DENKMAL: Neue Hürden für Heinrich Heine

Nach diversen Streitigkeiten, die der Tradition der Heine-Rezeption entsprechen, leidet des Dichters Bremer Abbild nun auch noch unter ungünstigen Bodenverhältnissen.

Bis der Heine zu seinem Sockel kommt, ist es stets eine schwierige Prozedur. In Bremen wird sie am 1. Oktober beendet Bild: dpa

Keines der in Deutschland stehenden Heinrich-Heine-Denkmäler wurde ohne politischen Zwist und erhebliche Verzögerungen errichtet - wie gerade wieder am Beispiel des Dichter-Einzugs in die Regensburger Walhalla zu sehen war. Doch Bremen wird ab dem ersten Oktober definitiv ein Heine-Denkmal haben. Das versichert Klaus Hübotter: Der Baukaufmann ist Initiator und Mitfinanzier der - mit Sockel - 3,30 Meter hohen Statue. Sie basiert auf einem Gips des Bildhauers Waldemar Grzimek.

Die Errichtung des vom "Landesbeirat für Kunst im öffentlichen Raum" für den Standort Bürgerschaft abgelehnten Denkmals sei auch durch die kürzlich bekannt gewordene Verdoppelung der Kosten nicht gefährdet, sagt Hübotter. Mittlerweile gelten an die 90.000 Euro als realistischer Rahmen, die Mittel werden vollständig von Bremer Privatleuten und Firmen aufgebracht. Die Stadt bekommt damit nicht nur ihre erste Heine-Bronze quasi auf dem Silbertablett serviert - sondern ist auch kostenneutral der Verpflichtung enthoben, ein Grzimek-Werk im öffentlichen Raum zu präsentieren. Dieses Anrecht erhielt Grzimek 1987 als Teildotierung des Bremer Bildhauerpreises.

Die Stadt stellt nun lediglich das Grundstück - das wiederum die Ursache der aktuellen Kostenentwicklung ist. Nach aufgeregten Standort-Diskussionen - die Grünen etwa sahen sogar die "Harmonie" des Welterbe-Ensembles von Rathaus und Roland durch eine etwaige Aufstellung vor der Bürgerschaft gefährdet - entschied man sich für den ursprünglichen Plan, der zuvor wiederum von Stadtgrün problematisiert worden war: Die Statue kommt auf die Wallwiese zwischen Kunsthalle und Altmannhöhe. Dort jedoch zeigen sich nun Bodenprobleme: Probebohrungen ergaben, dass sich unter Heines künftiger Bleibe jede Menge Kriegsschutt verbirgt. Die dadurch erforderliche tiefere Denkmals-Gründung zieht Umverlegungen von zuvor unbekannten Leitungen und Erdkabeln nach sich. Immerhin habe sich die SWB außerordentlich kooperativ gezeigt, betont Hübotter.

Ein dritter Kostenfaktor, der bei den früher genannten 40.000 Euro nicht enthalten war, ist die Vergütung der Erben. Das Gerhard-Marcks-Haus ist lediglich im Besitz des Grzimek-Nachlasses, nicht jedoch der entsprechenden Gussrechte. Das war bei der ursprünglichen Kostenschätzung durch den früheren Museumsdirektor offenbar ebenso außer Acht gelassen worden wie die schlichte Notwendigkeit, dem Werk einen Sockel zukommen zu lassen.

Der ist nun zum größten Teil gegossen: Acht Kubikmeter Stahlbeton bereiten der Statue ein stabiles Fundament bis auf Höhe der Grasnarbe, in den nächsten Tagen kommen drei Kubikmeter für den sichtbaren Teil des Sockels oben drauf. Die Statue selbst ist in Worpswede bereits gegossen worden, derzeit wird sie ziseliert und patiniert.

Bleibt die Frage, warum das Werk an einem 1. Oktober eingeweiht wird. Heines Geburtstag ist der 13. Dezember, der Tag seines einzigen Bremen-Besuchs der 20. September (1826). Wäre ein, nach eigenem Bekunden an Deutschland leidender Dichter nicht ein prägnanter Beitrag für die am 3. Oktober in Bremen ausgerichtete Einheitsfeier? Das dortige Termingeflecht sei bereits zu dicht, heißt es bei den Denkmal-Initiatoren.

Immerhin hat der Bremer Heine mit Paula Modersohn-Becker eine weitaus nettere Nachbarin als sein Marmor-Kollege in der Regensburger Ruhmeshalle. Der muss es, geht es nach der CSU, demnächst neben Franz Josef Strauß aushalten.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.