piwik no script img

Kommentar Weibliche GewaltNicht nur Männer sind Schweine

Heide Oestreich
Kommentar von Heide Oestreich

Häusliche Gewalt, die von Frauen ausgeht, ist bisher tatsächlich ein blinder Fleck, die männliche Opfererfahrung ein Tabu. Doch: Für anti-feministische Rhetorik gibt es keinen Grund.

H aben wir es nicht immer gewusst? Die Feministinnen übertreiben maßlos! Frauen sind genauso gewalttätig wie Männer, besagt eine neue Studie, durch die sich viele Männerrechtler bestätigt fühlen können. Und, noch gemeiner: Die männlichen Opfer werden gar nicht wahrgenommen! Ganz Übereifrige fordern deshalb mal wieder, Frauenhäuser am besten gleich ganz abzuschaffen.

Es wäre falsch, aufgrund dieser Debatte gleich die ganze Studie zu ignorieren. Mag sein, dass sie eine fragwürdige Symmetrie behauptet. Ist Anschreien so schlimm, wie seinen Partner zusammenzuschlagen? Kann man eine Prügelei auf der Straße mit Ohrfeigen von der Ehefrau gleichsetzen? Einfach wegwischen lassen sich die Befunde aber nicht. Denn: Häusliche Gewalt, die von Frauen ausgeht, ist bisher tatsächlich ein blinder Fleck, die männliche Opfererfahrung ein Tabu. Aber warum ist das so? Weil das Klischee sagt: Frauen sind passiv, Männer aktiv. Deshalb werden Frauen eher als Opfer, Männer eher als Täter gedacht. Weibliche Gewalt war bisher weitgehend unsichtbar, weil sie als "unweiblich" galt. Nun zeigen die Zahlen, dass unsere Vorstellungen von Weiblichkeit und Männlichkeit falsch sind. Das ist gut. Denn wenn Männer auch mal Opfer sein dürfen, müssen sie sich nicht als Täter aufspielen.

Es hilft aber wenig, die einzelnen Opfererfahrungen gegeneinander aufzurechnen. Frauen sind weiterhin Opfer schwerer Gewalt, deshalb brauchen sie Schutzräume - und Männer brauchen solche Schutzräume auch. Die selbst ernannte "Männerministerin" Kristina Schröder wird man daran messen müssen, ob sie sich dafür engagiert - und damit ein patriarchales Männerbild infrage stellt. Oder ob sie bloß, wie bisher, auf billige antifeministische Rhetorik setzt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Heide Oestreich
Inlandsredakteurin
Jahrgang 1968, ist seit langem Redakteurin für Geschlechterpolitik in der taz und im kulturradio vom RBB. Von ihr erschien unter anderem das Buch „Der Kopftuchstreit. Das Abendland und ein Quadratmeter Islam“. 2009 wurde sie mit dem Preis „Der lange Atem“ des Journalistenverbands Berlin Brandenburg für die Berichterstattung über Geschlechterstereotype ausgezeichnet.

23 Kommentare

 / 
  • JL
    jörn lindhagen

    "Das ist gut. Denn wenn Männer auch mal Opfer sein dürfen, müssen sie sich nicht als Täter aufspielen.":

    von wahrlich entlarvendem Zynismus. Die Empathielosigkeit von Frauen wie Frau Oestreich oder Kiyak ist charakteristisch für die gendergerechte Selektion von Teilnahme; und natürlich Geldern: ein boomender Milliardenmarkt.

  • PR
    Peter Rosenstein

    @Katja: Entweder sind Sie naiv oder bösartig. Meinen Sie SCUM (V. Solanas) oder die Auslassungen von Andrea Dworkin á la "Ich möchte einen Mann zu einer blutigen Masse geprügelt sehen, mit einem hochhackigen Schuh in seinen Mund gerammt wie ein Apfel in dem Maul eines Schweins." sind keine Indizien für einen Feminismus, der einzig und alleine Männern die Täterrolle zuschreibt?

     

    Und dann: Die Gender-Mainstreaming-Industrie ist heute Milliardenschwer. Wer. meinen Sie, finanziert denn die ganzen Programme zur Mädchenförderung, die so genannten Gleichstellungsbeauftragten, und ja, die Frauenhäuser (von denen es im übrigen 400 gibt, im Gegensatz zu zwei privat finanzierten Männerhäusern)??

     

    @Horst: Auch ich kenne Gewalt von Frauen in meinem Bekanntenkreis. Ein Freund von mir wurde von seiner Ex regelmäßig mit einer brennenden Zigarette traktiert. Es hilft nur eines: Scham überwinden, darüber reden. Irgendwann wird auch die Mär von der friedfertigen Frau als Legende entlarvt.

  • SB
    Siegfried Bosch

    @Katja: Nein, der Feminismus hat natürlich nie Männer als Täter und Gewalt "Männergewalt" sei (verbunden mit der Behauptung, dass von Frauen ausgeübte Gewalt weniger schlimm, seltener und in den seltenen Fällen, in denen sie eben passiert, gerechtfertigt ist (letzteres z.B. bei Schwarzer und dem Bobbitt-Fall)). Und eine Anita Heiliger hat es auch nie gegeben.

     

    Deswegen wurden z.B. bei der Aktion "Mehr Respekt vor Kinder" des Bundesfamilienministeriums unter der damaligen Ministerin Christine Bergmann (die sich damit eigentlich als Leiterin des runden Tisches gegen sexuellen Mißbrauch disqualifiziert hat) bei den Jungen-Plakaten die Beschriftung "Wer Schläge einsteckt, wird Schläge austeilen" verwendet; denn Jungen haben nicht deshalb ein Recht auf eine gewaltfreie Erziehung, weil sie als Menschen Menschenwürde haben, sondern lediglich deshalb, weil man ihnen unterstellt, dass sie aufgrund ihrer Mißhandlungserfahrungen später selber zu Tätern (wahrscheinlich auch noch an Mädchen und Frauen werden!) werden.

     

    Die vielen Studien finden sie zusammengefasst hier: http://www.csulb.edu/~mfiebert/assault.htm

  • K
    Katja

    Der Femiminismus ist doch nicht schuld an den beschriebenen Rollenklischees, das Männer Täter und Frauen Opfer sind. Feminismus will gerade weg von solchen geschlechterspezifischen Denkweisen. Die Frauenbewegung kann nicht die Schuld gegeben werden, das es keine Männerbewegung gibt, sondern tun sich viele Männer selber schwer damit, von gelerneten Rollen abzulassen.

     

    Und wer bitte verdient Geld mit Feminismus? Frauenhäuser die um jeden Cent feilschen müssen oder Menschenrechtsorganisationen, die auf die Hilfe ehrenamtlicher MitarbeiterInnen angewiesen sind.

     

    Und welche Studien sind das bitte? Jeder verweist auf Studien aus Amerika ohne Titel zu erwähnen. Auch die Studie von Herr Döger unterscheidet nicht zwischen Gewalt im öffentlichen und privatem Raum, die bisher veröffentlichen Zahlen sagen also nicht viel über den Tatbestand der Häuslichen Gewalt aus.

  • N
    Normalo

    Unglaublich. Nicht zu fassen. Bereits beim Lesen dieses Artikel geht mir der Zünder. Offensichtlich muss man sich als Mann damit abfinden, grundsätzlich unter Generalverdacht zu stehen.

     

    Und der Spruch "Denn wenn Männer auch mal Opfer sein dürfen, müssen sie sich nicht als Täter aufspielen" zeugt von einer nicht mehr zu überbietenden Menschenverachtung.

  • L
    Letterman

    Wo ist mein Kommentar von gestern?

     

    Waren zu viele Fremdwörter drin oder was?

  • H
    Horst

    "Denn wenn Männer auch mal Opfer sein dürfen, müssen sie sich nicht als Täter aufspielen."

     

    Das ist der widerlichste und niederträchtigste Satz, den ich seit langem gelesen habe.

     

    Und ja, ich habe die Schläge von meiner Frau ertragen um meine Kinder nicht zu verlieren. Und nein, es hat dann dochz nichts genützt, meine kinder habe ich seit 8 Jahren, nicght mehr gesehen.

  • Q
    qed

    Aha, nun gibt es sie doch, die Frauengewalt, da muß man sofort relativieren und Männerkrisler Döge (dessen wissenschaftliche Reputation außerhalb staatsfeministischer und linker Institutionen sagen wir mal 'eher gering' ist), hilft kräftig mit. Daß statt auf Döge nicht auf die längst bekannte, riesige Zahl gut dokumentierter, internationaler Untersuchungen gerade bei schwerer Gewalt http://www.csulb.edu/~mfiebert/assault.htm

    zurückgegriffen wird, hat Methode: Eingriffe in die Freiheitsrechte wie das Gewaltschutzgesetz mit seiner Beweislastumkehr wären kaum möglich gewesen. Zur Erinnerung: selbst verbale Drohung ohne Übergriff kann zum Platzverweis genutzt werden und führt immer zum Strafverfahren. AG Saalfeld: 'Eine Drohung ist auch dann eine Drohung, wenn die Bedrohte sie nicht als solche empfindet'. Das grenzt schon hart an den Gewaltbegriff des Frauenhauses Schwalm- Eder: u.a. werden 'unterlassene Komplimente' genannt.

    Wer in Anbetracht solcher Abstrusitäten zur Kenntnis nimmt, daß trotzdem 80% der Angeklagten (und Verurteilten) Männer sind, dem wird bang um die Rechtsstaatlichkeit im Feminat BRD.

  • D
    Dirk

    Überraschende Studie? So naiv kann doch eigentlich keine/r sein. Spätestens seid Abu Ghraib wissen wir, dass Gewalt gegen Menschen nicht ungedingt männlich oder weiblich ist.

  • V
    vergleich

    Ohrfeige vs Verprügeln auf der Straße.

     

    Wenn also, sobald Männer sich mokieren, ausschließlich die Gewalt in ausgewirkten Newtonmetern gemessen wird, dann ist dies in etwa so, wie eine Vergewaltigung als einen reinen Sexualakt zu bewerten, und Demütigung und andere psychische Faktoren außen vor zu lassen.

     

    Es zementiert auch das Machobild, nachdem der Mann eh keinerlei Gefühlsregung hat.

     

    Schon widerlich, wie man mit unliebsamen Studien umzugehen pflegt.

  • Q
    Querulant

    In der Sache ist der Inhalt des Artikels ja richtig, aber dennoch kommt die Autorin offenbar nicht ohne deutliche Seitenhiebe auf die Männer aus. Außerdem beinhaltet der Text immer noch ein kaum versteckte feminitstische Selbstgerechtigkeit und die klassische Gleichstellung von Feminismuskritischereinstellung mit Frauenfeindlichkeit...

     

    Aus ihrer Rollle kommt diese "Feministin" offenbar nicht heraus... es ist offenbar einfach zu bequem ein klares Rollenbild zu haben...

  • PR
    Peter Rosenstein

    Zitat Carina: "Mit Männergewalt meint man meistens Gewalt gegen die Partnerin. Frauengewalt in der Familie dürfte sich eher gegen Kinder und pflegebedrüftige Senioren richten, die sich nicht wehren können. Die Ursachen solcher Gewalt gegen Schutzbefohlene sind naturgemäß völlig andere. (Dass eine Frau ihren gesunden, wachen Mann mehr als einmal zu verprügeln versucht, halte ich rein physiologisch für unwahrscheinlich.)"

     

    Auch wenn es Ihnen nicht in den Kram passt: Die ausgeübte Frauengewalt richtet sich tatsächlich gegen den männlichen Lebenspartner. Und die physiologische Überlegenheit ist relativ, da Frauen bei ihren Gewaltakten i.d.R. Gegenstände bzw. Waffen einsetzen. Ein Blick in die zahlreichen, im Internet verfügbaren Studien hätte geholfen.

     

    Noch ein Wort zu Frau Oestreichs Geschreibe: Der ganze Artikel trieft von billiger Ironie und Häme auf Kosten der Opfer. Die allerdings sind Spott gewohnt: Von Sanitätern, die sich über gebrochene Nasen mokieren, Polizisten, die bei der Aufnahme der Anzeige eine lustige Zeit auf Kosten der unmännlichen Kerle haben u.s.w.u.s.f. Es hätte mich aber gewundert, wenn die Autorin einen sachlichen Duktus gewählt hätte, schließlich steht ihr starres Weltbild auf dem Spiel.

  • M
    Mr.

    Danke für Ihren Beitrag.., der leider allzu berechtigt ist.

     

    Dabei geht es ja nicht nur um die körperliche Gewalt, die auch von Frauen ausgeübt wird..- vor allem auch Kindern gegenüber.

     

    Die Gewalt hat viele Gesichter.,

     

    ich fordere, das wir ganz vom Mann-Frau SChema abrücken.., es gibt für mich nur Menschen..,.darunter glückliche, benachteiligte, geförderte, verlassene, ausgenutzte, selbständige , Täter & Opfer usw.

     

    Das alte BetrachtungSchema mag für ganz spezifische Probleme noch angemessen sein.., grundsätzlich ist es unangemessen, weil unvollständig

  • D
    Dissi

    Es ist schon erstaunlich wie sehr die Ergebnisse der Studie eine Frau Östereich überraschen, deren Schwerpunkt Geschlechterpolitik ist. Ein einfacher Blick in die polizeiliche Kriminalitätsstatistik von Berlin - also dem Berliner Hellfeld - hätte ihr gezeigt, dass bereits da 23% der Täter bei häuslicher Gewalt Frauen sind. Dass es Männer weitaus schwerer haben, als Betroffene häuslicher Gewalt anerkannt zu werden, ist auch hinlänglich bekannt. Wer als 1 und 1 zusammenzählen kann, den überraschen die Ergebnisse der Studie nicht wirklich.

  • H
    Humanist

    In der Betrachtung fehlt leider der Aspekt, in wie vielen Beziehungs-Fällen "nichtkörperliche" Gewalt, also das, was Frau Schwarzer so gern als "weibliche linguistische Überlegenheit" verherrlicht, nach längerer Eskalation zu einem zwar unverzeihlichen, aber nicht immer unbegreiflichen "Ausrasten" selbst eines bisher jahrzehntelang friedfertigen Partners führt? Mir will einfach nicht in den Kopf, dass all die (z.T. schon recht bejahrten) Männer, die "aus heiterem Himmel" plötzlich ihre Partnerin und vielleicht gar noch ihre eigenen Kinder umbringen, nur primitive, bestialische Gewalttäter sein sollen. Nur leider macht sich die Presse fast nie die Mühe, dem Bericht über die Tat auch eine Information über die spätere Aufklärung der Hintergründe folgen zu lassen.

  • R
    Riin

    Der Punkt ist doch eigentlich: Daran, dass Partnergewalt, die gegen Männer gerichtet ist, immer noch so viel ignoriert und verlacht wird, ist nicht der Feminismus schuld, sondern ganz im Gegenteil die traditionellen Rollenbilder, die Männer als Täter und Frauen als Opfer sehen, und zwar in den verschiedensten Lebensbereichen. Feminismus ist der Weg aus diesen dysfunktionalen Geschlechterrollen und Beziehungen hinaus - für Frauen wie für Männer.

  • F
    frank

    "Denn wenn Männer auch mal Opfer sein dürfen, müssen sie sich nicht als Täter aufspielen." Wer einen solchen Satz schreibt, hat ein ganz verqueres und verachtendes Menschenbild. Sie suggerieren, dass Maenner Oper sein wollen. Wie feministisch verblendet kann man sein? Und die TAZ veroeffentlicht das auch noch! Opfern muss man helfen, liebe Frau Oestereich. Egal ob Mann oder Frau. Es ist mir vollkommen unbegreiflich, wie man das relativieren kann!

  • P
    Pascal

    "Das ist gut. Denn wenn Männer auch mal Opfer sein dürfen, müssen sie sich nicht als Täter aufspielen."

     

    Das heißt, wer Gewalt von seiner Mutter oder Partnerin erfährt, wird bisher zwangsläufig zum Schläger?

     

    Den Punkt mit der Gewalt in der Erziehung im anderem Taz-Artikel fand ich ebenfalls interessant.

  • C
    Carina

    Mit Männergewalt meint man meistens Gewalt gegen die Partnerin. Frauengewalt in der Familie dürfte sich eher gegen Kinder und pflegebedrüftige Senioren richten, die sich nicht wehren können. Die Ursachen solcher Gewalt gegen Schutzbefohlene sind naturgemäß völlig andere. (Dass eine Frau ihren gesunden, wachen Mann mehr als einmal zu verprügeln versucht, halte ich rein physiologisch für unwahrscheinlich.)

  • B
    Björn

    Ich tue mir immer wieder mit Artikeln in der taz, die feministische Themen zum Inhalt haben, ob ihrer Einseitigkeit etwas schwer. Diesen hier möchte ich ganz und sofort unterschreiben.

    Vielen Dank.

  • SB
    Siegfried Bosch

    Jetzt habe ich doch gerade einen weichtigen Teil meines Beitrags vergessen. Hier der Komplette:

    Der gesamte Kommentar (wie auch so viele andere Artikel der TAZ) krankt daran, dass er vergisst, dass die Zuschreibung Mann=(krimineller) (Gewalt)Täter, Frau=Opfer erst vom Feminismus geschaffen wurde; dieser hat hierbei selbstverständlich auf dem vorhandenen Männerbild aufgebaut (nämlich Mann=Täter (im Sinne von handelnder Person, nicht im feministischen Sinn), Mann=Beschützer, Frau=schwaches, hilfsbedürftiges Wesen), aber hat es eben auch durch Ausblenden der männlichen Beschützer dahingehend modifiziert, dass der seine Frau schlagende Mann der normale Mann sei (das liegt ja auch den ganzen Aktionen gegen "Männergewalt" zugrunde und geht so weit, dass Jungen dort nur deshalb geholfen wird, damit sie später keine Täter werden, nicht weil sie ein eigenständiges Recht auf die Unverletzlichkeit der Person haben). Wenn Frau Oestreich also schreibt: "und damit ein patriarchales Männerbild infrage stellt", dann ist das nur halb falsch, denn eigentlich wird dadurch das feministische Männerbild infrage gestellt. Es ist halb richtig, weil hierdurch auch Männer als Opfer ins Blickfeld geraten.

    Das alte Beschützer-Männerbild wurde und wird übrigens noch heute oft ausgenutzt, wenn Frauenprojekte Geld oder Gesetze o.ä. von den männlichen Gesetzgebern haben wollen. Das "Netzwerk männlicher Führer", welches UN-Generalsekretär Ban Ki Moon letztes Jahr gründete und welches sich selbstverständlich nur mit der Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen beschäftigt, ist ein Beispiel dafür.

  • S
    sylvia

    Wenn Frau Oestreich schreibt

     

    >>

     

    Häusliche Gewalt, die von Frauen ausgeht, ist bisher tatsächlich ein blinder Fleck, die männliche Opfererfahrung ein Tabu. Aber warum ist das so? Weil das Klischee sagt: Frauen sind passiv, Männer aktiv. Deshalb werden Frauen eher als Opfer, Männer eher als Täter gedacht. Weibliche Gewalt war bisher weitgehend unsichtbar, weil sie als "unweiblich" galt. Nun zeigen die Zahlen, dass unsere Vorstellungen von Weiblichkeit und Männlichkeit falsch sind. Das ist gut. Denn wenn Männer auch mal Opfer sein dürfen, müssen sie sich nicht als Täter aufspielen.

  • M
    mar

    Klar, Frauen sind so gewalttätig. Darum gehen Männer auch abends nicht allein auf die Straße. Und im Haus schlagen die Frauen sie zusammen. O Mann. Wie konnte das so lange verborgen bleiben? Gibt es noch mehr solche Tabus? Sexuelle Gewalt von Kindern gegen ihre Eltern vielleicht? "Meine Tochter hat mich vergewaltigt, ich habe jahrelang geschwiegen"? Oder Gewalt von Haustieren gegen ihre Halter? Da muss Frau Schröder mal forschen, da kommt bestimmt was bei raus. Vielleicht quälen in den Labors ja auch die Ratten die Forscher, und die Hartz-vier-Sippschaft nimmt schamlos die Besserverdienenden aus. Hey! Das tut sie ja wirklich! Die Opfer SIND die Täter!!

     

    Das Schöne ist, dass man dann nichts machen braucht.