Saisonrückblick Fußball-Bundesliga: Randale mit Seuchenvogel

Die Saison 2010/2011 der Fußball-Bundesliga ist beendet. Welche Erkenntnisse hat die Spielzeit gebracht? Die taz blickt zurück und verteilt ein paar Prämien.

Taz-Trainer der Saison: Holger Stanislawski. Bild: dpa

Frisur der Saison: Mario Gomez. Die Spitzenfrise überstrahlt einfach alles: Da schießt einer in der Krisensaison der Bayern 28 Tore (so viele wie seit einer Ewigkeit keiner mehr), macht etliche entscheidende Buden, wird - definitiv - zu einem der besten Stürmer Europas. Und was singen die Fans. Du hast die Haare schön! Haben Sie auch, Mario Gomez.

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Fan der Saison: Ist natürlich ein Anhänger vom BVB. Das Dumme: Der SWR-Radioreporter Stephan Mai darf keine Spiele der Borussen mehr besuchen, nachdem ihn Meistertrainer Jürgen Klopp als "Seuchenvogel" identifiziert hat und das letzte Gespräch der beiden wie folgt eröffnete: "Ach, leck mich am Arsch, dir ein Interview zu geben, darauf hab ich Bock wie Zahnweh." Armer Mai! Geht er jetzt heimlich zu den Borussen?

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Jobcenter der Saison: Fire and hire - das war das Motto der Liga. Ganz viele Arbeitsplätze wurden im Saisonverlauf frei, viel mehr als üblich. Man musste nur einen Trainerschein in der Tasche und zweimal gegen einen Fußball getreten haben, schon wurde man Chefcoach. Frank-Jürgen Weise, Chef der Arbeitsagentur, kann sich eine Scheibe abschneiden. Denn eines steht fest: Die Liga schafft Jobs, sogar topbezahlte!

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Trainer der Saison: Holger Stanislawski. Ließ nach dem Deal mit Papa Hopp den Griffel am Kiez fallen. Ist aber trotzdem beliebt bei Alt und Jung. Führte St. Pauli in den letzten 14 Spielen so souverän in die zweite Liga, dass sogar die Bayern ein Feuerwerk zu "Stanis" Abschied spendierten. Hochinteressanter Menschenversuch im Kraichgau.

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Draufgänger der Saison: Mutig stellte er sich den Heißspornen der Eintracht-Ultras, die für sich den Titel "Deutsche Randale-Meister" (Transparent in Dortmund) beanspruchen, in den Weg. Er redete und beruhigte und kriegte den tobenden Mob tatsächlich in den Griff. Der Mann heißt Peter Fischer und ist Präsident der Eintracht. Wenn die Frankfurter Elf nur auch so couragiert aufgetreten wäre.

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Tyrann der Saison: Felix Magath. Würde im Tyrannenquarett zwar gegen den Gröfaz knapp den Kürzeren ziehen, hätte aber gegen dahergelaufene Nepotisten und Stalinisten ziemlich gute Karten. Hatte zwar gegen Schalkes Hackfleisch-Impresario Tönnies keine Chance, steckt aber VW-Chef Winterkorn locker in die Tasche. Hatte ein Ass im Ärmel, als es drauf ankam. Jetzt winken Blanko-Schecks.

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Funktionär der Saison: Ulrich Hoeneß. Jagte erst unerschrocken den eitlen Louis van Gaal vom Hof - und überredete dann auch noch den alten Freund Josef Heynckes, den Job in München zu tun. Steht traditionell für das Gute im Fußball, nämlich: Freundschaft, Bayern-Familie. Heißt zwar anderswo Vetternwirtschaft. Aber die große Leistung vom Uli ist es, das keinen merken zu lassen. (MV, SOS)

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