Güner Balci und Nicola Graef ansehen. Gibts mehrfach auf Youtube und in der ARD-Mediathek.

     

    Achtung: Es kann ein Realitätsschock eintreten!

  • L
    Lehrer

    Hamburg hat sich für ein leistungsorientiertes Bildungssystem entschieden - und das ist gut so! Das deutsche Gymnasium genießt einen hervorragenden Ruf. Niemandem aber ist damit geholfen, dass die immer-jaulenden Ideologen nun wieder in einen Klassenkampf verfallen, den Marx und Engels kaum emotionaler beginnen hätten können. Werden hier nicht Chancengleichheit und Gleichmacherei miteinander verwechselt? Die 68-er sind vorbei!

  • C
    Clara

    Vielleicht waren sogenannte bildungsferne Menschen einfach nicht überzeugt von der Vorlage des Senats? Vielleicht hat man die vollmundigen Versprechen einfach nicht geglaubt. Offenbar traut die TAZ Menschen in Billstedt nicht zu, sich eine eigene Meinung zu bilden. Eine aus meiner Sicht ebenso arrogante, wie demokratisch problematische Haltung.

  • B
    Bla

    "Sie haben sich im demokratischen Sinne durch die Enthaltung gegen die Zusammenlegung entschieden."

     

    Gott, was für ein Schwachsinn.

  • O
    olli

    aha, so einfach ist das also. die nicht previligierten

    eltern schauen also lieber rtl2 als sich um die zukunft

    ihrer kinder zu kümmern. mag sein - ist aber auch so gewollt. zuhause bleiben, fernsehen gucken, konsumieren und klappe halten. das entwickeln von eigenen lebensvorstellungen und engagement ist doch überhaupt nicht gefragt.

     

    und was bedeutet schon lernen? ob nun ein kind den vorgefergtigten quatsch nun schneller auswendig lernt als das andere ist doch egal.

    den blankenese kids würde es ganz gut tun mit kindern aus anderen milieus zusammen zu lernen. schon mal was von sozialer kompetenz gehört?

     

    nicht die intelligenten kommen im leben meist voran sondern die diziplinierten.

  • J
    Johnny

    Ich finde es schwach all diejenigen die nicht zur Wahl gegangen sind, über einen Kamm zu scheren, in dem man sie auf solche unsinnigen Tatsachen (RTL...)reduziert. Zum einen ist es nicht richtig, dass ALLE die Wahl hatten, da sollten sie den Artikel vielleicht nochmal genauer lesen und sich auch nochmal genauer mit dem Thema auseinandersetzen und zum anderen muss man die Beziehungen zur "Wahl" innerhalb der verschiedenen gesellschaftlichen Schichten differenzierter betrachten. Es gibt diejenigen, die (zu denen sie höchstwahrscheinlich auch gehören) am oberen Ende sitzen, denen Politik und demokratische Mitwirkung von Anfang an mit auf den Weg gegeben wurden, und diejenigen, die diese Werte nicht kennen und nun wieder genauso weg vom "Kennenlernen" entfernt sind wie zuvor.

    Natürlich fragt man sich weshalb die „Elite“ nun Schuld trägen soll, dass den sozial Schwachen die 4-Jahres-Grundschule nun aufgezwungen wird, da diese theoretisch ja auch hätten wählen gehen können. Doch muss klargestellt werden, dass diese sich oft der Brisanz und Bedeutung solcher Wahlen nicht bewusst sind. Sie artikulieren ihre Meinung eben nicht.

    Selbst schuld? Nein! Die Gründe dafür liegen in der Sache über die sie hätten entscheiden sollen. Wo hätten ihnen denn diese Werte mitgegeben werden sollen, als diejenigen die immer am unteren Rand vor sich hinvegetierten, desillusioniert und überfordert durch die Gesellschaft.

    Deshalb gibt es die Politik, die eben nicht nur eine Interessensgruppe vertritt, sondern verschiedene Nenner versucht zusammenzubringen, versucht im Sinne des Allgemeinwohls zu handeln.

    Das Ergebnis des Volksentscheids dagegen zeugt von aristokratischen Zügen, wobei man sich hier fragen sollte, ob das wirklich im Sinne des Sozialstaates ist. Sind 20% wirklich repräsentativ, ist es legitim, dass diese entscheiden können, auch über diejenigen mit denen sie nichts zu tun haben wollen?

    Schuld ist letztendlich eben doch die Oberschicht, die egoistisch handelnd versucht ihre eigenen Privilegien zu sichern, ohne utilitaristisch an das Allgemeinwohl zu denken.

    Stellt man sich die Frage, wie die Gesetzgebung ablaufen würde, wenn jedes Gesetz einen Volksentscheid durchlaufen würde, kommt man schnell zu der Annahme, dass die Oberschicht diese größtenteils festlegen würde. Durch ihren höheren Bildungsstand, ihre besser ausgeprägten Softskills, wie Präsentation, Überzeugung und Manipulation haben die sozial unterprivilegierten keine Chance sich zu wehren, keine Chance ihre Interessen zu vertreten. In der Erkenntnis dessen, ob nun unbewusst oder bewusst, haben sie von vorneherein keine Motivation gegen die Oberschicht anzukämpfen. Der Kampf der Entscheidungen wäre ein Krieg mit Feuerwaffen gegen Wurfmesser, Goliath gegen Dawid, nur das Goliath gewinnen würde.

    Tun sie mir einen Gefallen, denken sie nicht nur an ihre eigenen Kinder sondern auch an all die anderen tausenden von Menschen, die auch das Recht auf die Chance haben an unserer Gesellschaft aktiv teilzunehmen.

  • S
    spökenkieker

    @ karin bryant

    Kann nicht sein, man hatte über einen Monat Zeit, die beiden Argumentationen durchzulesen und dann ein oder zwei Kreuzchen zu machen, den Kram in den Briefumschlag zu tun und einzustecken! Da genügen die Werbepausen vollkommen!

     

    Neueste Idee eines Ex-Bürgermeisters: Man muss die Hürden für den Volksentscheid höher legen!

    Der werte Herr Ex-Bürgermeister möge sich bitte einanderes Volk wählen, mit dem derzeiigen kommt er offenbar nicht klar!

  • JS
    Jana Sommer

    Bei FOX NEWS würde man jetzt fragen "How long are you going to fuck that chicken?"

     

    Die Fronten stehen sich weiterhin genauso verbittert gegenüber wie vorher, siehe die Kommentare hier.

     

    Das Ergebnis heißt: Gymmi bleibt, Real- und Restschule gehen in sog. "Stadtteilschulen" auf.

     

    Wer sich in letzter Zeit als junger Mensch mal beworben hat durfte erfahren das mittlerweile selbst bei den Burgerflippern ABITUR gefordert wird.

     

    Das sog. Bildungssystem hat fertig, so wie der Rest der BRD in gesellschaftlicher wie in wirtschaftlicher Hinsicht. Da helfen keine Jubelartikel in der Druckpresse und kein penetrantes Aufschwunggewäsch. Und auch kein beharren auf unhaltbar gewordenen Positionen.

     

    Guten Rutsch in die "Greatest Depression"!

  • A
    Alex

    Langsam nimmt die Diskussion wirklich lächerliche Züge an. Offenbar haben große Teile der "aufgeklärten Linken" keinen blassen Schimmer, wie die rechtlichen und demokratietheoretischen Grundlagen einer Volksabstimmung aussehen.

     

    1. "Nichtrepräsentatives Ergebnis" Es geht hier nicht um Repräsentativität! Es zählt nur das Ergebnis und das wird dem "Verfassungsorgan" Volk zugerechnet - denen die für WWL gestimmt haben, denen die dagegen waren und denen die sich enthalten haben. Rechtlich gesehen können z.B. auch die Parlamente Gesetze beschließen, wenn nur wenige Abgeordnete anwesend sind. Es reicht hier wie dort die Mehrheit der abgegebenen Stimmen.

    Für das Volk kommt nur noch das Quorum dazu. Die Quoren wurden übrigens eingeführt, um die SED und die KPD daran zu hindern allein mit ihren Anhängern per Volksentscheid Politik zu machen. Es ist also eher ein Skandal, dass WWL mehr brauchte als bloß die einfache Mehrheit der Abstimmenden wie in der Schweiz oder anderen echt demokratischen Staaten.

     

    2. "Unterschicht wird majorisiert" Ich habe meine Unterlagen Anfang Juni bekommen und am nächsten Tag losgeschickt. Mit dabei war ein Heftchen, dass beide Vorschläge vorstellte. Wer also behauptet, die "Unterschicht" habe nicht wissen können wie und warum sie sich artikulieren soll, hat entweder keine Ahnung wie die Sache abgelaufen ist oder betreibt hier antidemokratische Propaganda. Oder ist es für die "Unterschicht" zuviel verlangt,einen Brief innerhalb von 6 Wochen einzuwerfen?!

     

    3. "Ausländer durften nicht abstimmen" Das ist demokratie-theoretisch irrelevant. Denn nur das Staatsvolk, d.h. alle die mit dem Staat verbunden sind, hat wegen seiner Gebundenheit ans den Staat das Recht über diesen zu bestimmen. Wenn sich Ausländer an Deutschland nicht binden ist es deshalb gerechtfertigt, dass sie nicht über die Struktur dieses Landes bestimmen. Abgesehen davon ist nach geltendem Recht eine Beteiligung von Ausländern aufgrund Landesrechts als Verstoß gegen das Grundgesetz verfassungswidrig.

    D.h. "Volk" ist nicht gleich "Bewohner" von Hamburg.

     

    4. Wenn euch das Ergebnis nicht passt: dann bringt die Sache in 2 Jahren (wg. der Sperrfrist) erneut vor das Volk! Dann könnt ihr vielleicht auf Erfolge der Stadtteilschulen verweisen.

  • F
    FrustLos

    Ui, Ui. liebe Möchtegern-Demokraten. Mit der Demokratie, geschweige mit der direkten durch Abstimmungen ist das so ne Sache: Wenn einem das Ergebnis nicht paßt, ist die ganze Demokratie nix. Wenn man selbst seine Schäfchen ins trockene bringt, paßts. Welch Heuchelei. Nun erkennt das Ergebnis an, jammert nicht für die, die nicht zur Wahl gingen, oder nicht wahlberechtigt waren. Die einen haben offenbar kein interesse oder stehen der Reform ebenfalls skeptisch gegenüber. Schon daran gedacht? Die anderen dürfen nicht wählen, da sie keine deutsche Staatsbürgerschaft haben. Selbst schuld. Die Staatsbürgerschaft kann man bei Interesse ja erwerben. Bei Interesse, wie gesagt. Wer dies nicht hat, wieso sollte der wählen dürfen?

  • J
    Jörg

    post hoc ergo propter hoc !

  • C
    ChrisPluck

    Hallo Karin,

    ich möchte ihnen zu bedenken geben, dass das Programm der Privaten sicher nicht durch Schmuddeleltern gestaltet wird, sondern durch Menschen aus Kreisen, die sich statistisch gesehen keine Sorgen um die Zukunft ihrer Kinder machen müssen.

    Ich versuche für die folgende These einen möglichst einfachen Vergleich zu bemühen, dass er auch der oder dem ignorantesten unter ihnen einleuchten muss. Was ist ein Wahlzettel wert, wenn man ihn nicht lesen kann?

    Was ich damit sagen will. Optionen sind eine Illusion. Für sie mag es den Anschein haben, als wäre jede Wahl gerecht, aber das Instrumentarium der Selektion und Abwägung von Möglichkeiten entscheidet letztlich über den Ausgang. Kein wie auch immer geartetes, abstraktes, dem Menschen angeborenes Verständnis seiner Umwelt. Einzig seine Bildung. Und genau um diese ging es. Ob die Primarschule der richtige Weg ist, steht hier gar nicht mehr zur Debatte. Viel mehr die inhumane und realitätsverachtende Weise, mit der auf einen großen Teil unserer Gesellschaft herab geblickt wird.

    Es ist so herrlich einfach dem Dummen die Schuld an seiner Dummheit zu geben. Aber wo wären sie denn, hätte man ihnen nichts beigebracht. Ja genau, vorm Fernseher!

  • E
    emil

    karin bryant hat natürlich völlig recht.

     

    alle haben die wahl.

     

    afrika wählt aids und wir die cdu.

  • D
    diplom_hartzi

    Beim längeren gemeinsamen Lernen ist es nicht damit getan, die Kids einfach nur in der selben Klasse zu belassen. Niemandem ist damit geholfen, wenn die Lernbegabten jede Hofpause in die Mülltonne geschmissen werden oder sich schämen müssen, wenn sie eine Bibliothek benutzen.

    Eine durch begabte Schüler durchgeführte Nachhilfe in diesem Alter besteht meist nur in einer Wiederholung des Stoffes. Ein Eingehen auf Lernbehinderung oder gar familiäre oder soziale Probleme überfordert Kids in dem Alter. Ohne ein Vermitteln sozialer Kompetenzen läuft da nichts undd as liegt nicht am mangelnden Willen der Bildungsnahen.

    Ich war selbst in einem integrativen Kindergarten und habe danach noch in der 3. Klasse aus Solidarität Leseprobleme vorgespielt(!), obwohl ich bereits mit 5 fließend lesen konnte.

  • T
    taktloss

    Wenn Einwandererfamilien davon betroffen sind, warum sollten sie nicht wählen dürfen? Angst vor deren Wahlverhalten?

  • J
    Jen

    Ich möchte mich Klüngel anschließen. Wer nicht zur Wahl geht, hat sich auch nicht über das Ergebnis zu beschweren. Das ist weder was Neues, noch besteht in dieser Hinsicht irgendein Unterschied zwischen Volksabstimmungen und Parlamentswahlen. Nicht umsonst stammt aus der Kohlzeit der Spruch "Jedes Volk hat den Kanzler, den es verdient".

  • L
    Lesekundig

    Schade, dass nicht einmal ein Bildungswissenschaftler, der seine Diplomarbeit über die Hamburger Bildungsreform verfasst hat, dass Kleingedruckte der Hamburger Reform erwähnt.

    Anders als in erfolgreichen Ländern mit gemeinsamem Unterricht wie Finnland sollte in Hamburg zugleich der Frontalunterricht abgeschafft werden, eine zukünftige Altersmischung der Jahrgänge 1-3 und 4-6 erfolgen und leistungsdifferente Lernziele angestrebt werden.

    Bereits der Slogan "Länger gemeinsam Lernen" verschweigt den Zusatz "unter der Regie der Grundschule", deren Methodik in den letzten beiden Jahrzehnten einen beispiellosen reformpädagogischen Umbau erleben musste.

    Die flächendeckende Einführung der Schuleingangsstufe in Berlin zeigt, dass gerade Kinder bildungsferner Eltern von der daraus entstehenden Unübersichtlichkeit schwerst benachteiligt sind. Darauf hat der SPD-Bildungsstadtrat Neuköllns mehrfach hingewiesen.

    Nicht zitiert wird auch, dass die Lesefertigkeiten Berliner Grundschüler in der vierten Klasse am allerstärksten (aller untersuchten Länder) vom Bildungsstatus des Elternhauses abhängig sind.

    Vielleicht hat die gescholtene Gruppe aus gutem Grund von ihrem Wahlrecht keinen Gebrauch gemacht...

  • R
    Ralf

    Allen empfehle ich diese Sendung heute um kurz nach 0 Uhr (!) in der ARD

     

    Was gehst du zu den Deutschen?

    Die ARD zeigt heute das Porträt einer Parallelwelt: Eine Schule, an der Deutsche nur noch eine Minderheit sind, an der es auf dem Schulhof täglich hart zugeht und Lehrer angesichts verbohrter Vorurteile resignieren.

    Von Regina Mönch

     

     

    Die Autorinnen Güner Balci und Nicola Graef zeigen das Verstehen und Nichtverstehen in einer Schulklasse, die inzwischen nicht nur für das Ruhrgebiet typisch geworden ist

    21. Juli 2010 Früher war alles anders, auch in den Schulen. Das klingt immer wieder an in diesem bemerkenswerten Film von Nicola Graef und Güner Y. Balci. Niemand sagt aber, es sei alles besser gewesen in Essen-Karnap. Damals, vor fast drei Jahrzehnten, als Brigitta Holford Lehrerin wurde an der hiesigen Hauptschule. Sie erzählt gleich zu Beginn, was anders war: Sie habe so gern unterrichtet, ihre deutschen und türkischen Schüler seien eine Gemeinschaft gewesen, es gab viele Freundschaften. Irgendwann begannen die Deutschen wegzuziehen. Irgendwann waren sie auch im Klassenzimmer die Minderheit, und seitdem geht es ziemlich hart zu, auf dem Schulhof und im Unterricht.

     

    Brigitta Holford hat immer noch diese gutmütigen Augen, sie versucht immer noch das Äußerste, um ihren Schülern den besten Start ins Leben zu ermöglichen, aber man begreift recht schnell, dass ihr Posten ein verlorener ist. Die beiden Autorinnen verstehen es, in intensiven Gesprächen und Diskussionen, geführt über einen langen Zeitraum, die schwierige Situation zu zeigen, in der sich das Kollegium und die Schüler befinden. Es ist die Geschichte einer sich manifestierenden Intoleranz, an der alle Versuche der Pädagogen, sie aufzubrechen, abprallen.

     

     

     

    Brutale Prügeleien und Beschimpfungen gehören zum Alltag

     

    Schüler aus Essen-Karnap: Wie behauptet man sich gegen Vorurteile und Schikanen?

    Wer Prügel bezieht, bestimmt die Mehrheit, und die Mehrheit bestimmt, was üblich ist. Im Ramadan wird den Deutschen schon mal in die Suppe gespuckt, und wer aufmuckt, den erwarten die Brüder und Cousins vor dem Schultor. Also stehen die türkischen und arabischen Mädchen auf der einen Seite des Schulhofes, die Jungen auf der anderen - und die wenigen Deutschen drücken sich in eine Ecke, als gehörten sie nicht dazu. „Wir halten uns lieber zurück“, sagt ein Mädchen, nur so könne man das überleben. Sie berichten von brutalen Prügeleien und Beschimpfungen, von denen „Streber“ und „Deutsche schummeln immer“ noch die harmloseren sind. „Nazis“ und „Schlampen“ sind ernster gemeint, sie zielen auf Umgangsformen, die hierzulande eigentlich als selbstverständlich gelten: eine eigene Meinung haben und ein gleichberechtigtes Verhältnis zwischen Jungen und Mädchen.

     

    Auch die verdruckste Art der muslimischen Schüler, über Sexualität zu reden, gipfelt immer wieder in üblen Beschimpfungen und grotesken Vorurteilen, in einer Verachtung, die alles Deutsche zu umfassen scheint. Immer wieder versuchen Lehrerinnen wie Brigitta Holford, diese Situation aufzubrechen. Ihre 10b ist eine Ausnahmeklasse an dieser Schule, fast alle wollen den Realschulabschluss schaffen und haben auch gute Chancen. Trotzdem ist eine Freundschaft wie die von Shirin und Anastasia die Ausnahme, gilt als unpassend. Die eine ist als Kind libanesischer Eltern in Deutschland geboren, die andere kam aus der Sowjetunion; Shirin muss sich immer wieder rechtfertigen bei ihren libanesischen Mitschülern. „Was gehst du zu den Deutschen?“, fragen die und verlangen, das Bündnis zu beenden. Der Stress in der Familie, sagt die kräftige Shirin, habe sich gelegt. Aber gegeben hat es ihn, weil Fraternisierung mit Angehörigen der Aufnahmegesellschaft, mit den Deutschen, offenbar als unschicklich gilt.

     

    „Wir müssen endlich offen darüber reden“

     

    In einer Schulstunde wird darüber gestritten, wie man später leben will. Offen erzählen drei arabische Mädchen, wie sie verheiratet werden und dass es schön wäre, wenn der Vater für sie einen netten Mann aussuchte. „Einen, der mich nicht schlagen soll.“ Sie werden hinterher dafür beschimpft, man lässt sich nicht in die Karten gucken! Die Jungen finden, dass man Mädchen in Deutschland zu viele Freiheiten lässt; einer bekundet, er hasse es, wie die sich kleiden. Ein anderer spricht viel von Ehre und Respekt, zwei Begriffe, die zu erklären ihm aber die Worte fehlen. Kulturkampf im Klassenzimmer. Der Arabischlehrer aus dem Libanon tut sein Bestes, um seine Schüler für ein Miteinander und die Vorzüge der deutschen Gesellschaft zu erwärmen. Doch die Eltern beschweren sich, er solle sich nicht in „innere Angelegenheiten“ einmischen.

     

    „Wir sind entsetzt, wie sich das immer mehr verschärft“, sagt Brigitta Holford. Sie musste lernen, ihren pädagogischen Anspruch zu verteidigen, gegen aufgebrachte Onkels, Väter, Brüder. Nicht jeder Lehrer bringe diese Kraft auf. Güner Balci und Nicola Graef ist mit diesem Film das ungewöhnliche Porträt einer parallelen Welt gelungen, die sich vor unseren Augen etabliert hat und gegen die wohl nur hilft, was die Lehrerin empfiehlt: „Wir müssen endlich offen darüber reden.“

  • J
    Jotweedee

    Wie "Klassenkampf" richtig feststellt: Es zählt letztendlich nur, wer verloren hat. Und es kann auch nicht gegen das Ergebnis sprechen, wenn schlecht verdienende Bürger sich nicht an Volksentscheiden beteiligen wollen.

     

    Was "Klassenkampf" aber vergisst: Mit dem Sieg ist auch die Verantwortung verbunden, die Konsequenzen des Ergebnisses für alle Betroffenen zu übernehmen. Wenn also die Ergebnisse des Bildungssystems in ein paar Jahren nicht besser geworden sind, weil immer noch Einkommen, Herkunft und Bildungsniveau der Eltern über den schulischen Erfolg von Kindern entscheiden, dann bitte nochmals melden und öffentlich bekennen: Ich habe damals gewonnen.

  • KB
    karin bryant

    Ganz offenbar gibt es 2 Schichten,eine besteht aus Eltern die sich fuer die Bildung ihrer Kinder einsetzen und engagiern und die andere,die ihr Program auf RTL nicht verpassen wollte.

    Alle hatten die Wahl.

  • N
    neonrotgruen

    Es geht nicht darum die direkte Demokratie in ihrem Kern zu diskreditieren und sie ganz abzuschaffen. Nein! Es geht darum kritisch und nüchtern zu hinterfragen, wie repräsentativ das Ergebnis über den Primarschulvolksentscheid ist, denn es hat ausgereicht, dass 20 Prozent (!) der Wahlberechtigten die Reform kippen konnten. Zudem entscheidet ausschließlich die Staatsangehörigkeit darüber, wer als wahlberechtigt gilt. Dass in diesem Kontext immer wieder kritiklos vom "Hamburger Volk" die Rede ist, das sich nun mal so entschlossen hat, ist eigentlich ganz unterirdisch und faktisch falsch.

    Und trotzdem: der Stadt hätte diese notwendige Bildungsreform gut getan, die die soziale Selektion als solche zwar nicht abgeschafft, aber zumindest hinauszögert hätte, sodass vielleicht auf diese Weise ein längerfristiges grundsätzliches Umdenken in Bildungsfragen initiiert worden wäre. Es wurde oftmals kritisiert, dass die lernstarken Kinder keine Versuchskaninchen für die Primarschulen seien, aber bei aller Kritik an der Öffentlichkeitsarbeit des Senats und Hand auf's Herz: Ist das bestehende Schulsystem tatsächlich ein so erhaltens- und schützenwertes Versuchsprojekt?

    Wirklich schade um die vertane Chance!

  • K
    Kati

    @Vater HH:

    "... jaja, die Grautöne beim Demokratiegehalt so mancher Wahl. Über 200.000 Eltern waren leider gar nicht wahlberechtigt und somit ohne Chance auf Teilhabe in für Ihre Kinder elementaren Fragen".

     

    Ich kann sowas nicht mehr hören. Statt nun für diese nicht wahlberechtigten zu jammern, bräuchten diese nicht-wahlberechtigten lediglich die deutsche Staatsbürgerschaft 'erwerben'. Wer dies nicht tut, lieber Vater, ist wahrlich selbst schuld. Da muß nicht gejammert werden.

  • C
    ChrisPluck

    Gott im Himmel!

    Die Unterschicht ist also selber schuld? Dass ein niedriges Bildungsniveau und ein geringes Interesse an politischer Partizipation in direktem Zusammenhang stehen (jaja, cum hoc non est propter hoc), ist verdammt nochmal kein Geheimnis. Wie also kann man allen Ernstes dieses Desinteresse als Argument für den Ausgang des Entscheides ins Feld führen? Sie haben sich im demokratischen Sinne durch die Enthaltung gegen die Zusammenlegung entschieden. Dass das Bildungsbürgertum sich nun darüber freuen kann, eine Waffe genutzt zu haben, die dem Gegner Fremd war, ist schlicht entmündigend und ein Armutszeugnis unserer Kultur. Und da versteckt sich tatsächlich ein Fehler in unserer Demokratie. Der bildungsbedingte Bias eines Wahlentscheides muss für unserer Demokratie eine Rolle spielen. Wie grausam zu behaupten, einem Großteil unserer Bürger ginge die Zukunft ihrer Kinder am Arsch vorbei. Sie kennen nur den Weg nicht, weil er ihnen durch Menschen, wie den meisten der Kommentatoren verwehrt bleibt! Ein widerliches Paradoxon, das an Abscheulichkeit nur durch den Zynismus dieser Diskussion übertroffen wird.

  • B
    Bajuware

    Denken nun unsere bürgerlichen Kreise darüber nach, in welch lächerlichem Umfange diese

    Voraussetzung zur Toleranz und Weltoffenheit dem "Volke" vermittelt wird? Man rede sich nicht darauf

    hinaus, daß in "anderen Ländern dies ja auch nicht anders" sei, der Jugendliche dort aber "dennoch" zu

    seinen progressiven Überzeugungen stände. Selbst wenn dies so wäre, würde es nicht zur Entschuldigung eigener

    Versäumnisse dienen können. Es ist aber nicht so. Denn was wir immer mit einer "chauvinistischen"

    Erziehung, z. B. auf den bayrischen Gymnasien bezeichnen, ist doch nichts anderes als das übermäßige

    Herausheben des Standesdünkels auf allen Gebieten der Kultur oder, wie der Bayer zu sagen

    pflegt, des "Bayerntums". Der junge Bürgerliche wird eben nicht zur Objektivität erzogen, sondern zur

    subjektivsten Ansicht, die man sich nur denken kann, sofern es sich um die Bedeutung der politischen

    oder kulturellen Größe seines Standes handelt.

  • U
    Urgestein

    Sehr guter, fachlich fundierter und sachlicher Artikel zu den Vorgängen in Hamburg, der den Finger offensichtlich in die klaffende Wunde legt.

     

    Das Rumgeheule der selbstgefälligen Pseudodemokraten, wie man es nur wagen kann ihre elitären, wettbewerbsfeindlichen und parasitären Ansichten auf den Prüfstand zu stellen, wertet diesen Kommentar nur zusätzlich auf.

  • VF
    von Faul

    Solange das angeblich "dumme, wohlhabenede and sozial handlungsunfähige Kind aus Akademiker und/oder Besserverdienerfamilien das Feinbild der Reformbefürworter ist, wird jede Reform scheitern.

     

    Es hätte viele Gründe gegeben, die Grundschulzeit zu verlängern. Aber Klassenkampf gegen das oben genannte imaginäre Kind, musste in die Hose gehen.

     

    Merke; Man kann die Steueren und Abgaben erhöhen, vergessen die Leute schnell. Aber fasst Du mein Kind an, werde ich zum Tier (etwas simple ausgedrückt).

     

    Statt die Ängste dieser Eltern ernst zu nehmen, wurde versucht diese zu verunglimpfen.

     

    Die Befürforter haben es versemmelt, für lange Zeit.

    Und sie sind selber Schuld.

     

    Weil nicht die Gesellschaft als Ganzes um Fokus stand. Es wurden alte Kampfparolen geschwungen. Mein Gott, wie schade.

     

    P.S. Da wo die Schule am gerechtesten ist, ist diese leider auch am schlechtesten. Gerade dies istja, was die HH fürchten. Das eben nicht besser wird.

  • U
    Unitarier

    Was die Schichtentheorie angeht, so scheint mir doch eindeutig zu sein, das es Menschen gibt, die schneller und andere wieder weniger schnell lernen. Und dann gibt es noch diejenigen, die wirklich lernschwach sind und einer Sonderförderung bedürfen. Um die letzteren geht es hier nicht. In unserer Gesellschaft, in der nur Leistung zählen soll, bleibt natürlich der, der nicht so schnell lernen kann (aus welchen Gründen auch immer) auf der Strecke. Die Chancen, auch für diejenigen Schüler zu erhöhen, eine besser Bildungsmöglichkeit zu bekommen, werden aber durch das Ergebnis des Volksentscheides zunichte gemacht, zumindest stark eingeschränkt. Offenbar wollen die "Schlauen" unter sich bleiben, bzw. deren Eltern hier eine Ausgrenzung vornehmen. Mit solchen Kindern will man offenbar nicht in einer Klasse sitzen. Diese Einstellung halte ich nicht für gesund. Mit Verblödung derjenigen, die die 6 Jahre der Primärschule ertragen müssen, hat das nichts zu tun. Auch diejenigen, die schnell lernen, bleibt es dann ja ermöglicht, eine Klasse zu überspringen, wenn es denn geht.

    Ich bin der Meinung, das sich die Leistungsgesellschaft keinen Gefallen tut, gerade die Mechanismen zu torpedieren, die Leistungfähigkeit ermöglicht. Es bleibt trotzdem die Debatte, welchen Normen Leistung in sich tragen muss, um den einzelnen Menschen nicht zu überfordern .

  • M
    Michel

    Thomas Plassmann hat es mal wieder gut auf den Punkt gebracht:

     

    http://www.fr-online.de/_em_cms/_multifunktion/?em_art=galery&em_loc=3317&em_cnt=1256926

  • U
    Unbequemer

    Die Taz verwindet nicht, daß es ein Ergebnis beim Volksentscheid gegeben hat, das ihr - oder den Journalisten darin - paßt. Ja gehts noch? erstens schadet ihr mit so einem Verhalten der Demokratie und zweitens seid ihr scheinbar äußerst schlechte Verlierer: Meckern, nachhaken, Irrsinntheorien ersinnen, warum dieser Volksentscheid jetzt so undemokratisch war. Note 6.

  • A
    André

    Vorab, ich habe am Sonntag (das erste Mal) *für* einen Entwurf der Hamburgischen Bürgerschaft gestimmt. Warum das aus meiner Sicht der bessere Ansatz ist (war), ist mir im Moment nicht so wichtig, hier zu erklären. Auch wenn der Ausgang aus meiner Sicht nicht gut für die Kinder ist, stößt mir die an jeder Ecke zu lesende Verquickung mit unserer wichtigen Demokratieentwicklung auf:

     

    taz, "Eine feine Sache, so ein Volksentscheid. Wirkliche, gelebte Demokratie - eben weil sie direkt wirkt, sagen viele. Was das aber in Wirklichkeit bedeuten kann, zeigte sich am Sonntag in Hamburg."

     

    Die Entwickung der Demokratie einerseits und das aktuelle Schulsystem zum anderen sind zwei unterschiedliche Themen. Wie jede Kompetenz fällt Demokratiefähigkeit nicht vom Himmel, sondern muß wie ein Muskel trainiert werden. Das ist bei komplexen kulturellen Vorgängen ein langwieriger Prozess. Bis der Umgang damit geschult und stärker kulturelle Errungenschaft geworden ist als heute, werden sicher viele falsche Wege gegangen. So wie das Kind beim Laufenlernen auch nicht ohne Hinfallen auskommt. Für die demokratische Gestaltung heißt das: Es wird viel Ingnoranz bezüglich der Themen, oder rein emotionale Entscheidungen aus Wut "gegen die da oben" bis Schildbürgerstreiche geben, bis der Demokratiemuskel besser arbeitet.

     

    Die Entscheidung am Sonntag war aus meiner Sicht inhaltlich schlecht. Aber das ist egal. Es reflektiert, wo wir im Moment stehen. Es ist wichtiger, daß Entscheidungen, unabhängig von der Qualität, von denen kommen, die sie auch tragen.

     

    Daß die Wahlbeteiligung in ärmeren Stadtvierteln viel geringer, die Leute anteilnahmsloser waren, obwohl die Filtermechanismen gerade ihre Kinder treffen, ist Ausdruck, daß "das nicht ihre Welt ist" und Einflußnahme und Bezogenheit zu den Vorgängen außerhalb ihrer Erfahrungen liegen.

    Die motivierten Pfründehalter sind durch die Angst durch Kontamination mit "Abstieg" emotional hoch geladen. (Dieses Motiv ist, anders als von taz und anderen immer wieder genannt, aber nur ein Teil des Problems und Erklärung des Wahlausgangs, weshalb man das tatsächlich nicht auf ein "(Ober-)Schichtenproblem" reduzieren kann.) Wenn ein motivierter Bereich der Bevölkerung die Entscheidungen trifft und betroffene, aber lethargische "Schichten" leer ausgehen, ist das der momentane Zustand demokratischer Fähigkeiten, den es vor allem erstmal zu akzeptieren gilt.

  • R
    Regina

    @taktlos

    Die nicht wählen DÜRFEN, sollten vielleicht auch nicht erstinstanzlich über die anderen bestimmen DÜRFEN - oder was sehe ich da falsch?

    Mein Rat : so lange wählen, bis das Ergebnis genehm ist. Hab ich bei einer Kommunalwahl, deren Resultat nicht so gefiel, ehrlich schon mal erlebt. Leider ging das nach hinten los. Das nicht genehme Ergebnis wurde erst richtig zementiert.

  • VH
    Vater HH

    ... jaja, die Grautöne beim Demokratiegehalt so mancher Wahl. Über 200.000 Eltern waren leider gar nicht wahlberechtigt und somit ohne Chance auf Teilhabe in für Ihre Kinder elementaren Fragen. Ihre Kinder haben zwar Schulpflicht, aber nun leider auch de facto nicht mehr Chancen.

    Abgesehen davon beißt sich die Demokratie ja hier grade wieder in den Bildungsschwanz: Ohne entsprechende Sozialisierung, Bildung und kulturelles Kapital ist und bleibt politische Teilhabe ungleich verteilt. Hier war es so, dass selbst für so manche Akademiker ein Hauptgrund für das 'Nein' die unzureichende Erklärung der Politik war, was die Reform eigentlich bringen soll. Übrig blieb häufig der statuserhaltende Reflex. Also, ganz platt und kurz gesagt: Ohne Bildung keine Teilhabe, ohne Teilhabe nicht mehr Bildung.

     

    Soviel nur zum Zustandekommen des Ergebnisses. Die inhaltlichen Argumente wurden reichlich ausgetauscht - für mich ein dickes Plus Pro Längeres gemeinsames Lernen. Mein Sohn kommt jetzt in die Vorschule - im 'Problemstadtteil' Dulsberg, als Sohn studierter Eltern mit zwei Jobs, mit (so glauben wir) brauchbarer Förderung zu Hause.

     

    Ich hätte ihm ausnahmsweise eines Sieg des Goliaths Politik gewünscht. Aus Hamburger Elternsicht ein schlimmer Tag.

  • T
    Topal

    Vielleicht kommt ja mal jemand auf die Idee, die Kinder selbst entscheiden zu lasen.

     

     

    Unser Schulsystem ist mit der undemokratischste Teil unserer Gesellschaft und gehört radikal reformiert - demokratisiert!!

     

    Und das heißt: Selbstbestimmungsrecht für alle Kinder und Jugendliche sowie realdemokratischer Schulalltag.

     

    Beispiele: http://www.neue-schule-hamburg.org/ueber-uns.html

     

    http://www.sudbury-berlin.de/

     

    http://www.sudval.org/

     

    Allerdings würde das massenhafte Entstehen solcher Schulen den Status Quo hochgradig gefährden.

  • RP
    Robson Paul

    Was hier geschieht einfach mal nur schlecht für die Kinder. Ihnen wird aufgrund von ihren sog. priveligierten Eltern vorgegaukelt, sei seien etwas besseres; diese tollen Eltern werden nun alles dafür tun, dass Töchterchen und Söhnchen auch bloss diesen separierten Bildungsweg bestehen, und ohweh sie scheitern. Diese Eltern haben - wie übrigens auch Frau Schwan - haben nichts verstanden. Die Diskussion um Eltiten hat ihre Hirne vernebelt, sie leben im bildungspolitischen Gestern. Sie wollen nicht verstehen, dass gemeinsames Lernen ein produktiver Beitrag ist für eine funktioniernde Solidargemeinschaft. Diese Leute gehören nicht versetzt, sie gehören abgesetzt!!! Armes Hamburg!!!

  • M
    Moppelkotze

    Der wievielte Artikel/Kommentar etc. an dieser Stelle ist das jetzt zum Thema? Da scheinen die grünen tazler aber ganz schön aufgeschreckt, dass ihre Primarschulensoße nicht jedem schmeckt. Wenn diejenigen, denen die Primarschule zugute kommen soll, nicht zur Wahl gehen: selber schuldig, sie wurden nicht eingesperrt. Allerdings gibt es ja keinerlei Hinweise darauf, dass diese Experimente erfolgversprechend sind, nicht umsonst wurde die Orientierungsphase in Niedersachsen wieder abgeschafft. Für gute Schüler ist das Ende der vierten Klasse häufig eine Erlösung, wenn sie endlich in eine Klasse kommen können, wo sie nicht mehr gebremst werden. Auch für die schlechteren ist es angenehmer nicht ständig jemanden vor seiner Nase davon ziehen zu sehen. Das dreigliedrige Schulsystem ist das beste, das es gibt, weltweit, leider wird seit 40 Jahren systematisch daran gearbeitet es zu zerstören.

  • P
    Pharisäer

    @IngoNito:

     

    Sie haben durchaus Recht. Wer von Schichten spricht ist ziemlich unpräzise. Wir sollten von spezifischen Milieus reden und, um es mit Bordieu zu sagen, den inkorporierten Habitus ganzer Gruppen. Da geht es dann neben dem ökonomischen Kapital, dem sozialen und symbolischen Kapital, ganz klar auch um kulturelles Kapital, was, und das lässt sich einfach mal behaupten, zumindest an ökonomisches Kapital gekoppelt ist, auch wenn dies augenscheinlich nicht immer der Fall zu sein scheint. Denn selbst wenn bestimmtes kulturelles Kapital durchaus dazu verleitet, sich vom ökonomischen abzulösen, entwickelt sich doch zumindest immer eine Tendenz hin zum ihm. Womit man jenen, die so ziemlich über beides zu verfügen scheinen, unterstellen könnte, dass sie kein spezifisches Interesse haben, beides zu teilen - ganz zu schweigen vom symbolischen und sozialen Kapital. Denn sowohl über das kulturelle als auch über das ökonimische Kapital ist gesellschaftlicher Aufstieg determiniert.

     

    http://de.wikipedia.org/wiki/Pierre_Bourdieu

  • N
    Ndege

    Ich kann's echt nicht mehr hören!

    Fast stündlich erscheinen hier neue Artikel mit Hamburg-Bashing. Was in Hamburg passiert ist, ist ein demokratischer Volksentscheid. Auch die Unterschicht hatte die Chance abzustimmen.

    Ich frage mich echt langsam, ob die taz ein generelles Problem mit Demokratie oder zumindest ein Demokratiedefizit hat, dass sie diese Entscheidung der Hamburger partout nicht akzeptieren kann.

  • JR
    Jan Reyberg

    Ziemlich lustig, dass diese möchtegern Basisdemokraten ihre Eigene Idee ins gesicht geklatscht bekommen. Um einen gewissen Paternalismus kommt man ohnehin nicht herum...

     

    Wenn ich die Bildungsforscher richtig verstanden habe ist das Problem sowieso nicht die Form der Dreigliederung ab dem 10 Lebensjahr oder so, sondern dass vorher Benachteiligte nicht hinreichend gut hochgeoben werden. Diese Angleichung funktioniert wohl nur in richtig guten Kitas/Grundschulen. Dass es dann nichts bringt die Unterbringungszeit in nicht so guten Einrichtungen zu verlängern kann man sich ja wohl denken. Mal abgesehen vom zusätzlich Stress in den Gymnasien mit 12-Jahre-Abi, der aufkommt, wenn man noch weniger Jahre da hat...

    Diese ganzen ideologischen Strukturdebatten gehören mal zugunsten einer Qualitätsoffensive in den bestehenden Strukturen abgeschaft.

  • J
    jörg

    Die Privilegierten bestimmen, wer auch künftig ausgeschlossen sein soll. FALSCH!

    Den Bildungsfernen geht die Zukunft ihrer Kinder am Ars… vorbei!

    Sie hatten die Möglichkeit abzustimmen aber offensichtlich wenig Interesse an einer besseren Zukunft ihrer Kinder und liefern den Reformgegnern nachträglich eine Rechtfertigung ihrer Haltung.

    Die Reformgegner setzen sich vehement für die, zumindest aus ihrer Überzeugung, beste Schule für ihre Kinder ein.

    Initiatoren und Befürworter haben es nicht geschafft ihre Klientel zu überzeugen!

    Nicht die Stärke des Gegners beklagen - die eigenen Schwächen und das eigne Versagen analysieren bringt einen weiter!

  • O
    oberstichtunter

    Dieser Kampangnejournalismus in der TAZ ist schier unglaublich: Oberschicht schlaegt Unterschicht, Gucci-Muetter sperren Schmuddelkinder aus...alles hinterlegt mit windigen Gutmenschen-Gutachten, die nichtmal zwischen Kausalitaet und Korrelation differenzieren und im Zweifel saemtliche Effekte eines komplexen Systems auf einen Faktor reduzieren. Das geht mir echt auf den Sack!! 2 Jahre mehr gemeinsames Lernen - die Wunderheilung, aus afghanischen Taxifahrerkindern werden Atomphysiker (ok, unkorrektes Beispiel)

     

    Welche Auswirkungen haetten denn folgende Massnahmen:

    - Kostenloser Zwangsdeutschkurs fuer alle Kinder zwischen 2 und 6 Jahren, Dispens nur nach jaehrlicher Pruefung

    - Nachhilfe und Foerderangebote an Grundschulen in den Kernfaechern und vielleicht auch noch in Staatsbuergerkunde

     

    Jaja, klingt alles wieder nach staatlichem Zwang...und genau deshalb: Was ist so schlimm wenn sich eine demokratische Mehrheit dagegen ausspricht, dass ihre Kinder noch zwei Jahre laenger das Erziehungsversagen in bildungsgfernen Schichten ausbaden muessen, indem das Niveau in ihren Klassen weiter und weiter abgesenkt wird. Da gibts weiss Gott andere Mittel zu, aber an die traut sich wieder keiner dieser Feiglinge heran...

  • X
    xaver

    Demokratie und Freiheit sind hohe Güte und ein Volksentscheid ist die Spitze jedes demokratischen Prozesses, leider gibt es davon viel zu wenig in Deutschland. Jetzt eine demokratische Entscheidung zu kritisieren, wie es B. EDELSTEIN & M. HELBIG tun, ist undemokratisch und zeugt von einem schlechten politischen Still.

     

    Nicht die Herren Politiker und die Herren Journalisten haben die Macht in diesem Land, sondern die Macht geht vom Volke aus, das sollten sich B. EDELSTEIN & M. HELBIG hinter ihren Ohren schreiben und am besten noch tausendmal in ihr Schulheft.

  • M
    Mike

    ""Eltern aus höheren Schichten wissen um die Sortierfunktion des Schulsystems. Sie wissen, dass das Abitur ein entscheidender Schlüssel für die optimale Nutzung von Lebenschancen ist. ""

     

    Könnte mir bitte jemand erklären warum sich dies durch die 6 jährige Primarschule ändern soll ?

    Werden die Eltern der angeblichen 'Schmuddelkinder' auf einmal auf einen Gymnasialbesuch pochen nur weil ihr Kind 2 Jahre länger mit den Kindern der 'höheren Schichten' gelernt hat ?

     

    Nichts für ungut, aber das ganze wirkt doch so als wenn die Schule in erster Linie der Integration und weniger der Bildung des Individuums dienen soll.

    Man kann eine völlig verfehlte Zuwanderungspolitik nicht auf den Rücken der Kinder abwälzen .

     

    Erstmal sollte hier mit gutem Beispiel vorangegangen werden , vor allem von denjenigen die immer am Schulsystem herumbasteln wollen.

    NRW ist hier ein gutes Beispiel .... ausnahmlos alle Kinder der Abgeordneten der Linken und ein Grossteil der Kinder von Grünen und SPD sind auf Privatgymansien.

    Seltsamerweise wissen diese Fraktionen immer was das beste für alle anderen ist, und ob man es glauben mag oder auch nicht, ist dies deckungsgleich mit dem was die eigene Familie keinesfalls ertragen soll.

    Wer Selters predigt sollte es zuerst einmal selbst trinken.

  • D
    deviant

    Wie sie hier Gift und Galle rotzen, erstaunlich. Da ist ja unstrittig, dass der Artikel recht hat.

     

    Bei Plebisziten gibt es ein paar Dinge, die beachtet werden müssen:

    Beim Plebiszit hat immer die Minderheit die besseren Chancen, weil sie besser mobilisiert. Aus diesem Grunde sind auch nicht über 50% "priviligiert", sondern, im Falle Hamburgs höchsten unter 20%, das reicht aber schon.

     

    Das Plebiszit ist auch grundsätzlich antiprogressiv, es wird deutlich konservativer abgestimmt als bei anderen Wahlen.

     

    Zudem gaukelt es die direkte Demokratie nur vor, weil natürlich eine "Vorauswahl" getroffen wird, über die dann das Volk abstimmt. Ob es sich dabei um eine erzkonservative Plutokratentruppe handelt oder die Politik oder sonstwer, ist für den Wähler egal.

     

    Und die 20% für die frühe Selektion sind nun auch keine "große Mehrheit" auf die man stolz sein könnte...das die zur Mehrheit reichten, liegt nämlich eben am hohen Mobilisierungsgrad der Plutokraten...

  • C
    clementine

    Man mag den Quatsch nicht mehr hören:

     

    "Das Bildungsbürgertum vereinbarte mit sich selbst, dass jene, die nicht dazu gehörten, weiterhin eine Möglichkeit verwehrt bleibt, ihren Bildungsrückstand etwas aufzuholen und ihre Startchance ein wenig zu verbessern."

     

    Das Bildungsbürgertum "hat mit sich vereinbart". Nonsens. Alle jene, die nicht dem Bildungsbürgertum angehörten, waren zu faul und zu bequem und zu desinteressiert, zur Abstimmung zu gehen. Wenn es die Betroffenen nicht mal selbst interessiert, dann muss man auch nicht stellvertretend für sie jammern.

  • E
    erikius

    Am besten machen wir vor einem Volksentscheid jetzt immer eine Vorwahl und SPD/GRÜNE/LINKE/ausserparlamentarische Opposition dürfen dann entscheiden, ob der Volksentscheid ihren Interessen entspricht. Dann wird es nie wieder zu einer Diktatur der Priveligierten kommen, sondern ,wir erwünscht, zu einer Diktatur des Proletariats - ist das etwa die bessere demokratische Vorstellung. Was ist falsch daran, das "Wir wollen Lernen" einfach mehr Leute zur Wahl mobilisieren konnte, ist doch egal aus welscher sozialen Schicht die kommen.

    Liebe TAZ, was hat euch denn beim Verfassen dieses Artikels gebissen? Da ward Ihr schon Mal deutlich reflektierter, hört sich mehr nach einem beleidigten Verlierer an, denn sonst habt Ihr nichts gegen Basisdemokratie...

  • D
    Demokrat

    Die taz hat also ihre Demokratieabneigung entdeckt, Glückwunsch.

    Schlagworte wie Privilegierte, Ausgrenzung etc. offenbaren die dünne Faktenlage, auf der die taz da steht.

    Ob 4 oder 6 Jahre einen Vorteil bringen, ist bei Experten strittig.

    Ein Bildungssystem muss einerseits die breite Masse erreichen und "lebensfähig" machen, andererseits eine Bildungselite schaffen, die unser Land eben braucht. Wenn das Pendel zu sehr in eine Richtung schwingt, ist es kritisch.

    Alles in allem ist es also eine Ansichtssache, die man aber als Demokrat auch als solche zu behandeln hat, ohne absurde Vorwürfe und unsachliche Verleumdungen.

    Und falls wieder das Argument kommt: "Die ganze Welt wundert sich über uns Schulsystem"... ersetzt doch einfach mal Schulsystem durch Sozialsystem, und denkt dann über die Relevanz dieses Arguments nach.

  • SS
    Stefan S.

    Ich glaube nicht das nur die "Priviligierten" so gewählt haben.

     

    Alle Eltern die sich auch nur etwas Gedanken um die Zukunft ihrer Kinder machen haben so abgestimmt.

     

    Spätestens wenn die eigenen Kinder zur Schule gehen wollen die meisten nichts mehr von Multi-Kulti wissen sondern sich so schnell wie möglich davon abheben. Selbst wenn sie es davor Jahre lang gepredigt haben!

     

    Leider ist es Deutschland nicht möglich irgendwie sinnvoll mit diesem Thema umzugehen, da man sofort in die braune Ecke gedrängt wird. Wie die Wirklichkeit aussieht sieht man am Abstimmungsergebniss in Hamburg.

     

    In 20 Jahren wird das "Problem" rausgewachsen sein. Dann gibts kaum noch Deutsche Kinder und dagegen anrennende Eltern und solche "Reformen" werden problemlos durchgewinkt.

  • F
    Felix

    Und wie haben nun die bildungsnahen, priviligierten Eltern den Volksentscheid für sich entschieden? Es wird dargestellt als hätte es einen Plan oder etwas dergleichen gegeben. Oder setzt der Autor vorraus, dass nur bildungsnahe Eltern zum Volksentscheid gingen? Ich kenne die Statistiken über Wahlbeteiligungen in den einzelnen Stadtteilen nicht, aber hier wird einfach was behauptet ohne wirkliche Begründung.

  • W
    Wolferl

    Der Artikel ist ein Zeugnis für ungebildeten Journalismus. Wenn "die Dummen" nicht wählen gehen, müsst ihr euch nicht wundern, wenn "die Klugen" diesmal nicht nachgeben. Und es liegt zuallererst immer an dem Willen des Einzelnen, ober er sich bildet oder nicht. Ein kostenloses Schulwesen braucht keine reichen Eltern, um Unterschichtenkindern einen höheren Abschluss zu bescheren, es braucht nur verantwortungsvolle Eltern. Die findet man nur leider kaum in der Unterschicht! Einfach nur ein schmieriger Hetzartikel ist das hier!!

  • M
    Martin

    tja liebe kommentatoren, immer das selbe mit dem dummen Volk, die wollen einfach nicht so wie die linke selbsternannte Avangart das gerne hätte.. Elternwille hat über Ideologie gesiegt so einfach ist das...

  • H
    hans

    " Die Privilegierten bestimmen, wer auch künftig ausgeschlossen sein soll. Das ist der falsche Weg."

     

    Als Schweizer gehört diese Art von Diskussion schon fast zum Alltag. Mal ist es die böse Wirtschaft die ihr interessen durchsetzt, mal sind es die Privilegierten. Fakt ist, dass die jeweils unterlegen Gruppe ( und zu dieser gehöre ich oft selber) über ein Stimm- und Wahlrecht verfügt aber leider all zu oft nicht davon gebrauch macht. Dies ist in Hamburg nicht anders als hier bei uns. Soll man nun demjenigen einen Vorwurf machen, welcher seine Interessen vertritt und sich für diese einsetzt? Oder müsste man demjenigen einen Vorwurfmachen, welcher sich nicht beiteiligen und darauf warten, dass sich die Welt zu ihren Gunsten verändert? Die Antwort kann sich jeder selber geben.

  • MS
    Michael stumpf

    Den Authoren gefallen Bürgerinitiativen und Entscheide wohl nur, wenn damit ihre Meinung bestätigt wird. Soviel zur Demokratie. Die Mehrheit hat nun mal gesprochen in Hamburg. Meine Eltern sind auch arm, aber sie haben mir eingeschärft, dass ich in der Schule was leisten muss. So bin ich im düsteren, bösen, konservativen Bayern aufs Gymnasium gegangen und hab ein Einserabi gemacht. Natürlich war das nicht leicht, weil fast alle meine Schulkollegen reicher waren und Akademiereltern hatten. Aber ich bin ja nicht zum Spass zur Schule gegangen. Das Kaffeeschlürfen und Abhängen hab ich ruhig denen überlassen. Bildungserfolg hat nichts mit arm und reich zu tun. Nur mit dem Wille sich zu bilden. Wer nicht will, der soll jene welche wollen auch nicht dabei stören. So denkt man im Süden. Und im Norden wohl auch, wenn man mal ausnahmsweise nachfragt :-)

  • N
    nani

    So sehr Ich die Bildungskleinstaaterei und das derzeitige System in Hamburg ablehne, so muss man doch die Entscheidung Mehrheit respektieren.

    Wie das in dem Artikel hier dargestellt ist einfach nur laecherlich ``Demokratie ist nur gut wenn die Mehrheit meinen Vorstellungen entspricht''.

     

     

    In dem Sinne bekommen die Hamburger eben was sie verdienen bzw. wofuer sie sich durch gleichgueltiges nicht-waehlen nicht eingesetzt haben.

  • K
    korrekt

    die wahl ist demokratisch verlaufen,

    der "unterschicht" war es anscheinend egal, ob kinder 4 jahre zusammen oder 6 jahre zusammen in eine schule gehen müssen.

     

    gute langweilen sich 2 jahre mehr und verblöden,

    in klassen mit vielen migranten-kindern lernen auch die deutschen eher schlecht im fach deutsch.

     

    was aber getan werden muss, sind verpflichtende vorschuleinrichtungen, und kindergärten geradeauch für migranten, ganztagesschulen, damit auch bei finanziell schwächere bzw. eher "bildungsarmen" eltern, diekinder optimal gefördert werden.

     

    bei bildungs und besitzbürgern werden viele defizite der schule durch externe nachhilfe, lernen mit den kindern und sprachreisen ins ausland ausgeglichen.

     

    insgesamtmehr lehrer und kleinere klassen, gerade in problemkiezen, dann wirds auch wieder was mit der bildung

  • K
    Klassenkampf

    ihr habt verloren , das zählt

  • T
    TomFe

    Na ja, im Prinzip verhalten sich alle wie beim Schiffbruch: Jeder möchte ins Boot und wenn man erst mal drin ist, achtet man tunlichst darauf, dass nicht zuviele nachkommen, da das Boot sonst vollläuft.

  • I
    IngoNito

    Nach Lektüre des Artikels muß ich nun doch die "Soziologen-Karte" spielen und darauf hinweisen, daß der Schichtbegriff durchaus umstritten ist, wenn es darum geht, soziale Strukturen zu beschreiben. Die These des Artikels, das Hamburger Bürgertum etabliere sich mit Hilfe des Bürgerentscheid als Gatekeeper gesellschaftlicher Ungleichheit ist zwar durchaus einleuchtend. In diesem Zusammenhang aber von "höheren Schichten" zu sprechen, ist nicht nur Ausdruck einer denkbar simplen Gesellschaftsvorstellung, sondern zementiert durch seine Ungenauigkeit eben jenes Weltbild, welches man in der These des Textes implizit kritisiert.

     

    Wer ist diese "höhere Schicht"? Was zeichnet sie aus: Einkommen, Vermögen, Macht, oder eben Bildung? Welches sind die "Besitztümer", die diese Schicht vermeintlich durch das Aufrechterhalten des dreigliedrigen Schulsystem schützen möchte?

  • T
    taktloss

    Das wäre wenigstens mal was neues, Sebastian. Das nicht wenige betroffene Eltern garnicht wählen DÜRFEN, blendest du aus.

  • H
    HamburgerX

    Bis es auch der letzte Autor der taz versteht: Die Ablehnung gegen die Schulreform war laut des Meinungsforschungsinstituts Psephos unter den Hauptschulabsolventen am größten.

     

    "Mit dem zunehmenden Alter der Befragten sinkt die Zustimmung zur Primarschule. Ihre Anhänger haben aber häufiger Abitur, während die Reformgegner ihre stärksten Werte unter Hauptschulabsolventen verzeichnen."

     

    (Quelle: http://www.welt.de/die-welt/regionales/hamburg/article8382155/Ausgang-des-Volksentscheids-steht-auf-Messers-Schneide.html)

  • K
    Klüngel

    Das Resultat ist kein Problem von Volksentscheiden sondern eher das von Politikverdrossenheit und Ignoranz der Betroffenen, die ihren Kindern bessere Chancen verweigern damit.

     

    Selbes Problem wie bei den Parlamentswahlen, wer jammert und nicht wählen geht lässt andere entscheiden denn ein Ergebnis kommt in jedem Fall zustande auch wenn sich die Mehrheit nicht beteiligt. Langsam sollte das jeder kapiert haben.

  • A
    Alex

    Mit "Schmuddelkindern" hatte ich kein Problem, als ich für WWL gestimmt habe. Sondern damit, dass ich angesichts der Haushaltslage noch nicht einmal auf die Bereitstellung der nötigen Mittel für eine Kopie des Finnland-Modells vertrauen konnte: Ich habe 6 Jahre lang in einem sanierungsbedürftigen Gymnasium gelernt, während gleichzeitig Abermillionen vom Land für Fußballstadien und Theater ausgeben wurden. CIh bezweifle, dass es jetzt anders gelaufen wäre.

     

    Ich kenne auch keine empirische Forschung über die Motive der WWL-Befürworter. Und dennoch scheinen viele TAZ-Autoren in Köpfe wie den meinen blicken zu können. Wenn die Initiatioren von WWL Asiaten gewesen wären und dieser Text in der BILD gestanden hätte, würde die TAZ jetzt von Rassismus reden.

  • S
    Sebastian

    Wäre eure Überschrift bei einer Niederlage so gewesen?

     

    Direkte Demokratie heißt im Fall des Schulstreits in der Hansestadt: Die Nicht-Privilegierten bestimmen, wer auch künftig ausgeschlossen sein soll. Das ist der falsche Weg.

  • K
    Kommentator

    So, so.

     

    -Über 5o% aller Wahlberechtigten in der BRD sind also privilegiert und so egoistisch, nix für Privilegierte zu tun?

    Alles klar!

     

    - Und wenn ich eine Partei wähle, die diesen Müll für mich entscheidet? Ist dann Demokratie an sich schlecht?

    Nach Logik von Edelstein und Helbig schon.

     

    IM ERNST: Ich denke links, ich handle links, ich bin aktiv,

    ABER: ich würde - aus Frust - JEDE Partei wählen, die ernsthaft mehr Demokratie verspricht. Die gibt es aber wohl nicht (Piraten?).

     

    Obrigkeitsstaatliches Denken - der nächste Rückschritt in der taz.

     

    Erst grün, dann gelb und dann braun (oder schwarz, wenn nicht so krass). Wie ne Banane.

     

    PS: Die Lösung des Rätsels liegt - wie die Option zu Plebisziten such - im Grundgesetz: Minderheitenschutz!

    Ihr seid damit zur regressiven Kritikfront gegen Grundgesetz und politischem System verkommen.

    Verachtenswert! *spuck*