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Im Vordergrund der Überlegungen zur Strukturreform standen, wie zu erwarten war, nicht eine bessere Bildung für niedersächsische Schüler, sondern laut Ministerpräsident McAllister die "Sicherstellung eines wohnortnahen und flächendeckenden Schulangebots." Quantität statt Qualität - Man möchte es sich eben nicht mit den Kommunen und den Eltern verderben. Von Vorteil ist und das war gar nicht zu erwarten, dass die Integrierte Gesamtschule keine Aufwertung durch die Reform erfährt und weiterhin die Hürden für die Einrichtung dieser qualitativ schlechteren Alternative (vgl. http://www.BlogBildung.net/?p=73'>http://www.blogbildung.net/?p=73) bestehen bleiben. Wie nun der Schulbetrieb an der neuen Oberschule im Detail ausgestaltet wird, bleibt abzuwarten. Eine reine Zusammenlegung hat wohl pädagogisch kaum Überzeugungskraft. Sollten allerdings die Chancen einer Zusammenlegung dazu genutzt werden können, um eine selbstbewusste Schulform als Alternative zum Gymnasium zu schaffen, wäre zumindest die Gefahr abgewehrt, dass die Oberschulen zu den neuen Restschulen werden. Da der Elternwille hinsichtlich der Schullaufbahn des Kindes in Niedersachsen nach wie vor Bestand hat, werden die Eltern zeigen, was sie von den neuen Schulen halten und ob diese sich in den nächsten Jahren tatsächlich durchsetzen werden.
So wird also der Erfolg oder Misserfog der neuen Schulform bei den Eltern (und das ist nicht synonym zum Begriff Vernunft zu verstehen) entscheiden - die Bildungspolitik kann nur auf die realen Verhältnisse reagieren. So tat sie es schon bei der Diskussion um Einführung und Abschaffung der Orientierungsstufe und so tun sie es jetzt angesichts der Misere der Hauptschulen. Bleibt zu hoffen, dass neben diesen rein quantitativen Maßnahmen auch eine qualitative Reform des Bildungswesens in Niedersachsen nicht allzu lange auf sich warten lässt. Erstmal ist jedenfalls das bewährte Prinzip der äußeren Differenzierung in Niedersachsen gerettet und die Schulstruktur vor einem Reformaktionismus wie in Nordrhein-Westfalen bewahrt worden.
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http://www.BlogBildung.net
Schule. Bildung. Zukunft
Die Gymnasien einzurennen ist nicht unbedingt die Rettung, ist diese Schulform doch auch nicht als besonders schülerfreundlich verschrien – Stichwort: Bulimie-Lernen.
Wohnortwechsel, in ein anderes Bundesland, vielleicht?
In Schleswig-Holstein gibt es junge Gemeinschaftsschulen, in denen (bisher) alle Schüler gemeinsam im Klassenverband lernen. Zwei meiner Kinder besuchen so eine Gemeinschaftsschule und sind dort glücklich.
Hamburg ist auch nicht uninteressant, stehen die Schulen dort untereinander schon beinahe in einem Wettstreit um Schüler. (So haben wir es zumindest erlebt.) Meine 18-Jährige wird nächstes Jahr an einer Gesamtschule Abitur machen. Im Vergleich zu einem Gymnasium in der schleswig-holsteinischen Provinz(das wir bis Ende Klasse 10 erleben durften), ist das dort die „Insel der Glückseligkeit“: Lehrer, die auch als Mensch auftreten und als solcher ansprechbar sind. Weniger Frontalunterricht, stattdessen freiere Lernformen. ... Die Kommunikation zwischen Elternhaus und Schule ist von Wohlwollen geprägt, wie auch die Lehrer ihren Schülern wohlwollend gegenüber stehen.
Was selbstverständlich sein sollte, scheint nur an Gemeinschafts- oder Gesamtschulen möglich zu sein.
Das mantraartig vorgetragene Recht Israels auf Selbstverteidigung verschließt in Deutschland den Blick auf die brutale israelische Kriegsführung.
Kommentar zweigliedriges Schulsystem: Zwei Schulen unter einem Dach
Von einer Einsicht in das Scheitern des dreigliedrigen Schulsystems kann keine Rede sein. Die schwarz-gelbe Landesregierung knickt lediglich vor der Macht des Faktischen ein: Haupt- und Realschulen fehlt es an Schülern.
Mit Niedersachsen schafft das letzte Land im Norden die Hauptschule ab. Ist das jetzt eine gute Nachricht? Besser müsste man vielleicht fragen, ob das überhaupt eine Nachricht ist.
Von einem bildungspolitischen Umsteuern, einer Einsicht in das Scheitern des dreigliedrigen Schulsystems gar, kann nämlich keine Rede sein. Die schwarz-gelbe Landesregierung knickt lediglich vor der Macht des Faktischen ein: Haupt- und Realschulen wären in den Weiten Niedersachsens mittelfristig nur noch zu enorm hohen Kosten als Zwergschulen überlebensfähig, weil ihnen die Schüler ausgehen. Die neue Oberschule ist vor diesem Hintergrund vor allem als Waffe im Abwehrkampf gegen die bei den Eltern populäre integrierte Gesamtschule zu verstehen, deren flächendeckende Verbreitung die Regierung um jeden Preis verhindern will.
Die mitregierende FDP pocht schon lautstark auf "Leistungsdifferenzierung", sprich: Sie will eigentlich zwei Schulen unter einem Dach, die sich bestenfalls Verwaltung und Ausstattung teilen. Das wäre dann nicht die binnendurchlässige Stadtteilschule Hamburger Zuschnitts, in der auch Spätzünder noch vom Hauptschul-Niveau bis zum Abi durchstarten können.
Wie diese wird Niedersachsens neue Restschule den Run auf die Gymnasien verschärfen, nach dem Motto: Rette sich, wer kann.
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Kommentar von
Jan Kahlcke
Redaktionsleiter
Jan Kahlcke, war von 1999 bis 2003 erst Volontär und dann Redakteur bei der taz bremen, danach freier Journalist. 2006 kehrte er als Redaktionsleiter zur taz nord in Hamburg zurück
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