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Semesterstart an den UniversitätenDer Kampf um die Plätze

Zu viele Studenten für zu wenige Plätze. Die Folge: Immer mehr Studenten klagen ihren Studienplatz per Gericht ein. Aber auch die Universitäten rüsten juristisch auf.

Die Universitäten sind auf den Ansturm der Bewerber nicht vorbereitet Bild: dpa

POTSDAM/BERLIN taz | Für einen Freitagnachmittag, zumal in den Ferien, ist es im Hörsaalgebäude der Universität Potsdam ungewöhnlich belebt. 70 Personen stehen und sitzen im überfüllten Raum, ungewöhnlich ist auch das Thema: „Einklagen in Bachelor- und Masterstudiengänge“. Die meisten Zuhörer sind um die zwanzig. Sie lauschen dem Vortrag eines Anwalts, der sich auf Studienplatzklagen spezialisiert hat. Eingeladen hat der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA). Zum ersten Mal biete er eine solche Veranstaltung an. „Wir haben selbst nicht mit so viel Leuten gerechnet“, sagt Sebastian Geschonke vom AStA.

Nie zuvor wollten so viele junge Leute studieren wie heute, die Hochschulen rechnen mit einer halben Million Bewerber. Das liegt daran, dass zehn Bundesländer die Abiturzeit verkürzt haben und daher zwei Jahrgänge anfangen wollen zu studieren. Zum Juni setzte die Bundesregierung zudem die Wehrpflicht aus und so rücken noch einmal bis zu 60.000 junge Männer direkt nach der Schule in die Hochschulen statt in die Kasernen ein.

Kein Platz in Potsdam

Marlene aus Berlin hat im Sommer ihr Abitur bestanden. Ab Oktober will sie Erziehungswissenschaften in Potsdam studieren, aber sie hat im Bachelor-Studiengang keinen Platz bekommen. Nun setzt sie auf den Klageweg und ist in Potsdam, um zu erfahren, wie sie vorgehen muss. Beruhigt stellt sie fest, dass sie bisher alles richtig gemacht hat. Und sie ist erleichtert: „Ich sehe endlich, dass ich nicht allein mit meinem Problem bin.“ Eltern sind auch anwesend. Ein Vater macht Notizen für seinen Sohn, der hier studieren will. „Wenn der Junge dat studieren will, dann studiert er dat“, brummt er.

Zwar haben Bund und Länder im Jahr 2007 den Hochschulpakt geschlossen und wollen so bis 2015 mehr als 500.000 weitere Studienplätze schaffen. Unterschätzt haben sie aber den wachsenden Willen der jungen Leute zu studieren – aktuell wollen es 46 Prozent eines Jahrgangs, ein Plus von 10 Prozentpunkten in fünf Jahren.

Um des Andrangs Herr zu werden, haben gerade die Hochschulen im Westen der Republik ihre Zulassungskriterien verschärft. Für die Hälfte der über 9.000 Bachelor-Studiengänge gilt nach Auskunft der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) ein Numerus clausus (NC). Die Universität Bremen hat den NC aber für dieses Semester über fast alle Fächer verhängt. „Schon in der Vergangenheit waren viele Fächer zulassungsbeschränkt, in diesem Jahr haben wir das ausgeweitet“, bestätigt ihr Sprecher Eberhard Scholz.

Einklagen - aber wie?

Widerspruch: Nach der Ablehnung der Studienplatzbewerbung muss man je nach Bundesland zuerst Widerspruch gegen die Ablehnung einlegen - in der Regel innerhalb von vier Wochen.

Förmlicher Antrag: Danach muss ein förmlicher Antrag außerhalb der Kapazität gestellt werden: "Hiermit beantrage ich die Zuweisung eines Studienplatzes im Studiengang [Studienwunsch eintragen] außerhalb der Kapazität." Auch hier sind die Fristen zu beachten, vielfach muss der Antrag bis zum 30. September eingegangen sein.

Eilantrag: Zum Schluss muss noch ein Eilantrag an das zuständige Verwaltungsgericht gestellt werden. Erst so ist die Hochschule gezwungen zu reagieren. Übrigens bieten viele Studierendenvertretungen vorgefertigte Anträge an, die nur noch ausgefüllt werden müssen. Wichtig ist, dass alle Anträge im Original vorliegen (nicht per Mail oder Fax senden) und unterschrieben sind. Bis hierher sind Kosten von etwa hundert Euro entstanden.

Losverfahren: Außerdem sollte die Anmeldung zum Online-Losverfahren für freie Studienplätze nicht vergessen werden - Stichtag ist an vielen Universitäten der 30. September. Wenn die Universität bis dann nicht nicht eingelenkt hat, ist eine Klage nötig.

Einstweilige Anordnung: Dann muss ein Antrag auf Erlass einer einstweiligen Anordnung auf Zuteilung eines Studienplatzes beim zuständigen Verwaltungsgericht gestellt werden. Jetzt wird es teuer, ein Prozess kosten bis zu 1.500 Euro. Selbst bei Erfolg wird ein Studienplatz dann meist erst im nächsten Wintersemester zugewiesen. (fan)

An der Freien Universität Berlin ist die Lage ähnlich. „Nahezu alle Studienfächer haben einen NC“, sagt Sprecher Goran Krstin. Auf 4.000 Studienplätze in den grundständigen Studiengängen seien über 30.500 Bewerbungen eingegangen. Besonders begehrt sind die Fächer Psychologie, BWL und Jura. Wer in Berlin Psychologie studieren will, braucht eine Abiturnote von 1,1.

Schlupflöcher in den NC-Studiengängen

Wer abgelehnt wurde, muss warten oder kann juristische Mittel ergreifen. Mit einer Studienplatzklage versuchen die Abgelehnten der Hochschule gerichtlich nachzuweisen, dass sie nicht alle Plätze besetzt hat. Das Bundesverfassungsgericht hat den Universitäten 1972 in einem Urteil Zulassungsbeschränkungen erlaubt, sie aber dazu verpflichtet, ihre Kapazitäten voll auszuschöpfen. Diese werden nach einer komplizierten Formel bundeseinheitlich auf Basis aller Stellen eines Fachbereichs – vom Professor bis zum Assistenten – berechnet.

„Dabei muss man höllisch aufpassen“, berichtet Michael Meyer, Studiendekan für Medizin an der Universität München. Denn kleinste Veränderungen im Stundenplan und bei den Stellen ziehen eine oft widersinnige Veränderung der Berechnung nach sich und führen zu einer erhöhten Anzahl von Studienplätzen.

Anwaltskanzleien haben sich darauf spezialisiert, in den NC-Studiengängen nach Schlupflöchern zu suchen. Der Hamburger Anwalt Dirk Naumann zu Grünberg ist seit 2004 ausschließlich damit beschäftigt, den Hochschulen nachzuweisen, dass sie weniger Plätze anbieten als sie laut Kapazitätsverordnung müssten. „Das ist ein Katz-und-Maus-Spiel“, schildert er seinen Job. Alle Hochschulen seien nämlich bestrebt, Ressourcen von der Lehre unauffällig in den Bereich der prestigeträchtigen Forschung zu verschieben. Als Anwalt versuche er, sie dabei zu erwischen, indem er wie ein Revisor die Fachbereiche nach Stellen durchforstet und diese auf Studienplätze umrechnet.

Das Geschäft floriert. „Seitdem die doppelten Abiturjahrgänge kommen und fast jedes Bachelor-Fach mit einem NC belegt ist, wird viel mehr geklagt“, stellt Naumann zu Grünberg fest. Bis zu 1.500 Euro kostet eine Klage – zahlen müssen die Kläger aber nur, falls es mit dem Studienplatz nicht klappt. Der Anwalt hat bisher 8.000 Mandanten im ganzen Land vertreten, allein hundert, die gegen die Universität München klagten.

Der Münchner Medizin-NC liegt bei 1,0

In Bayern haben in diesem Sommer zwei Jahrgänge die Abiturprüfungen bestanden. Mit dem Geld aus dem Hochschulpakt bietet die Ludwig-Maximilians-Universität für 2011 zwar 860 zusätzliche Plätze für Erstsemestler an, doch die Zahl der Interessenten wuchs um ein Vielfaches. Nach Auskunft einer Sprecherin gingen zum Wintersemester über 30.000 Bewerbungen für die 30 Studiengänge mit lokalem NC ein – damit doppelt so viele wie 2010.

Heiß umkämpft sind traditionell die Medizinstudiengänge, die zentral von der Stiftung für Hochschulzulassung verwaltet werden. Selbst für Einser-Abiturienten ist es schwer, einen Platz zu bekommen. Der NC für die Plätze, die allein über die Note vergeben werden, liegt in diesem Jahr bei 1,0. Die Universität München vergibt zwar 60 Prozent ihrer Plätze nach eigenen Kriterien, doch wer keine 1 vor dem Komma hat, bleibt draußen.

Also versuchen in München auch in diesem Jahr 800 Bewerber über Eilanträge und damit auf gerichtlichem Weg in die Hörsäle zu gelangen. „Ich hoffe, sie kommen damit nicht durch“, sagt Studiendekan Meyer. „Es ist einfach nicht fair gegenüber Leuten, die einen besseren Notendurchschnitt haben.“ Denn beim Einklagen gilt, wer die Lücke entdeckt, darf den Platz besetzen – unabhängig von der Note.

Hilfe aus dem Internet

Doch warum Anwälte mit Geld füttern, fragten sich Berliner und Potsdamer Studentenvertreter. Im August haben die Studentenvertretungen der größten Berliner Hochschulen und der ebenfalls stark frequentierten Potsdamer Universität die Seite www.einklage.de freigeschaltet, um künftige KommilitonInnen darüber zu informieren, welche Chancen sie haben. Erik Marquardt von der Hochschul- und Prüfungsberatung der Technischen Universität (TU) Berlin berät Klagewillige an zwei Tagen in der Woche. „Wir wurden an manchen Tagen fast überrannt.“ Bemerkenswert sei, dass mittlerweile auch,Sehr gut'-Abiturienten kommen. „Das liegt daran, dass die NCs in vielen Fächern stark gestiegen sind.

Viele Hochschulen rüsten mittlerweile juristisch auf und lassen sich ihrerseits von Anwälten vertreten. „Wer meint, er muss uns verklagen, kann ziemlich sicher sein, dass er verliert“, sagt Patrick Thurian, der für die Kapazitätsberechnung an der TU Berlin zuständig ist. Er habe persönlich nichts gegen Bewerber, die sich einklagen: „Aber wir müssen auch den Lehrbetrieb aufrechterhalten und die Qualität sichern.“

Für viele ist eine Klage der letzte Strohhalm. Sven hat einen Abidurchschnitt von 3,3. Der NC für sein Wunschstudium liegt deutlich höher. Er bekam vor zwei Jahren zwar einen Platz an der TU Berlin in einem nicht zulassungsbeschränkten Studiengang, doch er droht jetzt an den Mathekursen zu scheitern. „Ich bin bereits zweimal durchgefallen. Wenn ich das dritte Mal durchfalle, werde ich zwangsexmatrikuliert und kann nie wieder studieren. Ich brauche also unbedingt einen Ausweg“, sagt er. Er hat daher im September einen Eilantrag beim Verwaltungsgericht eingereicht und will so doch noch sein Wunschfach studieren. Die Klagefrist endet am Freitag.

TU-Kapazitätsberechner Thurian rechnet damit, dass die Zahl der Eilanträge noch steigt, wenn im Jahr 2012 in Berlin die doppelten Abiturjahrgänge vor den Türen stehen. „Das wird für uns das heißeste und spannendste Jahr. Aber juristisch sind wir gut aufgestellt.“

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13 Kommentare

 / 
  • A
    Astraia

    @Studi 2.0

     

    von den Arbeiterkindern sind auch später an den Unis wieder vermehrt welche, die abbrechen oder früher aufhören.

     

    Arbeiterkinder brauchen eigene Universitäten und eigene Studienfächer, die besser auf sie abgestimmt sind. Dieses ganze elitäre Gehabe kann einen nur zuwider sein - wer will auch schon den ganzen Tag zwischen lauter heuchlerischen und pseudo-nachhaltig-korrekten Grünenwählern oder arroganten Überheblich abgehobenen Personen vor sich hinvegetieren.

     

    Viele von ihnen hören nachher auf, weil die Universität einfach zu elitär ist - für diese ist eine Fachhochschule viel geeigneter von den Strukturen her. Ich würde mittlerweile jedem Arbeiterkind eher die FH empfehlen und wünsch mich täglich an die FH - die Strukturen an der Uni sind nichts für Arbeiterkinder. Mich widert die Uni eigentlich nur an und ich bin froh wenn ich den dämlichen Wisch hab.

     

    außerdem ist die Uni von heute wegen dem zeitlichen Druck nicht mehr geeignet für Personen die neben dem Studium arbeiten müssen - es ist kaum noch kompatibel - von daher sorgt man allein dadurch schon dafür das nur studieren kann, wer Geld mitbringt.

     

    und Behinderte haben an Unis auch nichts zu suchen - die werden auch rausgekickt und sind die ersten die gehen - der Stress ist zu groß und die Strukturen nicht auf Behinderte ausgelegt - und die Beratung funkioniert auch nicht - ist nur ne Alibiveranstaltung.

     

    in Wirklichkeit will man in DE auch gar nicht mehr Studenten - zumindest keine Behinderten und keine Sozialschwachen - die gehen unter in diesem System.

  • H
    hanserlpeters

    Wir haben genug Geld für den Bau

    neuer Universitäten.

    Wir hatten genug Leute, die in Wartestellung

    gegangen sind, um irgendwann ProfessorIn

    werden zu können.

    Hoffentlich kommen einige aus den USA wieder

    zurück bzw. sind durch Arbeitslosigkeit

    nicht schon dienstuntauglich.

    Lasst uns nicht soviel Geld in den

    EU-Rettungswahnsinn versenken und

    neue Universitäten und FHS aufbauen

    und das Fernstudienprogramm auf alle

    Fächer radikal ausdehnen(natürlich

    mit entsprechenden Praktikas

    und Experimentierwerkstätten und

    Bücherverleih). Lasst uns ein deutlich

    besseres Qualitätsmanagement auch bei

    der Mediengestaltung und der Lernpsychologie

    aufbauen, welches Scheiterungsgründe bei

    Klausuren der vergangenen Semester erkennt

    und systematisch abbaut!

    Gebt dieser jungen Generation eine Chance

    sich im globalen Wettbewerb zu behaupten.

    Viel zu viele deutsche Staatsbürger werden kaum einen Master

    machen können, weil die Bachelor-Ausbildung

    gestrige Lehrmethoden unbeeindruckt

    weiter praktiziert.

    Resultat ist das ausländische

    Master und v.a.PHD Studenten sehr, sehr stark

    überrepräsentiert sind.

    Wir brauchen nicht nur mehr Geld,

    sondern klare Instruktionnormen der

    der Skripte, Praktikumsunterlagen, und

    Übungen mit Lösungswegen, der interaktiven

    Softwareprogramme und Lehrhefte, um

    endlich auch einen deutlich höheren

    Anteil an Hochschulabsolventen MIT praktischer

    Befähigung und abstrakter Problemananlyse

    aufzubauen.

    Der Übungsleiter muss gehaltstechnisch aufgewertet

    werden und es muss radikal der/die erfolgreichste

    ÜbungsleiterIn für Männer als auch Frauen

    selektiert werden.

    Der qualitative Leistungsdruck muß auch auf

    die Lehrkraft angewendet und statistisch immer

    wieder neu überprüft werden.

    Jeder soll auch ein Fernstudent sein dürfen,

    und die Balance aus Arbeit und Studium nach

    seinen individuellen Bedürfnissen einstellen

    dürfen.

    Anderenfalls werden wir vom

    Ausland abgehängt.

    20% Akademikerquote in Deutschland

    ist (mittelfristig 25%-irgendwann 30%)

    und dabei zu wenig handwerklich

    oder medizinisch, sozial gut ausgebildete

    Fachkräfte sind erbärmlich).

    Ein Menschenleben ist zu schade, um

    es als Niedriglöhner,Wohlfahrtsempfänger

    und Duckmäuser und Ersatzroboter zu verschwenden.

  • S2
    Studi 2.0

    Studienplätze sind schon jetzt eine Frage des Geldes. Wie OECD-Studien jedes Mal aufs Neue beweisen, hängt der Abischnitt mehrheitlich vom Geldbeutel der Eltern ab. Folglich haben Menschen mit finanziell potenten Eltern in der Regel die besseren Noten. Und keiner wird hier behaupten wollen, dass dies einzig und allein auf eine bessere "Veranlagung" zurückzuführen ist. Das heißt also, dass mehrheitlich Menschen mit reichen Eltern die raren Studienplätze bekommen, weil sie die besseren Abiturnoten haben.

     

    Das sieht man auch eindeutig an den jeweiligen Sozialerhebungen des Studentenwerks. Nur 24% der Studierenden sind Arbeiterkinder. Der NC ist das Sieb, das selektiert, wenn es um den Zugang zum Studium geht. Würden folglich bei Klagen die nur die jeweils "Besten" nachrücken, würden mehrheitlich auch nur wieder die Menschen mit reichen Eltern nachrücken. Das Klagen so teuer sind, liegt übrigens an den Hochschulen selbst. Sie lassen sich mittlerweile durch eigene Anwälte vertreten, was die Kosten um bis zu 1000€ in die Höhe treibt, so dass gerade ärmere Leute vom Klagen abgehalten werden.

  • A
    Astraia

    der NC erfüllt in manchen Fächern einen sinnvollen Zweck: zum einen sind nunmal nur begrenzt Sitzplätze und Laborplätze vorhanden, zum anderen kann es in vielen Fächern auch wichtig sein, dass nicht zu viele Bewerber gleichzeitig auf den Arbeitsmarkt strömen und damit wenig Ausssichten auf eine Stelle haben.

     

    bei den zulassungsfreien Fächern Geschichte und Philo gibt es hier regelmäßig Rekordanfängerzahlen - die Studienbedingungen sind unerträglich in diesen Fächern --schlimmer aber noch ist die Enttäuschung nach dem Studium, wenn eben nicht die unbefristete Stelle auf einen wartet, sondern oft Arbeitslosigkeit oder prekäre Beschäftigung anderswo.

     

    es wäre sinnvoller zielgerichtet dort mehr Plätze zu schaffen,wo großes Interesse und Arbeitsmarkt aufeinander treffen -- das wären Bereiche wie Medizin, Schulpsychologie, Sonderpädagogik, Frühpädagogik z.B.

     

    denn in diesen Bereichen sehe ich die Notwendigkeit mehr Stellen zu schaffen und genug Interessenten.

     

    bei Fächern wie PoWi etc. sehe ich den NC als notwendig an, weil die Enttäuschung auch groß ist wenn jmd jahrelang studiert hat und dann doch fachfremd für wenig Geld arbeiten muss.

     

    Da kann es manchmal besser sein, auf ein anderes Fach ausgewichen zu sein.... außerdem sollte man sich überlegen in welchen Bereichen nicht Berufe akademisiert und professionalisiert werden könnten um die Abiturienten besser zu verteilen.

     

    DE hat historisch bedingt ein starkes Gewicht auf zu wenige Fächer. Für den Interessenten eines Medizinstudiums mit schlechteren Noten könnte auch ein Studium Paramedic mit Option des PhD als Notfallmediziner interessant sein.

     

    aber DE gibt ja kein Geld für Bildung aus um neue zu schaffen. Ich bin nicht mal generell gegen Studiengebühren -- wenn man bedenkt, dass sowieso größtenteils Oberschicht bis gehobene Mittelschicht studieren gehen - zielgerichtet könnte man dann eher nur die wirklich Finanzschwachen unterstützen - das sag ich selber als Studentin - ich seh auch nicht ein, wieso eine Verkäuferin den Arztsohn oder Journalistenkind bei der FAZ finanzieren soll, während ihre Kinder oft nie eine solche Bildungseinrichtung von innen sehen und solche Leute dann noch verächtlich auf sie herabblicken, was mittlerweile in DE üblich ist.

     

    in vielen Ländern sind das nachgelagerte Einkommenssteuern - in Australien und China z.B.

     

    das ließe sich auch mit einem Bildungssoli bewerkstelligen. Aber in DE soll ja möglichst gar nichts mehr kosten und der Einkommenssteuerhöchstsatz ist gesenkt worden.

     

    und wenn es den NC nicht gibt, dann gibts meistens anderswo Tests - das muss nicht gerechter oder besser sein. Wer alles so gut ausfinanzieren will das nichs davon exitiert, der muss sich für eines entscheiden: Hohe Steuern wie in Skandinavien oder sozial austarierte Gebühren.

  • K
    Kristin

    Ich finde das ganze NC-System unfair, weil man einen großen Teil von dem, was man in der Schule lernt gar nicht im Studium braucht. Außerdem weiß jeder, dass das Bildungssystem in jedem Bundesland verschieden ist, sodass zwangsläufig verschiedene Bildungsniveaus existieren. Bei der Studienplatzvergabe interessiert, aber keinen, ob man in Bremen oder Bayern Abi gemacht hat. Meines Erachtens sollte es viel mehr spezifische Tests, wie zB in Österreich, geben, nur das wäre wirklich fair. Denn ich glaube nicht, dass jede/r 1,0er AbiturientIn automatisch ein/e besser/e MedizinerIn wird, als jemand mit einem 2er oder sogar 3er Abitur.

  • PM
    Peter Mueller

    "Sven Quandel hat einen Abidurchschnitt von 3,3. Der NC für sein Wunschstudium liegt deutlich höher. Er bekam vor zwei Jahren zwar einen Platz an der TU Berlin in einem nicht zulassungsbeschränkten Studiengang, doch er droht jetzt an den Mathekursen zu scheitern."

     

    Das ist Teil des Probelms: jeder der mit Ach und Krach das Abi besteht, glaubt dann unbedingt studieren zu muessen, auch wenn die intellektuellen Faehigkeiten nicht vorhanden sind. Abi ist zu einfach (war es 1990 schon, als ich es machte) und falsche Hoffnungen und Erwartungen werden geweckt, wenn Schueler, die nicht das Zeug zum Studieren haben, die "allgemeine Hochschulreife" bestehen.

  • T
    Thomas

    Ich erinnere mich gerade an die Schavan, die noch vor weniger als zwei Monaten der ZEIT berichtete, dass für alles gesorgt sei und alles im Griff. Keine Probleme und Pleasant Ville

     

    Da ich selbst gerade noch studiere (allerdings Diplom - lucky me - und alle meine Scheine habe ich bereits), dachte ich mir damals, dass die Frau sowas von lügt.

    An meiner Uni (35.000 Studierende) wurde in den letzen 5 Jahren für exakt 3 neue Gebäude gesorgt, wobei eines der Ersatz für ein anderes war, also netto 2 dazu gekommen sind. Ein einziges Wohnheim wurde gebaut, in dem die Zimmer studentisch verträgliche €350,00 pro Monat kosten. Und vorher war es schon sehr eng, sowohl in der Uni als auch bzgl. des Wohnraums in der Stadt. Selbst die letzen Löcher kosten einen Schweinepreis. Die Studienqualität ist entsprechend. An meiner Uni gibt es bspw. für alle Psychologie-Nebenfächler und -vordiplomer (ca. 500 pro Semester) exakt zwei Prüfer, d.h. mehr als Multiple Choice-Testungen von Auswendiggelerntem ist überhaupt nicht möglich. Im Grunde wird da nicht geprüft, ob jemand psychologisches Verständnis einer Sache habe oder nicht. Jeder Idiot kann da bestehen, wenn er eine halbe Stunde mit Wikipedia gelernt hat.

     

    Und dass das nicht nur in meiner Stadt so ist, das weiß ich wohl. Wahrhscheinlich ist es nur noch an wenigen privaten Unis der Fall, dass man von akademischer Bildung sprechen kann, beim Rest ist es bloß noch Schein, den auch die großteils prekär Angestellten und befristeten Dozenten und Lehrbeauftragten nicht kompensieren können.

     

    Und das war alles vor zwei Monaten schon so.

    Da war nichts okay.

     

    Aber das ist unser neues Bildungssystem und unser neues Wirschaftssystem, die Frucht von mindestens 20 Jahren konseqeuntem Ausgeliefertsein gegen ideoloogisch hirngewasschene Akteuere, die alles wollten, nur bloß weniger Staatskosten für Universitäten, Schulen, Kindergärten.

     

    Fast kann einem die Schavan leid tun, weil sie zu feig ist, aber sicher auch zu viel Druck hat, diesen Saustall einer Bildungsruine beim Namen zu nennen. Und ausbaden dürfen es nicht nur die Angestellten der Institutionen, sondern auch deren lernendes Volk.

     

    Eine dicke Misere, in der aber für mich als Student das Unangenehmste grundsätzlich dieser Alles-okay-keine-Probleme-Zynismus war und ist. Nichts macht einen so allein sich fühlend wie der Umstand, dass die höheren Lenker der Geschicke einem vorgaukeln, es gäbe keine Probleme, also sagen: wenn ihr Probleme habt, mich braucht ihr dafür nicht anzusprechen.

     

    Wir dürfen uns auch auf die in spätestens drei bis vier Monaten kommenden Meldungen über die Überlastung der psychologischen Dienste der Universitäten freuen (die ja schon in den letzten Jahren einen kaum zu bewältigenden Ansturm erlebten - der aber war wenigstens langsam über die Zeit steigend, der jetzige fällt sozusagen mit der Tür ins Haus).

     

    Wenn das so weiter geht, dann können wir bald von der Universität (und der Schule) als einem Ort der Extremsituation (nach Bruno Bettelheim) sprechen, d.h. wir reden dann nicht mehr über Burn-Outs und Depressionen, sondern von Psychosen und Schizophrenie inkl. Depressionen. Das noch dunklere, durch Extremsituationen möglicher werdende will ich hier nicht ansprechen.

  • B
    berliner

    Das nicht jeder seinen Wunschstudienplatz bekommt ist an sich schon eine Schweinerei, aber desweiteren sollte man darüber nachdenken ob der NC wirklich die richtige Methode ist die "richtigen" Interessenten herauszufiltern. Es gibt so viele junge (wohl auch verwöhnte und reiche) Kinder die nur studieren um zu studieren und nicht weil es ihrer Neigung/ Interesse entspricht. Vielmehr sollten mehr Leute in ein Vorgespräch kommen um zu prüfen ob ein ernsthaftes Interesse an dem Fach besteht, denn dann würde man feststellen dass es keine Studienplätzemangel gibt, sondern einfach nur extrem viele Kinder die lieber BWL studiern um nicht arbeiten zu müssen. Denn nur so können Interessen weiter ausgebaut werden, denn stupide auswendiglernen is vielleicht ganz nett, heisst aber noch lange nicht dass Interesse, geschweige denn eine eigene Meinung existiert oder man selbständig denken kann.

  • R
    Robert

    Es ist auch nicht fair, wenn nur die "Besten" studieren dürfen. Ein NC macht meiner Meinung nach nur Sinn, um Leute auszusieben, die ihr Studium nicht oder kaum schaffen würden und dennoch Plätze belegen. Es fehlen einfach zu viele Studienplätze.

  • U
    user0815
  • S
    Stefan

    Es ist einfach ein Skandal. Wie war das nochmal mit der Bildungsrepublik BRD?

    Schämt Euch Politiker aller Couleur, schämt Euch

  • R
    Ranjit

    " "Es ist einfach nicht fair gegenüber Leuten, die einen besseren Notendurchschnitt haben." Denn beim Einklagen gilt, wer die Lücke entdeckt, darf den Platz besetzen - unabhängig von der Note."

     

    Ein wichtiger Punkt. Die Klage sollte durchaus möglich sein. Nur sollte der Beweis, dass noch mehr Studienplätze frei sind dazu führen, dass die besten, gerade nicht mehr aufgenommenen Studenten aufgenommen werden. Und eben nicht jene, die klagen. Sonst sind Studienplätze noch mehr eine Frage des Geldes.

  • W
    Wilhelm

    Bei acht Billionen Euro Reichtum in "unserem" sollte es doch in unser aller Interesse sein umfangreiche Bildung zu ermöglichen.

    Warum tolerieren wir daß 10% der Deutschen 60% des Reichtums Vermögenssteuerfrei horten während 60% der Leute mit 3% (im Schnitt 7000€) über die Runden kommen. Und daß die Schere immer weiter auseinander geht. Wie konnten wir das nur zulassen? Warum sind wir so dumm?

    Ok, sorry, wollt eigentlich nur sagen: Es ginge auch ohne Verteilungskampf. Die Kohle ist da. Die Benachteiligten sind in in der Überzahl. Lets do it! Bundestagswahl kommt. Werde aktiv!