piwik no script img

UNVERBREMT: ENDLICH EIN THEMAAuf der Siegerstraße

Kommentar von Benno Schirrmeister

Öde ist der Bürgerschaftswahlkampf die längste Zeit gewesen. Denn jetzt haben die Newcomer der Bremischen Integrationspartei endlich ein Thema gesetzt, das sich gewaschen hat.

Die Bremische Integrationspartei startet durch. Bild: BIP

H eureka!, es ist gefunden. Endlich! Der Bürgerschaftswahlkampf bekommt auf der Zielgeraden ein Thema. Wie erfreulich! Denn bis jetzt war das alles recht fad: Keine Inhalte. Und folglich eine Wahlwerbung, bei der das spannendste ihr Zustandekommen war. Oder aber, wie und von wem sie zu beseitigen ist - nein, nicht die Claas Rohmeyer-Plakate, liebe CDU.

Gemeint sind die Fähnchen, die Bremerhavens FDP verteilt, ausdrücklich damit man sie in Hundehäufchen steckt. Die klassische Geste der Inbesitznahme: das Star-Spangled Banner aufm Mond, das FDP-Logo in der Scheiße - am Ende wird noch Gold draus, hundesteuerfrei.

Aber das ist alles längst auserzählt. Den großen Coup hat jedoch eine der Newcomer-Organisationen gelandet - die Bremer Integrations-Partei. Die hat seit Gründung gegrübelt: Was fordern wir? Was können wir versprechen? Und wie kriegen wirs hin mit der Integration? Und jetzt, endlich hängen die Plakate, genauer: Hängt das Plakat, denn es scheint, als hätten sie nur dieses eine.

Aber das reicht ja. Denn das bringt sie auf die Siegerstraße. Weil da Experten am Werk waren. Die wissen nicht nur, woran das Zusammenleben krankt. Die druckens sogar ganz unverblümt: "Sonntags Autowaschverbot ist Quatsch!", steht also auf dem BIP-Plakat, endlich traut sich mal jemand, das zu sagen, und hat sogar eine mehr als überzeugende Lösung parat: "Aufheben!" Toll. Und schon sind alle Konflikte zwischen Mehrheitsgesellschaft und Minderheiten restlos beseitigt. Geradezu wie weggewischt. Natürlich nur auf dem Hemelinger Autohof des Großen Vorsitzenden Levent Albayrak.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Reporter und Redakteur
Jahrgang 1972. Seit 2002 bei taz.nord in Bremen als Fachkraft für Agrar, Oper und Abseitiges tätig. Alexander-Rhomberg-Preis 2002.

1 Kommentar

 / 
  • HS
    Horst Schwabe

    Meine Frau wäscht unsere Autos grundsätzlich Sonntag, weil sie Sonnabend den Rasen mäht und in der Woche arbeitet. Wieso darf denn in Bremen sein Auto nicht Sonntag waschen?