piwik no script img

Bürger geben Tipps im NetzSPD wird Privatpartei

Nichtmitglieder sollen das SPD-Personal mitbestimmen können. Was sagt uns das? SPDler helfen Sozialdemokraten! Umgekehrt? Egal. Hauptsache online.

Zukunft der SPD: Sigmar Gabriel und Andrea Nahles wünschen sich mehr Zuspruch. Bild: dpa

Der SPD geht es schlecht. Immer weniger Wähler, immer weniger Mitglieder, immer weniger Volkspartei. Dann das Gezerre um den Genossen Thilo Sarrazin, ganz nach dem Motto "erst hin, dann her, dann weiß nicht mehr". Nichts bringt den Aufschwung. Nicht die Migrantenquote, nicht der neue "serviceorientierte" Ortsverein und auch nicht die Beteiligung von Nichtmitgliedern an der sozialdemokratischen Personalauswahl.

Diese aktuellen Vorschläge der Generalsekretärin Andrea Nahles und des Vorsitzenden Sigmar Gabriel sind doch eher Ausdruck der Probleme der Sozialdemokraten als deren Lösung.

Weil ständiges Gejammer eher nervt als hilft, können engagierte Bürger der SPD nun Tipps geben. Die Homepage www.das-ist-sozialdemokratisch.de "richtet sich an alle Menschen, die an einer positiven Entwicklung der Sozialdemokratie interessiert sind und an dieser aktiv mitwirken wollen". Aber nicht zu jedem Thema dürfen die Interessenten etwas schreiben, sondern lediglich zu Arbeit, Bildung, Wirtschaft, Gesundheit, Umwelt, Soziales und Netzpolitik.

Nicht die SPD hat die Seite ins Netz gestellt, sondern zwei Privatpersonen

Dabei heißt es: "Wir möchten allen Nutzerinnen und Nutzern die Möglichkeit geben, in den wichtigsten politischen Feldern ihre Erwartungen an Politik der SPD zu formulieren." Aber Bereiche wie Migration oder Kultur finden nicht statt - fast genauso wie im echten SPD-Leben.

Man sieht also eine perfekte Imitation des Parteilebens, denn "Das ist sozialdemokratisch" ist keineswegs eine Webseite der SPD. "Nein. Diese Seite wurde von zwei Privatpersonen erstellt. Wir engagieren uns aber als Mitglieder in der Partei", erläutern die Betreiber auf ihrer Seite.

Also ist der Inhalt doch irgendwie von der SPD. Oder nur von SPDlern? Oder Sozialdemokraten?

Das Projekt ist ein netter Versuch, gut gemeint, aber irgendwie auch traurig. Während die Parteikader umherirren, versuchen die Genossen an der Basis zu retten, was es noch zu retten gibt. Online.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

9 Kommentare

 / 
  • UF
    Ullrich F.J. Mies

    @Fabian

     

    ...dann solltest Du mit Deiner Hochwertigkeitsplattform "das-ist-hochwertiger-journalismus.de." ganz schnell beginnen.

     

    Es gibt schon die Nachdenkseiten, die sich um guten Journalismus bemühen.

     

    Verdächtig ist die Selbsttaxierung. Das erinnert an die "Achse des Guten", in der vorwiegend Schwerstkranke wie der Hetzer H.M. Broder aktiv sind.

  • F
    Fabian

    Ich kann nicht nachvollziehen, warum die Grundidee der Plattform das-ist-sozialdemokratie.de im taz-Artikel so negativ und lächerlich dargestellt wird.

     

    Dass die taz nicht zu denen gehört, "die an einer positiven Entwicklung der Sozialdemokratie interessiert sind und an dieser aktiv mitwirken wollen", ist bekannt, das niedrige Niveau dieses Beitrags aber erscheckend.

     

    Ich plädiere für die Schaffung der Plattform das-ist-hochwertiger-journalismus.de.

     

    Beste Grüße.

  • F
    Fabian

    Ich kann nicht nachvollziehen, warum die Grundidee der Plattform das-ist-sozialdemokratie.de im taz-Artikel so negativ und lächlich dargestellt wird.

     

    Das die taz nicht zu denen gehört, "die an einer positiven Entwicklung der Sozialdemokratie interessiert sind und an dieser aktiv mitwirken wollen", ist bekannt, das niedrige Niveau dieses Beitrags aber erscheckend.

     

    Ich plädiere für eine Plattform das-ist-hochwertiger-journalismus.de.

     

    Beste Grüße.

  • H
    hanfbauer

    Man kann den Niedergang der Spezialdemokraten auch positiv sehen: in einer Partei mit einem Durchschnittsalter der Mitglieder von 58 Jahren (Stand 2009) bieten sich traumhafte Karriere-Möglichkeiten für junge, gutaussehende Mitglieder die wissen was eine IP-Adresse ist...

  • UF
    Ullrich F.J. Mies

    Diese auf die Hälfte ihres Bestandes durch Eigenverschulden eingedampfte neoliberale Privatveranstaltung sollte sich auflösen und die angerichteten Schäden der "Epoche" Schröder an die Bevölkerung überweisen. Gelernt haben sie bis heute nichts, gar nichts.

     

    Man schaue sich diese Schwerstinellektuellen Müntefering, Steinbrück, Steinmeier, Nahles, Gabriel und wie sie alle heißen - und die keiner will - einmal an. Zum Wegrennen. Gestern plapperte ein "außenpolitischer Sprecher" im WDR. Nur zu den zentralen Problemen sagte er nichts, "Sprecher" eben. Schwätzer wäre die angemessene Bezeichnung.

     

    Eine kontroverse Debatte über den Zustand des marktradikalen Regimes, Bankenrettung, Rüstungs- und Sicherheitspolitik, neue imperiale Kriege, neue NATO-Strategien und Bundeswehrumbau findet in dieser "Restvolkspartei" ohnehin nicht statt. Die breiten, fetten & ignoranten Rücken stehen immer wie eine Wagenburg zusammen und schotten sich von der Bevölkerung ab auf das der selbstproduzierte Mief die eigene Wahrnehmungsfähigkeit weiter trübe.

     

    Fest steht: die SPD wird von lernresistenten Autisten an den Abgrund geführt und wurde von dieser rechtskonservativen Kapertruppe überflüssig gemacht. Sie ist in der Wahrnehmung vieler Bürgerinnen und Bürger eine Partei, die alles verraten hat, was den Wert der Sozialdemokratie einmal ausmachte. Heute ist sie weder sozial noch demokratisch. Die SPD ist weder Volkspartei noch Firma. Wäre sie eine Firma, so hätte man die gesamte Führungsriege wegen systematischer Sabotage bereits seit Jahren gefeuert. Diese Figuren sind selbst zu konsequentem Marktdenken unfähig. Denn eine Führungsriege, die es schafft, den eigenen "Bestand" (Mitglieder & Wähler) sowie die laufenden Einnahmen (Mitgliedsbeiträge) auf 50% zu schrumpfen, wäre in keinem Unternehmen tragbar.

     

    Das reaktionäre marktradikale Original, dem die SPD erfolglos versucht den Rang abzulaufen, heißt CDU/CSU.

  • S
    Satyr

    Das ist Realsatire pur.

    Man stelle sich einmal vor, dass nicht

    nur SPD-Sympathisanten an an einer solch

    obskuren Wahl teilnehmen, sondern dass

    auch Parteimitglieder anderer Parteien

    (z. B. der CDU) per millionenfachem

    Flashmob-Voting die Wahlergebnisse

    ad absurdum führen.

     

    Die Idee könnte ein Überbleibsel vom

    1. April sein - oder Vorbote eines

    nervenden Sommerlochs.

  • UF
    Ullrich F.J. Mies

    Dieser auf die Hälfte seines Bestandes durch Eigenverschulden eingedampfte neoliberale Haufen sollte sich auflösen und angerichteten Schäden der "Epoche" Schröder an die Bevölkerung überweisen. Gelernt haben sie bis heute nichts, gar nichts.

     

    Man schaue sich diese Schwerstinellektuellen Müntefering, Steinbrück, Steinmeier, Nahles, Gabriel und wie sie alle heißen - und die keiner will - einmal an. Zum Wegrennen. Gestern plapperte ein "außenpolitischer Sprecher" im WDR. Nur zu den zentralen Problemen sagte er nichts, "Sprecher" eben. Schwätzer wäre angemessen.

     

    Eine kontroverse Debatte über den Zustand des marktradikalen Regimes, Bankenrettung, Rüstungs- und Sicherheitspolitik, neue imperiale Kriege, neue NATO-Strategien und Bundeswehrumbau findet in dieser "Restvolkspartei" ohnehin nicht statt. Die breiten, fetten & ignoranten Rücken stehen immer wie eine Wagenburg zusammen und schotten sich von der Bevölkerung ab auf das der selbstproduzierte Mief die eigene Wahrnehmungsfähigkeit weiter trübe.

     

    Fest steht: die SPD wird von lernresistenten Autisten geführt und wurde von dieser Kapertruppe überflüssig gemacht. Sie ist in der Wahrnehmung vieler Bürgerinnen und Bürger eine Partei, die alles verraten hat, was den Wert der Sozialdemokratie einmal ausmachte. Heute ist sie weder sozial noch demokratisch.

     

    Das reaktionäre marktradikale Original, dem die SPD erfolglos versucht den Rang abzulaufen, heißt CDU/CSU.

  • F
    FreiDenker

    Endlich mal eine gute Idee von der SPD. Könnte helfen, wenn die Partei die gutgemeinten Vorschläge dann auch wirklich ernst nimmt und berücksichtigt.

  • MR
    Mathias Richel

    Sehr geehrte Taz-Redaktion,

     

    als einer der beiden Initiatoren der Seite ”das-ist-sozialdemokratisch.de" habe ich mich natürlich zunächst einmal gefreut, dass die TAZ überregional über unsere Seite berichtet. Unabhängig von der redaktionelle Tonalität hat mich aber schon gewundert, wie schlecht dieser Text recherchiert und diese schlechte Recherche auch noch dafür genutzt wurde, um auf "Wirkung" zu schreiben.

     

    Anders als im Text unterstellt, gibt es seit Launch der Seite den Bereich Migration - zugegeben: bei uns heißt der "Integration". Diesen besagten Bereich hätten Sie und können Sie immer noch genau hier finden: http://www.das-ist-sozialdemokratisch.de/soziales/intergration-2/

     

    Aber auch zugegeben: Kultur fehlt noch. Aber darauf haben nicht Sie uns durch Ihren Text gebracht, sondern die Nutzerinnen und Nutzer, in dem sie einfach das Feedback-Formular nutzen. Und deshalb werden heute zwei neue Themenbereiche hinzugefügt: "Demokratie und Gesellschaft" (unter anderem mit den Unterthemen Partizipation und Kultur) und der "Außen- und Innenpolitik". Eine Information, die übrigens sowohl seit dem Launch am Samstag, den 04. Juni in unserem Blog, auf Twitter und Facebook kommuniziert wurde.

     

    Sei´s drum.

     

    Frei nach Ihrem letzten Absatz: "Der Text ist ein netter Versuch, gut gemeint, aber irgendwie auch traurig."

     

    Mit freundlichen Grüßen

    Mathias Richel