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Sie hat nur 3 Kinder

Auf dem Stuhl der Supermutti: Niedersachsens neue Sozialministerin heißt Mechthild Ross-Luttmann

Die Opposition ist froh, dass eine ihrer größten Gegnerinnen endlich in Berlin ist. „Konstruktive Zusammenarbeit“ und „einen guten Einstieg“ wünschten gestern SPD und Grüne der künftigen niedersächsischen Sozialminsterin Mechthild Ross-Luttmann (CDU). Am Vortag war Super-Mutti Ursula von der Leyen als Bundesfamilienministerin vereidigt worden.

„Gute Arbeit im Landtag qualifiziert zu höheren Aufgaben“, sagte Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) bei ihrer Vorstellung. Welche gute Arbeit er damit meinte, erläuterte er nicht. Ungewollt machte er durch die Wahl der 47-jährigen Juristin aus Rotenburg/Wümme, die erst seit zwei Jahren im Landtag sitzt, deutlich, dass die Niedersachsen-CDU ein dickes Frauen- und Sozialpolitikerinnen-Defizit hat. Lange war für den Posten die Bundestagsabgeordnete Maria Flachsbarth gehandelt worden. Dann entschied sich Wulff für die ehemalige Dezernentin der Kreisverwaltung in Rotenburg, um die Landtagsfraktion ruhig zu stellen. Das Fußvolk hatte sich in den vergangenen Monaten nicht nur wegen Wulffs bundespolitischen Ausritten vernachlässigt gefühlt. Zudem war Senkrechtstarterin von der Leyen in den eigenen Reihen nicht beliebt: Der Unterschied zu ihr bestehe „darin, dass ich nicht sieben, sondern nur drei Kinder habe“, so Ross-Luttmann gestern.

Die Vorgängerin hat große Baustellen hinterlassen. So dürfte Ross-Luttmann versuchen, ein erfolgreichesVolksbegehren gegen die Abschaffung des Blindengeldes zu verhindern, etwa durch mehr Geld für Härtefälle. Bislang sei das „nicht optimal“ geregelt, sagte Wulff gestern. Auch bei der umstrittenen Privatisierung der Landeskrankenhäuser deutet sich ein leichtes Einlenken an. Eine Neuorganisation als Anstalt öffentlichen Rechts hält Ross-Luttmann für denkbar, Einsparungen müssten aber sein: „Wir haben immer betont, dass wir keinen Verkauf um jeden Preis und zu jedem Preis wollen.“

Öffentlich ist Ross-Luttmann bislang kaum in Erscheinung getreten. Seit März ist sie sozialpolitische Sprecherin der CDU im Landtag: Pragmatisch, kompetent, sachorientiert, und ausgleichend schildern Kollegen sie in freundlichen, aber nicht besonders schillernden Farben. Innerhalb hat Ross-Luttmann es in kurzer Zeit geschafft, Frieden unter den Sozialpolitikern ihrer Fraktion zu schaffen. Sie liest gern Krimis und mag Webber-Musicals, die „Zauberflöte“ von Mozart und „Fidelio“ von Beethoven. Ja, und Tiere, wie sie einst der „Rotenburger Rundschau“ anvertraute. Welche Eigenschaften? „Beim Hund“, so ihre verräterische Antwort, „ist es wohl die absolute Treue und Ergebenheit.“ ksc

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