piwik no script img

Frauenrechtlerin über Frauen im Islam"Das ist islamischer Feminismus"

Auf den ersten Blick unvereinbar: Islam und die Gleichberechtigung der Frau. Viele Muslima aber glaube, dass sie sich nicht entscheiden müssen, sagt die Frauenrechtlerin Amina Wadud.

"Es hat eine Zeit lang gedauert, bis wir in der Lage waren, die Vereinbarkeit von Islam und den Menschenrechten klar zu formulieren." Bild: reuters
Interview von Ulrike Hummel

taz: Frau Wadud, seit wann gibt es eine Frauenbewegung im Islam?

Amina Wadud: Historisch sehe ich die ersten Schritte eines Feminismus im Islam etwa in der Mitte des 20. Jahrhunderts. Diese Frauen bezogen sich mit ihrem Engagement nicht speziell auf den Islam. Sie waren Muslimas und setzten sich vor allem für die politische Partizipation von Frauen im öffentlichen Leben ein. Dazu gehörten das allgemeine Frauenwahlrecht, Bildungsfragen oder die Menschenrechte. Oft waren diese Frauen Teil einer nationalen Bewegung, die den Wandel zur Etablierung von Nationalstaaten vorantrieb.

Mit Blick auf islamisch geprägte Länder war der Erfolg dieser Bemühungen aber mäßig?

Das vorläufige Ergebnis ihres Engagements war, dass ihre Anliegen - speziell zur Rolle der Frau im öffentlichen Leben - kaum berücksichtigt wurden. Teilweise gab es sogar Rückschritte.

Inwiefern?

Als der politische Islam an Bedeutung gewann, also zu Beginn der 70er Jahre etwa, versuchten die Fundamentalisten den Islam als perfektes System zu vermitteln, auch was die Rolle der Frau betrifft. Diese Bewegung artikulierte eine klare Treue zum Islam und ebenso eine klare Opposition zum westlichen Imperialismus - diese Haltung war für viele recht attraktiv. Die Fundamentalisten konkurrierten aber bald mit den Frauenrechtlerinnen, insbesondere bei der Frage, inwieweit Frauen Bürger zweiter Klasse seien oder eben nicht.

AP
Im Interview: AMINA WADUD

Die islamische Feministin und Imamin wurde 1952 als Mary Teasley geboren. Ihr Vater war methodistischer Pfarrer. Sie bekannte sich 1972 zum Islam und nahm den Namen Amina Wadud an. Bis 2008 lehrte sie als Professorin für Islamwissenschaften an der Virginia Commonwealth University in Richmond. Sie publizierte zur Rolle der Frau im Koran und plädiert für ihre Gleichstellung.

Wadud wurde zum Gegenstand einer Kontroverse, als sie am 18. März 2005 das Freitagsgebet vor einer gemischten Versammlung von über hundert Musliminnen und Muslimen leitete, was traditionell nicht üblich ist. Das Gebet fand in der Episcopal Cathedral of St. John the Divine in New York statt, nachdem drei Moscheen die Veranstaltung abgelehnt hatten und eine Galerie ihre Zusage nach einer Bombendrohung zurücknahm.

Feminismus und Islam ist kein Widerspruch in sich?

Für die Fundamentalisten war der Gedanke der Gleichberechtigung von Mann und Frau oder auch die Identifikation mit den Menschenrechten Teil westlichen Gedankenguts - und mit dem Islam unvereinbar. Die Feministinnen vertraten sehr schnell die Ansicht, dass das Problem in der Religion selbst liege, und plädierten dafür, die Religion aus dem Diskurs herauszuhalten. Muslimische Frauen standen also vor der Wahl: entweder die Treue zum Islam oder die Identifikation mit den Menschenrechten. Die Mehrheit muslimischer Frauen aber identifizierte sich sowohl mit dem Islam als auch mit der Idee der Menschenrechte. Und wir Feministinnen waren davon überzeugt, dass wir diese Wahl nicht brauchen.

Die Mehrheit muslimischer Männer sieht das nicht so?

Es hat eine Zeit lang gedauert, bis wir in der Lage waren, die Vereinbarkeit von Islam und den Menschenrechten klar zu formulieren. Dass beides geht, am Islam festzuhalten und sich mit den Menschenrechten zu identifizieren, basiert auf dem Bewusstsein einer nationalen Identität und der Überzeugung, dass wir Frauen unseren eigenen Beitrag leisten müssen, den Islam zu interpretieren. Das heißt, eben auch mitzuwirken beim Auslegen islamischer Textquellen. In der Tat werden wir sehr oft missverstanden. Entweder man steckt uns in die Ecke der Islamisten oder man unterstellt uns säkulare Tendenzen.

Worin unterscheidet sich islamischer Feminismus von der herkömmlichen Frauenbewegung?

Seit Beginn des 21. Jahrhunderts gibt es eine Alternative für muslimische Frauen, die sich nicht zwischen den Menschenrechten und dem Islam entscheiden wollen. Und es gibt einen Namen für das, was wir tun: islamischer Feminismus. Denn wir ziehen den Islam heran, um die Gleichwertigkeit von Mann und Frau ins Bewusstsein zu rufen. In den letzten zehn Jahren ist eine neue Dimension hinzugekommen. Es geht uns nicht mehr nur um Gleichberechtigung innerhalb der Gesellschaft, also im öffentlichen Leben, sondern auch um Gleichberechtigung innerhalb der Familie. Derzeit arbeiten wir sehr intensiv daran, unter anderem das Familienrecht zu reformieren. Es geht nicht darum, die Geschlechter einander anzugleichen, sondern Gleichberechtigung im öffentlichen wie im privaten Leben herzustellen. Wir wollen, dass Frauen die freie Wahl haben und dass diese Entscheidung respektiert wird - ganz egal ob sich Frauen beruflich engagieren oder zu Hause innerhalb der Familie. Das Bewusstsein der Vereinbarkeit von Islam und der Idee der Menschenrechte ist neu und die Zahl der Muslime, die das so sehen, wächst stetig.

In Saudi-Arabien, wo es noch immer ein Fahrverbot für Frauen gibt, ist dieses Bewusstsein einfach noch nicht angekommen?

Ich kenne Frauen in Saudi-Arabien, die sich erst kürzlich im Rahmen einer Kampagne gegen das Fahrverbot engagiert haben. Wir haben Twitter-Messages aus den USA gesendet, um sie dabei zu unterstützen.

Ein Tropfen auf dem heißen Stein?

Es wird oft übertrieben, was die Situation in Saudi-Arabien angeht, so als täte sich dort gar nichts. Gerade im Moment arbeiten saudische Frauen daran, ihre Situation zu verbessern. Auch wenn diese Frauenarbeit sich auf die jeweils lokalen Bedürfnisse konzentriert: jeder Tropfen hilft, das Fass zu füllen. Nicht alle Tropfen sind dieselben, aber wir tun sie alle hinein - und irgendwann ist das Fass der Gleichberechtigung gefüllt.

Vor sechs Jahren haben Sie erstmals vor einer gemischten Gemeinschaft in New York ein Freitagsgebet geleitet. Das sorgte für einen Eklat in der islamischen Welt. Was hat das gebracht?

Es gab natürlich viel Raum für Gegenreaktionen, aber auch ein klares Mandat für sehr viel klarere Antworten hinsichtlich der Partizipation von Frauen im öffentlichen religiösen Leben. Auch wenn es noch immer eine Minderheitshaltung ist, dass Frauen vor gemischten Gemeinschaften Freitagsgebete leiten, so ist doch die Zahl der Befürworter gewachsen. Es hat begonnen und es passiert auf unterschiedliche Art und Weise. Von einer Kollegin habe ich erst kürzlich erfahren, dass die "Mohammedia", die zweitgrößte muslimische Organisation weltweit, entschieden hat, Frauen bei der Leitung der Gebete unter bestimmten Umständen zu beteiligen. Das ist im Moment der größte Zuspruch seit dem Ereignis 2005 in New York. Es gibt Moscheegemeinden, die es befürworten, dass regelmäßig Frauen Gebete leiten. Nicht jede Woche, aber zum Beispiel im Wechsel mit den Imamen. Diese kleineren Fortschritte gibt es immer häufiger, wo immer sich Raum dafür auftut. Und das ist der Beginn dessen, wofür ich immer gekämpft habe: dass die Teilhabe von Frauen auch in religiösen Führungspositionen als Normalität betrachtet wird.

Wie beurteilen Sie die Umbrüche, die durch die arabischen Revolutionen angestoßen werden, aus der Perspektive eines islamischen Feminismus?

Etwa Mitte des vergangenen Jahrhunderts haben sich die Frauen oft im Rahmen nationaler Bewegungen für die Etablierung eines Nationalstaates engagiert. Von den Errungenschaften der postkolonialen Zeit haben sie nie in vollem Umfang profitiert. Im Gegensatz dazu sind die Frauen des arabischen Frühlings heute mit an der Basis tätig: als Politikerinnen, als Richterinnen, als Geschäftsfrauen, als Studentinnen. Sie wirken mit, auch beim Schreiben neuer Verfassungen arabischer Staaten, und sie sind sich darüber im Klaren, dass es notwendig ist, auch die Belange der Frauen mit einzubeziehen, das heißt, den vollen Zugang zu den Vorteilen einer erfolgreichen Revolution zu erhalten.

Liegt die Umgestaltung der arabischen Staaten nicht mehrheitlich wieder in der Hand der Männer?

Natürlich gibt es diese Leute, die Frauen von der Teilhabe der Errungenschaften abhalten wollen, die sagen: "Wir wollen euch gerne auf dem Tahrirplatz die Transparente hochhalten sehen, aber ihr könnt nicht für das Amt des Präsidenten kandidieren." Diese Position gibt es. Aber der Unterschied ist, dass wir jetzt eine kritische Masse von Frauen haben - und diese Frauen gehen nach der Revolution nicht einfach so nach Hause. Diese Frauen sind kompetent, sie haben Fähigkeiten, sie haben das Wissen über den Islam, sie haben die Motivation - persönlich, spirituell, politisch, akademisch und intellektuell - für ihre Teilhabe in einem neuen Ägypten, Libyen, Syrien oder Jemen zu kämpfen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

19 Kommentare

 / 
  • C
    christine

    Wer den Absprung (von der Religion) auf den 2. Blick nicht schafft, der hat die Zukunft einer Frau Käsmann vor sich, die durch die Lande reist und irgendwelchen esoterischen Bla Bla erzählt. Immerhin kann Frau Käßmann, wenn sie sich selber nicht mehr erträgt einen über den Durst trinken. Man sieht auch das Christentum hat Vorteile.

  • S
    suswe

    Kultur und Zivilisation sowie spirituelle Fähigkeiten zur Hingabe an ein höheres Wesen oder eine gute Idee entstehen durch Selbstbestimmung und gute Bedingungen am Anfang jeden Lebens. Diese Bedingungen entstehen durch Selbstbestimmung und Gleichberechtigung von Männern und Frauen. Deshalb steht im Koran der Satz: "Es gibt keine Tyrannei im Glauben."

  • BA
    bitte anonym

    Sicherlich habe ich mich in meinem vorherigen ' versuch' nicht richtig ausgedrueckt, evt, nicht die richtigen worte gefunden, sodas es nicht gedruckt wurde; also, noch einmal versuchen, ...

     

    Bei der Dame scheint es sich um eine angehoerige des ' Nation of Islam', zu handeln, welches eine neuere 'Mohamedanische' Glaubensgemeinschaft/Religion ist, welche sich sehr von anderen Mohamedanischen Glaubensgemeinschaften, wie Sunni, Shia, Daru Salam, oder jene von Pakistan, Indonesian/Malaysia, Indien, oder Albanien, usw. unterscheidet.

     

    Wuerden Mormonen, welche Christen sind und an Poligamy glauben und sie auch Leben, nun mit anderen Christlichen Glaeubigern kontakt aufnehmen, und diese von ihren Schwesterehen ueberzeugen zu wollen, wuerde man ganz schoen Tabularasa machen, evt. Wuerde sich der Papst auch einmischen.

     

    Wuerden Sekulare oder Tradionelle Juedischen Glaubens versuchen die Frauen der Haridim, oder Lubawitschen, zum ' modernen Leben zu ueberreden, sie bestaerken das die I'm Tempel nicht Hinten sitzen brauchen, oder Hinter ihrem Mann zu gehen, weurde es einen Religions Krieg ausloesen.

     

    Es wuerde keinem in den Sinn kommen Religioesere Gruppen der gleichen Glaubensgemeinschaft zu emanxipieren - es waere undenklich.

     

    Nonnen sind Christen wie viele unter uns. Sie geheoren einem Religioesem Orden an, mit sehr strengen Ritualen, welchen sie Freiwillig zutraten.

    Sollen wir nun die Nonnen befreien ?

     

    Religoese Mohamedanerinnen sind gleich Nonnen, welche das gleiche Recht zur Religionsfreiheit in Anspruch nehmen koennen, welche wir westelichen, emancipierten Frauen unsere Nonnen geben

  • B
    Boumedienne

    @Augustine: Wollen Sie nicht verstehen oder können Sie es nicht ? Nur Frauen, die absolut nicht nachdenken, meinen, dass das menschliche Verhalten absolut "kulturell", also anerzogen, ist...Sie und ca. 90% Ihrer Geschlechtsgenossen übersehen absolut die "natürliche" Komponente des menschlichen Verhaltens. Wenn mich etwas erregt, dann nicht weil ich mir das wünsche, sondern weil bestimmte Reaktionen in meinem Körper statt finden. Reaktionen auf visuelle Reize. Die Sache ist nur: ich möchte nicht ständig erregt werden! Und wie Sie anhand der grossen Mehrheit der Kommentare hier sehen können, ist das der Fall für viele Männer. Ich tue nichts, um Frauen zu erregen: ich packe nicht mein Ding aus, ich knöpfe mir mein Hemd nicht auf, ich fahre keinen Ferrari, oder was sonst noch die Weiblichkeit erregt...darf ich nicht das gleiche von der mir völlig unbekannten Frau in der U-Bahn oder auf der Strasse erwarten ? Aber ich sage ja nichts...ich mache keine Frau deshalb schief an oder so...aber wenn man Frau mir sagt, nur weil ich wie eine "Schlampe" rum laufe, bedeutet das nicht, dass man mich ansprechen darf, dann kann ich nur laut lachen!!! Denn das beweist, dass Frau keine Ahnung vom Mann hat...nicht alles was wir machen, ist gehirngesteuert...wenn wir z.B. einer Frau erzählen, dass wir uns scheiden lassen werden, wenn sie mit uns schläft, dann nur, weil unser Körper uns dazu zwingt..weil unser Körper unbedingt den Beischlaf haben möchte...früher haben sich die Ritter gegenseitig getötet, um mit einer Frau schlafen zu können (klar, man hat von Heirat gesprochen, aber die Ehe wurde nur erfunden, um den Beischlaf zu legitimieren)...die Gesellschaft darf den "natürlichen" Teil in uns nicht unterschätzen. In Paris kam mich meine Freundin immer im Mini besuchen, und beschwerte sich, dass die Jugendlichen ihr hinterher pfiffen...darauf entgegnete ich, sie solle sich so anziehen, wie die anderen Mädels im Ghetto, d.h. Schlabberhose und Schlabberoberteil...und: es hat funktioniert!!! Nie wieder wurde sie "belästigt"...entweder wir akzeptieren die Natur und passen uns ihr an, oder wir kastrieren alle jungen Männer. Wir haben die Wahl. Denken Sie jedoch daran, dass wir auch Ihren Sohn meinen...

  • LD
    Le Donja

    "Auf den ersten Blick unvereinbar: Islam und die Gleichberechtigung der Frau"..müsste es nicht heißen: RELIGION und die Gleichberechtigung der Frau? Keine der großen Weltreligionen steht für Gleichberechtigung zwischen Frauen und Männern, da ist der Islam keine Ausnahme. Mensch kann mich gerne eines Besseren belehren!

  • A
    Augustine

    @Boumedienne

    Da ist er wieder - der arme, vermeintlich emanzipierte Mann, der eigentlich nur das beste will für die Frau. Selbstverständlich weiß er auch genau, was gut für sie ist (sich züchtig anziehen). Und macht sie das Gegenteil, wird der Frauenversteher zum Antifeministen!

    Das Argument, dass Männer sich nicht sexy kleiden können, ist schlichtweg falsch. Die hegemoniale Form der Sexyness (à la Modemagazinen und TV) ist für Männer anders kodiert als für Frauen. Wenn Sie das einengt, dann kritisieren Sie doch die Männer in ihrem Umfeld, die das unhinterfragt mitmachen und bestimmte Standards aufrechterhalten! Warum sind plötzlich Frauen daran Schuld, wie Sie sich zu kleiden haben? Wenn Gleichberechtigung für Sie bedeutet, genau die gleichen Klamotten zu tragen wie Frauen, dann sind Sie wahrscheinlich sehr gleichberechtigt, dank der vielen Frauen, die ohne Ausschnitt und Rock, sondern mit Hose und Bluse daher kommen. Aber die sehen Sie ja wahrscheinlich nicht. Und wenn es Ihnen darum geht, ebenfalls Rock und Stöckel zu tragen, überlegen Sie mal ganz stark, was Sie am meisten davon abhält dies zu tun ... (Ihr Männlichkeitsbild, ja genau, ganz richtig! Aber bestimmt nicht "die" Frauen oder "der" Feminismus).

    Lange Rede, kurzer Sinn: Am besten wäre es, wenn Sie mal darüber nachdenken, warum Sie davon ausgehen, dass das tief ausgeschnittene Dekollté einer Frau etwas mit Ihnen zu tun hat? Erleben Sie dies etwa als Einladung oder gar als Bedrohung ihrer eigenen Potenz? Ich kann Ihnen versichern (und im Übrigen ging es genau darum auf dem Slutwalk), dass die Art von Frauen sich zu kleiden NICHTS mit Ihnen zu tun hat. Zwar versuchen Frauen häufig mit der Art und Weise sich zu kleiden, ein gesellschaftliches Bild erfüllen, dass ihnen in Medien vorgeführt wird, mit Ihnen persönlich hat dies aber NICHTS zu tun!!!

  • B
    Boumedienne

    @Rojas: Nein. Ich kann beim besten Willen die "Sluts" nicht ernst nehmen. Es gibt kein Grundrecht, welches besagt, dass man immer und überall das andere Geschlecht "scharf" machen darf ohne angesprochen zu werden. Ich stehe auf sexy Frauen. Ich brauche Bilder von sexy Frauen, wenn ich masturbiere (wie fast alle Männer, deshalb gibt es in Sperma-Banken auch haufenweise Porno-Zeitschriften). Allerdings möchte ich mir selbst aussuchen, wann ich solche Bilder anschauen möchte. Unsere Gesellschaft ist so schon über-sexualisiert. Man muss sich nur mal die Plakate reinziehen, wo für jede Zahnpasta mit einer halb-nackten Frau geworben wird. Darüber hinaus hat das nichts mehr mit Gleichheit zu tun: wo sieht man Männer, die halb-nackt mit einer klaren Betonung auf ihr Geschlechtsteil rumlaufen ? Warum darf eine Frau ihren halben Busen, ihre ganzen Beine und die Formen ihres Pos und ihrer Vagina zeigen, und wenn ein Mann seinen steifen Penis zeigt, ist das sexuelle Belästigung ? Echte Gleichheit funktioniert nicht ohne sexuelle Gleichheit. Frauen sollten sich nicht anders verhalten, und anders anziehen, als Männer. Ich muss jeden Tag bis oben zugeknöpft mit Krawatte rumlaufen (obligatorischer Dress-Code), und meine Kolleginnen tun einen auf sexy mit ihren weiten Décolletés und ganz engen Miniröcken. Und wehe ich schaue zu lang auf die schönen Formen, die sich mir in all ihrer Prallheit präsentieren - dann droht mir wahrscheinlich ein Rauswurf wegen sexueller Belästigung, oder ich gelte ganz schnell als Perversling unter den Kollegen. Ich als emanzipierter Mann finde das ungerecht. Bin ich der einzige, der so denkt ?

  • R
    Religionskritiker

    Heuchlerische Antworten. In Wahrheit geht es in jeder Religion um: Aufgabe individueller Autonomie und Unterwerfung unter "etwas", was der Gläubige als etwas "Höheres" ansieht. Also geht es immer auch um Macht. Da kann noch so viel von "Muslima" und "Feminismus" schwafeln. Strukturell sind Katholizismus, Islam, und andere Religionshierarchien identisch: sie wollen unterwürfige Menschen, sie lehnen selbstbestimmtes Handeln und Denken ab. Man ersetze "Papst" oder "Muslima" durch "Guru", und schon sehen wir, worum es denen in Wahrheit geht, die so heuchlerisch antworten.

  • M
    Michael

    Leider kenne ich mich mit dem Islam nicht so gut aus, aber wenn im Artikel gesagt wird: "Muslimische Frauen standen also vor der Wahl: entweder die Treue zum Islam oder die Identifikation mit den Menschenrechten" finde ich das schon bezeichnend.

  • MT
    Major Tom

    In Saudi Arabien wurde dieses Jahr eine neugebaute Universität für 50.000 Studenten eingeweiht, die Noura Universität in Riad. Diese Uni ist ausschliesslich für Frauen.

     

    Der König sagte bei der Eröffnung, diese Uni sei "a symbol of gender equality"

     

    Diese Nachricht war in unseren Medien nicht zu finden, obwohl die gesellschaftspolitischen Folgen einer solchen Uni für Saudi Arabien und auch für den Islam beträchtlich sein dürften.

  • R
    Rojas

    Um Sexualität geht es doch eigentlich, um sexuelle Gleich(!)berechtigung zwischen Mann nämlich um die Frage, ob Frauen genauso ein Liebesleben in eigener Regie haben dürfen wie Männer. Oder Homos ebenso wie Heteros.

     

    Alles andere ist dem doch nachgeordnet, schließlich war mit Benazir Bhutto in Pakistan uns Tansu Ciller in der Türkei auch schon eine Frau Regierungschefin eines islamischen Landes.

     

    @Boumedienne - sie sollten aber die "Slut Walk"-Bewegung erst nehmen. Schließlich geht es darum, dass eine Frau auf der Straße auch z.B. im Minirock und mit einer über dem Bauchnabel verknoteten Bluse spazieren gehen darf, ohne deshalb sexuell belästigt zu werden. Das ist wie bei der Lesben- und Schwulenbewegung: Ich bin auch Hetero und kann mich trotzdem mit dem Anliegen des CSD solidarisieren. Sie nicht?

  • W
    werkor

    @Boumedienne: Dein Kommentar offenbart ganz richtig, dass es zu irgendeinem Zeitpunkt in der allerfernsten Zukunft möglich sein wird, dass höchste geistliche Ämter im Islam ebenso von Frauen bekleidet werden sein können, wie dies theoretisch im Christentum möglich sein könnte. Diese Form der Gleichberechtigung ist auch in Religionen möglich, bei denen den Gläubigen der Spagat zwischen Wortlaut (von Koran, Bibel und dergleichen mehr) und Auslegung bis zur Halskrause grätscht. Immerhin sind ja sowohl ER als auch SIE gläubig - hier ist also noch Spiel. Der viel größere Sprung ist ja der, als religiöser Mensch andere, vor allem Atheisten, als gleichwertig anzunehmen - sonst gäbe es ja nicht den starken Missionsdrang, und der wiederum ist diesen Religionen eingebaut und lässt sich schlecht durch Interpretationen relativieren - klar daher auch, dass der Schlampen-Slutwalk bäh-bäh bleiben muss.

  • P
    point64

    @Erstklassig: tauschen Sie Muslima gegen Christinnen, Propheten gegen Jesus, und Islam gegen Christentum aus, drehen das Rad der Zeit im poplige 30 Jahre zurück und tadaaa: Sie sind grad wieder daheim angekommen.

     

    Aber Sie sind anscheinend einer derjenigen Personen, die sich einbildet, der Rest der Welt hat in Sekundenschnelle das aufzuholen, was wir in Jahrzehnten vorgemacht haben.

     

    Oder auch nicht vorgemacht haben. Fragen Sie mal einen fundamentalistischen Christen nach Gleichberechtigung...

  • R
    Reginald

    @erstklassig

     

    seh ich ähnlich wie sie und ist meines Erachtens keinen wirklichen Artikel wert. die berliner zeitung Nord-Berliner hatte vor kurzem glaube ich auch schon was dazu geschrieben...ein wenig kritischer ;)

  • E
    elke

    Schriftfehler direkt unterm Titel

  • I
    ich

    naja, so wie es einen aufgeklärten Protestantismus gibt, in dem Christinnen Pfarrerinnen sind, sich scheiden lassen, arbeiten gehen und sich außerhalb der Familie betätigen, ist das vielleicht auch für den Islam denkbar. Aber ist das Feminismus? Ein Feminismus mit emanzipatorischem, das heißt herschaftsüberwindendem Anspruch für alle Geschlechter und Sexualitäten ist in einer hirachisch strukturierten Religion nicht denkbar. Glaube an etwas weiteres als einzig das hier und jetzt und damit der Glaube an die Existenz Gottes hingegen schon.

    Es jedoch perse nicht feministisch Religionsgesetzen zu folgen, da diese eine Unterwerfung,Fügung und eine "Gottesfurcht" fordern und damit immer anti-emanzipatorisch und daher anti- feministisch sind.

  • P
    PeterPan

    Was im einstmals sogenannten christlichen Abendland im Hinblick auf Gleichstellung der Frau möglich war und ist, kann auch in anderen kulturellen Zusammenhängen, beispielsweise dem islamischen, durchaus denkbar sein. Warum immer gleich in stigmatisierende Häme abdriften? Diese Professorin macht auf mich einen durchaus selbstbestimmten Eindruck und ich empfinde es erfrischend auch mal andere Stimmen zu hören, als die gängigen ApologetInnen einer zeitgenössischen "Pornografie des Schmerzes" wie beispielsweise Neca Kelek.

  • B
    Boumedienne

    Bravo. Der islamische Feminismus hat meine absolute Solidarität (im Gegensatz zum "Schlampen-Marsch"-Feminismus)!!! Rom wurde auch nicht in zwei Tagen erbaut. Die arabisch-muslimische Welt wird ihren Weg gehen, auch wenn dieser etwas länger dauert...man darf halt nicht vergessen, dass die Europäer (und damit meine ich auch die sog. Amerikaner) die gesunde Entwicklung dieser Staaten durch ihre Raubtier - Politik (Kolonialismus) erheblich verlangsamt haben...

  • E
    erstklassig

    Muslima glauben ja auch an Gott und Propheten. Wer sich so etwas einbildet, glaubt vielleicht auch an Gleichberechtigung von Frauen im Islam.