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Raimund Becker über Fachkräftemangel"Deutschland fehlen Hochqualifizierte"

Die Regierung soll einen Kriterienkatalog für die Anwerbung von ausländischen Fachkräften aufstellen, fordert Raimund Becker, Vorstand der Bundesagentur für Arbeit. Gesucht: Ingenieure, Ärzte.

Schlechte Bedingungen für Mediziner trotz Ärztemangels in Deutschland. Bild: ap
Hannes Koch
Interview von Hannes Koch

taz: Herr Becker, Sie plädieren dafür, dass Deutschland Millionen zusätzlicher Einwanderer anwirbt. Warum?

Raimund Becker: Wir müssen damit rechnen, dass im Jahr 2025 in Deutschland rund 6,5 Millionen Arbeitskräfte fehlen. Um den Wohlstand zu erhalten und die notwendigen Stellen in Krankenhäusern, Altenheimen und Industrieunternehmen zu besetzen, brauchen wir deshalb auch Menschen von außen.

Viele Deutsche lehnen eine weitere Zuwanderung ab. Gehen Sie mit Ihren Vorschlägen nicht das Risiko ein, dass rechtspopulistische Strömungen oder Parteien Zulauf erhalten?

Wir sollten objektiv an die Dinge herangehen. Was bringt es, wenn in den Krankenhäusern Ärzte fehlen und die Patienten nicht angemessen versorgt werden? Schon heute herrscht in diesem Beruf ein Mangel. In Zukunft wird sich diese Lage noch verschärfen. Wenn Mediziner aus anderen Ländern zu uns kommen, nehmen sie keinem Deutschen einen Arbeitsplatz weg.

Wie kann die Politik auf die ablehnende Stimmung reagieren?

Man muss versuchen, mit rationalen Argumenten zu überzeugen. Angst vor Einwanderung haben häufig Menschen, die sich Sorgen um ihren Job machen. Das kann damit zusammenhängen, dass sie eher einfache Berufe mit geringeren Qualifikationen ausüben. Um diese Berufsgruppen geht es bei der Einwanderung, die wir brauchen, aber gerade nicht. Deutschland fehlen vor allem Hochqualifizierte, Akademiker und spezialisierte Fachkräfte. Die Bundesagentur plädiert dafür, diese gezielt anzuwerben. Ein Verdrängungswettbewerb zu Ungunsten einheimischer Arbeitskräfte ist damit weitgehend ausgeschlossen.

Raimund Becker

52 Jahre alt, ist Vorstand der Bundesagentur für Arbeit (BA) in Nürnberg für den Bereich Arbeitslosenversicherung.

Heute sind noch drei Millionen Menschen in Deutschland erwerbslos. Wieso wird diese Situation später in einen Mangel an Arbeitskräften umschlagen?

Weil zu wenige Kinder geboren werden und mehr Bürger in Rente gehen. Wenn parallel zu diesem Prozess das Wirtschaftswachstum wie bisher weiterläuft, braucht die Wirtschaft künftig viel mehr Menschen, als dann noch auf unserem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. Den Effekt kann man schon beobachten. Vor zehn Jahren verließen jährlich rund 200.000 junge Leute die Schulen in den östlichen Bundesländern, heute sind es noch 120.000. In manchen Regionen suchen die Betriebe dringend nach Auszubildenden.

Ließe sich die Lücke nicht schließen, indem man gezielt einheimische Arbeitskräfte in den Mangelberufen ausbildet?

Die Bundesagentur wird gern ihren Beitrag dazu leisten, einheimisches Potenzial für den Arbeitsmarkt besser zu erschließen. Wenn wir ältere Arbeitnehmer und Frauen besser in den Arbeitsmarkt integrieren könnten, dann gewönnen wir damit im günstigsten Fall etwa zwei Millionen Fachkräfte. Trotz dieser und anderer Maßnahmen prognostizieren wir aber eine weitere Lücke von etwa zwei Millionen Beschäftigten. Deshalb müssen wir uns Gedanken darüber machen, wie attraktiv unser Land für Einwanderer ist.

Kanada ist ein Einwanderungsland. Die Regierung veröffentlicht eine Liste mit Berufen, die die Einwanderer beherrschen sollten. Mit einer ähnlichen Idee ist Arbeitsministerin Ursula von der Leyen gerade an ihren Parteifreunden gescheitert. Wie stehen Sie dazu?

Es wäre gut, wenn Deutschland einen Kriterienkatalog für Zuwanderer erstellen würde. Darin könnten kulturelle Merkmale wie Sprachkenntnisse enthalten sein, aber auch berufliche Anforderungen. Letztere sollten im Vordergrund stehen. Gegenwärtig würde ich Elektro- und Maschinenbau-Ingenieure sowie Ärzte auf die Liste setzen.

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39 Kommentare

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  • Diese Entwicklung zeigt, dass Deutschland seinen Bedarf an gut ausgebildeten Arbeitnehmern nicht allein decken kann, sondern auf qualifizierte Einwanderer aus dem europäischen und nicht-europäischen Ausland angewiesen ist, damit das gesamte Wirtschafts- und Sozialsystem auch in Zukunft funktionieren kann. In Spanien, Griechenland oder Portugal ist es umgekehrt und der Staat unternimmt keine Anstrengungen, die industrielle Produktion zu stärken. http://www.tta-personal.de/arbeitslosigkeit-spanien/

  • C
    chris

    In diesem Land wird der Ingenieur nicht geachtet. Viel Verantwortung und wenig Geld. Für viele ist es besser ins Ausland zu gehen und nicht für die Absahner der Nation zu arbeiten. Ausländische Fachkräfte werden nicht nach Deutschland kommen, da sie genau wissen was hier los ist.

     

    In Jobcenter zu gehen ist in diesem Land ja auch nicht ganz ungefährlich.

     

    Einige Politiker, Bänker und Unternehmer könnten durch Billiglohnkräfte aus dem Ausland ersetzt werden.

  • H
    Heinrich

    Deutschland fehlen nicht Hochqualifierte! Deutschland hat Hochqualifizierte und -intelligente, Deutschland braucht ein bedingungslsoses Grundeinkommen, ein echtes Bildungssystem (back to the roots) und vor allem weit weniger ineffiziente Funktionäre und unnütze Verwaltungs- und Kontrollapparte a la ARGE!

  • G
    grafinger

    Seltsam!

    Vor nicht einmal drei Wochen wurde in der taz über eine DGB-Studie berichtet die die Ausbeutung von Akademikern anprangert (http://www.taz.de/1/zukunft/bildung/artikel/1/generation-praktikum-gehts-mies/)

    und jetzt plötzlich wird händeringend nach eben solchen Akademikern gesucht!

    Also was nun???

  • T
    Theilemann

    ...die Fachkräfte sind seit Jahren da nur wird deren Qualifikation hier nicht anerkannt. So arbeiten russ. oder polnische Ärzte als Hilfsarbeiter um ihre Familien durch zubringen. Und meine türkische Nachbarin, gelernte Hebamme, putz das Kino. Und das seit Jahren!

  • S
    Stefan

    Nur mal nebenbei: Nazis fordern "Ausländer raus". Wer jedoch einen geregelten Zuzug qualifizierter Menschen fordert, der wird als "Rechtpopulist" beschimpft. Und jetzt wird so getan, als seien diese gegen qualifizierten Zuzug.

    Aus welchem Lager kommt eigentlich die These, dass man einen Menschen nicht an seinem wirtschaftlichem Nutzen messen darf? Also: Wer sabotiert eine venünftige Einwanderungspolitik?

  • RW
    Ralf Wünsche

    Aber warum nur hat vor sieben Jahren ein Gremium getagt unter einem ehemalgen Personaldirektor aus Wolfsburg und hat eine " Arbeitsmarktreform " entworfen ( was dann mit Mehrheit im Bundestag und Bundesrat beschlossen wurde ) die ja gerade De - Qualifiziert z.B zum Berufsbild" Rasenmäher "!

     

    Warum werden diese Potentiale so verschleudert , anstatt hier Bildungsmassnahmen anzubilden vom Schulabschlüssen bis hin zu Berufabschlüssen ?

     

    Oder gehen in Deutschland Dekandenz , Verblödung und Verdummung hier einen Pakt ein !

     

    Die Quittung werden dann 2025 präsentiert , wenn Deutschland eine " verlängerte Werkbank " u.a. Indiens sein wird !

     

    Armes Deutschland !

  • KB
    karin bryant

    Ein Land dass gut ausgebildete Fachkraefte braucht sollte dafuer sorgen dass die auch in dt.Schulen ausgebildet werden.Es sollte dafuer sorgen dass wenig Qualifizierte besseer ausgebildet werden.Aber sich lediglich auf den Zuzug von Auslaendern zu verlassen ist kurzsichtig und traurig.

  • J
    Johannes

    Wer glaubt denn bitte der ARGE, nachdem deren Arbeit in der Praxis schon so unterirdisch ist und die Arbeitslosenzahlen in Deutschland extrem manipuliert sind, denn die Statistik wurde ja fortwährend so abgeändert, dass entgegen der Realität quasi keine Arbeitslosen mehr ausgewiesen werden, tatsächlich sind es hingegen exorbitant viele, zudem kann ein großer Teil der Menschen vom "Gehalt" kaum leben. Zugleich wird das Bildungssystem im Land fundamental gegen die Wand gefahren. Deutschland verfügt über ausreichend intelligente Bewohner und hatte mal ein taugliches Bildungssystem, dass Innovationen ermöglichte, doch mit inzwischchen nur noch rudimentären Bachelor-Master-Modul-Ausbildungen und für Geringstlöhne inkl. schlechter Arbeitsbedingungen will natürlich kein Einheimischer arbeiten, dafür braucht es dann ausbeutbare Willige, die nun gefordert werden.

     

    Wird die TAZ auch über ein neoliberales Kollektiv des Grundübels unserer Probleme berichten, die Mitte Juni in der Schweiz anstehende Konferenz der Bilderberger http://www.sonntagonline.ch/ressort/aktuell/1591/ , bislang findet man in der TAZ nichts zu dem Thema, warum wohl?

  • M
    Miesmuggel

    Warum gibt sich die taz für solch billige Propaganda her? Ingenieure gibt's massenhaft bei der Zeitarbeit (das ist der Standard-Einstieg für junge Ingenieure) oder bei der ARGE, Ärzte wandern massenhaft ins Ausland ab, weil die Bedingungen dort besser sind. Es gibt genug Fachkräfte, sie bringen nur leider nicht exakt die passende Qualifikation und Erfahrung mit, wenn sie nicht gerade teuer von der Konkurrenz abgeworben werden. Und Einarbeitung und Weiterbildung geht ja mal gar nicht, die Investition in das Betriebsmittel wär ja verschenkt wenn sich die Fachkraft nachher teuer von der Konkurrenz abwerben lässt... Es geht auch nicht darum, dringend benötigte Fachkräfte anzuwerben, sondern noch mehr Druck in den ohnehin schon überfüllten Arbeitsmarkt zu bringen und die Gehälter auf chinesisches Niveau zu drücken. Daher hört man auch ständig das Gejammer, dass die Einkommensgrenze für hochqualifizierte Einwanderer gesenkt werden muss.

  • SS
    Susi Sorglos

    Warum kommt niemand aus Europa, trotz Freizügigkeit? Weil keine »Mitarbeiter«, sondern Mägde und Knechte gesucht werden, die für ein Essen malochen und möglichst auf der Baustelle schlafen. Was mit Maurern funktioniert soll auch bei Ingenieuren umgesetzt werden. Aber niemand, dessen IQ über der eigenen Körpertemperatur liegt, wandert in ein hochpreisiges Billiglohnland ein. Und die anvisierten qualifizierten Inder oder Chinesen haben in ihren aufstrebenden Heimatländern jedoch ein besseres Auskommen als es hier der Fall wäre. Frei nach Brecht versucht die Wirtschaft gerade, sich einen neues, billigeres Volk zu wählen...

  • F
    FreiDenker

    Man siehe nur Blödel-TV ARD und ZDF.

     

    Und so werden wieder alle hübsch schön verblödelt.

     

    Monatelang nur noch Griechenlands_EURO und Sex-Skandale von Politikern im TV.

     

    Und das im Super-Wahljahr 2011

     

    ***Gratulation den selbsternannten Eliten***

  • R
    Rainer

    Ob ein Leser für den Artikel zahlt, ist Ansichtssache. Wer Herrn Becker bezahlt, steht außer Frage. Wer eine künstliche Übersättigung des Arbeitsmarktes anstrebt, um marktgerechte Mechanismen wie höhere Entlohnung und andere Anreize zur Mitarbeitergewinnung, bzw. -ausbildung zu vermeiden, spricht als Knecht des Kapitals. Immer mehr gut ausgebildete Menschen haben fertig mit diesem einförmigen Auftragssprech der Firma "Neues Deutschland AG".

  • H
    Hans-August

    Oh ja, wir brauchen tüchtige und qualifizierte Leute, und zwar um die vielen tausend unentdeckten karrieristischen Nieten im öffentlichen Dienst - die A R G E wurde schon angesprochen, aber es gibt noch viel mehr Beispiele - zu ersetzen. Ersetzen heisst: Karrieristen 'raus aus Deutschland und 'rein in die Herkunftsländer der Qualifizierten. Sonst wird das doppelt teuer.

    Nur wenn es einen wirklichen Personalaustausch in dem beschriebenen Sinne gibt, kann es zu qualitativ nachvollziehbaren Verbesserungen kommen.

     

    Utopisch allerdings, zu glauben, dass sich in Deutschland noch mal was zum Besseren wenden liesse.

    Quantensprünge geschehen nur alle 40-50 Jahre.

  • H
    Hasso

    Es ist noch nicht lange her, da wollte man keine Menschen ausbilden, weil angeblich zu teuer.Man sprach schon über eine (Straf)Abgabe der Betriebe, die nicht ausbilden wollten. Daraus wurde nichts, weil die politischen Duckmäuser ja nichts zu sagen haben. Jetzt, da es der Wirtschaft gerade in den Kram passt, sucht man "händeringend" nach Fachkräften. Man hat also geglaubt die wüchsen wie Spargel aus dem Boden? Oder hat man direkt auf ausländische Fachkräfte gesetzt,weil billiger, da ja die anderen die Ausbildung bezahlten. Das kommt dabei heraus, wenn die Politik nur "Bonzen-Faschismus" betreibt.

  • HN
    HANS NIX

    "Die Bundesagentur wird gern ihren Beitrag dazu leisten, einheimisches Potenzial für den Arbeitsmarkt besser zu erschließen ..."

     

    Tja, spätestens an dieser Stelle habe ich Raimund Becker nicht mehr geglaubt. Es geht um superjunge Leute, die von den Firmen gewünscht sind und die sie auch erhalten werden, weil eber solche Leute wie Becker im Verbund mit Wirtschaftsvereinigungen und Politikern dafür sorgen werden, dass eben ein Ingenieur mit 55 zuhause sitzt, während ein Einwanderer dann kommt und hier anfängt zu arbeiten.

     

    Da die ARGE selber eine Katastrophenbehörde ist, bei der fast alles schief läuft, ist es auch für viele Leute gar nicht wünschenswert, sich an älteren Arbeitslosen abzuarbeiten, diese zu qualifizieren, dann irgendwie zu vermitteln. Und dank massiven Lohndrucks wird ein Teil der Leute kaum Lust haben, für 5, 6 oder 7 EURO die Stunde zu arbeiten.

     

    Die Kehrseite der Medaille ist einfach: Zum einen ist Arbeitslosigkeit extrem teuer, zum anderen rückt drastische Altersarbeitslosigkeit gleichzeitig ins Blickfelt. Wenn dann ein Sarrazin eine Hetzschrift mit Millionenauflage auf den Markt bringt und wenn so ein Typ in Ost-Deutschland wie ein Rockstar bei seinen Lesungen begrüßt wird, dann dürfte klar sein, dass hier Ausländer kaum erwünscht sind.

     

    Und da frage ich mich, ob Becker wirklich über die Realität in diesem Land spricht? Kanada ist ein menschenleeres Einwanderungsland, Deutschland ein kleines Land mit wahrscheinlich 5 bis 10 Mio. Job-Suchenden. Es gibt hier Mio. Leute, die eine Arbeit suchen, aber weder bei ARGE noch beim Arbeitsamt auftauchen. Und es ist überhaupt nicht gesagt, dass es in den nächsten Jahren zur massiven Nachfrage nach Arbeitskräften kommt.

     

    Vor 20 Jahren erklärten Leute, die Länder müssen bereits in den 1990ern Lehrer einstellen. Kam aber anders, es kamen andere Arbeitsmodelle und viele studierte Lehrer mussten sich andere Jobs suchen. Eine Prognose über den Arbeitsmarkt kann heute keiner abgeben, geschweige denn die Behauptung formulieren, es sei ein Zwang zur Zuwanderung gegeben.

     

    In Wirklichkeit hat die ARGE ein verzerrtes Bild des Arbeitsmarkts, weil sie genau dieses Bild durch falsche Informationen, Schlendrian, nicht-qualifizierte Mitarbeiter, besonders Vermittler, irre Regelungen (Papier- und Antragsflut) stetig selbst produziert. Auch diese Aussagen hier lenken von den tatsächlichen Problemen der staatlichen Arbeitsvermittlungspolitik ab.

     

    Und liegen m.M. auf dem Niveau parteipolitischer Positionierungen - ich würde das nur zu gerne mit einem kritischen Arbeitsmarktforscher abgleichen ...

  • F
    Franzi

    Bei der hohen Jugendarbeitslosigkeit die wir haben, ist die Forderung ein Witz. Zusätzlich wandern jedes Jahr Tausende Deutsche aus. Warum wohl? Dann haben wir noch massenhaft Hausfrauen in petto, auch die älteren Arbeitnehmer hätten gerne eine Chance. Noch dazu leben hier viele, vor allem Russen und Osteuropäer, deren Abschlüsse nicht anerkannt werden.

    In anderen europäische Staaten tobt die Arbeitslosigkeit noch stärker, warum werben deutsche Firmen da nicht gezielt an?

     

    Und der Herr will neue nicht-europäische Anwerbung? Auf den Kosten bleiben wir wieder sitzen. Wie in den 1960er Jahren, als die Wirtschaft gegen den Willen der Politik massenhaft Muslime einführte. Sie sind, mit ihren Problemen, hier geblieben.

     

    Wollen wir das?

  • A
    Andreas

    Vieleicht sollte sich die Politik erstmal Gedanken darüber machen, warum immer mehr in Deutschland ausgebildete Fachkräfte mit Migrationshintergrund Deutschland verlassen. Und vieleicht sollten sie sich auch mal über dem Zustand unseres Bildungssystems nachdenken, das immer mehr Kinder und Jugendliche aus sozial schwachen Schichten ausselektiert anstatt sie zu fördern.

  • IH
    IAndi H

    Schuld an dieser Situation sind wir Erwachsenen.Weil wir nicht in der Lage sind die Jugend für unsere Sache zu begeistern.Die Verantwortlichen verbringen mehr Zeit damit sich Gedanken über ihr Gehalt und einen neuen Auto-Kauf zu machen als sich um die Jugendlichen zu kümmern.Geht mal in Firmen und fragt nach Weiterbildung...zu teuer lautet die Antwort!!Wenn wir nicht begreifen,daß wir unsere Jugend fordern und fördern müßen dann können wir in zehn bis fünfzehn Jahren denn Laden hier komplett zu machen und in Anatolien Greenkarts verteilen!!Lehrlinge laufen in den Firmen nur als billige Erfüllungsgehilfen und die Verantwortlichen sind von der Realität sowieso Meilen weit weg.Denn die die jetzt Rufen(Firmen,ARGE usw)die haben jahrelang auf diese Situation hin gearbeitet.War gerade auf einer Lehrlingsverantstaltung und wieß wovon ich rede...EIN WAHNNSINN was da geredet wird!

  • R
    R.S.

    Gegen hochqualifizierte Einwanderer hat ja eigentlich niemand etwas, auch keine "Rechtspopulisten".

    Wogegen die Leute etwas haben ist der Zuzug von Un- oder Niedrigqualifizierten!

    Leider Gottes ist dies aber immer noch die Mehrzahl der Einwanderer.

    Warum wir unseren Bedarf nicht innerhalb Europas decken können ist mir aber auch unklar. In Spanien sind viele junge - gut ausgebildete - Menschen ohne Arbeit und gerade jetzt auf der Strasse. Warum versucht die Bundesregierung nicht einmal diese zu uns zu holen? Die dürfen sogar jetzt schon hier arbeiten, aber kommen nicht. Das wäre für Europa dpch ideal, Spanien muss weniger Arbeitslose unterhalten und wir könnten unseren Bedarf decken.

     

    Wirtschaftlich eine WIN-WIN Situation im Gegensatz zum Zuzug von Nicht-EU-Menschen. Diese verursachen zuerst einmal Kosten bei uns und verstärken nur die EU-Probleme womit die Akzeptanz derselben immer weiter schwindet...

  • J
    Jengre

    Für Deutschland ist die Zuwanderung Hochqualifizierter vorteilhaft - wenn sie in Ihren Heimatländern nicht fehlen, ist das auch diesen gegenüber vertretbar. Ansonsten handelt es sich um einen Brain Drain, der die Entwicklung der "Geberländer" des Humankapitals behindert und so zu einer Aufrechterhaltung der Umstände führt, die auch die weniger qualifizierten in die Migration treiben. Erst wenn die wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse in allen Ländern so sind, daß ebensoviele oder mehr Menschen von Europ in wärmere Länder auswandern als umgekehrt, ist die Welt wirklich gerecht. Migration darf man nicht behindern, aber sie naiv zu begrüßen bedeutet die fröhliche Billigung ihrer bitteren Ursachen.

  • D
    Dominik

    Es mag ja sein, dass es in manchen Bereichen einen Fachkräftemangel gibt, aber der Berufsstand der Ärzte gehört mit sicherheit nicht dazu. Im Gegenteil! Außer in einem Fachgebiet im Bundesland Sachen gibt es in allen Fachisziplinen und Bundesländern in der ambulanten Versorgung eine Überversorgung mit Ärzten! In vielen Regionen werden auf Jahre hin keine neuen kassenärztliche Zulassungen für Niederlassungen für viele Disziplinen geben. Und dies wird sich auch so schnell nicht ändern. Das einzige Problem zur Zeit ist eine ungleiche Verteilung der Ärzte...

    Für den der es genauer wissen will sei auf die Studie der AOK verwiesen: http://www.wido.de/fileadmin/wido/downloads/pdf_publikationen/wido_amb_pub_mat48_0109.pdf

  • H
    Hans

    Bin selber Ingenieur.

    Ausländische Experten verweilen nur kurz in Deutschland, wenn sie erkennne, wie wenig Netto vom Brutto hier bleibt.

    So nebenbei sieht er, dass jeder BWL-Zahlenschubser höher angesehen und bezahlt ist.

     

    Sicher bekommen wir irgendwelche Zuwander-Ingenieure, die nach deutschen Maßstäben Techniker sind. Echte Ingenieure wandern eher aus, als ein.

  • ML
    Michael Lenz

    Gerne hätte ich vom Interviewpartner eine Antwort auf die folgenden Fragen gelesen:

     

    * Was versteht der Interviewpartner unter einem "Mangel"?

     

    Landläufig verbindet man den Begriff "Mangel" mit der Vorstellung "weniger als nötig", d. h. der Eigenbedarf kann nicht gedeckt werden.

     

    Doch wie paßt das mit der Tatsache zusammen, daß Deutschland seit 1952 in jedem Jahr stets mehr Waren exportiert als importiert hat? Und sind es nicht gerade die technischen Disziplinen, die zu dem andauernden (und auf Dauer schädlichen) Exportüberschuß führen?

     

    Zuletzt im Jahr 2009 lag der Exportüberschuß bei knapp 139 Milliarden Euro?

    Angesichts dieser Zahlen mag man fragen: Gibt es sowas - einen Mangel durch Zuviel?

     

    (Quelle für Exportsaldo: http://www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/Internet/DE/Content/Publikationen/Fachveroeffentlichungen/Aussenhandel/Gesamtentwicklung/ZusammenfassendeUebersichtenJendgueltig2070100097004,property=file.pdf, Seite 20)

     

    Eine zweite Frage, die mich interessiert:

    * Inwieweit werden nach Kenntnis des Autors die marktwirtschaftlichen Mechanismen, die zu mehr Ingenieuren und Ärzten führen könnten, ausgeschöpft, also beispielsweise:

    - angemessene Arbeitszeiten (für Assistenzärzte)

    - höhere Löhne (Steigen die Löhne aufgrund des Mangels gravierend?)

    - gute Einarbeitung und Einstellung auch von Fachleuten aus Nachbardisziplinen

  • K
    Kabelbrand33

    Die Hochqualifizierten fehlen ja wohl vor allem bei der Arge. 120000 Vermittlungen bei 30000 Vermittlern im Jahr 2010 sind ja auch mal eine echte Hausnummer.

    Danke auch an die Taz für die unkritische Fragerei - wegen solchen Interviews kommt ihr mir nicht ins Haus. Da kann ich genauso Abendschau und Anne Will gucken. (Was ich nicht tue)

  • B
    bb1921

    Die BA leistet vor allen Dingen ihren Beitrag dazu, Hochqualifizierte in den Niedriglohnsektor zu bringen. Sie vermittelt seit Schröder Arbeitsplätze unabhängig von Qualifikation, Ausbildung, Profil und Bezahlung, für Erwerbslose zwangsweise unter Androhung von Sanktionen. Sie stellt Akademiker auf die gleiche Stufe wie Schulabbrecher, was sich dann bei Hartz IV fortsetzt. Eine solche Behörde ist weder in der Lage, Fachkräfte zu erkennen noch bedarfsgerecht zu qualifizieren. Weiterqualifizierungen sollen längstens 6 Monate dauern. Fachkraft IHK fällt schon mal aus, dauert 12 Mon. Bei all diesen prekären Beschäftigungsformen, die in erster Linie durch die BA bedient werden, will keiner mehr Kinder bekommen? Seltsam. Wer auf dem Niedriglohnsektor arbeitet, bekommt auch keinen Kredit, um in eine größere Wohnung zu ziehen. Hat ja einen unsicheren Job. Macht sich dann bei den Kommunen bemerkbar, wenn es um die Rente geht. All diese Realitäten werden ständig zusammenhanglos von der BA nebeneinander gestellt, bloß keine Kausalzusammenhänge herstellen. Was für eine inkompetente und feige Behörde mit ebensolchen Vorgesetzten!

  • UF
    Ullrich F.J. Mies

    Man fasst es nicht!

     

    Da werden Tausende von Fachkräften, insbesondere junge Ärzte und anderes Fachpersonal auf Grund unerträglicher Arbeitsverhältnisse und zu geringer Bezahlung ins Ausland geekelt - und dann fehlen die Fachkräfte. Und die sollen dann durch aus dem Ausland kommende Fachkräfte ersetzt werden. Einen Sch...dreck werden die tun. Gab es da nicht schon einmal diese großartige Idee der Green Card für qualifizierte Inder? Und wie die alle kamen! Wer will denn freiwillig in dieser reaktionären CDU-geführten Bananenrepublik leben?

     

    Die Hirnrissige Argumentation dieser Staats- und Parteienfunktionäre ist nicht mehr zu toppen. Die leben in ihrer eigenen selbstgestricken Halluzinationswelt und sind auch durch bessere Argumente nicht zu überzeugen. Ich habe als Mitarbeiter dieser unsäglichen Behörde, die besser heute als morgen abgeschafft würde, die organisierte Unvernunft 10 Jahre kennengelernt. Der Schwachsinn wird stets "von oben" verordnet. Und das am Fließband. Da ist eine Anordnung kranker als die andere.

     

    Deutschland hat keinen Fachkräftemangel, Deutschland hat ein Unterbezahlungsproblem aufgrund des herrschenden und politisch gewollten Wettbewerbsterrors. Wer den verordnete Wahnsinn nicht mitmachen will, der geht ins Ausland oder orientiert sich um.

     

    Deutschland hat vor allem ein Entsorgungsproblem für Leute, die dummes Zeug von sich geben.

  • C
    Constantin

    Mmmh, wir haben also einen Mangel an Fachkräften. Das können wir natürlich nicht selbst lösen. Es würde ja Geld kosten das Studienangebot zu erweitern. Es müssten Räume renoviert und wissenschaftliche Mitarbeiter angestellt werden.

    Und was würde dann passieren? Wir hätten eine Schwemme an dummen Medizinern. Immerhin könnten dann auch Normalsterbliche mit Abi-schnitt schlechter als 1,2 einen Studienplatz bekommen.

    Und was wäre wenn mal einfach nur die Lehre verbessert werden würde? Wir hätten eventuell keine Durchfallquoten von um die 50 Prozent mehr. Jedes Jahr im Studium ist ein verschenktes Arbeitsjahr, wenn das Studium nicht zu Ende geführt wird!

    Als Akademiker bin ich natürlich heilfroh über die schlechten Grundbedingungen des Studiums in Deutschland. Ich habe auch keine große Angst vor Konkurrenz aus dem Ausland. In einem so bildungsfeindlichem Land wie Deutschland möchte ohnehin keiner lange bleiben.

  • M
    Maxal

    Jetzt die Ärzte auch schon. ist es nicht eher so, dass die ArztVERTEILUNG und -dichte im Lande unausgegoren ist, genügend Ärzte aber da sind? Naja, die Lüge geht weiter. Alles ist gut.Tunesien.

  • R
    Ralph

    Ich finde es schon merkwürdig, dass es Menschen mit einer Abiturnote >1 unmöglich gemacht wird Medizin zu studieren und dann darüber gejammert wird, dass wir zu wenig Ärzte haben. Nach meiner Erfahrung (in den Natur- und Ingenieurwissenschaften) werden Studenten mit mittelmäßigem Schulabschluss sehr oft "die Besten der Besten" in ihrem Fach. Die Note, und darauf aufbauend auch Dinge wie IQ-Tests, bewertet schließlich auch nicht die Kompetenz sondern die Angepasstheit. Die ideale Struktur um über Generationen sicherzustellen dass die die oben sind auch oben bleiben. Aber es ist eben auch nur meine Erfahrung und vielleicht können Abiturienten mit einer Abschlussnote von 2,0 tatsächlich nicht Leber und Milz auseinanderhalten. Und vielleicht würde ein Ausbau der Studienplätze nicht viel bewirken, weil mindestens die Hälfte der guten Abiturienten doch lieber BWL studieren möchte. Da gibt es das Geld schließlich weitestgehend anstrengungsfrei.

  • M
    maria

    .... frechheit! ich wäre gerne arzt geworden - schraubt mal den blöden NC runter - schwupps- habt ihr genug ärzte....

  • S
    Sasch

    Warum spricht eigentlich auch die taz von "Zuwanderung" statt EINwanderung?

    Dahinter steht doch immer eine beschwichtigende Einstellung à la "Die Ausländer dürfen zwar daZU kommen, aber so richtig herEIN gehören sie nicht" - Beschwichtigung für diejenigen, die immer noch der Meinung sind, Deutschland sei kein Einwanderungsland. Diese Haltung sollte man, auch nicht durch die Wortwahl, unterstützen.

  • F
    Flint

    Hochinteressant, wirklich! Wir haben unglaublich viele Medizin-Studenten, ein NC ist gesetzt, die Warte-Semester für Neulinge unter diesem Schnitt beträgt mehrere Jahre...und wir haben tatsächlich einen Mangel zu erwarten? Ernsthaft?

    Das Abi zu erwerben und zu studieren ist das einzige, was ein heranwachsendes Individuum noch vor dem sozialen Absturz bewahrt, weshalb doch viele dieses Ziel anstreben...und wir haben einen Mangel zu erwarten? Na klar...sicherlich...

    Die Frage ist: Wohin wandert der in der BRD ausgebildete Mediziner denn ab? Und warum?

    Die Hörsäle sind voll, die Absolventen zahlreich...denkt mal drüber nach!

  • J
    Johannes

    Wer glaubt denn bitte der ARGE, nachdem deren Arbeit schon so unterirdisch ist und die Arbeitslosenzahlen in Deutschland extrem manipuliert und gefälscht sind, denn die Statistik wurde fortwährend so abgeändert, dass entgegen der Realität quasi keine Arbeitslosen mehr ausgewiesen werden. Zugleich wird das Bildungssystem im Land fundamental gegen die Wand gefahren. Deutschland verfügt über ausreichend intelligente Bewohner und hatte mal ein taugliches Bildungssystem, dass Innovationen ermöglichte, doch mit inzwischchen nur noch rudimentären Bachelor-Master-Modul-Ausbildungen und für Geringstlöhne inkl. schlechter Arbeitsbedingungen will natürlich kein Einheimischer arbeiten, dafür braucht es dann ausbeutbare Willige, die nun gefordert werden.

     

    Für solch einen neoliberalen Beitrag werde ich die TAZ wieder einmal nicht zahlen.

  • L
    Leidkultur

    Bis 2025 fehlen 6 Mio Arbeitskräfte?

     

    Diese Jahr fehlen wegen der Abschaffung der Wehrpflicht und der doppelten Abiturjahrgänge 70.000 Studienplätze!

     

    Da bin ich aber mal gespannt was der Herr der Arge sagt, wenn man ihn einen Dritte-Welt-Kollegen ins Büro setzt, der für ein drittel seines Gehaltes arbeitet. Ihm selbst droht dann ein undenkbares Schicksal, das es nur einer in anderen, völlig fremdartigen Welt gibt, der Verlust des Arbeitsplatzes und der fetten Pensionsansprüche.

     

    Zudem will man die Mindesteinkommensgrenze, ab der qualifizierte Ausländer auch dann in Deutschland arbeiten dürfen, wenn es für ihren Job geeignete Deutsche oder EU-Bürger gibt, von 66.000 Euro auf 40.000 Euro senken.

    Es geht nicht um einen Fachkräftemangel, es geht darum, dass man Menschen, die gute Qualifikationen haben zu schlechteren finanziellen Konditionen beschäftigen will, weil Ihre Eltern in Indien oder sonstwo geboren sind, oder eine andere Hautfarbe haben oder ihre Eltern Einwanderer sind. Es geht darum, Fachkräfte BILLIG zu importieren oder demenstprechend zu halten, weil hier Ausbildung und Lohn zu teuer sind.

     

    Wie ich bereits schrieb: Deutsche sind inzwischen völlig aus der politischen Rhetorik und Praxis verschwunden. Der Souverän spielt keine Rolle mehr.

  • VB
    Victor Becker

    Studiengebühren wurden eingeführt, Schulreformen versemmelt und plötzlich mangelts an Fachkräften? Wenn man DAS doch nur hätte voraussehen können -.-

  • JR
    Josef Riga

    Momentan kommen doch viele Ingenieure und Ärzte auf Bötchen in Italien und Malta an. Vielleicht könnte man die ja anwerben?

  • S
    Slobo

    Liegt der aktuelle NC für Medizin nicht immer noch bei 1,0? Nachdem was ich vor ein paar Wochen im Radio gehört habe scheint dem immer noch so zu sein. Und jetzt wird sich beschwert, dass es nicht genügend Ärzte gibt? Wie auch, wenn es nicht genügend Studienplätze gibt und man einen Abi-Schnitt von 1,0 haben muss??? Wahrscheinlich ist es billiger für den Staat, ausländische Arbeitskräfte zu importieren als Studenten an hiesigen Unis auszubilden. Dafür werden dann demnächst wieder die Diäten der Bundespolitiker erhöht und Steuern gesenkt, aber an die Uni-Studenten denkt kein Mensch. Bananenrepublik!

  • P
    partialbruch

    Nun ich wollte Artzt werden, wurde aber aufgrund meines 2,0 Schnittes nicht angenommen...

     

    Das Problem liegt also nicht darin, dass es ein Mangel an zukunäftigen Ärzten gibt, sondern, dass es bürokratisch einfach eine Katastrophe ist. Es gibt so viele Abiturienten, die ein Medizinstudium anstreben wollen, aber permant auf der Warteliste stehen müssen...So viel zu der Problematik.