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DFB-Team gewinnt gegen BelgienMüllers Esel, das bist du!

Miroslav Klose nähert sich mit dem Tor gegen Belgien dem Rekord von Gerd Müller an. Vor dem Spiel gegen Aserbaidschan schwärmen aber alle von Thomas Müller.

Die Welt ist ungerecht: Klose locht für Deutschland ein, aber eigentlich wollen allle den jungen Müller anhimmeln. Bild: dpa

KÖLN taz | Da bedankt man sich also nicht. Man macht das Tor - und fertig. Nein, hat Thomas Müller gestern in Köln gesagt, Miroslav Klose habe sich nicht bedankt für die Vorlage zum entscheidenden Tor im Auftaktspiel der EM-Qualifikation gegen Belgien. Das sei nicht üblich. Es sei ja "jetzt auch nicht besonders schwer" gewesen, den Ball rüberzuschieben. Wäre auch ein komisches Bild gewesen, wenn der erfahrene Klose, 32 Jahre und 102 Länderspiele alt, vor dem immer noch nicht nicht ganz 21 Jahre alten Müller auf die Knie gegangen wäre.

Deutschlands beinahe schon ewiger Mittelstürmer hat nun 53 Tore für Deutschland geschossen, 15 Tore weniger als der Bomber der Nation. Er könnte Gerd Müller mal ablösen als der Mann, der die meisten Tore für Deutschland geschossen hat. Bei Teams wie Aserbaidschan, Gegner am Dienstag in Köln (20.45 Uhr, ARD), oder Kasachstan, die mit den Deutschen in der Qualifikationsgruppe spielen, könnte das durchaus schon bald passieren. Ist das ein Ziel für ihn? "Ich versuche immer ein Tor zu schießen, und je mehr es sind, desto glücklicher bin ich dann", sagt er. Ja was denn sonst? Das möchte man ihm zurufen. Man lässt es dann aber, weil er irgendwie wie ein armes Würstchen da oben sitzt auf dem Podium der Pressekonferenz, er, der treffsichere Schütze, der seit über neun Jahren mit dem Adler auf der Brust aufläuft. Nein, die Herzen der Reporter werden ihm nicht mehr zufliegen.

Die gehören an diesem Tag und auch sonst in den letzten Wochen Thomas Müller, der sich, nachdem er bei der Weltmeisterschaft Torschützenkönig geworden war, eine Zeit lang als bester Angreifer der Welt fühlen durfte. Er saß neben Klose im Kölner Gürzenich und wartete auf Fragen. Aus denen war die pure Bewunderung herauszuhören. Ein toller Typ, dieser Müller, scheinen sich viele zu denken. Irgendwann wird mal einer fragen: Wie machen Sie das eigentlich, dass Sie so toll sind?

Natürlich hat die Bewunderung auch durchaus sportliche Gründe. Und sicher ist es phänomenal, dass Thomas Müller schon wieder an einem wichtigen Tor der Deutschen beteiligt war. Muss man ihn deshalb so anhimmeln? Ist Miroslav Klose auch so bewundert worden, als er bei seiner ersten WM, 22 Jahre jung, in den ersten drei Spielen fünf Tore geschossen hat? Ist er nicht.

Kein Wunder. Unterschiedlicher könnten die Umstände nicht sein, unter denen die beiden in die Nationalmannschaft gekommen sind. Klose kam in ein Auswahlteam, dem man fußballerisch nie viel zugetraut hat. Seine herausragenden Spiele haben kaum jemanden dazu bewogen, ihn zur absoluten Weltspitze zu zählen. Thomas Müller dagegen ist in eine Mannschaft gekommen, der von Anfang an eine große Zukunft vorhergesagt wurde. Sein Gesicht steht wie das von Mesut Özil für den neuen deutschen Fußball, der bei der Weltmeisterschaft nicht nur in Deutschland gefeiert wurde. Beinahe jeder kann sich vorstellen, dass Müller einmal Weltstar wird. Auch Miroslav Klose ist ganz angetan von dem jungen Kollegen. Der könne im Angriff links, rechts, in der Mitte und auch als Zehner spielen. So vielseitig sei der Müller, dass es gut sein könnte, dass "man auch schnell wieder rausrotiert ist".

Und damit hat Klose auch schon die Frage beantwortet, warum er sich so lange in dieser sich immer weiter erneuernden Nationalmannschaft halten kann. Da mögen zwar immer neue, immer bessere Fußballer nachkommen, ein Spezialist, wie er einer ist, ein Mittelstürmer bester alter Prägung, wird auch im modernen Fußball immer noch gebraucht. In Deutschland gibt es derzeit keinen besseren als Klose.

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