Video der Woche: Umbau in 45.000 Bildern

So schnell bauen nicht einmal die Chinesen: Binnen drei Minuten wird ein Hochhaus abgebaut und ein neues errichtet. In Wahrheit dauerte das jedoch mehr als drei Jahre.

Über drei Jahre Bauarbeit im Zeitraffer: spektakulärer als eine Sprengung. Bild: screenshot/youtube.com

Für gewöhnlich sind es Sprengungen von Gebäuden, die spektakuläre Bilder mit sich bringen - nicht langjährige, schrittweise Demontage-Arbeiten. Doch auch diese können eindrucksvoll sein, wenn sie so präsentiert werden wie im Video des Franzosen Pierre Jolivet.

Über einen Zeitraum von über drei Jahren hat dieser in Paris den Abriss des Gebäudes eines Energieunternehmens und Neuerrichtung eines Hochhauses an selber Stelle verfolgt. 45.000 Bilder, fotografiert von stets der identischen Position, fertigte Jolivet an. Das erste nahm er im Januar 2007 auf, das letzte Mal machte es im September 2010 klick.

Im Anschluss sortierte er die Bilder, wählte aus und produzierte den etwa dreiminütigen Clip. Diesen fütterte er zudem mit einigen Informationen. So erfährt der Zuschauer etwa, dass 121.000 Tonnen Beton abgerissen wurden.

„3 Years At The Same Place“ hat der Film und TV-Regisseur und leidenschaftlich Fotograf das Video betitelt. Es ist nicht sein erster Zeitraffer, jedoch der erste, der einen solch langen Zeitraum behandelt. Um ihn zu ermöglichen, war auch ein wenig Handarbeit gefragt.

Nachdem er auf dem Dach eines benachbarten Gebäudes einen geeigneten Ort für die Aufnahmen fand, musste er nämlich sicherstellen, dass die Kamera für die kommenden Jahre regelmäßig Bilder machen würde und dabei nicht bewegt werden würde. Die Lösung war ein Holzkasten mit installierter Photovoltaik-Anlage, welche die Kamera mit Strom versorgte. Die Kamera selbst lief größtenteils im Automatik-Modus.

Dies alles habe überraschend gut geklappt, berichtet Jolivet in einem Interview. Gute Planung und regelmäßige Backups seien dafür entscheidend gewesen. Nur einmal gab es einen Fehler: Schnee hatte die Solaranlage bedeckt, so dass der Akku nicht nachladen konnte.

Alle 15 Tage lud ein Assistent die Bilder von der Kamera- jedoch ohne diese zu berühren. Joviet hatte ein USB-Verlängerungskabel angeschlossen, um Erschütterungen im Nachhinein zu vermeiden.

Ein wenig Sorge, dass die Kamera nicht durchhalten würde, hatte Joviet dennoch. Nachdem auf der von ihm, beziehungsweise seiner Kamera, genauestens beobachteten Baustelle die Hälfte der Arbeiten erledigt war - sprich: das alte Gebäude vollständig abgerissen war - wechselte er daher zur Sicherheit ein Teil im Gerät aus. Dieses hatte zuvor leichte Schwächeerscheinungen vermuten lassen.

Weitere Probleme, die vor allem durch die wechselnden Lichtverhältnisse verursacht wurden, musste Joviet im Nachhinein am Computer lösen. Das Bearbeiten der hochauflösenden Bilder verursachte dabei teilweise einen so hohen Rechenaufwand, dass Joviet den Computer diese Arbeiten durchführen ließ, während er schlief. Der Aufwand hat sich jedenfalls gelohnt. Die ungewöhnliche Perspektive will Joviet daher auch bei anderen Bauten wiederholen. So eben hat er zwei neue Langzeit-Projekte gestartet: eines in Katar und ein anderes in Frankreich. Auf die Ergebnisse müssen wir jedoch noch warten: Erst 2012 beziehungsweise 2013 werden die Arbeiten beendet sein.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.