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Der gefakte Zensus-Fragebogen"Das dürfen die"

Wahlverhalten, Drogenkonsum - was verraten Bürger, wenn sie glauben, die Volkszähler stehen vor der Tür? Ein Test zeigt, wie die Leute reagieren.

Falscher Zensus: Brav öffnen Berliner ihre Wohnungstüren und beantworten fiktive und reale Fragen. Bild: Amélie Losier

Seit Montag klopfen 80.000 Menschen an Türen in Deutschland. Sie dürfen sich für die erste gesamtdeutsche Volkszählung von zehn Prozent der Bürger Angaben einholen, etwa zu Religion, Weltanschauung oder zum Migrationshintergrund. Und es regt sich kaum Protest dagegen. Ganz anders als bei der letzten Volkszählung 1987. Offenbar gilt es heute in Deutschland nicht mehr als problematisch, beim Staat solche Daten anzugeben.

Wirklich? Wie bereitwillig würden uns die Leute Fragen beantworten, die der Staat nicht stellen sollte? Um das herauszufinden, haben wir einen Fragebogen gebastelt. Der beginnt mit Fragen, die tatsächlich von Zensus-Erhebungsbeauftragten gestellt werden, und geht über zu Fragen nach politischer Einstellung, Drogenkonsum und Geschlechtsverkehr. Wann werden die Leute misstrauisch? Verraten sie uns Dinge, die sie nicht einmal auf Facebook posten?

Unsere Namen haben wir mitsamt "Zensus"-Logo auf einem Fantasieausweis verewigt. T-Shirts mit dem Aufdruck "Erhebungsbeauftragte(r)" übergezogen und uns auf den Weg gemacht. In den Westteil Berlins, wo Studenten auf Fahrrädern neben Anzugträgern in Cabrios die Straßen entlangfahren. Als wir dann vor dem ersten Hauseingang stehen, wird uns mulmig. Zweifel kommen auf: Ist das, was wir hier vorhaben, ethisch korrekt? Darf man für eine Recherche lügen? Aber wie sollen wir anders herausfinden, wie die Leute reagieren?

Zensus 2011

Das passiert: Für den Zensus 2011 wurden bereits Daten aus staatlichen Registern zusammengeführt. Gestern hat die Phase begonnen, in der zehn Prozent aller Bundesbürger persönlich befragt werden - bis zum 31. Juli.

Das wird gefragt: Der offizielle Fragebogen, der auf der Internetseite zensus2011.de für jeden einsehbar ist, beinhaltet Fragen unter anderem zu Familienstand, Lebensgemeinschaften, Schulabschluss, Beruf und Migrationshintergrund. Nach Religionszugehörigkeit wird auch gefragt, die Frage kann aber abgelehnt werden.

Das haben wir gemacht: Zwei taz-Reporter klingelten an zufällig ausgewählten Berliner Haustüren, begehrten Einlass und stellten reale und fiktive Zensus-Fragen.

Beruf? Regisseur

Altbau, gepflegt, Kinderlachen. Ein Mädchen öffnet, lugt durch den Türspalt. "Ich hol Papa." Thorsten Müller* mustert uns, als er dazukommt, die Klinke in der Hand. Puls und Gedanken rasen. Er zeigt auf seine Uhr. "Zehn Minuten!"

Wir sitzen am Tisch. Blicken auf die Terrasse. Bestaunen die Dachschrägen. Die 170 Quadratmeter. Vorname, Name, Postleitzahl? Müller antwortet schnell. Telefonnummer? "Warum wollen Sie die wissen?" Für Nachfragen. Falls es noch Unklarheiten gibt. Er mustert uns wieder. Nennt seine Festnetznummer.

Glaubensrichtung? Christ. Beruf? Regisseur. Alles Fragen, die wir dem echten Fragebogen entnommen haben.

Einkommen? "Einkommen?" Einkommen. "Das gebe ich nicht an." Sie sind gesetzlich dazu verpflichtet, behaupten wir. "Ja? Null Euro." Weiter. In seinem Tempo. Ja. Er stützt die Hand auf. Nein. Lehnt sich zurück. Ja. Lacht auf. Ein Auto, ja. Der Golf. Zigaretten, ja. Acht am Tag. Alkohol, ja. Fast täglich. Sollte der Staat Sterbehilfe erlauben? "Ja." Haben Sie eine Partnerin? "Nein." Weiter. Nicht nachdenken. Dann sagen wir es: Wie oft haben Sie Geschlechtsverkehr? Wir erklären nichts. Müller erklärt. "Ach, so werden diese Statistiken also erhoben!" Wir murmeln. Kichern. Murmeln. Dann sagt er es. Wir dachten, niemand würde darauf antworten. "Einmal im Monat."

Dreizehn Minuten.

Im Treppenflur löst sich die Anspannung nicht. Sie mischt sich mit Verwirrung. Darüber, dass sich die Anfangsskepsis des Interviewten verflüchtigt hat. Darüber, dass Einkommen und Telefonnummer nur zögerlich rausgerückt wurden. Informationen zum Sexualverhalten dagegen gleich.

Sabine Schmidt sagt, sie habe keine Zeit für ein Gespräch. Es würde gleich Besuch bekommen. Wir wollen schon gehen, da ruft ihr Mann im Hintergrund: "Zensus? Das ist in Ordnung. Das dürfen die." Kein Blick auf unsere Ausweise.

Schon mal illegale Drogen konsumiert? Ja.

"Ich bin hier der Chef, das ist schon mal klar", sagt der Mann mit Glatze. Er lehnt an der Wand, raucht eine Selbstgedrehte. Aber wir wollen sie. Die jetzt vor gerahmten Kinderfotos sitzt. Staatsangehörigkeit, Schulabschluss, Gehalt.

Sabine Schmidt antwortet so pflichtbewusst, als befände sie sich in einem Verhör: "Ich verdiene 2.200 Euro im Monat", "Wir haben vier Computer". "Ich rauche zwanzig Zigaretten pro Tag." Er mischt sich ein, inhaliert Tabak: "Was ihr alles wissen wollt." Versteht nicht, warum wir nach Medikamenten fragen. Streichelt dann den Kater.

Sind Sie für die Legalisierung von illegalen Drogen wie Marihuana?

"Ja."

Haben Sie schon einmal illegale Drogen konsumiert?

"Ja."

Welche?

"Cannabis."

Sind Sie für ein grundsätzliches Verbot von Abtreibungen?

"Nein."

Haben Sie schon einmal abgetrieben?

Der Kater streicht ihr um die Beine. "Ja."

Hans Lehmann ist anfangs recht skeptisch. Noch im Flur wundert er sich, dass wir uns nicht schriftlich angemeldet haben. "Da hat die Post wohl geschlampt." Reicht ihm dann als Erklärung. In der Wohnung liegen Klamotten herum, Kinderspielzeug ist verstreut, der Balkon mit Pflanzen zugestellt. Das ist ihm sichtlich peinlich. 47 ist er, Historiker und derzeit Doktorand.

Antworten im Stakkato

Auch er antwortet im Stakkato. Zentralheizung? Ja. Urlaub? Dreimal im Jahr. Regelmäßig Alkohol? Nein. Kinder? Zwei. "Und das ist jetzt kein Fake? Sie haben eine Ausweis?", fragt er, als wir wissen wollen, welche Partei er wählt. Ja, haben wir. Er nimmt das Stück Papier, schief laminiert und ohne Stempel, in die Hand. Mustert es, fährt sich durch die Haare, kneift die Augen zusammen, legt es zurück. "Warum wollen die Behörden wissen, wen ich wähle?" Die Wahlumfragen seien zu ungenau. Reicht ihm als Erklärung. Er wählt die Grünen.

Und wie ist es mit Geschlechtsverkehr? "Das ist nicht Ihr Ernst, oder? Sie verarschen mich nicht?" Doch, tun wir. Wir lösen unsere Tarnung auf, uns fällt kein Grund ein, weshalb der Staat sich für das Sexleben seiner Bürger interessieren sollte. Wir entschuldigen uns, er verzeiht schnell.

"Warum haben Sie trotz ihres Misstrauens so lange mitgemacht?"

"Ich bin ein höflicher Mensch, Sie waren freundlich und ich hatte ein schlechtes Gewissen, weil ich mich hätte besser informieren müssen."

"Warum, glauben Sie, regt sich kein Widerstand gegen die Volkszählung"

"Die Zeiten haben sich geändert, heute ist nicht mehr der Staat böse, sondern eher die Wirtschaft."

Sechsmal wurde uns die Tür geöffnet, zweimal wurden wir abgewiesen - nicht aus grundsätzlichen Zweifeln oder einer Antihaltung zur Volkszählung, sondern weil die beiden Frauen einfach keine Zeit hatten.

Jürgen Fischer lässt uns sofort in seine Singlewohnung. Auf dem Balkon ist der Tisch gedeckt, Kuchen steht bereit, es riecht nach Kaffee. "Ich erwarte Gäste, die können jederzeit kommen." Eigentlich passe es gerade nicht.

Mehr reden, als der Fragebogen erwartet

Er redet viel. Mehr als unser Fragebogen erwartet. Wir erfahren, dass er sich gerade als Ausbilder für Radiosprecher selbstständig gemacht hat, dass er Arbeitslosengeld beantragt hat, "weil es noch nicht läuft." Er sagt, die NPD müsse verboten werden, Westerwelle sei "scheiße", er wähle die Grünen. "Selbst wenn die Spitze dort auch übel ist." Seine Gäste sind da, warten auf der Terrasse. Wir lassen ihn ausreden. Rauben ihm seine Zeit.

Ob er für die Legalisierung von Drogen ist?

Seine Freunde nehmen alles Mögliche, erzählt er. Einfach so. Crystal, Koks. "Ich habe 1993 einmal eine halbe Ecstasy-Pille eingeworfen, außer ein Gefühl der Leichtigkeit hab ich aber nichts gemerkt." Er hatte eine Chemotherapie, will aber nicht, dass wir Details zur Nachbehandlung aufschreiben. "Das verweigere ich, da soll die Behörde ruhig anrufen, wenn Sie ein Problem damit hat." Im Schnitt hat er 50-mal jährlich Geschlechtsverkehr. Und ja, er hatte schon Sex mit Männern.

Er hat uns alle Fragen beantwortet. Warum, fragen wir, als wir uns als Journalisten zu erkennen geben. "Diese Staatshörigkeit, das Duckmäusertum, ist in den Deutschen wohl so drin. Ich bin vielleicht auch zu gutgläubig." Damals, 1987, sei das noch anders gewesen. Tausende seien gegen die Volkszählung auf die Straße gegangen. Und jetzt? "Heute zucken sie mit den Schultern."

* Alle Namen von der Redaktion geändert

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36 Kommentare

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  • KB
    Käptn Blaumeise

    @Opfer:

     

    Wer fremde Leute mit lustigem T-shirt einfach mal so IN DIE WOHNUNG lässt und dann bereitwillig blankzieht, der hat es leider nicht anders verdient. Der hat sich selbst zum Opfer gemacht.

     

    Ich warte ja auf die ersten echten Opfer, wenn solche "Erhebungsbeauftragten" mit schräg laminiertem Ausweis bei Oma Krause dann auch mal den Geldbeutel erheben.

     

    Man kann gar nicht genug solcher Aktionen zur Dikreditierung des Zensus und deren Schnüffler durchführen. Vielleicht setzt ja doch bei dem einen oder anderen das Denken wieder ein.

  • G
    Gantenbein

    Als eines der hier z.T. bescholtenen "Opfer" möchte ich anmerken: Die Auskünfte wurden in der Annahme erteilt, dass sie statistischen Zwecken dienen. Mir ist es egal, ob ich z.B. zu xy% der Deutschen gehöre, die "grün" oder "rot" wählen oder einmal Drogen probiert haben und wenn dies in einer Statistik publik wird. Hier im Artikel werden allerdings Einzelprofile (!) mit Zitaten & Garnierungen á la "Klamotten liegen herum" wiedergegeben. Etwas, dass beim Zensus gar keine Rolle spielt, weshalb die etwas dürftige Ausbeute dieser "investigativen" Recherche ist: "Guck`mal, was man alles `rauskriegt, wenn man erfolgreich lügt!" Naja...

  • PW
    Paul Wrusch

    Wir haben im taz-Hausblog einen kleinen Beitrag zur Frage geschrieben, ob die Recherche gerechtfertigt war.

     

    http://blogs.taz.de/hausblog/2011/05/10/ist_das_ethisch_korrekt/

  • S
    spin

    @ Thomas: "Wenn in 5 Jahren Kindergartenplätze für Muttis und Vatis liebe Kleinen fehlen, wenn Lehrermangel herrscht und die Altenheime überfüllt und überfordert sind, dann kreischen die TAZ und deren Leser bestimmt wieder ganz laut auf. Und dann sind mal wieder die anderen Schuld, warum nicht sorgsam vorausgeplant werden konnte."

     

    sorry, quatsch! für keine dieser fragen braucht man eine volkszählung, da reicht der blick in geburten- und melderegister.

  • GA
    Genosse Arsch

    Der letzte Befragte soll mal lieber die Ansage-Sabbelköpfe im Flughafen, am Bahnhof, im Flieger ausbilden, die ihre Texte so runter rasseln, daß man kein Wort versteht - insbesondere das "Englisch" nervt unbarmherzig und ist nicht besonders ausländerfreundlich.

  • PW
    Paul Wrusch

    @Pendler:

     

    Da haben Sie Unrecht.

     

    Frage 7 (Pflicht): „Welcher Religionsgesellschaft (sic!) gehören Sie an?“

     

    Frage 8 (freiwillig): „Zu welcher der folgenden Glaubensrichtungen oder Weltanschauungen bekennen Sie sich?“

     

    (Siehe Original-Fragebogen: http://cdn.zensus2011.de/live/uploads/tx_templavoila/Fragebogen_Haushaltebefragung_20101007a.pdf)

     

     

    @Jens Schlegel

     

    Wir werden zu den Fragen wohl noch heute einen Beitrag für das taz-Hausblog verfassen.

     

    @Victoria

     

    Nein, wir haben keinen Freudentänze gemacht, wir waren eher sprachlos nachdem wir die Wohnungen verlassen haben.

  • T
    Thomas

    Blöd, einfach nur blöd.

     

    Nicht nur die Interviewten, sondern dieser ganze Artikel. Klingt nach "investigativem" Journalismus a la taff, explosiv und brisant.

     

    Anstatt auf die Notwendigkeit solcher Erhebungen aufmerksam zu machen, haut die TAZ unter die Datensicherheitsgürtellinie.

     

    Wenn in 5 Jahren Kindergartenplätze für Muttis und Vatis liebe Kleinen fehlen, wenn Lehrermangel herrscht und die Altenheime überfüllt und überfordert sind, dann kreischen die TAZ und deren Leser bestimmt wieder ganz laut auf. Und dann sind mal wieder die anderen Schuld, warum nicht sorgsam vorausgeplant werden konnte.

  • B
    Bangster

    Also ich bin kein großer Freund der taz... aber dieser Artikel war großes Kino. Hervorragender Journalismus

  • R
    rothose

    Soviel Naivität der Befragten ist schon wieder strafbar. Auch wenn sie sich nicht im Internet informieren, können sie doch aus Zeitungen oder in Gesprächen mit Nachbarn, die sich interessieren, informieren. Traurig, traurig.

  • U
    Unzeit-gemäß

    Mal ganz doof gefragt: Wenn ich nicht da bin, kann ich ja auch nicht befragt werden. Kriegt man dann vorher Briefe, so dass man zu einer bestimmten Zeit anwesend sein MUSS?

  • T
    Thomas

    Wenn ich als Begründung für ausbleibenden breiten Widerstand lese " "Diese Staatshörigkeit, das Duckmäusertum, ist in den Deutschen wohl so drin", dann fühle ich mich in die 1980er Jahre zurückversetzt. Damals waren solche Sprüche weit verbreitet, heute wirkt solche Bauchanalyse fehl am Platz und lächerlich.

  • V
    Victoria

    "Zweifel kommen auf: Ist das, was wir hier vorhaben, ethisch korrekt?"

     

    Da kommen jetzt bei mir Zweifel auf, das hat euch doch Spaß gemacht, nach jedem gelungenen Interview ein kleiner Freudentanz im Treppenhaus? Kann man so was machen, ohne sich gleich selbst mitzuverarschen?

  • FD
    Fan Der Fahrt

    Ich würde es nicht glauben, wenn ich es nicht soeben selbst gelesen hätte, wie bereitwillig Menschen sich ausfragen lassen.

    Sehr traurig...

  • M
    MPeter

    Wen treffen die denn da an? Rentner und Hartz IV Empfänger, der Rest dürfte doch wohl arbeiten gehen oder?

  • F
    Frank

    "Warum, fragen wir, als wir uns als Journalisten zu erkennen geben. ... "

     

    Die Volkszählung ist ein staatlicher akt.

    Die Verweigerung der "Auskunft" ist unter Strafe gestellt.

    Das ist das Eine...

     

    Das Vertrauen in die Agenten ist zwar unbegründet, aber wer hier weiss schon warum. Und das ausgerechnet bei der Volksbefragung, Anschrift, persönliche Daten, Einkommen usw. sind dem Staat sowieso bekannt (siehe Personalausweis, Finanzamt, Grundbuchamt, Strafregister, Arbeitsamt ...), sowas wie Misstrauen aufkommt, ist merkwürdig.

     

    Gibts nicht Wichtigeres?

     

    Nö, man fühlt sich dann so ein bisschen wie die 68er, und kann ungestört mitmachen und sich selbst und die Umwelt beweisen, wie edel, aufrecht und gut man sei.

     

    während auf La Lampedusa die Leichen von "Wirtschaftsflüchtlingen" an den Strand schwemmen und man mit dem Auto auf dem Weg zur Arbeit Lebensmittel verbrennt,

    sieht man sich in seiner Überzeugung bestätigt, dass Rauchen für die Umwelt schädlich sei, versucht weniger Fleisch zu essen, kauft Biostrom und Lebensmittel....

     

    Verrückt.

  • G
    gelderlander

    Ja, der Deutsche an sich ist ein Untertan. Dieser Untertanengeist, dieses Korpsverhalten und der Kadavergehorsam steckt drin in den Deutschen. Das nutzen die Behörden aus.

     

    "Gegen die da oben können wir eh nix machen" - wie oft ich das schon gehört habe...

     

    Ich arbeite derzeit in einem Logistikzentrum in dem nur Zeitarbeiter - ich auch - arbeiten. Da regt sich null widerstand, da gibt es null bestrebungen, einen Betriebsrat zu gründen. Weil alle Angst haben.

     

    Gwenauso siehts in diesem Fall aus. Wer nicht antwortet bekommt ein Zwangsgeld auferlegt. Das ist Willkür und mit der Verfassung nicht vereinbar.

     

    Ebenso die Begehung der Wohnung. Ich werde die nicht rein lassen. Unverletzlichkeit der Wohnung.

     

    Adresse, Name, Geburtsname, Geburtsdatum- & Ort können sie gern haben und mit den Daten im Einwohnermeldeamt abgleichen. Alles andere geht niemanden was an.

     

    P.S.: Ich habe kein Facebook - wozu?

  • J
    John

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    im windschatten dieser volkszählung zu recherchieren, um den leuten untertanentum zu diagnostizieren, dabei noch halbherzige ethische überlegungen zu machen, führt zur nullaussage und ist unseriös. das ist etwa so, als würde man mäusen im experiment schokolade füttern, um dann zu konstatieren, mäuse ernähren sich vor allem von schokolade.

  • V
    vic

    RTL II Außendreh...

    Herzlichen Dank für diesen aufschlussreichen Feldversuch.

    Ich habe den Musterfragebogen eingesehen.

    Datensammler müssen bei mir draußen bleiben. Was ich online angebe, werde ich entscheiden wenn es soweit ist.

    Die meisten der Daten sind dank Behördenkommunikation ohnehin längst in Umlauf. Sollen sie doch die fragen.

  • A
    Andreas

    Befragt zu werden bedeutet doch auch: Man schenkt mir Aufmerksamkeit. Aufmerksamkeit, dass ist die Droge der Promis. Wwarum also soll das gemeine Volk nicht auch gefallen daran finden?

  • P
    Pendler

    Der Artikel ist wohl auch Mega-Fake?

     

    Angabe der Religion ist freiwillig.

     

    Nach "Weltanschauungen" wird überhaupt nicht gefragt.

  • R
    Rainer

    Klasse Aktion. Und erschreckend, wie sehr sich die "Heimgesuchten" auf ihre Menschenkenntnis verlassen ("...Sie waren freundlich..."). Meiner betagten Mutter muss ich immer wieder erklären, dass nette, gut angezogene Menschen kein Indiz dafür liefern, dass sie keine Haustür-Abzocker sind. Standard-Argument: Wenn Verbrecher zerlumpt herumlaufen und nach Bier stinken, hätten sie kaum Erfolg. Zieht trotzdem nicht: "...der sah aber so nett aus!"

     

    Naja, ich werde den unvermeidlichen Zensus-Besuch zumindest mit Gegenfragen anreichern. Alles, was die wissen wollen, sollen die mir zunächst selbst beantworten. Vertrauensbildende Maßnahme, sozusagen. Wer nichts zu verbergen hat...

  • G
    Grundgesetz

    Zensus - Befragung von Kindern, Anttworten zu anderen Personen und Strafen von 5000 Euro und plus.

    Ist das noch Demokratie?

    (Fast) Niemand regt sich mehr auf. Selbst Leute die eigendlich die Demokratie tragen sollten, beantworten jeglich Fragen. Einfach nur schlimm!!!

    Ich bekomme Angst um Deutschland!

  • JW
    janne weinzierl

    Ihren Kommentar hier eingeben

     

    Das ist mit ein Grund warum ich seit 1989 ein taz abo habe, Ihr seit einfach unschlagbar!!!

  • S
    spin

    "Die Zeiten haben sich geändert, heute ist nicht mehr der Staat böse, sondern eher die Wirtschaft."

     

    man möchte weinen, aber der mann hat recht: die leute haben tatsächlich keine ahnung, dass staat und kapital zwei seiten einer medaille allgemeiner konkurrenz sind. dass der eine die spielregeln (recht!) setzt und durchsetzt (gewalt!), die das andere braucht.

    dass das andere wiederum die "früchte" (steuern! exportweltmeister!! binnennachfrage!!!) produziert, die ersteren legitimieren.

    dass alles zusammen erst das super spiel ergibt, das eine gesellschaft in hartz 4, lidl und porsche sortiert.

     

    aber mehr als ein feindbild ist auch ungesund...

     

    die aktion selbst finde ich sehr gelungen!

  • MM
    Markus Müller

    Ja,bald können sie uns wieder zu Wurst verarbeiten,zu Kanonenfutter,zu Menschenbutter,was auch gebraucht wird.Da wächst eine Generation heran,die von nichts mehr weiß und nichts ahnt und sich vor allem nicht mehr wehrt.

    Alles wird gut.

  • FJ
    Frank Jaksch

    Ich kann noch nicht einmal behaupten, dass mich die Reaktionen der Befragten noch wundern. Und ich befürchte, dass solch unkritische Haltung und, mit Verlaub, Dummheit, die bereits an fortschreitende Hirninsuffizienz erinnert, wohl nicht nur unter der deutschen Bevölkerung Einzug gehalten hat. Es ist erschreckend und beängstigend zugleich, wohin sich die Gesellschaft inzwischen entwickelt hat. Da diese fiktive Umfrage sich jedoch in deutschland abgespielt hat, kann ich nur sagen: Armes Deutschland! Ich schäme mich dafür!

  • K
    keks

    Eins Live hat heute Leute angerufen ... die haben etwas von ner Strafe von 250 Euro erzählt. Warum machen die das?!

  • K
    Kornelius

    Wenn ich mich als eine solch verantwortungsbewusste Zeitung halte, die fuer jeden Datenschutz und gegen jedes Atomkraftwerk ist, wuerde ich mich schaemen, solche Informationen einzuholen.

     

    Nicht, dass es besser ist, wenns der Staat tut (auch wenn er nicht nach meinem Sexualleben fragt), aber der tut auch nicht so, als waere er ein unschuldiger Gutmensch...

  • HW
    Heidi Weh

    Es ist einfach unglaublich! (Fast) jeder kann doch lesen, zumindest fernsehen, da erfährt man was man muss, und was nicht, z.B., dass man die Leute nicht hereinlassen muss, sondern den Bogen zurückschicken kann.

    Das ist das eine.

    Das andere ist, dass die Leute Redebedarf haben, da ist mal jemand, der sich für sie interessiert, der Fragen stellt und zuhört.

    Das zeigt gesellschaftlichen Veränderungsbedarf : es ist zu kalt im kapitalistischen Geiz ist Geil Staat.

  • S
    stimmviech

    Toller Journalismus. Es zeigt sich : der Deutsche - auch und gerade der gebildete - ist vor allem Untertan. Scheinbar existiert kein Wissen darüber, daß man die Befrager nicht in die Wohnung lassen muß, sondern sich den Fragebogen geben lassen kann und per Post antworten kann. Obwohl man das seit Monaten wissen kann, wenn man sich etwas staatskritisch informiert.

  • B
    bombussubterranus

    Mutig für Journalisten! Respekt vor so guter Recherche.

  • JS
    Jens Schlegel

    "Ist das, was wir hier vorhaben, ethisch korrekt? Darf man für eine Recherche lügen? Aber wie sollen wir anders herausfinden, wie die Leute reagieren?" Antwort dazu? Egal. Wenn ich was raus finden will dann darf ich alles, wenn ich keine andere Möglichkeit sehe. Und ich muss jetzt was machen. Regt sich ja keiner richtig auf. Was soll der Mist? War es nun ethisch korrekt? P. WRUSCH / A. SEUBERT, ich erwarte eine Antwort.

  • S
    Sauerbraten80

    Da zeigt sich ein grundsätzliches Problem unserer Gesellschaft, das ich schon oft festgestellt habe:

    Die Leute informieren sich nicht selbstständig! Sie scheren sich nicht um ihre Rechte und Pflichten.

     

    Dabei ist es meiner Meinung nach eine SELBSTVERSTÄNDLICHKEIT, dass man z. B. vor so einer Volkszählung im Internet recherchiert, welche Rechte und Pflichten man bei beim Zensur hat und welche Fragen dort gestellt werden.

     

    Wo ist das Problem? Kostet nur 5 bis 10 Minuten Zeit.

     

    Die Passivität der meisten Bürger ist alarmierend! Manche Leute bilden sich wohl ein, Informationen müssten ihnen hinterher getragen werden, anstatt dass sie sich selbst informieren.

  • TO
    Thorge Ott

    Ganz schön erschreckend, was die Menschen freiwillig von sich erzählen. Es freut mich, dass Sie so eine aufwendige journalistische Arbeit betreiben und solche - für viele selbstverständliche - Dinge kritisch hinterfragen. Ich selbst würde mir auch wünschen, wenn die Leute sorgsamer mit ihren Daten umgehen. Wer kann schon noch von sich sagen, dass Politik und Wirtschaft keine privaten Daten von einem selbst besitzen?

     

    Es wäre wünschenswert, wenn die Leute den Zensus boykottieren und juristisch gegen eine Strafe vorgehen.

     

    Dieser Artikel hat mich dazu veranlasst über taz zahl ich erneut zu spenden. Dennoch hoffe ich, dass alle Befragten am Ende aufgeklärt wurden und daraus lernen...

  • EA
    Enzo Aduroe

    Das finde ich nicht in Ordnung. Denn hier geben Leute ihre Daten an fremde. Das ist eine Art Amtsanmaßung. Das ist wie sich als Polizist verkleiden und Bußgelder abkassieren.

  • GM
    Gosig Mus

    Wow. Einfach nur wow.