Umbau der ehemaligen Pestalozzi-Schule: Hängepartie auf St. Pauli
Am Rand von St. Pauli, zwischen Kleiner und Großer Freiheit, sollen seit Jahren mietpreisgebundene Wohnungen entstehen. Passiert ist bisher nicht viel.
Die Pläne des Bezirks Mitte hören sich gut an: Rund um die ehemalige Pestalozzi-Schule auf St. Pauli sollen "preisgebundene Mietwohnungen" entstehen, darunter solche für Senioren, die mit einem Mietpreis von 5,70 Euro pro Quadratmeter weit unter dem Niveau anderer Neubauten auf St. Pauli liegen.
Ansonsten ist das Pestalozzi-Quartier insbesondere für Familien gedacht, das Leitthema der Planungen ist "familienfreundliches Wohnen auf dem Kiez". "Eigentlich ist alles in trockenen Tüchern. Wir werden mit Sicherheit zeitnah anfangen zu bauen", sagt der Sprecher des Bezirksamts Mitte, Lars Schmidt-von Koss.
Wann genau die Bagger anrollen werden, kann derzeit allerdings keiner sagen. Nach den ursprünglichen Plänen hätten die 80 Wohneinheiten bereits Anfang dieses Jahres fertig sein sollen, doch dann sprang einer der Investoren, eine Baugenossenschaft, ab.
Die Investoren hätten sich nicht über die gemeinsam zu bauende Tiefgarage einigen können, sagt Bezirks-Sprecher Schmidt-von Koss. Insgesamt sind derzeit drei Investoren beteiligt: der Investor Gerhard Clausen und eine Baugemeinschaft wollen den Wohnungsbau übernehmen, der Investor August Prien die Gewerbeflächen, die die Wohnungen zur Straße hin abschirmen sollen.
Bereits im Sommer 2006 war die Pestalozzi-Grundschule geschlossen worden, 2007 hatte das Architekturbüro Renner Hainke Wirth den städtebaulichen Wettbewerb gewonnen. 2008 verkündete das Stadtplanungsamt Mitte, dass Ende 2009 mit dem Bau begonnen würde. Doch erst am 10. Mai 2011 segnete die Bezirksversammlung den Bebauungsplan ab.
Ein ungelöstes Problem ist das ehemalige Schulgebäude, der so genannte Oelsner-Bau, der unter Denkmalschutz steht. Die Gespräche über eine mögliche Nutzung hätten bislang zu keinem Erfolg geführt, berichtet Erkan Sahin, Bezirksabgeordneter der SPD aus St. Pauli: "Daher wird das Gebäude momentan neu ausgeschrieben."
In den Gebäuderiegel mit den Gewerbeflächen sollen nach dem Willen des Bezirks ein öffentlich gefördertes Gründerzentrum und ein Musikclub einziehen. Bezirks-Sprecher Schmidt-von Koss kann sich außerdem "eine Künstleragentur, einen Friseurladen oder irgendetwas Ähnliches" vorstellen. "Klar ist, dass hier nur quartiersbezogene, also kiezspezifische Läden ein Zuhause finden werden." Allen Beteiligten sei "wichtig, dass wir etwas Authentisches schaffen".
Von den Investoren hat bisher noch keiner unterschrieben. "Es muss da schon eine sinnvolle Nutzung geben", heißt es aus dem Büro eines der Investoren. Dem Bezirk könnten noch harte Verhandlungen bevorstehen.
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