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Berliner NahverkehrDer S-Bahn droht der nächste Winter

Die S-Bahn hat es innerhalb eines Jahres nicht geschafft, Züge und Anlagen winterfest zu machen, Normalbetrieb nicht vor Ende 2011.

Der nächste Winter kommt bestimmt. Bild: AP

Nach den "witterungsbedingten Ausfällen" im Sommer steht die S-Bahn vor einer neuen Herausforderung: dem Winter. Der Geschäftsführer des Verkehrsverbandes Berlin-Brandenburg (VBB) Hans-Werner Franz kritisierte am Montag im Verkehrsausschuss des Abgeordnetenhauses eine mangelnde Vorbereitung des Unternehmens auf die kalte Jahreszeit. "Wenn der Winter ähnlich schlimm wird wie in den vergangenen zwei Jahren, werden wir wieder Probleme kriegen", sagte Franz.

Die Pannenserie der S-Bahn begann im Mai 2009 mit einem Achsenbruch. Ende Juni zog das Eisenbahnbundesamt (EBA) mehrere hundert Wagen aus dem Verkehr - regelmäßige Kontrollen seien versäumt worden. Im Dezember sollte eigentlich wieder Normalbetrieb sein, doch durch Schnee und Eis mussten zahlreiche Züge erneut in die Werkstatt, Züge fuhren seltener oder bedienten nicht mehr die gesamte Strecke.

Nun hatte die S-Bahn ein knappes Jahr Zeit, daraus zu lernen. Doch laut Franz ist das nicht passiert: "Der Flugschnee und die Werkstattkapazitäten als die beiden größten Probleme wurden nicht behoben." Flugschnee dringe in die Elektromotoren ein und lege diese lahm. "Die Motoren müssen mit einer entsprechenden Verkleidung versehen werden. Aber die S-Bahn sagt, das ist nicht zu schaffen." Daher seien Ausfälle wahrscheinlich, zumal die Defekte aufgrund zu geringer Werkstattkapazitäten nicht rasch behoben werden könnten.

Kritik übten die Abgeordneten an der Informationspolitik von S-Bahn und Deutscher Bahn. Doch Vertreter der Unternehmen blieben dem Ausschuss trotz Einladung fern, eine schriftliche Stellungnahme gab es nicht. Auch gegenüber dem VBB würden die Unternehmen sich wenig transparent verhalten, so Franz. Beispielsweise hätten seit Anfang September wieder 459 Viertelzüge im Einsatz sein sollen. Doch die S-Bahn habe kurzfristig mitgeteilt, dass dies nicht umgesetzt werde. Seit Oktober sind laut Franz 424 Viertelzüge im Einsatz. Im Normalbetrieb sollten es über 100 mehr sein. Vor Ende 2011 rechnet Franz jedoch nicht damit.

Der Senat behält sich daher weiterhin eine Ausschreibung vor. Verkehrssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) rechnet zudem damit, dass der Senat in diesem Jahr 45 Millionen Euro als Strafe für nicht erbrachte Leistungen einbehält. Im vergangenen Jahr waren es rund 37 Millionen. Als Reaktion auf die zahlreichen Probleme hatte der Senat mit der S-Bahn nachverhandelt. Im Zuge dieser Verhandlungen wurden laut Junge-Reyer unter anderem die möglichen Strafzahlungen verdreifacht und feste Kriterien für Qualität und Leistung vereinbart.

Ein weiteres Problem für das Unternehmen: Das EBA hatte die Betriebserlaubnis der S-Bahn Ende 2009 nur für ein Jahr verlängert. Möglich wäre ein Zeitraum von bis zu 15 Jahren gewesen. Das EBA wollte am Montag keine Angaben zum Zeitpunkt der Entscheidung machen. Der Antrag der S-Bahn, die Betriebsgenehmigung zu verlängern, sei erst vorige Woche eingegangen.

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4 Kommentare

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  • V
    vantast

    Überbetahlte, unfähige Manager allerorten, warum ist das so? Gerade diese Tränen reden immer von "Verantwortung", "Leistungsbereitschaft", und kümmern sich einen Dreck um ihre eigentlichen Aufgaben. Gerade in D. scheint die Toleranz für diese Nullen besonders hoch zu sein, wir haben's ja.

  • O
    ole

    Schlimmer Winter? Ne, umgekehrt wird ein Schuh draus. Der Winter war super, der Zustand der S-Bahn hingegen schlimm.

    Die Bahn ist ja mittlerweile bekannt dafür, daß sie ihre hausgemachten Probleme auf das Wetter schiebt. Ob im Winter oder im Sommer, immer findet man Ausreden auf Basis außergewöhnlicher Wetterphänomene.

  • T
    Trulla

    Ist ja fast wie früher. Die Bahn hat mit vier Naturkatastrophen zu kämpfen: Frühling, Sommer, Herbst und Winter....

  • D
    Daniel

    Die sollen die S-Bahn endlich in die BVG eingliedern und als kommunalen Betrieb ohne Gewinnabsicht, sondern größtmöglichen Kundennutzen führen.