Niedersachsen auf der Grünen Woche: Prima Stimmung in Halle 5.2a

Auf der Grünen Woche in Berlin präsentiert sich Niedersachsen mit Schweineschinken und Trachtengruppen. Auf den Verkauf von Hühnereiern hat man vorsichtshalber verzichtet.

Die Sau ist tot: Hörnerzug des Schützenvereins Ostharingen vor Niedersachsen-Schild. Bild: Benjamin Laufer

BERLIN taz | Auf der Showbühne in Halle 5.2a haben sich zwei Männer und drei Frauen in klassischer Tracht aus dem Schaumburger Land aufgereiht. Alle tragen sie Fellmützen, entweder aus Kaninchen- oder Bisamrattenfell. "Das kam darauf an, was man gerade kriegen konnte", sagt eine Trachtenträgerin dem Moderator ins Mikrofon. "Die sehen ja albern aus", kommentiert ein Lederhosenträger im Vorbeigehen und zeigt auf die Schaumburger. Die Gruppe in bayrischer Tracht schiebt sich an der Bühne vorbei durch die Massen.

Niedersachsen präsentiert sich als "Kulinarischer Botschafter 2010" auf der Grünen Woche. Zahlreiche Spezialitäten werden an den Ständen veräußert. Es gibt Mettbrötchen, Bier, Wein, Wurst und Milch. Mit Landwirtschaft hat das alles nur mittelbar zu tun. "Unsere Schwerpunkte sind Tourismus, Spezialitäten und Brauchtum", sagt Peter Wachter von der Marketinggesellschaft der niedersächsischen Land- und Ernährungswirtschaft. Im Auftrag der Landesregierung hat er das Bundesland hier inszeniert.

Was die BesucherInnen in Halle 5.2a nicht finden, sind Informationen zum Dioxin-Skandal. "Das Thema spielt bei uns in der Halle zum Glück keine Rolle", sagt Peter Wachter ein wenig genervt von der Nachfrage. Dioxin nennt er inzwischen nur noch das "D-Wort". Es gibt auch keinen Stand, an dem Hühnereier angepriesen werden. "Das wäre ja auch nicht so gut, wegen Dioxin", findet eine Standbetreiberin. Peter Wachter wiegelt ab. "Es gibt hier sowieso keine Eier."

Dafür gibt es jede Menge Schweinefleisch. "Lecker, lecker, lecker!", ruft ein älterer Herr in blauweißer Weste mit weißen Haaren. "Hier ist der Schinken!", setzt er mit rauchiger Stimme nach. Den ganzen Tag schneidet er den Schinken in feine Streifen und nascht kleine Stücke. Seine Kollegin legt den Schinken auf Baguettes und verkauft ihn. Der niedersächsische Schinken ist beliebt, die Leute reißen ihr das Baguette aus den Händen.

Am Stand gegenüber verkauft Fleischer Helmut Voss aus Barnstorf "Qualitätsfleisch der Extraklasse" vom "Kräuterschwein". "Nicht ein Einziger fragt hier nach Dioxin", sagt er, "nur die Presse." Dabei hatte er ein paar Nachfragen schon erwartet und wirkt fast ein bisschen enttäuscht. "Es ist eine Schande, dass so was passiert ist", findet der Obermeister der Fleischerinnung Diepholz-Nienburg. Den Verantwortlichen "sollte man sämtliches Hab und Gut nehmen", fordert er.

Im eigenen Betrieb hat er vom Skandal kaum etwas mitbekommen. "Erst in der dritten Woche fing es an, etwas weh zu tun." Verluste seien, wenn überhaupt, gering ausgefallen. "Das kann man aber nicht nur auf Dioxin schieben."

In der Halle zeigen sich verschiedene Regionen Niedersachsens von ihrer besten Seite. Das Weserbergland, der Harz und die Biosphärenregion Elbtalaue-Wendland werben dafür, bei ihnen die Ferien zu verbringen. Mittendrin bietet Katrin Haake-Herzog ihre Bullenschluck-Torte an. Bullenschluck ist ein Bitterlikör, der in der Rats-Apotheke Sulingen hergestellt wird. "Ich wurde gleich am ersten Tag nach den Eiern in der Torte gefragt", sagt Haake-Herzog. Aber sie war vorbereitet: Unter ihrer Theke liegt eine Unbedenklichkeitserklärung ihres Eierlieferanten. "In meiner Torte ist kein Dioxin", sagt sie.

Niedersachsen-Vermarkter Peter Wachter ist "eigentlich sehr zufrieden" mit der Grünen Woche 2011. "Es lief sogar besser, als letztes Jahr." Insbesondere beim Tourismus sei der Erfolg messbar. "Die Zahl der Übernachtungen nimmt nach der Messe deutlich zu", sagt Wachter.

Auf der Showbühne hat sich der Hörnerzug des Schützenvereins Ostharingen aufgebaut und führt Märsche und Jagdsignale vor. Mit "Sau tot" endet ihr Auftritt vor dem großen "N" für Niedersachsen. In der vergangenen Woche haben mehr als 100 Showacts die Gäste bei Laune gehalten. Es gab Gospel, Theater, Musicals und sogar eine Rolling-Stones-Coverband. "Im Prinzip hatten wir alles dabei", sagt Peter Wachter.

In den anderen Hallen auf der Messe gibt es auch alles. Pfannen, Koffer, Schuhpflegeprodukte. Sogar die Bundeswehr hat einen Stand und hält Vorträge über Mangelernährung. Ein junger Mann mit dem Schriftzug "Stop War" auf dem T-Shirt lässt sich von einem Soldaten den Afghanistankrieg erklären. "Das ist ne gute Idee", sagt der Soldat und deutet auf das T-Shirt. "Aber es halten sich leider nicht alle dran."

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