Die falsche Neda: "Facebook ist nicht schuld"
Neda Soltani musste den Iran verlassen. Man hatte sie während der Grünen Revolution verwechselt: mit der ermordeten Studentin Neda Agha-Soltan. Das Foto stammte von Facebook.
Am 21. Juni 2009 sah Neda Soltani die Berichte vom Tod der Studentin Neda Agha-Soltan. Das Video ging um die Welt. Zeitgleich wurde ein Foto veröffentlicht. Das allerdings war eines von Neda Soltani. "Das iranische Fernsehen zeigte eine Kochsendung. Aber auf allen anderen Kanälen war ich zu sehen. Mein Foto und das Video mit Nedas blutigem Gesicht. Immer wieder hörte ich dazu meinen Namen", erinnert sich Soltani im sonntaz-Gespräch. Sie versuchte, die internationalen Fernsehsender davon abzubringen, ihr Bild zu zeigen. Vergeblich – nur Wikipedia reagierte sofort auf ihre Bitte.
Das iranische Regime wollte Neda Soltani daraufhin dazu bringen, zu unterschreiben, das westliche Medien sie benutzt hätten, um gegen die Regierung in Teheran zu intregieren. Sie sollte behaupten, dass der Tod der Studentin nicht wahr sei. Soltani allerdings weigerte sich. „Ich hatte nur die Chance, alles, was ich hatte, aufzugeben, mein Leben aufzugeben“, sagt sie im sonntaz-Gespräch. Nur mit einer kleinen Handtasche und einem Rucksack floh sie nach Deutschland. Heute lebt sie bei Frankfurt.
Obwohl das Foto, das um die Welt ging, aus ihrem Facebook-Profil stammte, nutzt Soltani das Netzwerk weiterhin: „Facebook und andere soziale Netzwerke sind zwar alles andere als Datenschützer, aber sie sind an meiner Situation nicht schuld, auch wenn viele das behaupten. Ich bin froh, dass ich es manchmal benutzen kann, um mich mitzuteilen.“
Warum Facebook sie heute stützt, wie es ihr in dem deutschen Asylantenheim geht und wie genau sie die Tage erlebt hat, als ihr Bild in allen Medien zu sehen war, erzählt Neda Soltani im sonntaz-Gespräch der aktuellen sonntaz.
Leser*innenkommentare
denninger
Gast
Natürlich ist nicht facebook an der Misere Schuld.
Diese ist wieder mal typisch für das zerstörerische Verhalten des gemeinen destruktiven Netzäffchens (Catarrhin plexus vulgaris).
Leider verbreitet sich diese Spezies immer mehr und erobert neue Lebensräume. War es noch vor 15 Jahren sehr selten und abgeschottet in "newsgroup" Biotopen zu finden hat es seinen Platz in allen Bereichen der Gesellschaft eingenommen.
Besonders ausgeprägt ist seine oft stark ideologisierte Hybris.
Auch die taz-Leserschaft, so erscheint es beim kritischen Lesen der Kommentare, weist einen endemischen Befall auf.
Ekkehart Schmidt-Fink
Gast
Vielen Dank an die Journalistin und natürlich an Neda, diese berührende und tragische (?) Geschichte publik gemacht zu haben. Ich wünsche Neda viel Kraft, ihren durch eine solche Verwechslung zufällig umgeleiteten Lebensweg neu zu gestalten, ob in Deutschland oder im Iran, entscheiden wohl andere.