Kommentar Stufenplan für die Frauenquote: Ich will den Quatsch nicht!
Schröders Stufenplan ist verworren und unverständlich formuliert. Er ist so unkonkret wie eben möglich und bietet kaum Sanktionsmöglichkeiten.
D as muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: "Gesetzliche Verpflichtung zur Selbstverpflichtung", verbunden mit einer "aufschiebenden Bedingung". Versteht das jemand? Was will uns Kristina Schröder, die Autorin dieser brillanten Formulierung, sagen?
Wahrscheinlich das: Alle Welt schreit nach einer Frauenquote, auch in Deutschland spukt dieses Thema seit einem Jahr herum. Aber ich will solchen Quatsch nicht. Als Frauen- und Familienministerin muss ich aber leider reagieren. Vor allem, weil meine Kabinettskollegin von der Leyen mir zuvorgekommen ist. Ihr habt es einfach nicht anders gewollt.
So ist der gesamte Stufenplan, mit dem künftig der Frauenanteil in Führungspositionen erhöht werden soll und dessen "Kernstück" (Schröder) diese Selbstverpflichtung ist, so verworren, wie er klingt: Unternehmen sollen sich selbst verordnen können, wie viele Frauen sie künftig an die Spitze lassen. Ein Unternehmen darf nach eigenem Willen also zwei Frauen an seine Spitze berufen, ein anderes vielleicht nur eine - je nach Belieben. Kristina Schröder nennt das auch Flexi-Quote.
SIMONE SCHMOLLACK ist taz-Redakteurin für Geschlechterpolitik.
Sie begründet ihren Vorstoß damit, dass man von einem (harten) Maschinenbaukonzern schließlich nicht verlangen könne, genauso viele Frauen zu beschäftigen wie ein (weiches) Telekommunikationsunternehmen. Aber für einen Platz in einem Aufsichtsrat oder in einem Vorstand - denn um solche Posten geht es vor allem bei der aktuellen Quotendebatte - braucht man kein Ingenieurstudium und auch kein Technikzeugnis. Da kommt es auf Managementkompetenzen an. Und die kann und muss jede und jeder in dieser Führungsposition haben.
Schröders Stufenplan hat im Vorfeld durchaus für Wirbel gesorgt. Aber jetzt ist klar: Er wird kaum weiterhelfen. Er ist nicht nur verworren und unverständlich formuliert. Er ist darüber hinaus zu unkonkret und enthält kaum Sanktionsmöglichkeiten. Er ist schlicht lieblos gemacht.
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen