Initiative von US-Milliardären: Reiche retten ihre Seele
Das neue Gelöbnis einiger amerikanischer Milliardäre, die Hälfte ihres Vermögens zu spenden, ist eine völlig rationale Entscheidung. Auch zugunsten der eigenen Kinder.
Forscher an der Universität Lüttich stellten unlängst fest, dass Geld das Leben der Reichen durchaus versauen kann. Denn Geldbesitz, erst recht, wenn er nur geerbt ist, kann die Fähigkeit schmälern, sich auch an den kleinen Dingen zu erfreuen. Doch es gibt Abhilfe.
"Ich möchte nicht das Leben meiner Kinder ruinieren. Sie sollen ihre Ziele haben und dafür kämpfen und nicht einfach sagen: Hey, ich bin im Club des glücklichen Spermas und erbe den Erfolg einfach", sagt der milliardenschwere New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg. Bloomberg gehört zur neuen Initiative der US-Milliardäre Bill Gates und Warren Buffet, "The Giving Pledge", und hat zugesagt, 99 Prozent seines 18-Milliarden-Dollar Vermögens zu spenden. Jeder, der beim "Spenden-Versprechen mitmacht, gelobt, mindestens die Hälfte seines Vermögens vor oder nach dem Tod für wohltätige Zwecke abzugeben. (http://givingpledge.org/).
40 Superreiche aus den USA, die meisten von ihnen mehrfache Milliardäre, habe sich dem neuen Gelöbnis bereits angeschlossen. Darunter finden sich Namen wie der CNN-Gründer Ted Turner, David Rockefeller, "Star Wars"-Erfinder George Lucas und die Designerin Diane von Fürstenberg. Gates und Buffet haben angeblich einfach die Liste der Superreichen in den USA nacheinander durchtelefoniert. Die Mitgliedschaft in der Initiative verpflichtet juristisch zwar zu nichts und niemand sammelt konkret Geld. Es handele sich aber um ein "moralisches Commitment", heißt es auf der Homepage der Initiative. Das Spenden- und Stiftungsverhalten der Superreichen kann schließlich im Nachhinein überprüft werden.
Wo was gespendet wird, können die Superreichen selbst bestimmen. Bill Gates und seine Frau Melinda, geschätzte 50 Milliarden Dollar schwer, haben einen Großteil ihres Vermögens bereits gestiftet, vor allem für wohltätige medizinische Zwecke. Auch der US-Milliardär Warren Buffet, 47 Milliarden Dollar reich, hat angekündigt, seinem Nachwuchs nur einen Bruchteil seines Reichtums zu vererben, denn seine drei Kinder "müssen arbeiten", wie Buffet betont.
Nun unterhalten viele Superreiche in den USA bereits vielfältige Stiftungen und haben mit der neuen Initiative jetzt nur eine Plattform, um das öffentlich zu machen. Auch können Spenden öffentliche Sozialausgaben nicht ersetzen. Halten die Leute ihre Zusagen ein, könnten mehr als 100 Milliarden Dollar für wohltätige Zwecke zusammenkommen. Die US-Gesundheitsreform kostet ein Vielfaches.
Es handelt sich für die Superreichen aber letztlich um ein rationales Tauschgeschäft. Denn erstens behalten sie mit den Stiftungen die Zuteilungsmacht über das gespendete Vermögen, das sonst zu einem gut Teil von der Steuer kassiert würde. Die Familien bringen zudem keine spürbaren materiellen Opfer: Die Bloomberg-Erben etwa bleiben reich, denn ein Prozent von 18 Milliarden Dollar sind immer noch 180 Millionen. Die Familie bekommt durch das Spenden einen emotionalen Mehrwert, eine moralische Aufwertung, einen Imagegewinn zurück.
Psychologisch betrachtet, können diese Superreichen mit Geld ohnehin kaum noch etwas tun, um ihr persönliches Glück zu steigern. Der Autor Ruediger Dahlke hat in "Psychologie des Geldes" darauf hingewiesen, dass sich Ärmere naturgemäß viel mehr über ein bisschen Geld auf dem Konto freuen als Menschen in der "Luxuszone", die schon alles haben, was mit Geld zu kaufen ist. Ab einem bestimmten Punkt führen die "zusätzlichen Geldmengen nur noch dazu, dass die Verlustangst steigt", erläutert Dahlke. Für Erben kann großer Reichtum ohnehin eine Belastung sein, denn deren Arbeitseinkommen muss immer lächerlich gering erscheinen gegenüber dem schon vorhandenen Geldberg.
Spender kommen vielleicht auch eher in den Himmel. Vielleicht. Das dürfte auch für Warren Buffet nicht unwichtig sein, Großspender, knapp 80 Jahre alt.
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