piwik no script img

Neues Datenleck bei FacebookFreunde, die keiner haben will

Über eine Schnittstelle hat das Netzwerk Facebook mit Partnerunternehmen Adressen und Telefonnummern von Nutzern ausgetauscht - wenn auch nur für kurze Zeit.

Ein Facebook-Nutzer, der nichts von sich preis gibt. Bild: photocase luxuz

Facebook hat ein neues Datenschutzproblem. Und Facebokk hat es bereits aus der Welt geschafft - zumindest vorerst. Wie der Internet-Konzern jüngst in seinem Entwickler-Weblog ankündigte, konnten Partnerfirmen, die eigene Anwendungen auf Facebook anbieten, eine Zeit lang auf mehr und sensiblere Nutzerdaten zugreifen als zuvor.

Die entsprechenden Variablen hießen "user_address" sowie "user_mobile_phone". Das bedeutete: Wer bei Facebook seine vollständige Postanschrift und seine Mobilfunknummer hinterlegt hatte und unachtsam war, übertrug mit einem Klick seine Informationen an Drittanbieter. Facebook informierte seine Nutzer über das Gefahrenpotenzial kaum.

Erste Kritik kommentierte Facebook gegenüber der amerikanischen "PC World" mit den Worten, die Nutzer müssten explizit erlauben, dass Adressen und Telefonnummern übermittelt werden. Außerdem habe man "als zusätzlichen Schritt unterbunden", dass auch Daten vun Nutzerfreunden an Dritte freigeben werden können. Einen Tag und viele Pressereaktionen später entschloss sich Facebook dann doch, die neue Funktion "temporär abzuschalten". Man habe mittlerweile "viel nützliches Feedback" erhalten und wolle dies nun prüfen.

Die Abfrage der Kontaktinformationen war zuvor nicht etwa mit einer zusätzlichen Warnbox versehen, sondern tauchte in der üblichen Zugriffsanfrage ("Request for Permission") unter "ferner liefen" auf: Neben "Zugriff auf meine grundlegende Informationen" ("Access my basic Information") war dort dann auch ein "Zugriff auf meine Kontaktdaten" ("Access my contact information") verzeichnet. Da viele Nutzer diese Fragebox einfach bestätigen, um eine gewünschte Facebook-Anwendung sofort nutzen zu können, dürften Adresshändler zumindest anfangs ihre wahre Freude haben.

Die Lösung für das Problem bestand anfangs allein darin, aufmerksam zu sein. Nutzer sollten genau darauf achten, was sie Facebook und externen Facebook-Anwendungen erlauben und was nicht. Alternativ bieten sich falsche Adressdaten und Telefonnummern an oder die Löschung der korrekten Daten. Bei Falscheingaben muss man allerdings aufpassen: Facebook behält sich ausdrücklich vor, Profile mit nicht korrekten Informationen zu löschen und Mitglieder auszuschließen. Die Datensammlung soll schließlich möglichst komplett bleiben.

Das neuerliche Datenschutzproblem kommt für Facebook zu einer ungünstigen Zeit. Der Konzern versucht, über das in der Finanzkrise in die Kritik geratene Bankhaus Goldman Sachs insgesamt 1,5 Milliarden Dollar von Investoren einzuwerben, um auf eine Bewertung von sagenhaften "50 Milliarden Dollar" zu kommen. Diese Summe erinnert Beobachter an Dotcom-Blasen-Zeiten.

Bei der Neukapitalisierung wird so mancher Rechentrick angewandt, um der ab einer gewissen Investorenzahl notwendigen Öffnung der Geschäftsbücher zu entgehen. Goldman Sachs wollte einen Pool der Anteilseigner bilden und reiche Amerikaner und Ausländer ansprechen. Doch aus diesem Modell wird nichts.

Die Bank kündigte am Montag an, sie werde die 1,5 Milliarden Dollar zu 100 Prozent im Ausland einwerben und nicht bei den Facebook-begeisterten Amerikanern. Denn Goldman Sachs fürchtet, sich anderenfalls in rechtliche Grauzonen zu begeben, die die US-Börsenaufsicht SEC derzeit bereits intensiv untersucht.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

10 Kommentare

 / 
  • Q
    Querulant

    ...wenn die Konten nicht gelöscht werden können hat man also nur einmal eine Alternaitve... entweder anmelden oder NICHT anmelden... viele wird es wohl nicht mehr geben die diese Wahl haben...

  • L
    leser
  • M
    Michael

    Die Lösung ist eigentliche eine sehr einfache, nämlich lügen. Jeder der Daten von mir möchte, bekommt sie auch ... und zwar frei erfundene Informationen. Damit erledigt sich das Interesse an den Daten von alleine, wenn diese größtenteils falsch sind.

  • PP
    Patrick Pearse

    Ich frage mich was schlimmer ist, schlecht geschriebener Diaspora Code, oder Facebooks Verwendung von Userdaten.

  • D
    duke

    Erinnert mich irgendwie stark an:

     

    http://www.youtube.com/watch?v=vDZQd-zkxCY

     

    Whatever, nicht bei jedem Twitter- und Facerollbookhype seine privaten Daten ins Netz stellen. Dann klappts auch mit der Privatsphäre.

  • D
    Dave

    Selber Schuld wer sich dort anmeldet. Ich war noch nie dort und werde in Zukunft mich dort auch niemals anmelden.

  • SD
    Stefan D

    @Querulant

     

    Löschen ist nicht so ohne weiteres möglich, man kann es lediglich "Deaktivieren"

     

    ...

  • L
    leser

    Das ist kein unbeabsichtigtes Datenleck (das bald gestopft wird), sondern eine gezielte Indiskretion.

     

    Im übrigen ist die Ankündigung vom Freitag, und den Kern dieses Berichts kann man seit gestern bei heise online lesen:

    http://www.heise.de/newsticker/meldung/Facebook-gibt-Apps-Zugriff-auf-Adresse-und-Telefonnummer-1170438.html

  • S
    Spaten

    ...das doofe dabei is, dass das nicht geht. Userdaten bleiben trotzdem auf den Facebookservern, soweit ich die AGB´s etc. richtig verstanden habe...

  • Q
    Querulant

    ...oder als Alternative einfach Konto löschen...