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Sondierungsgespräche in BerlinRote und Grüne nähern sich an

SPD und Grüne einigen sich bei ihrer zweiten Sondierungsrunde auf einen Kompromiss über die A 100.

Entspannt trotz Krawatte: Volker Ratzmann und Klaus Wowereit nach dem Sondierungsgespräch Bild: dpa

Rot-Grün hat sich Zeit gelassen. Bei der zweiten Sondierungsrunde zwischen Sozialdemokraten und Grünen waren am Freitag die strittigen Themen an der Reihe - und die hatten es in sich. Erst nach sechseinhalbstündigen Verhandlungen traten die Delegationen um 17.30 Uhr im Roten Rathaus vor die Presse. "Nichts ist einfach", sagte ein lächelnder Klaus Wowereit. Aber: "Wir haben uns angenähert."

Worin diese Annäherung besteht, wollten weder der Regierende Bürgermeister noch Volker Ratzmann, der Fraktionsvorsitzende der Grünen, verraten. Zunächst sollen die Parteigremien über die Ergebnisse des Marathons beraten. Dazu kommt am Montag der Landesvorstand der SPD zusammen. "Im Landesvorstand werden wir das Ergebnis beraten und anschließend beschließen, mit wem wir Koalitionsverhandlungen aufnehmen wollen", sagte Wowereit. Im rund 40-köpfigen Gremium, in dem auch die SPD-Kreischefs und SPD-Vorsitzenden der Arbeitsgruppen vertreten sind, hat der linke Parteiflügel eine Mehrheit.

Auch die Grünen wollen auf einer Sitzung des Landesvorstands am Montag den Verlauf der Gespräche beraten. Allerdings muss bei der Ökopartei noch ein Parteitag grünes Licht für eventuelle Koalitionsverhandlungen geben. Der für Freitag angesetzte Parteitag, sagte Ratzmann, solle nicht vorverlegt werden. Ratzmann hatte nach der zweiten Sondierung für die Grünen das Wort ergriffen. Die von der grünen Spitzenkandidatin Renate Künast angekündigte Übergabe des Staffelstabs scheint damit vollzogen.

Es waren dicke Bretter, die Wowereit, Ratzmann und Co. zu bohren hatten. Die SPD hatte im Vorfeld der zweiten Sondierung auf dem Weiterbau der umstrittenen A 100 beharrt. Die Grünen hatten, wenn auch nicht mehr so deutlich, ihre Ablehnung formuliert. Der Weiterbau der Autobahn als vierspurige Stadtstraße, wie ihn Grüne und linke Sozialdemokraten ins Gespräch gebracht hatten, ist offenbar vom Tisch. "Wir reden nicht über eine Stadtstraße, sondern eine Autobahn", betonte Wowereit.

Außerdem würde ein solcher Kompromiss das Land teuer zu stehen kommen. Nach Aussagen aus der Stadtentwicklungsverwaltung kostete der Bau einer Stadtstraße 340 Millionen Euro plus 4,5 Millionen Euro jährlichen Unterhalts. Die Kosten für die Autobahn in Höhe von 420 Millionen Euro hingegen würde der Bund in voller Höhe übernehmen. Besagter Kompromiss würde gleich zu Beginn eines rot-grünen Senats große Löcher in den Haushalt reißen.

Auch eine mögliche Volksbefragung war nicht Gegenstand der Beratungen. So sieht demnach alles danach aus, als würde die A 100 kommen, die SPD aber den Grünen in anderen Infrastrukturthemen entgegenkommen. "Die SPD steht für den Ausbau der Infrastruktur", betonte Wowereit noch einmal. "Die Grünen stehen für die nachhaltige Entwicklung der Infrastruktur", setzte Volker Ratzmann entgegen. Beide Seiten verrieten, dass ein Kompromiss zur S-Bahn gefunden sei. Hier waren die Grünen für eine Teilausschreibung, die SPD will, dass das marode Unternehmen in landeseigener Hand bleibt.

Zur zweiten Runde hatten sich die jeweils fünf Vertreter beider Parteien um 11 Uhr zusammengefunden. Für die SPD nahmen Klaus Wowereit, Landeschef Michael Müller sowie Mark Rackles, Dilek Kolat und Iris Spranger teil. Die Grünen wurden von Renate Künast, Ramona Pop, Volker Ratzmann, Bettina Jarasch und Daniel Wesener vertreten. "Es geht bei diesem Treffen darum, eine breite Grundlage für ein Bündnis zu schaffen", sagte Senatssprecher Richard Meng während der Sitzung. Mehr konnte er nicht sagen. Weder Meng noch SPD-Sprecherin Daniela Augenstein oder ihr Kollege Matthias Schröter von den Grünen waren bei der Sitzung hinter verschlossenen Türen dabei. Selbst die Speisenfolge war am Freitag ein Geheimnis. Erst nach Abschluss der Sondierung wurde wenigstens dieses Geheimnis gelüftet. "Es gab Kartoffeln mit Quark", sagte SPD-Landeschef Michael Müller.

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9 Kommentare

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  • U
    Ulf

    @von Warum lügt die TAZ?!?:

     

     

    Ahhhh Ja 1/4 von 420 sind also 40....

  • WL
    Warum lügt die TAZ?!?

    Die Autobahn wird NICHT in voller Höhe vom Bund bezahlt, das ist eine Fehlinformation (die die TAZ beharrlich wiederholt!)

     

    Ca. 1/4 der Kosten bezahlt Berlin alleine - das sind ca. 40 Millionen, die Berlin für die A100 bezahlen muss und nicht vom BUnd wiederbekommt!

     

    Damit verzichtet Berlin insgesamt auf knappt 500 Millionen Euro, die es anderweitig einsetzen KÖNNTE. Aber Wowereit will ja sein Betondenkmal gebaut bekommen! Ekelhaft.

  • H
    harry

    ich bin gegen den ausbau der a 100. aber wenn die grünen hier einknicken, dann, das müsste wowereit & co klar sein, muss der preis sehr hoch sein. berlin als autostadt ist eine katastrophe, die rasereien und lärmstarts, brutaldarwinismus auf den straßen müssen eingeschränkt werden.

     

    die grünen sollten als gegenforderung verlangen.

     

     

    definitive zusage und planungskonzept für mindestens 50 km fahrradautobahn im innenstadtbereich.

     

    tempo 30-zonen werden aufgehoben. dafür in der ganzen stadt tempo 40. (ausgen. stadtautobahn und spielstraßen) bei gleichzeitig vertraglich verpflichtetem strengstem tempo-kontroll-programm. enges netz von blitzanlagen an strategisch bedeutenden stellen und eine erhöhte frequenz an blitzer-einsätzen bei konsequenter, gesetzlich festgeschriebener strafverfolgung.

     

    die kosten dafür dürften ja durch die bußgeldeinnahmen und das nun eingesparte geld beim A100 projekt gedeckt sein.

  • A
    alcibiades

    @enzo aduro: Dass der grundsätzliche Sinn dieser Autobahn in Zweifel gezogen wird, dafür reicht Ihre Aufmerksamkeitsspanne nicht, oder?

  • WW
    Wowereit wohnt alsdann an der Stadtautobahn

    Sehr gut, Herr Wowereit, lassen Sie sich Ihren Verstand von den Autoabgasen aufwerten.

    Und Ohropax gehört dann auch zu Ihren Schlafhilfen.

    Oder sollen die Arbeiter, denen Sie in ihrer Wahlkampüveranstaltung in den Räumen der Berliner Zeitung im August 2011 gnädigerweise zugestanden haben, in Arbeiterwohnschließfächern (ein-Raum-Wohnungen) zu hausen, an IHRER, also an der Wowereitschen Stadtautobahn auch noch wohnen müssen????

    Übrigens, die SPD habe iCH NICHT gewählt. Soviel Höchnäsichgkeit sollte zu Fall gebracht werden.

  • A
    alcibiades

    Na das war ja klar gewesen, dass sich Ratzmann und Wowereit super verstehen unbd zusammen Autobahnen bauen. Warum hätte man nochmal unbedingt grün wählen sollen??

  • R
    Robert

    Eine übersichtliche Situation:

     

    Show down für die Bündnisgrünen.

     

    Kommt diese Autobahn, gehen die Bündnis90/Grünen.

     

    Lügner? Ja oder nein?

  • HH
    Hans Höfer

    Ich habe mittlerweile erfahren wie der Kompromiss aussieht:

     

    Die A100 wird in voller Pracht erbaut.

     

    Dafür wird, das konnte Ratzmann heldenhaft Wowereit abtrotzen, an der Autobahnauffahrt ein Schild angebracht: "Fahr mal wieder Rad!"

  • EA
    Enzo Aduro

    Als Schnellstraße müsste Berlin das bezahlen. Das wäre beknackt. Flächenländer bauen auch Autobahnen bis ins jede Kuhkaff, damit Sie Geld sparen. Dann darf Berlin die am meißten befahrene BAB auch als BAB verlängern.