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StadtplanungMein Stein, dein Stein und unser Neukölln

Der "Platz der Stadt Hof" in Nordneukölln wird unter Bürgerbeteiligung saniert. Mit der Bepflasterung will die Künstlerin Nadia Kaabi-Linke das Beziehungsgeflecht der Nationalitäten im Bezirk zum Ausdruck bringen.

Was ist negativ an Neukölln? "Zu viel Hundekot", "die Gewaltbereitschaft nimmt zu". Und was ist positiv? "Die unterschiedlichen und freundlichen Menschen." Die Zeichnungen mit der persönlichen Positiv-negativ-Bilanz der Workshop-Teilnehmerinnen im Gemeinschaftshaus Gropiusstadt wird die Künstlerin Nadia Kaabi-Linke später auswerten und in die Gestaltung eines Bodenmosaiks auf dem Platz der Stadt Hof an der Karl-Marx-Straße in Nord-Neukölln mit einfließen lassen.

Der bisher allenfalls als verbreiteter Gehweg benutzte Platz soll ein zentraler Anlaufpunkt für die Gegend werden. Deshalb hatte das Bezirksamt einen Wettbewerb für den Umbau des Platzes ausgeschrieben. Unter Bürgerbeteiligung wählte eine Jury den Entwurf eines Teams aus Landschaftsarchitekten und der russisch-tunesischen Künstlerin Nadia Kaabi-Linke aus. Der Umbau des Platzes wird voraussichtlich von Mitte 2012 bis Anfang 2014 dauern und rund 920.000 Euro kosten.

Demografisches Mosaik

Das Projekt "meinstein", eine Idee der Künstlerin, sieht nicht nur vor, dass die Mosaikpflasterung die demografische Zusammensetzung der Neuköllner widerspiegelt, sondern in der Anordnung der Steine zueinander auch ihr gefühltes Zusammenleben sowie ihre persönlichen Sichtweisen auf den Bezirk. Um das herauszuarbeiten, fanden zwischen März und Mai 13 aus zwei Teilen bestehende Workshops an Schulen und anderen öffentlichen Orten statt.

Die Workshop-Teilnehmerinnen im Gemeinschaftshaus zeichnen jeder für sich ihr Wunsch-Neukölln: "Ich wünschte, dass sich die vielen Nationalitäten mehr mischen", sagt etwa Yasmin Ibrahim, eine 36-jährige Deutschpalästinenserin. Bei der gesamten Planung und Gestaltung der Karl-Marx-Straße sieht die "Aktion! Karl-Marx-Straße", eine Bezirksinitiative zur qualitativen Veränderung und Aufwertung der Karl-Marx-Straße, Bürgerbeteiligung vor. Nach einem allgemeinen Aufruf haben deshalb Mitarbeiter lokaler Projekte wie den Quartiersmanagements Neuköllner zum Mitmachen motiviert. "Am Anfang ist es schwer, die Leute in die Workshops reinzukriegen", sagt Kaabi-Linke. "Doch dann findet jeder seine Lieblingsbeschäftigung."

"Zu kopflastig"

Die Bauplaner werden aus den jeweiligen Herkunftsländern der Neuköllner mit Migrationshintergrund entsprechend deren Anteil an der Gesamtbevölkerung im Bezirk farblich verschiedene Pflastersteine besorgen. Vermischt mit grauen Steinen, die die Neuköllner Mehrheitsbevölkerung darstellen sollen, werden sie ein Pflastermosaik bilden. Eine Legende am Rand wird den jeweiligen Anteil der unterschiedlichen Nationalitäten im Bezirk abbilden. Die Betonung der Internationalität der Gegend ist vom Senat ausdrücklich erwünscht. Der Entwurf der Landschaftsarchitekten sieht außerdem einen Kiosk, Bäume und Sitzbänke auf dem Platz vor.

Die TeilnehmerInnen haben bisher ganz unterschiedliche Eindrücke von dem Projekt: "Für Gropiusstadt ist es zu kopflastig", findet eine 50-jährige Frau. Yasmin Ibrahim musste zu Hause noch lange über die Workshops nachdenken. "Interessant war für mich, die Perspektive der anderen Neuköllner mitzukriegen." Die 35-jährige Antonia ist da skeptischer: "In ein Paar Jahren werden die Leute sich die Mieten wahrscheinlich nicht mehr leisten können."

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