piwik no script img

Kommentar Förderung von ElektroautosStaatlich bezahlter Irrwitz

Manfred Kriener
Kommentar von Manfred Kriener

Die Autoindustrie will sich den Umstieg aufs E-Mobil vergolden lassen. Trotz der fünf Milliarden Euro Abwrackprämie. Das ist Abzocke, bei der auch die Grünen mitmachen.

D ie deutsche Autoindustrie will sich den Zukunftsmarkt Elektroauto mit Staatsknete erschließen. Den Subventionsbedarf hat sie sich in der "Plattform Elektromobilität" selbst ausgerechnet: Benziner sind im Vergleich zum Elektroauto billiger, also soll der Steuerzahler die Lücke schließen.

Es ist dieselbe Branche, die schon per Abwrackprämie mit fünf Milliarden umgarnt wurde und jetzt wieder die Hand aufhält. Dieselbe Branche, die mit ihrer fossilen Flotte auf Kosten des Klimas immer neue Rekordgewinne einfährt. Jetzt lässt sie sich den Umstieg aufs E-Mobil vergolden. Ungenierte Abzocke, bei der auch die Grünen mitmachen. Künast fordert 5.000 Euro Kaufprämie. Soll die auch ein tonnenschwerer Daimler kriegen, der mit einer weiteren Tonne Batterien im Kofferraum als E-Karikatur in die Sackgasse rollt?

Wo sind denn die intelligenten, kleinen, neuen Elektroautos, die der Staat subventionieren soll? Den bisher geförderten Flottenversuchen fehlt vor allem eines: Es gibt nicht genügend Autos. Bisher wurde kein einziges echtes deutsches Elektroauto entwickelt. Auf dem Markt sind nur Umbauten, also Benziner, die notdürftig auf Batterie getrimmt wurden.

Der Autor

MANFRED KRIENER ist Autor der taz.

Und wer redet über die Förderung von E-Fahrrädern, E-Bussen, E-Rollern? Wo sind die neuen umweltfreundlichen, intermodalen Mobilitätskonzepte, als deren Teil das Elektroauto sinnvoll ist? Noch immer geistert die Vorstellung durch die Tiefgarage, man müsse Benzin durch Elektro ersetzen und alles ginge so weiter. Sofern der Staat den Irrwitz bezahlt.

Noch eines: Elektroautos sind nur im Vorteil, wenn sie erneuerbare Energien "tanken". Doch bei den Ladesystemen sitzen die alten Kohle-Atom-Kumpels Eon und RWE in der ersten Reihe. Förderwürdig ist das alles nicht.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Manfred Kriener
Manfred Kriener, Jahrgang 1953, ist Umweltjournalist und Autor in Berlin. Themenschwerpunkte: Klima, Umwelt, Landwirtschaft sowie Essen & Trinken. Kriener war elf Jahre lang taz-Ökologieredakteur, danach Gründungschefredakteur des Slow-Food-Magazins und des Umweltmagazins zeozwei.. Zuletzt erschienen: "Leckerland ist abgebrannt - Ernährungslügen und der rasante Wandel der Esskultur". Das Buch schaffte es in die Spiegel-Bestsellerliste und wurde von Umweltministerin Svenja Schulze in der taz vorgestellt. Kriener arbeitet im Journalistenbüro www.textetage.com in Kreuzberg.
Mehr zum Thema

11 Kommentare

 / 
  • E
    ElektrNo

    Warum denn überhaupt auf das total ineffiziente Elektroauto setzen? Wasserstofffahrzeuge stehen längst in den Startlöchern, da kanns dann auch ein tonnenschwerer Daimler oder ein notdürftig umgerüstetes Fahrzeug sein wegen mir...

  • BR
    Bleed Ranner

    Wieso Abzocke? Wollen "wir" nun das Elektroauto oder nicht? Wollen "wir" regulativ in den Markt eingreifen, oder wollen wir alles dem freien Spiel der Kräfte überlassen?

    Beides ist umstritten. Das ist aber immer das Dilemma Grüner Visionen. Ich habe noch nicht eine erlebt die, konsistent war.

  • S
    Stimmvieh

    Man denke auch nur an die Zeit zurück, als es hieß, Autos würden Jetzt Ganz Bald allesamt mit Brennstoffzellen durch die Gegen rollen. Außer ein paar Prototypen zu bauen scheinen die Autohersteller da buchstäblich nichts getan zu haben.

    Und auch Hybridwagen haben die deutschen Hersteller völlig verschlafen, und bauen statt dessen lieber weiterhin überdimensionierte Statussymbole.

     

    Ich glaube nicht, dass die deutschen Autohersteller ernsthaft den Umstieg auf Elektroantriebe planen, es soll nur mal wieder eine Nebelkerze angezündet werden, und wenn man dabei Subventionen abgreifen kann, hey, um so besser!

  • A
    Autokäuferin

    Jede weitere Subvention der deutschen Autoindustrie lehne ich strikt ab. Ich habe im Januar nach einem Unfall versucht ein deutsches Auto zu kaufen (neu oder gebraucht) und wollte dafür sogar einiges an Geld anlegen (weil ich den Unfall in einem Kleinwagen nicht überlebt hätte). Egal ob ich, mein Mann oder wir beide in Autohäusern im Rhein-Main-Gebiet waren, wir sind behandelt worden wie Bittsteller. In mehreren Autohäusern wurden wir noch nicht einmal begrüßt. (Und damit kein falscher Eindruck entsteht, auch nicht im Business-Outfit direkt nach der Arbeit.)Vielfach wurden wir belächelt. Ein Auto für bis zu 30 000 Euro, na vielleicht in einigen Monaten wieder. Nichts auf Lager, lange Lieferzeiten, deutlich kein Interesse daran etwas zu verkaufen. Der Industrie geht es viel zu gut! Bekannte berichteten von vergleichbaren Erfahrungen. Eine Frau sagt mittleweile, sie sollte eigentlich einen Zeitungsartikel darüber schreiben "Wie ich als Deutsche versuche in Deutschland ein Auto zu kaufen." Wie wird jemand erst behandelt, wer fremd aussieht, oder Sprachschwierigkeiten hat? Subventionen wären hier wirklich das falsche Signal. Auch nicht für Elektro-Autos. Vielleicht eher gesetzliche Regelungen, die entsprechende Produktionen fördern und Spritfresser hoch besteuern.

  • M
    majestyx

    vw und benz räder MÜSSEN rollen fürn (end)SIEG ?! scheissegal ob musol saufen oder grundnahrungsmittel verbrennen - hauptsache der profit stimmt... und bloß nedd die HERRschaftsverhälnisse oder gar den kapitalISMUS in frage stellen..

     

    achso, das e-auto brauch mind 30-40.000 liter Wasser, Gummi und Eisen zur herstellung....

     

    seltene erden: wachsen auch in der EU "am baum" - brauchen wir keene kriege für um das den anderen unterm arsch weg zu klauen...

  • S
    Schildbürger

    E-Auto. Ideologisch wie immer. Was der Staat auch anpackt, geht schief, s. E10.

    Das ganze ist doch Wahnsinn!

     

    Fragen über Fragen...

    1) welchem Pendler nützt ein E-Auto mit kurzer Reichweite?

    2)was kostet denn der Strom dafür und wie wird er erzeugt???

    (in Zeiten der "Energiewende" mit unzuverlässiger Wind- und Sonnennutzung eine nahezu unlösbare Aufgabe.

    3) was nützen mir 50.-€ Steuerbefreiung,wenn schon von 100.-€ Maut gefaselt wird?

     

    Wenn mir mal jemand diese Fragen beantworten kann,wären wir alle ein schönes Stück weiter.

    Aber als höchstes der Gefühle wird man wohl ein gemurmeltes "alternativlos" bekommen.

     

    Aber lieber Michel, Nichtwähler...schlaf schön weiter. DSDS,Dschungelcamp und Bundesliga werden es schon richten :-)

  • PP
    Peter Pönicke

    Meine Prognose: Wir werden uns in paar Jahren über die enormen Umweltschäden durch die neuen Autobatterien den Kopf zerbrechen. Vorher haben sich die Automobilindustrie und alle Rohstoffspekulanten (siehe das Beispiel Öl, Silizium, seltenen Erden u.a.) mit Hilfe unserer "gepflegten" Parteien auf unsere Kosten satt gemacht.

     

    Aber "by the way": Kann sich jemand unsere Politiker mit preiswerten Superluxuspanzerelektroschleichdienstwagen vorstellen?

    Ich nicht.

    Vollkommen klimaneutral ist doch nur die Sänfte. Schlage vor: Jedem Politiker, Industriefürsten und allen Ackermänninnen wird eine solche - bestückt mit dauerhaft verfügbaren Praktikantinnen, Hartz IV-lerinnen oder Hebamänninnen (nur bei persönlicher Schwangerschaft) kostenlos bzw. steuerbefreit zur Verfügung gestellt.

  • S
    syzygus

    Klasse!!

    Der Autor hat vollkommen recht.

    Aber so ein paar "Grüne"-Möchtegernauchmitdabeiseinwoller sind gerade dabei den grünen Wahlerfolg in unserm Ländle wieder zu verspielen. Denke da an Künast und Trittin, na ja Roth soll sich auch nicht vernachlässigt vorkommen......

  • M
    Martin

    kann dem Artikel nur zustimmen. Bereits jetzt kann ""Pionier"" viele Autos auf LiPo~Elektro so umbauen, dass sich die Umrüstung, Eigenleistung vorrausgesetzt, via Fahrkosten lohnen kann, hierzulande leider noch zuwenig Betriebe.

    Die grüne Wiese steht noch voll G-Kat Schrott, Akkus sind immer noch zu teuer, keine inländische Massenfertigung von E-Komponenten.

    Eher wäre zu überlegen, Kfz-Steuer für Stromer hinsichtlich Ihrer Effiziens zu erlassen, zunächst aber mal das Stromnetz

    gewuppt zu kriegen.

    Wie auch bei der ehemaligen ""Forschung"" an AKW's kann Mensch dort bestimmt noch den einen oder anderen Zehner loswerden, soll der Strompreis (!!Grossindustrie!!) nicht explodieren.

    Im Grunde ist ein selbständiger Umbau schon jetzt günstiger, auch wenn das alles noch 'Frickeltechnik' ist, das soll sich mal selbst entwickeln.

  • M
    mikael

    Elektroautos sind voll Öko...wie eben die Grünen auch. Weil, der Strom kommt aus der Steckdose, wir erinnern uns?

  • A
    alcibiades

    Ich will dieses Mal 2000.- für ein neues Fahrrad! Wieso werden nur die Automobilisten gefördert, und dann ist wieder kein Geld für Radwegausbau und öffentliche Verkehrsmittel da? Es ist zum Kotzen. Das Geld wäre überall besser angelegt - wie wäre es zB bei der Bahn? - aber Daimler und Kollegen werden schon dafür sorgen, dass ein paar neue Dreitonner auf die Strasse kommen, die töten dann lautlos. Super Aussichten.