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Der Trend in der Wirtschaft geht zum Outsourcing von Arbeit. Das unter der Regierung Rüttgers/Pinkwart in NRW verabschiedete, neue Hochschulrahmengesetz erlaubt eine stärkere Einflussnahme von Unternehmen auf die Hochschulen über das Gremium Hochschulrat, dem ausschließlich Leute angehören, die nicht von der jeweiligen Universität sein dürfen. Zur Zeit sitzen darin in Köln vor allem Interessenvertreter der Wirtschaft und Professoren anderer Universitäten.
Daß die Wirtschaft über die Kontrolle der Drittmittel-Gelder an die Forschungsinstitute die Rechte an den von ihr finanzierten Studien (incl. Patente) behalten will und falls nötig auch Einfluss nehmen will darauf, wie geforscht wird, entspricht dem Prinzip des Outsourcings und ist nicht weiter verwunderlich. Allerdings ist dadurch die Unabhängigkeit der universitären Forschung nicht mehr gewährleistet. Trotzdem zehrt die Universität Köln nach wie vor von ihrem Ruf, immer noch unabhängig zu sein, ob wohl das faktisch nicht mehr der Fall ist. Wenn schon nicht Unabhängigkeit, so ist doch mehr Transparenz notwendig, die klarstellen würde, welche Forschungsergebnisse im Sinne welche Interessengruppen gestaltet sind. Dies dürfte aber nicht im Interesse der von Drittmittel-Geldern abhängigen Institute sein. Somit wurde also durch das neue Hochschul-Rahmengesetz die Grundlage dafür geschaffen, daß man sich bei Hochschulen in NRW Studien kaufen kann, die zumindest zum Schein unabhängige Forschungsergebnisse sind.
Da die politischen Parteien solche Studien, die scheinbar unabhängige Forschungsergebnisse sind, aber in Wirklichkeit nur ihre eigene Agenda wiederspiegeln, gerne zum Zitieren in ihren Medienkampagnen verwenden, dürften sie wenig Eigeninteresse daran haben, den derzeitigen Zustand wieder zu ändern, denn sie profitieren ja selbst davon.
Warum wird die Uni Köln mit Samthandschuhen angefasst.
Da wären längst staatsanwaltliche Ermittlungen wegen des Verdachts unerlaubter Zuwendungen und übermäßiger Einflussnahme fällig gewesen. Der Vorwurf söllte in der Hauptsache den Kölner Behörden gelten.
Das es zu solcher abstrusen Situation kommen konnte, setzt voraus, das hier Vorgänge mit wirtschaftskrimmineller Energie ablaufen.
Eine Studie zu Einstellungen bei der Polizei legt jetzt den Abschlussbericht vor. Studienleiterin Anja Schiemann über überraschend positive Befunde – und einige Problembereiche.
Kommentar Bayers Vertrag mit Uni Köln: Ohne die geringste Transparenz
Wirklich unabhängig wird eine gesponserte Wissenschaft allen Bekenntnissen zum Trotz wohl nie sein. Die Geheimniskrämerei der Uni Köln lässt Schlimmes vermuten.
Die Kölner Universität schließt eine Kooperation mit dem Pharmariesen Bayer - und hält den Vertrag partout unter Verschluss. Das Erschütternde an diesem Fall ist, dass seit Jahren sämtliche Appelle an der Universität abprallen und sie es konsequent auf eine Klage hat ankommen lassen.
Diese Sturheit offenbart ein verqueres Selbstverständnis einer öffentlichen Institution, die der Öffentlichkeit nichts schuldig zu sein glaubt. Die Loyalität zu Kooperationspartnern aus der Wirtschaft wiegt offenbar höher als die gegenüber der Allgemeinheit, die die Hochschulen mit Steuergeldern finanziert. Dieses Verhalten ist grundfalsch.
Das gilt umso mehr, da die Kooperationen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft seit Jahren zunehmen. Deutschlandweit gibt es beispielsweise weit über 600 sogenannter Stiftungsprofessuren, die von Unternehmen oder Verbänden auf Zeit finanziert werden. Vor zehn Jahren waren es erst halb so viele. Der Einfluss der Geldgeber auf Forschung und Lehre ist dabei mal größer, mal kleiner - nur wirklich unabhängig wird eine gesponserte Wissenschaft allen Bekenntnissen zum Trotz wohl nie sein.
Deswegen sollten zumindest die Rahmenbedingungen solcher Kooperationen einsehbar sein, ein Minimum an Transparenz, das sogar der wirtschaftsnahe Stifterverband empfiehlt. Man würde gerne von der Kölner Uni wissen: Was passiert mit Forschungsergebnissen, die nicht im Geschäftsinteresse Bayers liegen? Wer verdient wie viel an gemeinsam entwickelten Arzneien? Und wie groß ist die Gefahr, dass sich Universitätsmediziner zu sehr der Entwicklung marktgängiger, aber unnützer Medikamente widmen statt aussichtsreicher Grundlagenforschung? Die Geheimniskrämerei lässt Schlimmes vermuten.
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Kommentar von
Bernd Kramer
Inlandsredakteur
Jahrgang 1984, hat VWL, Politik und Soziologie studiert und die Kölner Journalistenschule besucht. Seit 2012 bei der taz im Inlandsressort und dort zuständig für Schul- und Hochschulthemen.