piwik no script img

Gregor Gysi über Antisemitismus-Debatte"Wir müssen der Kritik Grenzen setzen"

Gregor Gysi, Fraktionschef der Linken, erklärt, warum Deutsche nicht alles von Israel fordern dürfen - und wie die DDR sein Bewusstsein dafür geschärft hat.

Gysis Forderung an die Linke: Deutsche Geschichte bindet. Bild: dapd
Ines Pohl
Stefan Reinecke
Interview von Ines Pohl und Stefan Reinecke

taz: Herr Gysi, gibt es in der Linkspartei Antisemitismus?

Gregor Gysi: Nein. Antisemitismus bedeutet, Juden oder Jüdinnen zu benachteiligen oder Schlimmeres zu tun, weil sie Juden oder Jüdinnen sind. Das kenne ich aus unserer Partei nicht. Der Begriff wird derzeit leider inflationär verwandt.

Es geht um die Frage, welche Kritik an Israel antisemitisch ist.

Es gibt bei einigen auch in unseren Reihen zu viel Leidenschaft bei der Kritik an Israel. Die gibt es nicht bei Ägypten, nicht bei Libyen, inzwischen nicht einmal mehr bei den USA - aber sofort, wenn es um Israel und Palästina geht. Das macht mich nachdenklich.

Die linke Bundestagsabgeordnete Inge Höger hat einen Schal getragen, auf dem Israel auf der Landkarte nicht existiert. Ist das antisemitisch?

Nein. Dieser Schal ist ihr überreicht worden, sie hat nicht genau hingeschaut und mir später gesagt, es tue ihr leid. Damit ist die Sache geklärt.

Wenn Höger das bewusst getragen hätte - wäre das antisemitisch?

Das ginge jedenfalls nicht. Das würde den Wunsch ausdrücken, dass Israel nicht mehr existiert, also dass Israel und Palästina ein Staat sind. Das dürfen Deutsche nicht fordern.

Hannah Arendt und Martin Buber waren, auch es wenn lange her ist, für die Ein-Staaten-Lösung. Was ist schlimm daran?

Wenn ein Palästinenser oder Israeli einen binationalen Staat fordert, ist das sein gutes Recht. Es darf auch in Ecuador jeder einen gemeinsamen Staat für Palästinenser und Juden fordern. Aber nicht in Deutschland.

Also gilt hierzulande ein Denkverbot in Bezug auf die Ein-Staaten-Lösung?

Nein, kein Denkverbot. Aber wer das hierzulande fordert, ist ahistorisch. Die Juden waren 2.000 Jahre lang eine Minderheit in verschiedenen Ländern, die immer wieder verfolgt wurde. Die Nazis haben sechs Millionen Juden industriell vernichtet, um sie auszurotten. Trotzdem leben heute Deutsche in einem Staat, in dem sie die Mehrheit sind. Es geht nicht, dass Deutsche nach dem Holocaust Juden das Recht auf einen jüdischen Staat streitig machen.

Warum?

In einem jüdisch-palästinensischen Staat wären die Juden wieder eine Minderheit. Deshalb darf ein Palästinenser einen binationalen Staat fordern - wir dürfen das nicht. Wir sind gebunden durch unsere Geschichte. Auch jeder deutsche Linke muss begreifen: Deutsche Geschichte bindet nicht nur Konservative, sondern auch ihn.

Der Beschluss der Linksfraktion legt nahe, dass, wer einen binationalen Staat fordert, antisemitisch ist.

Das ist ein Missverständnis. Im Entwurf des Vorstands kam das Wort Antisemitismus gar nicht vor. Die Fraktion wollte dies hinzufügen, um klarzumachen, dass wir gegen Antisemitismus sind. So ist dieser Eindruck entstanden.

Aber wer in der Linksfraktion arbeitet, darf nicht für die Ein-Staaten-Lösung sein. Das ist doch ein Denkverbot.

Nein, Quatsch! Das ist kein Maulkorbbeschluss. Wir können über alles nachdenken und über alles diskutieren. Es gibt kein Verbot, Israel zu kritisieren. Ich finde die Siedlungspolitik indiskutabel, der Angriff auf Gaza war indiskutabel. Es gibt Pläne, arabischen Israelis, die sich nicht loyal zum Staat verhalten, die Staatsbürgerschaft abzuerkennen - eine unmögliche Idee. Sie haben Anspruch auf gleiche Rechte wie jüdische Israelis. Ich bin da nicht einseitig und finde die extrem unkritische Haltung von BAK Shalom …

einem Arbeitskreis in der Linkspartei …

… ich finde diese Haltung falsch. Aber: Wir müssen Grenzen der Kritik an Israel setzen, die mit dem Holocaust zu tun haben. Das hat die Fraktion getan.

Es verwundert, dass die drei Abgeordneten, die im vergangenen Jahr an der Gaza-Flottille teilnahmen, von Ihrer Partei dafür gefeiert wurden, jetzt aber die Unterstützung verboten ist.

Ich fand die Flottille im letzten Jahr richtig und den völkerrechtswidrigen Einsatz der israelischen Armee falsch und völlig überzogen. Dann aber tauchte das Gerücht auf, dass die Flottille von den Grauen Wölfen mitfinanziert wurde. Es ist bis heute unklar, ob das stimmt. Wer trägt in diesem Jahr politisch, finanziell und organisatorisch die Verantwortung? Das müssen wir wissen. Nur dann können wir entscheiden, ob eine Teilnahme sinnvoll ist. Deshalb hat die Fraktion beschlossen, dieses Jahr bei der Flottille nicht mitzumachen. Die Strukturen dort müssen absolut transparent sein. Wenn das so ist, bitte. Dann überlegen wir neu.

Steht die Linksfraktion in diesen drei Punkten - Nein zur Flottille, zum Warenboykott, zur Ein-Staaten-Lösung - hinter Ihnen?

Ja.

Der linke Flügel kolportiert, Ost-Reformer hätten damit gedroht, zur SPD überzutreten, und Sie auf diese Weise zu diesem Beschluss gezwungen. Stimmt das?

Nein. Und Ihre Bezeichnung Ost-Reformer auch nicht.

Also frei erfunden?

Es gab Abgeordnete, die gesagt haben: Wir werden jetzt über die Medien massiv zu einer unserer Meinung nach falschen Israel-Kritik Stellung nehmen. Das wollte ich nicht, sondern lieber eine Verständigung in der Fraktion.

Der linke Flügel fühlt sich von Ihnen erpresst, weil Sie mit Rücktritt gedroht haben.

Auch das stimmt nicht. Es gab nur einige Abgeordnete, die vor der Abstimmung die Fraktion verlassen haben, um die Einstimmigkeit zu ermöglichen, wofür ich ihnen dankbar bin.

Die Strömung "Sozialistische Linke" redet vom "Missbrauch der Schoah für parteiinterne Zwecke." Damit sind Sie gemeint, oder?

Bei Strömungen ist das Verhalten in der Fraktion das eine, die Erklärung danach etwas anderes. Dies ist offenbar der Versuch, sich im eigenen Lager zu rechtfertigen. Dabei kann man auch zu weit gehen.

Ist dieser Streit um Israel ein Ost-West Phänomen?

Es gibt verschiedene Prägungen. Die Bundesrepublik war mit Israel befreundet, da lag es für die Opposition nahe, sich auf die Seite der Schwächeren, der Palästinenser zu schlagen. Außerdem stützte die Imperialismustheorie diese Sicht. Aber es ist falsch, in der Ideenwelt der siebziger Jahre zu verharren.

Nerven Sie diese Westlinken?

Nein. Ich bin Zentrist. Die Westlinken haben auch wichtige Stärken, zum Beispiel ihr Selbstbewusstsein.

Und im Osten?

In der DDR mussten wir immer solidarisch mit den Palästinensern sein, auch mit anderen arabischen Völkern. Nur mit Israel nicht. Die DDR hatte noch nicht einmal diplomatische Beziehung zu Israel. Das hat im Osten ein Art schlechtes Gewissen gegenüber Israel genährt.

Woher rührt Ihr Interesse an Israel? Aus Ihrer Ostbiografie mit jüdischen Vorfahren?

Wissen Sie, das Interessante an meinem Elternhaus war, dass ich nicht provinziell aufgewachsen bin, obwohl die DDR-Bürger zur Provinz gezwungen wurden. Wir hatten Gäste aus den USA, England, sogar aus Südafrika. Mein Vater …

Klaus Gysi, der in der DDR Kulturminister und Staatssekretär für Kirchenfragen war …

… war allen Religionen gegenüber tolerant, natürlich der jüdischen, aber auch den christlichen Kirchen gegenüber.

Warum haben Sie diese Leidenschaft für Israel?

Ich interessierte mich auch ungeheuer für Libyen, Syrien und Lateinamerika. Aber richtig ist, dass Israel etwas Besonderes für mich ist. Einerseits weil ich viele Angehörige durch die Nazis verloren habe, andererseits weil es ein Faktor war, der in der DDR nicht existierte. Dort wurde ja das Kunststück vollbracht, das Wort jüdisch im Zusammenhang mit Israel zu vermeiden. Wenn ein Funktionär vom jüdischen Staat Israel redete, war er ruck, zuck weg.

Gab es in der DDR unter der Flagge des Antizionismus antisemitische Ressentiments?

Ich habe das so nicht erlebt. Was ich erlebt habe, ist eine tiefe Intellektuellenfeindlichkeit. Das war eine Art Ersatz. Ich hatte aber eine Frage an meinen Vater, die er mir nie beantworten konnte.

Jetzt machen Sie uns neugierig.

Das war 1967, beim Sechstagekrieg. Damals rief ein Mitarbeiter des ZK bei bekannten Jüdinnen und Juden an und fragte, ob sie bereit seien, eine kritische Erklärung gegen Israel zu unterschreiben. Einige haben das gemacht, andere abgelehnt.

Gab es Repressionen, gegen jene, die sich weigerten?

Nein, es gab keinen Druck. Am nächsten Tag habe ich aber meinem Vater gefragt: Woher hatte dieser ZK-Mann die Liste? Mein Vater sagte: Musst du mich so einen Mist fragen? Er hatte keine Antwort darauf, woher das ZK so schnell eine Liste mit vielen Namen und Telefonnummern bekannter jüdischer Deutscher in der DDR hatte.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

30 Kommentare

 / 
  • L
    lunatir

    @Reiner Schleicher

    "Dass er Antisemitismus so definiert ist natürlich ein Kalkül, seine Partei reinzuwaschen."

     

    Von was denn?

    Werden denn die anderen Parteien als "antimuslimisch" gebrandmarkt, weil sie zumeist einseitig die Verantwortlichen der Palestinenser kritisieren und sogar Kriege und Entführungen mittragen?

    Wenn man eine Politik kritisiert, so hat das nichts mit "Antisemitismus" zu tun.

     

    Abgesehen davon spricht er ganz klar davon das ihm einige Äußerungen dennoch zu weit gehen.

    Allein schon so eine Debatte würde es aber in anderen Parteien wahrscheinlich so gar nicht geben, weil man ungeachtet jeglicher Sachlichkeit zumeist alles Unbequeme vermeiden will.

     

    Überhaupt Gysi sowas zu unterstellen, der selbst jüdischer Herkunft ist, viele seiner Angehörigen dem Holocaust zum Opfer fielen, sowie einer von zwei Abgeordenten war, welche zum 60.Jahrestag nach Israel eingeladen wurden, ist doch hochgradig absurd.

     

    Gerade deswegen ist ihm seine maßvolle Haltung, welche gerade Nicht einseitig ist, hoch anzurechnen.

    Und gerade das können hier die wenigsten von sich behaupten!

  • L
    lunatir

    Es ist doch jedesmal wieder lächerlich wie bei diesem Thema mal wieder alle Die Linke diffamieren.

     

    Die einen werfen der Linken "Antisemitismus" vor, die anderen werfen sowas wie "Verbrüderung mit dem Kriegstreiber Israel" vor.

    Wieder andere suchen in jedem Satz die DDR, unfassbar.

     

    Was bitte soll an den Auffassungen der Mehrheit der Linken heuchlerisch sein?

    Im Gegensatz zu den anderen Parteien argumentiert Die Linke gerade Nicht einseitig, sondern spricht Fehler und Verbrechen beider Seiten an, setzt sich für eine friedliche Lösung des Konfliktes ein.

     

    Sie vergißt weder die deutsche Verantwortung, welche erst zu einem jüdischen Staat führte, noch das Leid der Palestinenser als Bürger 2. Klasse.

     

    Aber anscheinend ist eine gemäßigte Sprache schon heute nicht mehr durchsetzbar, was jeden Konflikt nur noch weiter verschärft.

    Was passt dazu mehr, als das man der einzigen politischen Kraft im Bundestag, welche Gewalt als Mittel der Politik immer wieder ablehnt, Extremismus oder Scheinheiligkeit vorwirft, und das mal aus der einen oder der anderen Sicht.

     

    Was zählt sind Inhalte und das dazugehörige Abstimmungsverhalten.

    Und da ist Die Linke nachweislich konsequent und glaubwürdig, während alle anderen Parteien die Nase nach dem Wind drehen, sowie alle Seiten schön mit Waffen beliefern, ja sogar die Grünen.

     

    Aber anstatt sich mal sachlich damit zu beschäftigen, geht es den meisten Kommentatoren hier nur um einseitige diffamierende Polemik, welche jeden kulturell/zivilisatorischen Geist schmerzhaft vermissen läßt.

  • G
    gerd

    Mehr als hier

     

    http://www.steinbergrecherche.com/10israelpalaestina.htm#Schal

     

    hann ein realer Humanist kaum noch sagen.

     

    Pfui Gregor Gysi, Pfui Linke!

  • RS
    Reiner Schleicher

    Dieses Interview mit Gysi ist wirklich interessant und lesenswert.

     

    Der wesentlichste Punkt ist seine eingegrenzte Definition von Antisemitismus: "Antisemitismus bedeutet, Juden oder Jüdinnen zu benachteiligen oder Schlimmeres zu tun, weil sie Juden oder Jüdinnen sind." Der Begriff wird beschränkt auf Handlungen, die Bereiche Denken, Emotionen werden aus der Definition ausgeklammert. Ein kurzer Blick auf die deutsche Geschichte lehrt, dass es Jahre brauchte ideologischer Vorbereitung, antisemitischer Hetze, bevor es die ersten antisemitischen Massnahmen gab.

    Gysi hätte niemals Rassismus als Benachteiligungen Schwarzer definiert, es ist klar, dass es z B rassistische Äusserungen gibt und nicht nur rassisische Handlungen. Dass er Antisemitismus so definiert ist natürlich ein Kalkül, seine Partei reinzuwaschen.

    Eine andere Art von Kalkül sind folgende Passagen:

    "Wenn ein Palästinenser oder Israeli einen binationalen Staat fordert, ist das sein gutes Recht. Es darf auch in Ecuador jeder einen gemeinsamen Staat für Palästinenser und Juden fordern. Aber nicht in Deutschland.(..) wer das hierzulande fordert, ist ahistorisch. Die Juden waren 2.000 Jahre lang eine Minderheit in verschiedenen Ländern, die immer wieder verfolgt wurde. Die Nazis haben sechs Millionen Juden industriell vernichtet, um sie auszurotten. (...) Es geht nicht, dass Deutsche nach dem Holocaust Juden das Recht auf einen jüdischen Staat streitig machen.(...) In einem jüdisch-palästinensischen Staat wären die Juden wieder eine Minderheit. Deshalb darf ein Palästinenser einen binationalen Staat fordern - wir dürfen das nicht. Wir sind gebunden durch unsere Geschichte. Auch jeder deutsche Linke muss begreifen: Deutsche Geschichte bindet nicht nur Konservative, sondern auch ihn."

     

    Gysi provoziert mit diesen Äusserungen genau das, was er vorgibt, nicht zu wollen. Es ist klar, dass seine Begründungen (ahistorisch, gebunden durch die deutsche Geschichte usw) höchstens auf eine Handvoll Intellektuelle wirken und nicht auf die breite Masse, die spätestens mit der Erlangung der vollen Souveranität Deutschlands und der Wiedervereinigung darauf pocht, dass Deutsche dieselben Rechte haben wie andere Völker - hier also das Ende Israels zu fordern und einen binationalen Staat auf dem Boden Israels und Palästinas. Genau auf diese Kreise zielt Gysi, die er anstacheln will, dieselben Rechte zu fordern wie andere Völker im Verhältnis zu Israel und die keine Lust mehr haben, Rücksichten zu nehmen auf die deutsche Geschichte. Er stachelt auf und wäscht sich gleichzeitig die Hände in Unschuld, Gysi treibt da ein perfides, heuchlerisches Spiel.

  • K
    k_w

    @Tiede: Wie stellen Sie sich einen demokratischen jüdischen Staat vor? (Kenntnisse zu Begriffen wie Staat, Nation und Volk sind hier hilfreich.) Warum gibt es in Israel verschiedene Kategorien von Menschen (ezrahut vs. leum)? Warum wurde der Gleichbehandlungsgrundsatz aus dem Entwurf des Basic Law gestrichen?

     

    @Wolf2011: Ihnen kann geholfen werden: http://www.amazon.com/Palestinian-People-History-Baruch-Kimmerling/dp/0674011295

     

    Es ist übrigens nicht hilfreich, die Hamas als grenzdebil zu bezeichnen. Dann wäre die IDF ein Haufen von feigen Nichtskönnern.

     

    @Wendebourg: Raten Sie mal, auf welche Weise die amerikanischen Unabhängigkeitserklärung einstimmig verabschiedet wurde. *lach*

     

    @Christine: Wenn tausend Jahre Vertreibung ein Rückkehrrecht nicht außer Kraft setzen, wieso dann eine 63jährige oder eine 44jährige?

     

    @David: Ein beliebter Mythos: Palästina sei unterentwickelt gewesen, erst die zionistischen Einwanderer hätten es fruchtbar gemacht. Wühlen Sie sich mal durch den "Survey of Palestine": http://www.palestineremembered.com/Articles/A-Survey-of-Palestine/Story6442.html und folgende Seiten.

     

    @Dylan: Also machen das Glaubensbekenntnis oder gar nur der Wohnsitz den Unterschied zwischen berechtigter Kritik und "selbstgerechtem linken Teutonentum", obwohl die Ansichten deckungsgleich geäußert werden? Sind Sie ein Antideutscher?

     

    Was mich immer wieder verwundert, ist, daß die Behauptung einfach nicht totzukriegen ist, irgend jemand wolle den Staat Israel abschaffen. Das ist hanebüchener Blödsinn. Es geht um Gerechtigkeit für die Palästinenser, mit deren Schicksal kein jüdischer Israeli tauschen möchte. Ein expansiver Nationalismus hat den Menschen noch nie Gutes gebracht. Und der israelische ist nuklear bewaffnet.

  • DZ
    Das ZK greift durch

    Gysi lügt, was das Zustandekommen des Beschlusses angeht. Gysi lügt über die Motive derjenigen, die die Versammlung verlassen haben. Und Gysi lügt auch über die Zustimmung zu diesem Beschluß, die weder eine geschlossene noch eine mehrheitliche war.

    Der Parteivorstand hat weder der Fraktion und schon gar nicht der Partei ein Kritikverbot zu erteilen.

     

    Es geht auch gar nicht um die Nahostpolitik, sondern einzig darum das Thema Juden/Holocaust/deutscher Faschismus für die Hegemonieansprüche des "Forum demokratischer Sozialismus" (FDS)in der laufenden Debatte um das Grundsatzprogramm zu instrumentalisieren.

     

    Parlamentarier des FDS wollen aus persönlicher Machtgier sicherstellen, daß die Partei sich als Koalitionspartner für Regierungen anbiedern kann. Dazu gehören die Eintrittskarten Militäreinsätze und die Staatsräson der Waffenfreundschaft mit Israel.

     

    Es geht also um einen ganz vulgären Machtkampf in der Partei, und der wird mit Mitteln geführt, welche die historische Wahrheit und die politische Analyse bewußt auf der Strecke abgewürgen.

     

    Gysi, die Parlamentarier, die dem FDS angehören, oder es faktisch unterstützen führen ihren "demokratischen Sozialismus" ad absurdum.

    Sie sollten die Konsequenzen ziehen und die Partei verlassen.

  • PM
    Peter Maas

    @Thomas:

     

    "Ist die Nazisprache auch in der taz salonfähig geworden ?

    Fällt eigentlich niemanden auf, dass man Menschen "ermordet", und Massen- oder Völker"morde" begehen kann, wenn aber Juden die Opfer sind, darf ungestraft von "Vernichtung" gesprochen werden?"

     

    Nee, dass fällt niemandem auf, weil es nicht so ist und du dich bei deinem Entlarvungsversuch vergaloppiert hast. Spricht der jüdische Historiker Raul Hilsberg ("Die Vernichtung der europäischen Juden") etwa auch Nazisprache?

  • C
    Christine

    @Dylan

    auf keinen Fall die Taz. Aber andere Menschen schon. Darum ist es wichtig sich zu diesem Thema auch in anderen Medien zu informieren. Es scheint mir ein Teil der Linken möchte auf diesem Auge blind sein.

    Zum Ko.........

  • E
    end.the.occupation

    >> Nirgendwo haben arabisch-stämmige Menschen mehr Rechte als in Israel.

     

    Sicher. Deswegen ist Al-Arakib mindestens 20 mal zerstört worden und erst letzte Woche kam ein neuer Plan zum Vorschein 30.000 Beduinen umzusiedeln, um mehr Platz für das von Ihnen so geschätzte Mehrheitsvolk zu schaffen.

     

    Mehrheiten zu schaffen durch Umzingelung und Bombardement zzgl. ein paar Liqidationen - darin ist dieses Mehrheitsvolk ja bekanntlich sehr geübt. So wurde es bekanntlich die jüdische Mehrheit in einem arabischen Land.

     

    Im übrigen ist Gysis Argumentation heuchlerisch. Wenn ein Ecuadorianer die Einstaatenlösung fordern kann - warum dann nicht ein Deutscher? Wenn Gysi konsequent wäre, müsste er das dem Ecuadorianer ganz genauso verbieten wie mir.

    Das ist einfach grober Unsinn, was der Mann da fordert.

  • G
    Gerrit

    Unglaubliche Kommentare lese ich hier. Israel ist nach wie vor ein besetztes Land, und um dies um jeden preis zu rechtfertigen, erzählt man den Kindern Israels, dass Antisemitismus überall herschen.. ausser in Israel. Das Arabern zu Armee dürfen ist mir ganz neu, zumindest habe ich als deutscher Soldat dort keinen gesehen. Wenn ein Araber Ost-Jerusalem verlässt und nicht vor 22h wieder zurück ist, wird mit Waffen gesucht, das hat mich sofort an Freigang erinnert. Also bleiben wir bei der Wahrheit, und ich bin auch froh als das vor Ort mit meinem eigenen Verstand und Augen gesehen und erlebt zu haben. Bei so viel Negationismus krieg ich echt das kotzen!

  • E
    emil

    hui ich staune nicht schlecht! ein artikel, in dem die linken mal nicht komplett vorgeführt werden.

  • OK
    Oma Kruse

    Das ist doch ein Trauerspiel, wie sich Gysi hier windet. Erst distanziert er sich von den Faschos in seiner Partei, bloß um dann im Detail deren Positionen wieder zu übernehmen.

     

    Da fällt mir ein Bibelzitat ein: "Eure Rede aber sei: Ja, ja, nein, nein. Was drüber ist, das ist von Übel." (Matthäus 5, 37).

     

    Es wäre einfach schön, wenn Gysi sich in diesem Sinne klar äußern würde, ob er es mit den antisemitischen Antizionisten in seiner Partei hält oder sich distanziert.

  • A
    Austernfischer

    Gysi jongliert mit einem befremdenden Geschichts- und Demokratieverständnis.

    Warum sollten wir Deutsche kein Recht zu einer politischen Forderung haben ? Sowas kann man auch nur als scheindemokratisierter Ostdeutscher denken, als Linker nicht. Die Lehren aus dem Holocaust sind vielfältig, ebenso die politischen Bewertungsmöglichkeiten. Pluralismus, eine neue Vokabel für Sie, Herr Gysi ? Eine einheitliche Geschichtsbewertung lassen wir uns von niemandem vorschreiben, schon gar nicht von einem ehemaligen Einheitsparteiensozialisten. Dass wir dabei mit einer historisch bedingten Sensibilität vorzugehen haben, gilt nicht nur hinsichtlich der jüdischen Bevölkerung Israels, sondern selbstverständlich auch gegenüber vielen anderen, vom faschistischen Deutschland terrorisierten Ländern. Insofern ist es eine banale, fast tautologische Aussage.

    Es bleibt bei einer grundsätzlichen, analytischen Zionismuskritik und an einer Verneinung der Rechtmässigkeit des auf purer Gewalt gegenüber den Palästinensern fussenden israelischen Staates.

    So wie es keine grundsätzliche Anerkennung des stalinistischen ostdeutschen Teilstaates geben konnte, kann es diese auch nicht für einen gewalttätigen jüdischen Mehrheitsstaat geben. Menschenrechte sind unteilbar, ob mit oder ohne Religion. Die LINKE ist durch solche demokratiefeindlichen Manöver des Herrn Gysi unwählbar geworden. In der Wolle gefärbt reicht eben nicht.

  • HT
    Hein Tiede

    Josef Riga fragt, warum die Juden irgendwo die Mehrheit (in einem Staat) stellen sollen. Weil es ihnen als Minderheit in ihrer langen Geschichte nicht sehr gut gegangen ist, und weil sie als Mehrheitsgesellschaft sehr viel auf die Beine gestellt haben.

    Im übrigen gibt es einen palästinensischen Staat. Er heißt Jordanien. 80 % seiner Bevölkerung sind Palästinenser und auch die übrigen sprechen arabisch.

    Übrigens: Nirgendwo haben arabisch-stämmige Menschen mehr Rechte als in Israel. Es gibt dort drei arabische Parteien, sie sind in der Knesset vertreten. Auch in der israelischen Armee machen einige von ihnen Karriere.

    Und seit dem der Tempelberg von Israelis kontrolliert wird, haben alle Religionen Zugang. Das war unter jordanischer Herrschaft nicht der Fall.

  • W
    Wolf2011

    Der einzige Kommentar, der mir hier richtig gut gefällt ist der von David !

     

    Was soll dieses Gelaber von der Ein-Staaten-Lösung. Kein Israeli will unter der Herrschaft der grenzdebilen Hamas-Faschisten leben, zumal ihm ein Lebensrecht, wenn er Jude ist, klar abgesprochen wird.

     

    Kann mir eigentlich jemand den Begriff palästinensisches Volk definieren ?

     

    Wer hat sich eigentlich bei uns für diese nomadisierenden arabischen Familienclans, die von der, zumeist aus Syrien und Ägypten stammenden, arabischen Bourgeoisie ausgebeutet wurden, interessiert, bevor man die Solidarität mit den Palastinensern mit dem aus dem Elternhaus übernommenen Antisemitismus verbinden konnte und das Ganze mit dem neuen Begriff Antizionismus versah.

     

    Warum haben es die arabischen Brüder innerhalb der letzten 60 Jahren nicht geschafft, ihre palästinensischen Vettern in ihre eigenen Staaten zu integrieren. Die Bagage in Saudi-Arabien pulvert doch ihre Öl-Millionen ansonsten raus wie nix - aber den Flüchtlingen wurde von dieser Seite überhaupt nicht geholfen.

     

    Mir kommt bei soviel scheinheiligem Gejammer einfach das Kotzen !

  • T
    Thomas

    Ist die Nazisprache auch in der taz salonfähig geworden ?

    Fällt eigentlich niemanden auf, dass man Menschen "ermordert", und Massen- oder Völker"morde" begehen kann, wenn aber Juden die Opfer sind, darf ungestraft von "Vernichtung" gesprochen werden ?

  • ES
    Erika Steinbach

    Es ist einfach lächerlich, wie Pseudolinke bei uns sich für die "Sache der Palästinenser" einsetzen. Irgendwann kommt dann heraus, dass sie Nachfahren von Ostvertriebenen sind oder dass ihr großvater in der "partei" war und sie so ihren fast schon ererbten Judenhass loswerden können.

  • H
    Harun

    Gysi ist für mich ein verkappter Salon-Stalinist, der praktische Isrealkritik von Parteimitgliedern bürokratisch und mit Drohungen unterdrücken will.

    Er legitimiert das u.a.mit der angeblich undiskutierbaren deutschen Verantwortung für das "real(auf palästinensischem Boden!) existierende" Israel, ohne das moralphilosophisch,staatsphilosophisch oder menschenrechtstheoretisch überhaupt anzudiskutieren.

    Weiterhin spricht er ohne weitere Analyse u. daher verleumderisch von einer latent isrealefeindlichen Überemotionalität westdeutscher Linker in der Israelfrage.

    Schließlich hantiert er Israel- und USA-legitimatorisch sehr oberflächlich wahrscheinlich(d.-h. ohne den

    Bezug kenntlich zu machen!) mit der äußerst problematischen imperialismuskritikkritischen Theorie gewisser Wertkritiker(Postone, Kurz) .- Die Analysen von Chomsky, William Blum, Graig, Pappe u. a. existieren für ihn offensichtlich nicht einmal.

    Stalinisten sind halt noch nie durch wissenschaftliche Seriosität , psychologische, philosophische oder überhaupt theoretische Gründlichkeit aufgefallen, ihnen ging und geht es immer um Macht!

  • C
    Christine

    Gysi hat natürlich recht mit seiner Äußerung, dass Deutschland nicht alles von Israel fordern darf. Und wieso sollte es nicht Antisemitisch sein, wenn man den Israelis einen eigenen Staat abspricht. Er wird ja auch den Palästinensern zugesprochen. Hallo - die jüdische Bevölkerung kommt ja nicht aus dem Off. Reicht es, wenn eine Vertreibung eines Volkes lange genug her ist um ihm die Rückkehr zu verweigern. Dies soll keine Kritik an der israelischen Politik bezüglich der Palästinenser verhindern. Da ist natürlich Kritik angebracht. Hierzu bedarf es aber einer differenzierteren Auseinandersetzung mit dem Thema, als sie zur Zeit in Teilen der Linken läuft. Klar sind Teile der deutschen Linken antisemitisch. Da wird unreflektiert jede Kritik an der palästinensischen Seite als faschistisch bezeichnet. Den israelischen Menschen jegliches Recht auf einen Staat abzusprechen halte ich schon für sehr bedenklich.

    Man sehe sich auf YouTube an was im Cafe Palestine in Freiburg mit dem Musiker Gilad Atzmon läuft. Das ist Antisemitismus pur. Da werden Judentum und Israelische Politik vermischt. Und es wird dafür geworben kreative Lösungen zu finden, die Israelis los zu werden. Was das sein soll wird nicht gesagt - kann man sich aber denken.

  • D
    David

    Warum zum Teufel sollten den die Israelis ihren Staat mit Palästinensern teilen, nach dem sie 60 Jahre lang aus einem Stück Wüste eins der entwickelsten Länder der WElt gemacht haben? Damit sich jetzt die Palästinenser die Früchte der Arbeit schmecken lassen dürfen?

  • V
    vic

    So, jetzt weiß ich endlich, was ich darf und was nicht. Danke G.G.

  • HH
    Hans-Hermann Hirschelmann

    Bei Facebook hätte ich jetzt das "Gefällt mir" Button gedrückt.

     

    Gruß hh

  • K
    k3v73

    "Es darf auch in Ecuador jeder einen gemeinsamen Staat für Palästinenser und Juden fordern. Aber nicht in Deutschland. (...) Es geht nicht, dass Deutsche nach dem Holocaust Juden das Recht auf einen jüdischen Staat streitig machen."

     

    Das ist glaube ich das Kernproblem, dass ich mit vielen in dieser Partei hab: hier wird sofort eine Meinung, eine Kritik, auf jeden Fall eine freie Meinungsäußerung die sein darf (!), mit "streitig machen" verbunden, und dadurch als aggressiver Akt dargestellt. Es geht vielen aber nicht um das Streiten (als wäre das ein besonderes Vergnügen), sondern darum eine Lösung zu finden - zumindest sollte man das bis das Gegenteil augenscheinlich ist aus Respekt annehmen. Ich bin nicht für eine binationale Lösung und halte das für absolut weltfremd, aber diese Anmaßung mit der jeglicher Vorschlag in diese Richtung von vornherein abgebügelt wird, stößt mit doch sauer auf.

  • PM
    Peter Maas

    "Es gibt bei einigen auch in unseren Reihen zu viel Leidenschaft bei der Kritik an Israel. Die gibt es nicht bei Ägypten, nicht bei Libyen, inzwischen nicht einmal mehr bei den USA - aber sofort, wenn es um Israel und Palästina geht. Das macht mich nachdenklich."

     

    Das ist doch ein ganz einfaches Muster. Die Lage der Schwarzen in Südafrika hat auch mehr Leidenschaft mobilisiert als die Lage der Schwarzen in Idi Amins Uganda oder in Mobutus Zaire. Intraethnische Unterdrückung wird als angenehmer empfunden.

     

    "Wenn ein Palästinenser oder Israeli einen binationalen Staat fordert, ist das sein gutes Recht. Es darf auch in Ecuador jeder einen gemeinsamen Staat für Palästinenser und Juden fordern. Aber nicht in Deutschland."

     

    Nonsens. Wenn ein Ecuadorianer etwas darf, dann darf ich das auch. Jeder Mensch hat die gleichen ethischen Pflichten, egal, wo er lebt. Allenfalls kann man diskutieren, ob es für einen Deutschen sinnvoll ist, so etwas zu fordern, weil die Wahrnehmung seiner Nationalität den wahrgenommenen Inhalt der Aussage verzerren kann. Aber wie Gysi schon sagte: sinnvoll ist diese Forderung nur, wenn sie von einem Israeli oder Palästinenser kommt. Auch ein Ecuadorianer sollte besser die Klappe halten.

     

    "Trotzdem leben heute Deutsche in einem Staat, in dem sie die Mehrheit sind. Es geht nicht, dass Deutsche nach dem Holocaust Juden das Recht auf einen jüdischen Staat streitig machen."

     

    Es gibt kein Recht der Juden auf einen jüdischen Staat. Es gibt auch kein Recht der Deutschen auf einen deutschen Staat. Dass ein Volk in einem Staat lebt, ist nicht das Ergebnis eines Rechts sondern eines zufälligen historischen Ablaufs. Es gibt allerdings das Recht jedes Individuums, ungefährdet seinen privaten Lebensentwurf zu verwirklichen. Staaten sind territoriale Organisationen mit dem Zweck, diese Lebensentwürfe zu schützen. Und da gibt es in Israel/Palästina ein Problem: dieses winzige Gebiet ist inzwischen so parzelliert, dass ein funktionierender palästinensischer Staat kaum noch möglich ist. Für gewisse politische Kräfte in Israel war das ja ein wesentliches Ziel der Siedlungspolitik: einen palästinensischen Staat unmöglich zu machen. Deswegen ist die Forderung nach einer Zweistaatenlösung im Grunde genommen genauso unrealistisch wie die Forderung nach einem binationalen Staat.

  • M
    menschlich1

    "von israel fordern" haha - MENSCHEN, kommt zurück zu euch, EURER MENSCHLICHKEIT

     

    Wir fordern von uns, gerecht zu sein!

     

    Lasst uns gemeinsam diesen falschen Weg mit den falschEN Vorbildern verlassen.

  • JR
    Josef Riga

    Die Ein-Staaten-Lösung ist die einzige humane Konstruktion für das kleine Palästina. Ein getrennt von Israel errichteter Araber-Zwegstaat wäre weder lebensfähig noch lebenswert für seine Einwohner. Es ist eine Tragödie, dass die Linke ein Denkverbot für diese Lösung erteilt; statt dessen die alte Leier: wenn es nicht klappt zwischen zwei Völkern: Scheidung! Nach diesem Muster hat man bereits halb 'Europa ruiniert. alle Gebiete zwischen Baltikum und Bessarabien. Schaut sie euch heute an, und vergleicht sie mit der Situation vor hundert Jahren: die Nationalstaaten sind ein Fluch. sie haben verbrannte Erde hinterlassen, wo früher Großräume waren, wie Russland und Österreich, heute nur noch der Hinterhof Europas, voller Fremdenfeindschaft und Klaustrophobie. warum um alles in der Welt sollen die Juden irgendwo die Mehrheit stellen. Wem nützt das etwas? Die Entwicklung Palästinas beweist: es ist eher eine Katastrophe als eine Hilfe.

  • D
    Dylan

    Eine gute und richtige Aussage:

     

    "Wenn ein Palästinenser oder Israeli einen binationalen Staat fordert, ist das sein gutes Recht. Es darf auch in Ecuador jeder einen gemeinsamen Staat für Palästinenser und Juden fordern. Aber nicht in Deutschland. [...] wer das hierzulande fordert, ist ahistorisch."

     

    Genau das ist der Punkt. Selbst wenn Uri Avnery das im Guardian fordert, ist das zu akzeptieren. Aber nicht wenn der Freitag oder die taz diese Positionen aus selbstgerechtem pseudolinkem Teutonentum vertreten. Und man dann auch noch die taz-Redakteure für rabiaten Antizionismus, Bax und Knaul, auf Nahost-Themen loslässt, wobei dann auch Zitate gern mal passend gemacht werden, siehe zuletzt hier:

    http://www.taz.de/1/politik/nahost/artikel/1/arbeitslosenrekord-in-gaza/

     

    Und dann erzählt Gysi im Interview selbst ahistorischen Quatsch:

     

    "der Angriff auf Gaza war indiskutabel".

    Welcher Angriff? Der, mit dem Israel auf den konstanten Raketenbeschuss aus Gaza REagiert hat?

     

    "Dann aber tauchte das Gerücht auf, dass die Flottille von den Grauen Wölfen mitfinanziert wurde. Es ist bis heute unklar, ob das stimmt."

     

    Es war und ist von Anfang an bekannt gewesen, dass die Flottille von der islamistischen und militaristischen IHH (vgl. Milli Görüs) organisiert wurde und die Ausfahrt aus dem Hafen in Istanbul von antisemitischen Hassgesängen begleitet wurde.

     

    Wen's interessiert...

  • C
    Cornichon

    "Es darf auch in Ecuador jeder einen gemeinsamen Staat für Palästinenser und Juden fordern. Aber nicht in Deutschland."

     

    Der ecuadorianische Einwanderer dürfte also einen gemeinsamen Staat fordern, aber sobald er die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen hat, darf er keinen gemeinsamen Staat mehr fordern. Großartige Logik...

  • DR
    Dr. rer. Nat. Harald Wenk

    Für das Judentum muss man den Holländer und Ex-Juden Spinoza doch als absolut exquisite Quelle gelten lassen. Sagt der doch tatsächlich vor über 300 Jahren ganz locker die Wiederaufrichtung eines jüdsichen Staates, unser heutiges Israel, voraus.

    Der war ja auch mit allen Wassern der jüdischen Rabbierziehung gewaschen.

    „Da aber der Hass der Völker es ist, der sie zusammenhält … “ (TTP S.63 f.) Er meint die allgemeine Judenverfolgung und der Wunsch nach nach Befreiung nimmt in dem Staat Israel Gestalt an.

    Nun ist es tatsächlich so gekommen.

    Allerdings ist diese starke Berechenbarkeit von Völkern über so lange Zeiträume in ihrer Einfachheit und Brutalität schlicht und ergreifend: Erschreckend.

     

    Der a.a.O. angegeben Grund ist das Bestehen der Juden auf eigenen Gebräuchen, sozusagen auf kollektivem „abweichendem Verhalten“.

    Der Index von Freiheit ist also das Zulassen von abweichendem Verhalten, insbesondere die Überlegenheit von vernünftigen Argumenten und Motiven über religiöse.

    Nun, eben ein echter tiefer Klassiker, der uns den Zusammenhang von Freiheit und Israel, selbst aktuell, mittels einer tieferen Religionskritik deutlich werden lässt. Lehren Religionen doch Gehorsam von Vorschriften.

    Ich meine, weil da einiges „durcheinandergeht“. Spinoza ist der Begründer der Lehre von der Zensurfreiheit. Weil die Menschen merkwürdigerweise zu den anstrengenden absolut gültigen Schlüssen wie in der Mathematik weniger Vertrauen haben als zu den „Autoritäten“, denen sie gewohnheitsmäßig gehorchen. Trotz exquisit funktionierender angewandter Mathematik, am offensichtlichsten in der Technik. .

    Um auch da philosophisch aus „erster Hand“ den Bezug zu den Demokratiebewegungen in Arabien zu finden.

  • M
    Mirko

    Lieber Gregor,

     

    wenn ich eine Föderation zwischen Israel und Palestina forderen, bin ich dann auch ein bi-nationaler? Was zum Teufel ist das eigentlich. Mein Rechtsanwaltisch ist nicht sonderlich gut.

     

    Wenn ich das als Deutscher nun nicht fordern darf, was ist wenn ich auswandere und z.Bsp. Schweizer werde, darf ich das dann? Oder meinst du meine "Deutschen Gene", die mich so als Böse brandmarken.

     

    Schon enttäuschend, von dir hätte ich zu so einem Thema schon mehr erwartet.