Nachruf auf Lutz Sikorski: Mach's gut!
Dieser verdammte Krebs. Die Krankheit ließ Lutz Sikorski nur 61 Jahre alt werden. Der langjährige Chef der Frankfurter Grünen starb in der Nacht zum Mittwoch. Ein Nachruf.
Mensch Lutz! Es tut mir so leid. Lutz war einer der Besten schon unter den Guten von einst. Und er ist es immer geblieben. Er war dabei, als die grüne "Gang" von Joschka Fischer und Daniel Cohn-Bendit sich anschickte, zuerst von Frankfurt und dann auch von Wiesbaden aus die Republik zu erobern.
Der überzeugte Realo Sikorski, einst Offizier der Bundeswehr und Topmanager in einem Chemieunternehmen, hielt ab 1985 im Frankfurter Römer die Stellung. Zunächst als Fraktionsgeschäftsführer, dann als eloquenter Fraktionschef. Immer mit einem Hang zur feinen Ironie und als Widerpart der Frankfurter Fundis um Jutta von Ditfurth. Dieses Verhältnis blieb bis zuletzt zerrüttet.
Fünfundzwanzig Jahre hat er in führender Position die Politik in Frankfurt mitbestimmt, eine lange Zeit für kurzlebige Kommunalpolitik. Der Bayer war nach dem Sieg von SPD und Grünen bei der Kommunalwahl 1989 einer der Architekten der ersten rot-grünen Koalition im Römer.
Sieben Jahre später bei seinem Versuch, Umweltdezernent zu werden, wurde er Opfer von vier Abweichlern aus den Reihen der SPD, die ihm in geheimer Wahl ihre Stimmen verweigerten. Lange litt Sikorski daran. Die danach erodierende SPD leidet bis heute.
Verkehrsdezernent wurde er dann aber doch noch: 2006 gewählt von den Stadtverordneten von CDU, Grünen und Freien Demokraten. "Klein-Jamaika" im Römer. Und die Koalition, die mit sein Werk war, hält bis heute.
Der Dezernent Lutz Sikorski genoss Respekt über die Parteigrenzen hinweg. Rad- und Straßenbahnfahrer haben ihm viel zu verdanken, auch die Fußgänger. In seiner geliebten Wahlheimat Frankfurt jedenfalls wird er nie vergessen werden. Lutz, mach's gut!
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