Schlafapnoe bei Lösungsmittelgeschädigten: Lebensbedrohliche Ignoranz

Auch aggressive Umweltchemikalien können durch Hirnschädigungen eine zentrale Apnoe auslösen. Unbehandelt kann die Krankheit tödliche Folgen haben.

Im Schlaflabor der Uniklinik Münster (UKM) wird eine Polysomnografie aufgenommen. Bild: dpa

BERLIN taz | Eine zentrale Schlafapnoe kann auch für durch Lösungsmittel geschädigte Menschen zu einem tödlichen Problem werden. Diese Beobachtung musste Peter Röder, Vorsitzender der "Initiative kritischer Umweltgeschädigter e. V." (IKU), machen.

Röder, der als Schreiner selbst viele Jahre gesundheitsschädlichen Substanzen ausgesetzt war und seit mehr als 12 Jahren wissenschaftliche Recherchen zum Thema "Giftwirkung auf den menschlichen Organismus" betreibt, erlebt immer wieder, dass durch Chemikalien geschädigte Menschen, die bei der IKU e. V. Rat suchten, später am plötzlichen Herztod verstarben.

Für Röder steht fest, die eigentliche Ursache für die tödlich endende Herzerkrankung ist oftmals eine nicht entdeckte und somit auch unbehandelte zentrale Schlafapnoe.

"Vor anderthalb Jahren ist auch ein guter Freund von mir, der an einem lösemittelbedingten Hirnschaden litt, am plötzlichen Herztod gestorben", erklärt Röder. "Er könnte heute noch leben, wenn damals untersucht worden wäre, ob eine Schlafapnoe vorliegt", so Röder gegenüber der taz.

Ausgelöst werden die nächtlichen Atemaussetzer durch einen von den Chemikalien verursachten Hirnschaden. Da diese Krankheitskaskade kein Einzelfall ist, empfiehlt Röder den Betroffenen, sich unbedingt auf eine Schlafapnoe hin untersuchen zu lassen.

Richtig wütend könne er werden, so Röder, wenn Ärzte diesem Rat nicht Folge leisten und der Patient später am plötzlichen Herztod verstirbt - welcher letztendlich durch die zentrale Schlafapnoe ausgelöst wurde - und somit leicht behandelbar gewesen wäre.

Er habe sogar erlebt, dass Ärzte, anstatt eine Untersuchung auf Apnoe zu veranlassen, den Patienten Medikamente verordnet haben, die wegen ihrer dämpfenden Wirkung auf das Gehirn (zum Beispiel Antidepressiva) kontraindiziert waren.

In dem Beipackzettel dieser Medikamente heißt es ausdrücklich, dass sie nicht eingenommen werden dürfen, wenn eine zentrale Schlafapnoe vorliegt oder Herzrhythmusstörungen.

Peter Röder setzt sich deshalb auch dafür ein, dass Menschen, bei denen Umweltgifte schon eine Hirnschädigung verursacht haben und Herzrhythmusstörungen vorliegen, obligatorisch auf eine zentrale Schlafapnoe hin untersucht werden.

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