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Kommentar Zweifel an bin Ladens TodDas Bild des toten Feindes

Daniel Bax
Kommentar von Daniel Bax

Die Informationspolitik der USA nach dem Tod bin Ladens ist undurchsichtig. Dass sie seine Leiche nicht zeigen, macht es Skeptikern an seinem Tod einfach.

W enn der Mythos, der Osama bin Laden seit jeher umgibt, nach seinem Tod neuen Auftrieb erhalten sollte, dann liegt das auch an den USA und ihrer Informationspolitik. Sie macht es Skeptikern leicht, die offizielle Version der Ereignisse anzuzweifeln.

Anders als im Fall des jordanischen Al-Qaida-Anführers al-Sarkawi, der 2006 im Irak getötet wurde, verzichtete die US-Regierung bisher darauf, ein Foto der Leiche bin Ladens zu veröffentlichen. Ein Teil der Administration möchte das Bild des Erschossenen dem Publikum als Beleg vorführen, ein anderer Teil will das Foto wegen großer Grausamkeit zurückhalten.

Man kann im bisher verfügten Verzicht der USA, ihren getöteten Feind zur Schau zu stellen, einen zivilisatorischen Fortschritt sehen. Nur öffnen sie damit all jenen Zweiflern und Verschwörungstheoretikern Tür und Tor, die meinen könnten, bin Laden sei schon lange tot – aber jetzt erst hätte die US-Regierung beschlossen, mit seinem Gespenst aufzuräumen, um Obama einen Erfolg zu verschaffen.

taz
Daniel Bax

DANIEL BAX leitet das Meinungsressort der taz.

Auch die Begründung für die schnelle Beseitigung der Leiche ist dubios. Zwar muss ein Verstorbener nach islamischem Ritus innerhalb von 24 Stunden beigesetzt werden. Eine Seebestattung ist aber höchst ungewöhnlich. Die US-Regierung hat diesen Weg gewählt, wohl weil sie keine Pilgerstätte für Dschihadisten schaffen wollte. Sie wäre gut beraten, dieses Motiv offen zuzugeben, statt zu behaupten, man habe damit "islamische Bräuche" respektiert.

Und mit den DNA-Proben, die belegen, dass es sich bei dem Getöteten um bin Laden handelt, verhält es sich wie mit vielen Erklärungen aus dem Weißen Haus: Man kann sie glauben, überprüfen kann man sie kaum. Solche Ungereimtheiten könnten für Obama noch zum Problem werden. Denn die Bereitschaft, der US-Regierung zu glauben, ist schon im eigenen Land nur gering ausgeprägt – von der arabischen Welt ganz zu schweigen.

Weil so viele Amerikaner daran zweifeln, dass ihr Präsident überhaupt in den USA geboren ist, sah sich das Weiße Haus kürzlich gezwungen, dessen Geburtsurkunde ins Internet zu stellen. Auch in diesem Fall dürfte der Obama-Regierung am Ende nichts anderes übrig bleiben, als das Foto des erschossenen Erzfeinds zu veröffentlichen, um mögliche Zweifel zu zerstreuen. Auch auf die Gefahr hin, damit eine Ikone zu schaffen.

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Daniel Bax
Redakteur
Daniel Bax ist Redakteur im Regieressort der taz. Er schreibt über Politik und Popkultur – inbesondere über die deutsche Innen- und Außenpolitik, die Migrations- und Kulturpolitik sowie über Nahost-Debatten und andere Kulturkämpfe, Muslime und andere Minderheiten sowie über die Linkspartei und das neue "Bündnis Sahra Wagenknecht" (BSW). 2015 erschien sein Buch “Angst ums Abendland” über antimuslimischen Rassismus. 2018 folgte das Buch “Die Volksverführer. Warum Rechtspopulisten so erfolgreich sind.”
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14 Kommentare

 / 
  • O
    Osterhasi

    @Demokratin

    und du schreibst wohl aus Himmelpforten, fütterst die rentiere und pflegst den alten mann im roten mantel.

     

    wer sich so leicht wie du mit lauen informationen, ohne verifizierbares beweismaterial abspeisen lässt, hat keine ahnung davon, worauf unsere freiheitliche grundordnung basiert. nachfragen ist bürgerInnenpflicht und lebendige demokratie.

  • D
    Demokratin

    Wer am Tod Bin Lades noch Zweifel hat, der glaubt auch, dass die Amerikaner nicht auf dem Mond waren.

     

    Und solchen Leuten kann ich nur raten zu Elvis auf die Insel zu ziehen.

     

    Dort wird dann wenigstens niemand von diesen Tieffliegern belaestigt. Ausser natuerlich dem King.

  • S
    Stefan

    Warum sollten bitte die Verschwörungtheoretiker die Echtheit eines Fotos anerkennen?

    Auch der Autor ist doch in vielen Artikeln absolut faktenresistent. Es geht doch allein um Ideologie und Glauben.

  • MZ
    Michael Zinnen

    Je mehr ich darüber nachdenke, desto weniger glaube ich an den Tod bin Ladens. Selbst die Veröffentlich von Fotos, Gentests oder Zeugenaussagen sind auf Ihren Wahrheitsgehalt nicht zu überprüfen.

    Obama ist der eigentliche Aspekt in diesem Schauspiel. Bin Ladens Tod wird vom Amerikanischen Volk als weitestgehend sein Verdienst gefeiert.

    Das diese Aktion ausserhalb jeder Rechtstaatlichkeit statt fand, wird meines Erachtens zu wenig diskutiert.

     

     

    (siehe auch Tex "Die Wahrheit ist eine Hure", separat an die Redaktion gesendet)

  • V
    Vorp

    Diese Phrase vom "zivilisatorischer Fortschritt" hab ich in letzter Zeit unheimlich oft in Zusammenhang mit der Osama-Ermordung gehört, aber irgendwie schafft sie es nicht so recht zu verdecken, dass der Westen weitaus rückständiger ist, als er sich selber gern hätte!

  • C
    Chris

    Na Klasse.

     

    Wenn es nun schon als "zivilisatorischer Fortschritt" gilt, den Kopf eines Unbewaffneten vor den Augen seiner Frau und seiner Kinder 'explodieren' zu lassen (und der mob groehlt), aber nur ja kein Foto der terroristischen Schweinerei zu veroeffentlichen, koennen wir ja alle zufrieden sein.

     

    Ich erinner mich noch an ein Foto eines zerbombten Rollstuhls eines von Israel liquidierten Scheichs. Kam nicht so gut, stimmt schon.

  • T
    Toby

    Viel interessanter, als die Frage, wessen Kopf da "explodierte" (ich fühl mich so sicher - die einen sägen Köpfe ab und die anderen lassen sie explodieren), ist doch die Frage, warum und was für einen Sinn es hatte. Das hätte ich viel lieber erklärt. Ich will wissen, WARUM es für mich wichtig sein soll, ob das Bin Laden war oder Harri Hirsch. CIA-Chef Panetta sagt, der Nachfolger Bin-Ladens sei der neue Staatsfeind Nr. 1. Prima. Die Nachfolge wäre also in der Sache geklärt. Das Böse ist tot, es lebe das Böse. Wofür also die ganze Sch....?

    DAS würde ich gerne wissen.

  • M
    maxe

    Schon komisch, dass das Foto eine grössere Diskussion hervorruft als die Umstände von Bin Ladens Tod. Die "Ikone" haben die USA übrigens meiner Meinung nach schon geschaffen. Wenn jetzt ein Foto oder andere Beweise auftauchten, wäre es bereits zu spät. Die rachelustigen Weltpolizisten haben es halt nicht begriffen: ein Bin Laden in einem Hochsicherheitsglaskasten in einem monatelangen, irgendwann langweiligen Prozess, vielleicht in Den Haag o.ä. hätte mehr gebracht.

  • U
    USAmachenEinenFehlerNachDemAnderen

    guter, wichtiger kommentar. danke!

     

    aber selbst die durch ein foto dokumentierte leiche eines zerschossenen wäre wenig hilfreich, um zweifel an der identität des toten auszuräumen. erkennen wird man auf solch einem foto (das selbst auch erst mal verifiziert werden müsste) nicht viel , der raum für spekulationen bleibt.

     

    nur ein lebender bin laden hätte der öffentlichkeit gewissheit über seinen verbleib verschaffen können. aber angeblich wars ja nicht möglich ihn lebend in gefangenschaft zu nehmen ...

  • S
    Stephanie

    Von Osama bin Laden ganz abgesehen - dass es irgendwas mit Pietät zu tun haben soll, wenn man keine zerstückelten Leichen und Ähnliches zeigt, glaube ich sowieso nicht.

    Da läuft eher eine kollektive psychische Abspaltung oder etwas in der Art.

     

    In ihrer Freizeit spielen die Leute Killerspiele und schauen sich Splatterfilme an, und das ist alles nur ausgedacht.

    Aber Grausamkeinten, die WIRKLICH passieren, auch zu zeigen, ist angeblich pietätlos?

     

    Da läuft ganz generell irgendwas grundsätlich falsch.

  • BG
    Bernd Goldammer

    Wer war der Getötete? Wenn Bin Laden bereits gestorben sein sollte, muss der Welt gesagt werden, wer der Erschossene war und warum er sterben und so pervers bestattet werden musste. Schickt unabhängige, perfekt ausgerüstete Gen-Experten an den Tatort. Jemand kann das vergossene Blut, das immer noch vorzufinden ist, genau analysieren und mit Gen Spuren auf Zahnbürsten oder persönlichen Gegenständen vergleichen. Wessen Blut war auf den TV- Bildern zu sehen? Wo sind die Bewohner des zusammengeschossenen Hauses, die überlebt haben? Die Obama- Administration bekommt ein weltweites Glaubwürdigkeitsproblem.Ich bin davon überzeugt, dass amerikanische Geheimdienstler und auch ihre PR Berater keine Stümper sind. Sie werden auch die sozio-kulturellen Auswirkungen dieses Angriffs vorhergesehen haben. Wenn sie jetzt Beweise zu ihrer Entlastung hätten, oder wenigstens belegen könnten, dass die US-Armee genau diesen weltweit gesuchten Bin Laden getötet haben, dann wäre das Internet voll davon. Vorsicht! In Pakistan wird mit einem besonders heißen Feuer gespielt! Das Land wurde durch die USA zum Atomwaffenstaat gemacht. Eine Eskalation muss schon deshalb vermieden werden.

  • BG
    Bernd Goldammer

    Wer war der Getötete? Wenn Bin Laden bereits gestorben sein sollte, muss der Welt gesagt werden, wer der Erschossene war und warum er sterben und so pervers bestattet werden musste. Schickt unabhängige, perfekt ausgerüstete Gen-Experten an den Tatort. Jemand kann das vergossene Blut, das immer noch vorzufinden ist, genau analysieren und mit Gen Spuren auf Zahnbürsten oder persönlichen Gegenständen vergleichen. Wessen Blut war auf den TV- Bildern zu sehen? Wo sind die Bewohner des zusammengeschossenen Hauses, die überlebt haben? Die Obama- Administration bekommt ein weltweites Glaubwürdigkeitsproblem.Ich bin davon überzeugt, dass amerikanische Geheimdienstler und auch ihre PR Berater keine Stümper sind. Sie werden auch die sozio-kulturellen Auswirkungen dieses Angriffs vorhergesehen haben. Wenn sie jetzt Beweise zu ihrer Entlastung hätten, oder wenigstens belegen könnten, dass die US-Armee genau diesen weltweit gesuchten Bin Laden getötet haben, dann wäre das Internet voll davon. Vorsicht! In Pakistan wird mit einem besonders heißen Feuer gespielt! Das Land wurde durch die USA zum Atomwaffenstaat gemacht. Eine Eskalation muss schon deshalb vermieden werden.

  • OS
    Obama sin Laden

    Blödsinn.

     

    Heutzutage dürfte ja wohl allgemein bekannt sein, wie leicht Fotos zu manipulieren sind. Das Beispiel ist doch gerade erst gestern durch den Blätterwald gerauscht.

     

    http://www.bild.de/politik/ausland/osama-bin-laden/tot-wirbel-um-foto-17684970.bild.html

     

    Es sollte sich auch bei der taz herumgesprochen haben, dass ein Foto noch gar nichts beweist. Das wissen ja sogar die lieben Kollegen von der Bildzeitung schon.

     

    Tja, dass ist der Preis, den wir für die durchdigitalisierte Welt zahlen. Ein Restzweifel bleibt immer.

  • L
    Lope

    Ein gesundes Maß an Skepsis sollte sich jeder zulegen, der nicht gern den Jasager spielt.

    Was den „Mythos“ Osama bin Laden angeht, wurde er maßgeblich von den USA geschaffen. Zunächst als guter Freund im Afghanistankrieg gegen die Russen, machten sie ihn ihn zum „meistgesuchten Terroristen der Welt“, als ein Sündenbock für 9/11 dringend gebraucht wurde. Dabei konnte ihm die Verstrickung auf die Attentate bisher nicht sicher nachgewiesen werden.

    Wie sollten die grausamen Bilder aus Abu-Ghuraib mit lebendigen Gefangenen, durch den toten „Terrorfürsten“ denn überhaupt noch zu toppen sein? Einen zivilisatorischen Fortschritt kann hier nur sehen, wer auf naivste an einen plötzlichen guten Willen zu einem neuen Weltverständnis der US-Regierung glaubt. Guantanamo gibt es schließlich auch unter Obama noch.

    Ein „Verschwörungstheoretiker“ baut dann doch eher auf dubiose Hinweise und nebulöse Sachverhalte, als auf offensichtliche Fehlinformationen.

    Als Ablenkungsmanöver von der derzeitigen katastrophalen Haushaltslage der USA, scheint die Sache dennoch ganz gut funktioniert zu haben.