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„Äpfel mit Birnen verglichen“

Diskussion über den Sinn von Hochschul-Rankings

Hans-Martin Gutmann

■ 59, Professor für Praktische Theologie an der Universität Hamburg. Er forscht über die Beziehung von Populärkultur und Religion.

taz: Herr Gutmann, ist Ranking unmoralisch?

Hans-Martin Gutmann: Nein, keineswegs, es wird ja überall gemacht. Die Frage ist nur, wem es nützt.

Und wem?

Es befördert zum Beispiel die Konkurrenz – nicht nur zwischen Universitäten, sondern auch zwischen den Dozenten. Die achten dadurch noch mehr darauf, wo sie publizieren und wie oft sie zitiert werden. Das ist eine Außengerichtetheit und nicht die intrinsische Motivation, die ich mir wünsche.

Aber abgesehen davon funktioniert Ranking gut.

Nein, denn es ist nicht differenziert genug. Es fragt viele verschiedene Dinge ab und vermischt sie zu einem Gesamtresultat, das nicht viel sagt. Sinnvoller wäre es, bestimmte Fächer der Unis einzeln zu vergleichen – Dinge, die wirklich vergleichbar sind, und nicht Äpfel mit Birnen.

Hamburg ist aus dem Hochschul-Ranking ausgestiegen – nachdem es recht schlecht weggekommen war. Ist das ein Grund für Ihre Skepsis?

Meine Skepsis gründet sich auf die unzulänglichen Methoden und die unerwünschten innerwissenschaftlichen Wirkungen.

Wie steht der Fachbereich Theologie da? Bestens?

Nein. Wir brauchen dringend eine bessere Feedback-Kultur, etwa für Doktoranden. Und wir müssen die Studenten viel früher in unsere Veranstaltungsplanungen einbeziehen. Das läuft nicht immer so, wie es sollte. INTERVIEW: PS

Diskussion „Wem nützen Ratings und Rankings von Hochschulen?“ mit Hans-Martin Gutmann, dem Bremer Soziologen Uwe Schimank, Martin Spiewak (Die Zeit) sowie Frank Ziegele, Leiter des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE): 18.30 Uhr, Universitäts-Hauptgebäude, Edmund-Siemers-Allee 1, Hörsaal B

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