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Die Großmütter der SlutwalksSlits und Sluts

Am Samstag ist der Tag des Slutwalks. Den Unsinn, Frauen provozierten mit ihrem Outfit sexuelle Gewalt, konterten schon die Riot Grrrls lustvoll obszön.

Wir wissen nicht, ob Courtney Love ihren Brüsten auch den Slutwalk zeigt - diese hier kriegen ihn jedenfalls zu sehen. Bild: dpa

Namedropping ist eine Krankheit des männerdominierten Popjournalismus. Im folgenden Text werden reichlich Namen fallen. Begriffe wie Schlampen, Schlitze, Löcher, Sexmiezen, Huren sind von Bedeutung wenn es um das Phänomen Slutwalk geht. Die ersten Schlampen-Demonstrationen steigen an diesem Wochenende in fünf deutschen Großstädten.

In New York wurde kürzlich das zwanzigjährige Jubiläum des Riot Grrrl-Sommers mit einem Kathleen Hanna-Tribute Konzert gefeiert. Als Mitbegründerin der Band Bikini Kill (!) und später mit Le Tigre (Raubkatze) ist Hanna die bekannteste Stimme der Riot Grrrls. Bei besagtem Konzert gab Coco Gordon-Moore den Signatursong von Bikini Kill zum Besten, "Rebel Girl". Coco Gordon-Moore ist die Tochter von Kim Gordon und Thurston Moore, dem notorisch glamourösen Ehepaar von Sonic Youth.

Die Grrrls aus dem Sommer 91 werden langsam Omas. Die Gründe, weshalb sie damals Riots angezettelt, Bands gegründet und Netzwerke geknüpft haben, sind nicht verschwunden. Einen weiteren Grund lieferte im Frühjahr ein kanadischer Polizist. Bei einem Vortrag zum Thema Sicherheit an der Universität Toronto gab er dem weiblichen Publikum einen gutgemeinten Rat: "Frauen sollten sich nicht wie Schlampen kleiden, um nicht schikaniert zu werden." Sein Spruch ging um die Welt, seither gibt es an jedem Wochenende Slutwalks.

Widerspruch macht interessant

In Australien, in den USA und jetzt auch in Deutschland gehen Frauen auf die Straße. Wie Schlampen, leicht bekleidet, aufreizend, sexy. Kerstin Grether präzisiert: "Ich habe den Eindruck, dass Demonstrantinnen auf Transparenten zum Ausdruck bringen, was sie schon immer mal gedacht haben, wenn sie belästigt wurden. Jede trägt die Geschichte ihrer eigenen Belästigung oder Vergewaltigung auf einem Transparent. Die knappe Kleidung ist der Versuch eine Pornofantasie darzustellen, dann aber als Pornofigur einen gegensätzlichen Text zu sprechen. Diese Widersprüchlichkeit macht die Slutwalk-Bewegung so interessant."

Mit ihrer Zwillingsschwester Sandra unterstützt Kerstin Grether die neue Bewegung, beim Slutwalk-Warm Up in Berlin spielten sie gestern mit ihrer Band Doctorella. Als Autorinnen und Musikerinnen kämpfen die Grethers seit vielen Jahren im Minenfeld der Popkultur um Respekt und das Recht auf Selbstbestimmung, auch in sexuellen Fragen. Lange vor den ersten Slutwalks spielen beide mit Enthusiasmus und Hartnäckigkeit die Rolle der bewußt nervenden Bilderbuch-Schlampe.

"Neu am Slutwalk ist, dass er bewußt das Klischee widerlegt, Feministinnen sind humorlos und körperfeindlich." Antifeministische Stereotype wie die ewige lila Latzhose sind so alt wie der Feminismus selbst. Antifeministen achten hierzulande penibel darauf, dass in der öffentlichen Rede über Feminismus immer nur der Name Alice Schwarzer auftaucht, als sei die EMMA-Herausgeberin die einzige Feministin und, schlimmer noch, als sei der Feminismus, den sie repräsentiert, der einzige.

Phänomene wie Girlism, Queer Studies oder Riot Grrrls bekommen wenig mediale Aufmerksamkeit, sie bleiben im subkulturellen Schatten der EMMA-Herausgeberin und BILD-Kolumnistin. Kerstin Grether verknüpft lose Enden zu einem historischen Kontinuum. "Bilder der Slutwalks erinnern an die Riot Grrrl-Bewegung. Anfang 90er Jahre gab es viele wütende junge Frauen, die lautstark protestiert haben, Bands wie Bikini Kill, Hole oder Sleater-Kinney haben sich Worte wie Slut auf die Haut geschrieben um zu zeigen, dass sie diese Abwertung nicht mehr mitmachen."

Umwidmen, aneignen, Spieß umdrehen, nicht erst seit den Slutwalks eine Strategie von diskriminierten Minderheiten. Auch schwul war ja mal ein Schimpfwort. Heute hat sogar die CDU ihre Schwulen- und Lesben-Union. "Als Musikerin reizt mich am Slutwalk besonders der Pop-Aspekt, den wir aus dem HipHop kennen, dass man ein negatives Wort wie Slut oder Nigger so lange schreit, singt, skandiert und feiert bis es ein positives Wort ist und damit die Betroffenen nicht mehr beleidigen kann. Man gibt damit die Beleidigung zurück."

Auch die Slits waren Sluts

Die Kulturtechnik der Retourkutsche kannten schon die Großmütter der heutigen Schlampen. Auch die Slits waren Sluts. Im England der Punkrevolte Ende der 70er kämpfen Frauen offensiv um sexuelle Selbstbestimmung. Sie geben sich Namen wie Girls At Our Best, The Raincoats oder The Au Pairs. Oder gleich The Slits. Wenn ihr uns reduzieren wollt auf hirnlose Sexmaschinen, dann nennen wir uns: die Schlitze. Auf dem Cover ihres Debütalbums tragen The Slits 1979 Lendenschurz und sonst nichts, die nackten Brüste sind mit braunem Schlamm bedeckt. Schlampen, Slits & Sluts. In puncto Selbstinszenierung und Bandname zeigt die meistgehaßte Pop-Schlampe der Neunziger Jahre Sinn für Tradition.

Courtney Love läßt gern die Hüllen fallen, ihre Band nennt sie Hole. Loch. Für die autoerotisch-narzisstische Komponente ihres heiteren Exhibitionismus fand eine Kritikerin ein hübsches Bild: "Courtney Love zeigt ihren Brüsten gerne mal das Publikum." Wir wissen nicht, ob Courtney Love ihren Brüsten auch den Slutwalk zeigt, wenn es nach Sandra Grether geht, wird ihre Band zumindest musikalisch vertreten sein. "Der Song ,Ask for it' von Hole passt gut zum Slutwalk, weil schon im Titel ein wesentlicher Punkt, angesprochen wird, nämlich die Frage, ob man eigentlich danach gefragt hat."

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28 Kommentare

 / 
  • Q
    Querulant

    Bei sexueller Gewalt geht es dem Vergewaltiger doch wohl eher um Ausübung eben dieser Gewalt. Hier spielt sicher vielmehr die Ausübung von Macht gegenüber einem Opfer die wesentliche Rolle.

     

    Da wird die Kleidung des Opfers kaum eine Rolle spielen. Wer Frauen in einem solchen Outfit haben will kann ohne Not in ein Bordell oder einen Swingerclub (ganz zu schweigen von den ganzen Kontaktmöglichkeiten im Internet).

     

    Es ist viel mehr eine Unverschämtheit einem Vergewaltigungsopfer die Kleidung oder das Aussehen als eigentlicher Grund für die Vergewaltigung vorzuwerfen. Da werden Opfer und Täter vertauscht oder zumnindest Schuld relativiert.

     

    Frauen aber die sich wie Schlampen anziehen brauchen sich nicht wundern wenn sie so bezeichnet werden. Wer sich so anzieht und styled der will eindeutig sexuelle Reize senden und Blicke provozieren (auch wenn das nicht gleich eine Einladung zum Geschlechtsverkehr ist). Wer etwas anderes behauptet lügt oder ist naiv.

  • F
    friederike

    mensch, ist das denn so schwer zu verstehen? da auch frauen, die sich gern aufreizend kleiden (ja, sicherlich auch für männer und sicherlich auch für ein selbstwertgefühl...das zu beurteilen liegt aber in niemandes bereich), sich ihre männer gern selbst aussuchen und auch trotz dieser kleidung ein recht auf selbstbestimmung und nicht "na, die hat's ja nicht anders gewollt"er-argumentation bei vergewaltigung hat. natürlich dürfen sich da alle solidarisieren und zum zeichen sich "schlampig" anziehen. wem das gefällt, oder nicht, ist scheißegal, es geht darum, zu sagen, dass egal, wie eine frau sich anzieht, sie trotzdem nicht einfach angefasst werden darf. mein gott. denkt doch mal. es geht hier nicht ums gefällt-mir-das, oder gefällt-mir-das-nicht? und es geht auch nicht darum, woher die lust kommt, sich aufreizend anzuziehen. ich könnte auch nackt durch die gegend rennen und trotzdem ist das immer noch kein grund, mich zu vergewaltigen und dann zu sagen "sie hat es ja auch provoziert".

  • L
    Logi

    Tolle Idee mit dem Slutwalk.

     

    Ich hoffe, dass ich dabei nicht overdosed werde mit den reizenden Anblicken, und Frauen in Zukunft nur noch langweilig finde, auch dann, wenn von mir in gewissen Situationen als Mann gewisse Reaktionen erwünscht sind.

     

    Ob eine Frau ihre Körperteile nun teuer oder billig präsentiert, kommt je nach Zielgruppe auf das gleiche hinaus.

     

    Ob eine Frau gegen ihren Willen sexuell benutzt wird, hängt wohl weniger von der Art ihres Outfits als mit ihrer äußerlichen Erscheinung in Bezug auf Selbstsicherheit ab. Täter suchen sich in der Regel schwächere Opfer, um ihren Aggressionsstau abzubauen. Eine selbstbewusste Frau, ob im Schlampen- oder Societystyle-Look, wird sogar in Problemvierteln (je nach dem Grad ihrer inneren Stärke) wenig zu befürchten haben. Gefährlich ist es, sich auf ein solches Spiel einzulassen, wenn man nicht die Stärke hat, auch mit den Gefahren umzugehen und dabei das Äußerste zu riskieren.

     

    Es hängt auch immer davon ab, was für einem Mann frau mit ihrem gewagten Outfit gegenübertritt. Im Regelfall wird es für beide Seiten glimpflich ausgehen.

     

    Im Extremfall sei an den Zwerg Alberich erinnert, der im "Ring des Nibelungen", nach Liebe suchend, von den Rheintöchtern erst sexuell aufgereizt, dann verspottet, der Liebe abschwor, um sich auf den Erwerb materieller Reichtümer zu spezialisieren (=Kompensationshandlung, Sublimierung), und später durch die Macht des Goldes bzw. Geldes "ein Weib zu zwingen". Einfachere Gemüter verfallen dann lieber gleich auf rohe Gewalt gegen sich oder andere.

  • A
    Alekto

    Die bisherigen Kommentare gehen alle in die "selber schuld, sollnse sich halt anständig anziehen, wenn sie nicht belästigt/vergewaltigt werden wollen" und zeigen deutlich, daß Prosteste wie die Slutwalks MEHR ALS NOTWENDIG sind!

  • S
    Stacheln&Dornen

    @Thaumiel Schmetz

     

    ah ja, sie sind der große frauenversteher, soso.

     

    ich kann ihnen als frau versichern: büstenhalter sind nicht für männer erfunden worden, sie erfüllen einen sinnvollen zweck. sie halten nämlich brüste, manchmal große brüste und das ist so angenehm wie praktisch, besonders bei zyklusbedingten wassereinlagerungen oder während schwangerschaft und stillzeit.

     

    typen wie sie, die frauen nur respektieren können, wenn sie in benimm und aussehen wie geschlechtslose landwirte daherkommen, haben mit sicherheit auch (!) ein problem ...

  • TS
    Thaumiel Schmetz

    Als Mann, der Lila-lala-latzhosen und Strickpullis an unrasierten, ungeschminkten und unbüstengehaltenen Frauen immer schon unendlich sexier fand (weil eben nicht getragen, um mich anzumachen) als den klischierten, letztendlich nur unreifen fetischistischen männlichen Fantasien entsprungenen grotesken Rotlicht- und Pornstyle, der sich auf Slutwalks exponiert und glaubt, irgendwas zu reappropriieren, was er nie besessen hat, kann ich mich nur wundern. Warum feiern diese Frauen es, eine Projektionsfläche zu sein? Warum gefällt es ihnen, Püppchen zu sein? Machen Ketten weniger unfrei, wenn sie zu Schmuck erklärt werden? Selbsttäuschung: ich lasse mich von Männern als Anziehpüppchen benutzen und tu dann so, als würde ich mich für mich selbst so anziehen und nicht für den 'gaze'. Und was soll der Spruch 'klar will ich's, aber nicht von dir' bedeuten, der im Artikel jetzt nicht erwähnt wurde, aber auf Slutwalks zu lesen war? Ich mach dir die Zähne lang, um dich dann mit Versagung dafür zu bestrafen, dass ich mich von dir überhaupt erst zur Schlampe habe machen lassen? Was ist daran emanzipatorisch, wenn man sich mit dem Objektstatus überidentifiziert? Warum wollen die unbedingt so aussehen, wie Lustmolche sie sehen wollen? Warum das abgeschmackte Spiel mitspielen? Was kapiere ich nicht? Ist diese Peep- und Freakshow nicht irgendwie eine total antiemanzipatorische und frauenfeindliche postmoderne Frauenfalle, in der Enegien unkreativ und affirmativ verheizt und kanalisiert werden, anstatt sie für tatsächlich befreiende und identitätsstiftende Entwürfe zu nutzen?

  • M
    Maria

    "taz.de behält sich vor, beleidigende, rassistische oder aus ähnlichen Gründen unangemessene Beiträge nicht zu publizieren. "

     

    Dann machts doch bitte auch - oder bin ich die Einzige, die einige Kommentare hier sexistisch bzw. einen islamophob findet?

  • G
    Gentleman

    Der Gentleman schweigt und genießt.

  • A
    atalaya

    >>Den UNSINN, Frauen provozierten mit ihrem Outfit sexuelle Gewalt...>In Australien, in den USA und jetzt auch in Deutschland gehen Frauen auf die Straße. Wie Schlampen, leicht bekleidet, AUFREIZEND, SEXY.

  • S
    Sebastian

    @Stan: Ich war nie ein Freund davon politische Aktivität und gesellschaftliches Engagement zu grell zu überzeichnen. Und genau dies geschieht mir im Hinblick auf das eventuell mal ursprünglich den Slutwalks zugrunde liegenden Inhaltliche.

    Engagement gegen sexuelle Gewalt wird auf vielen Ebenen benötigt. Ob in Opferverbänden oder in der Zivilcourage im Privatleben. Sich als "Schlampe" zu produzieren gehört meines Erachtens nicht zu diesen Ebenen.

    Was soll denn geschaffen werden mit diesen Veranstaltungen? Problembewusstsein für sexuelle Gewalt liegt öffentlich ausreichend vor, da hapert es eher an der Tat und Courage im Privaten.

    So bleibt unterm Strich eine Bespaßungsaktion abgerundet mit Aftershow-Cocktail-Parties, bei welcher der Lust an einer vermeintlichen gesellschaftlichen Provokation gefröhnt wird, welcher ein politischer Anstrich gegeben wird, der ins Leere läuft.

    Den Unterschied zur "Bud-Spencer-Tunnel"-Aktion sehe ich nicht mehr. So werden gesellschaftliche Debatten eher im Keim erstickt.

  • N
    Nico

    Die Logik, die hinter den Slutwalks steckt, hat sich mir noch nie erschlossen. Vielleicht existiert sie nicht?

     

    Ist es nicht auch respektlos, dass diese Frauen bewusst ihren Körper (übertrieben offen) zeigen, während es Frauen gibt die sexuell belästigt oder gar vergewaltigt wurden und auf sowas verständlicherweise sensibel reagieren?

     

    Klar, das erregt Aufmerksamkeit,aber...

    Nutzen: Geht gegen Null!

  • R
    Riemen&Bänder

    der kommentar von @macho macht klar, was für ein quatsch das ganze ist: pseudo-rebellion im gewand eines emanzipatorischen aktes. und die umkehrung von pejorativ konnotierten begriffen ist letztendlich nichts als ein frommer glaube daran, gegebene verhältnisse auf diese anbiedernde weise verändern zu können, vor denen frau de facto aber einknickt. so verschafft sie sich keinen respekt. wie wär's mal mit mehr ehrlichkeit und selbstkritik? und mit der kreation fantasievollerer slogans und outfits?

  • B
    Blafasel

    Wenn ich mit ner Rolex und nem Armani nachts durchn Park in nem Problemviertel renn, brauch ich mich nich zu wundern, wenn mir jemand die Rolex wegnehmen und die Taschen ausräumen will.

     

    Das rechtfertigt respektive entschuldigt zwar nicht das Verbrechen des Überfalls, erklärt es aber.

  • M
    mumu²

    frauen ziehen sich vor uns aus und glauben noch das wäre protest - gut gemacht an die presse + co., dank an KLAUS WALTER für den Artikel. Da bekomm ich wieder Lust meine Frau und Familie zu betrügen, danke für die Anfeuerung. Weiter so, so wird alles gut

  • S
    stan

    oh, eine schöne erinnerung und eine gute verknüpfung. und übrigens: interessante kommentare auf dieser so "linksalternativen" zeitungsseite. es ist richtig, zu erinnern, zu würdigen, auch abzufeiern (da, wo es ja eigentlich nichts zu feiern gibt), wir haben auch mit-zelebriert, als erste das schöne "riot-grrrl-revisited" vorgestellt, und doch beschleicht mich ein seltsames gefühl, dass da eine lücke zu heute klafft, popkulturell-aktionistisch zumindest, vielleicht auch politisch-theoretisch. würden wir die omas sonst feiern? was machen denn die mütter und töchter? bei dem "was bleibt?" waren wir etwas ratlos und fanden als folge des kurzen hypes auch nicht mehr als weitere nischen, kleine netze, verlage, labels und...ende. jetzt müssen wir uns sisiphos also als streitbare frau vorstellen. die politische botschaft ist nie -und das zeigen auch die hier schon wieder versammelten ergüsse der kommentatoren- wirklich verstanden worden oder durchgedrungen, die methode alsbald verdreht und von der schlechten realität überholt worden. slutwalks sind klasse und wichtig, doch sie könnten ins leere laufen, wenn der look längst der dumpfe mainstream ist. immer diese widersprüche...

  • M
    Maddin

    Nach diesem Slut-Versteher-Artikel wird sich in Dtl. bestimmt alles zum Besten wenden...

  • S
    Sebastian

    *Gähn* Wozu die helle Aufregung oder gar inhaltliche Diskussion? Wir reden hier von nichts anderem als einer Love-Parade ohne Musik, bei der ein paar eher unpolitische Menschen ihr Gewissen erleichtern. Moderner Ablasshandel, alles nichts neues.

    Wie reflexartig allerdings die Meinung eines einzelnen Polizisten zu einem bescheuerten Flash-Mob-Phänomen wird, sollte zu denken geben. Insbesondere im Hinblick auf Debatten über Volksbegehren.

  • M
    Max

    Ich vermisse eine Fotostrecke - hier hätte ich ausnahmsweise nichts gegen Klickprostitution gehabt.

  • M
    macho

    Nur Frauen glauben, dass sie Männer ärgern, indem sie sich knapp anziehen. Ich jedenfalls freue mich auf den Slutwalk. ;-)

  • A
    Alekto

    Auch wenn es stimmt, daß die Riot Grrrls offensive Sexualität als "Angriff ist die beste Verteidigung" verwendeten - das ist soooo schlecht recherchiert, der Artikel und ziemlich nichtssagend!

    Außerdem hat CLove die Band Hole nach dem "Loch in ihrer Seele" benannt, nix hier mit obszön.

    Ne, ehrlich: das geht besser. Riot Grrrl und Slutwalks HABEN gemeinsame Strukturen, aber szenefremde Menschen werden in diesem Artikel null informiert, das komt so rüber als wollten sie nur provozieren und sonst nix.

  • P
    Pseudofeminismus

    Wer sich wie eine Schlampe anzieht, braucht sich nicht zu wundern, so genannt zu werden.

     

    Es gilt eben doch: Kleider machen Leute.

  • W
    Welf

    Klar, Brust raus, enge Jeans, damit man den Hintern schön sieht, oder ein Röckchen, 'ne Hand breit über dem Schritt, noch ein Kettchen ins Dekolleté damits schön glitzert und dann raus auf die Straße, sich über die Männer aufregen, die einem auf die Titten gucken: Sind ja alles notgeile Vergewaltiger!

     

    Und ein rosa Lipgloss und mit Maskara und Kajal optisch vergrößerte Augen sind auch überhaupt nich sexuell aufreizend, janeisklar.

     

    Damit man mich nicht falsch versteht: Ich will überhaupt keine Vergewaltigungen verteidigen oder gar behaupten, eine Frau sei an solchen Verbrechen selber schuld, weil sie aufreizend rumgerannt is. Als Mensch muss man seine Triebe kontrollieren können und ich habe auch überhaupt nichts dagegen, wenn eine Frau sich schick macht, im Gegenteil, ich guck's mir gerne an. Und auch halte ich eine Frau, die gerne und oft Sex hat nicht für eine Schlampe, jeder wie er gerne möchte, geht mich nix an.

     

    Aber bitte bleibt doch einfach mal ehrlich! Natürlich wollt ihr angeguckt werden, wollt die Blicke der Männer spüren. Ist ja auch legitim, wenn man gemocht werden möchte und begehrenswert ist.

  • B
    Boumedienne

    "Den Unsinn, Frauen provozierten mit ihrem Outfit sexuelle Gewalt.." - wieso Unsinn ?

    Warum müssen Frauen halbnackt rumlaufen ? Tun die Männer doch auch nicht. Stellt euch mal vor, Männer liefen in Hotpants rum, mit einer grossen Betonung auf ihr Geschlechtsteil...die Frauen heutzutage verwechseln Emanzipation mit permanenter Anmache (oder sexueller Agression, je nachdem wie man es sehen möchte). Frauen denken mehr und mehr, dass ihre Freiheit vor allem die Freiheit ist, Männer einer ständigen sexuellen Anmache auszusetzen (die sich die Männer sonst nur in Zeitschriften oder im Internet anschauen können). Ich würde zwar niemals agressiv werden (genauso wenig wie 95% der Männer allgemein), aber diese immer gewagteren Outfits der immer jüngeren Frauen lassen keine Beziehung heil. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich bei all diesen sexy Weibern nicht täglich an meiner Verlobten zweifeln würde...von Treue wollen wir gar nicht mehr reden, das ist lächerlich geworden...also Frauen, klar, ihr dürft rumlaufen wie ihr wollt, aber beschwert euch ja nicht mehr, dass es keine treuen Männer mehr gibt...!

  • M
    Marco

    Gehen die auch durch islamische dominierte Viertel?

  • A
    atalaya

    >>Den UNSINN, Frauen provozierten mit ihrem Outfit sexuelle Gewalt...>In Australien, in den USA und jetzt auch in Deutschland gehen Frauen auf die Straße. Wie Schlampen, leicht bekleidet, AUFREIZEND, SEXY.

  • FW
    F.K. Waechter

    Der Satz "Courtney Love zeigt ihren Brüsten gerne mal das Publikum." geht zurück auf F.K. Waechters "Adele zeigt ihren Brüsten die Männer" von 1984.

    Hier z.B.:

     

    http://www.angewandtekunst-frankfurt.de/deutsch/07_pdf_presse/Pressetext_waechter.pdf

     

    oder hier:

     

    http://www.kultur-online.net/?q=node/16566

  • P
    Peter

    Frauenrechtlerin kämpfen seit Jahrzehnten gegen die Reduierzung ihres Geschlechts auf dümmliche Sexobjekte und dann kommen ein paar selbsternannte "Schlampen" (heutzutage gehört man ja als 13-jährige schon nicht mehr dazu, wenn man auf dem Schulhof nicht rumläuft wie eine Gewerbliche) und machen die ganzen Bemühungen zu nichte.

     

    Nein, sexuelle Gewalt provoziert aufreizende Kleidung sicherlich nicht automatisch aber sie manifestiert das eine oder andere antiquierte Stereotyp.

  • T
    Toby

    Im Untertitel steckt ein Fehler. Und der betrifft einen Aspekt, der im Artikel leider völlig fehlt.

    Natürlich provoziert sexuelle Attraktivität sexuelle Übergriffigkeit. So wie sichtbarer Reichtum Eigentumsübrgriffigkeit provoziert. Anderes zu behaupten, wäre blauäugig. Es rechtfertigt dies aber nicht. Die Verantwortung bleibt immer beim Täter. Egal, wie sehr er sich angefixt fühlte.

    Das ist ein feiner, aber wichtiger Unterschied.

    Solange nämlich Sex ein materielles Gut ist und das ist er nur zu oft, wird man haben wollen, was man sieht. In einer materiellen Welt kann ich nicht eine hübsche Blume betrachtet und fröhlich weitergehen, sondern muß sie pflücken und zu meinem Besitz machen.

    Und deswegen provoziere ich einen Diebstahl, wenn ich mein neues Luxusirgendwasblackphoneberry offen auf dem Kneipentisch liegen lasse, während ich mal eben für kleine Kapitalisten gehe. Leider darf ich nicht erwarten, daß alle vorübergehen und sagen „hei, was für ein hübsches Luxusirgendwasblackphoneberry! Ich schnupper mal eben dran, denn das darf ich und geh dann beschwingten Herzens weiter. Nein. Irgendjemand wird tun, was alle wollen – es einstecken. Und alle würden mich für einen Deppen halten, daß ich es liegen ließ. Vermutlich würde nicht mal die Versicherung zahlen, wenn sie die ganze Geschichte kennen würde. Und deswegen provoziert Frau sexuelle Gewalt, sobald sie einfach sexuell attraktiov aussieht. Das ist schlimm. Das ist traurig. Das ist falsch. Aber es ist so. Weil Sex für die meisten ein materielles Gut ist.

    Daher reicht der Appell der Sluts nicht weit genug. Er lautet "finde mich attraktiv, aber beherrsche Deine Gier". Es müßte aber die Gier des Haben-wollens abgelegt werden.