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Apple-Event mit neuem ChefEin aufgehübschtes iPhone 4

Es sieht aus wie das alte, kann aber sprechen: Apples iPhone 4S besticht vor allem durch ein neues Innenleben. Und Tim Cook durch einen eher unspektakulären Auftritt.

Würde es nicht drunter stehen, man würde das neue iPhone nicht vom alten unterscheiden können. Bild: reuters

Man kann Tim Cook nur wünschen, dass das erste neue Produkt, das der Steve-Jobs-Nachfolger als Apple-Chef am Dienstagabend deutscher Zeit im kalifornischen Cupertino vorstellte, nicht die Richtung vorgibt, in die sich Apple nun entwickelt: Es war eine simple iPhone-Anwendung, mit der man zum überteuerten Preis von sage und schreibe 2 Dollar 99 Grußkarten per Sackpost an Freunde und Bekannte in aller Welt schicken kann. "Apple druckt die Karte aus und zeigt dann auf dem iPhone an, wenn sie angekommen ist", so der Computerkonzern, der es sich offenbar zur Aufgabe gemacht hat, die in den USA kurz vor der Pleite stehende Bundespost zu retten.

Cooks Auftritt verlief sonst leidlich unspektakulär. In kleinem Rahmen, einem Saal auf dem Apple-Campus in Cupertino, ließ er sich als neuer Boss einführen, nannte viele Zahlen und Fakten, gab dann aber den Stab an andere Apple-Manager weiter, die Details zu neuen Geräten nennen durften. Das Wichtigste dabei ist das neue iPhone 4S, der direkte Nachfolger des mittlerweile seit 15 Monaten erhältlichen iPhone 4.

Das Gerät sieht aus wie sein Vorgänger, verfügt zum Preis ab 629 Euro ohne Kartenvertrag aber über ein komplett neugestaltetes Innenleben. So läuft der aus dem iPad 2 bekannte "A5"-Chip als Doppelkern-Hauptprozessor in dem Smartphone, außerdem soll die Grafikleistung um bis zu sieben Mal schneller sein, was sich vor allem in hübscheren Spielen niederschlagen dürfte.

Überarbeitet wurde außerdem die Kamera, die nun 8 Megapixel beherrscht, schärfere Bilder schießt und echte Full-HD-Videos (1080p) aufnehmen kann. Das neue iPhone ist außerdem ein sogenanntes "World Phone", das in GSM- und CDMA-Netzen funkt - inklusive einer besseren Antenne. Für Apple hat das den Vorteil, dass die Firma ein einziges Gerät für alle Märkte anbieten kann. Die insgesamt drei Modelle mit 16, 32 und 64 GB Speicher (letzteres ist neu) werden in den Farben schwarz und weiß verkauft.

Siri beeindruckt

Eingebaut hat Apple in das neue iPhone außerdem einen virtuellen Assistenten. Der hört auf den Namen "Siri" und kann auf Knopfdruck recht komplexe Fragen beantworten ("Gib mir Infos zum deutschen Bundestag") oder Aufgaben ("Antworte Mike: Ich komme gleich") erledigen. Die Demonstration von "Siri" war durchaus beeindruckend, doch ist die Software aktuell noch "beta". Sie funktioniert neben Englisch auch auf Deutsch.

Cook ließ außerdem neue iPods vorstellen, die ganz leicht überarbeitet wurden. Der neue iPod nano bietet einfachere Menüs und einen eingebauten Schrittzähler für Sportler, außerdem kann man 14 verschiedene Uhren-Hintergründe wählen, sollte man den MP3-Spieler als Armbanduhr verwenden wollen (dazu gibt es passende Gehäuse von externen Herstellern). Der neue iPod touch wurde nur ganz leicht optimiert, dafür gibt es ihn nun auch in weißem Anstrich.

Nochmals gezeigt hat Apple außerdem seinen Internet-Dienst "iCloud", der künftig Medieninhalte und persönliche Dokumente und Fotos zentral speichern und auf mehrere Geräte verteilen soll. Das wohl spannendste Feature, "iTunes Match", wird es zunächst nur in den USA geben: Zum Preis von knapp 25 Dollar im Jahr kann man seine gesamte Musiksammlung mit Apples Servern abgleichen und dann von überall auf sie zugreifen. Selbst einst gerippte CDs werden dabei erkannt.

Unheimliches "Find My Friend"-Feature

Eher unheimlich ist dagegen das neue "Find My Friend"-Feature in iCloud: Es ermöglicht es, Freunden oder Familie die eigene Position bekannt zu geben, die dann per iOS-App getrackt werden kann. Datenschützer dürften hellhörig werden - Apple betont allerdings, dass die Nutzer dies spezifisch freigeben müssen.

Ebenfalls zum zweiten Mal gezeigt wurde das neue Betriebssystem iOS 5. Es wird ab Mitte Oktober zu haben sein und enthält diverse Verfeinerungen wie einen kostenlosen Textnachrichtendienst von iOS-Gerät zu iOS-Gerät, bessere Benachrichtigungsoptionen und einiges mehr. Die Software können Besitzer von iPad, iPad 2, iPhone 4 und iPhone 3GS sowie verschiedenen iPod-touch-Generation kostenlos beziehen.

Zum Schluss der Veranstaltung kam dann auch nochmals Tim Cook auf die Bühne, der sich bei seinem Team bedankte, dabei aber etwas kraftlos wirkte. Die Apple-Aktie präsentierte sich anschließend ähnlich: Zwischenzeitlich fiel sie deutlich, um dann mit nur einem kleinen Minus aus dem Handel zu gehen. Analysten hätten mehr erwartet als ein iPhone 4S, hieß es. Tatsächlich hatte es in den letzten Monaten Spekulationen über ein komplett neu entwickeltes "iPhone 5" gegeben.

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14 Kommentare

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  • S
    Seeräuberjens

    Steve Jobs ist tot.

  • W
    WhiskeyBernd

    Sind wir hier bei NEON.de ? Ich könnt kotzen.

  • D
    duke

    Nach einem Klasse Artikel vorgestern wieder so ein sinnloser Mainstreamhype, deshalb nochmal für alle:

     

    http://www.taz.de/Ausbeutung-in-neuer-Apple-Fabrik/!79254/

     

    Ich habe bisher nur Siemens- und Nokiageräte (E-Serie aus Finnland) besessen. Dort wo man noch Wahlmöglichkeiten hat, sollte man diese bewusst nutzen. Computer aus Deutschland oder Europa gibt es ja quasi gar nicht mehr und muss diese Ausbeutung unterstützen.

  • T
    tageslicht

    "Die Positionierung mit 3G, 4 und 4S ist ein logischer Schritt. Will sich Apple am Markt halten und diesen durchdringen, muss auch das Klientel mit kleinerer Geldbörse bedient werden. Sonst wird Apple ein teueres und exklusives Nischenprodukt wie in den 90ern"

     

    "Das Gerät sieht aus wie sein Vorgänger, verfügt zum Preis ab 629 Euro ohne Kartenvertrag aber über ein komplett neugestaltetes Innenleben."

     

    Fällt Ihnen was auf?

     

    Viele Grüße

    Rote-Fahnen-Schwenker

  • R
    reblaus

    @C.Weber:

     

    Was ist denn das für ein Vergleich? Wollen Sie Pommes, die aus nachwachsenden Rohstoffen bestehen und wenigstens ein bißchen zur Ernährung beitragen, mit einem aus teuren, seltenen Rohstoffen unter hohem Energieeinsatz hergestellten Luxusgut vergleichen, das aus rein markttechnischen Gründen ca. alle 1-2 Jahre als "veraltet" gilt und damit praktisch nur noch für den Müll oder für rückständige Außenseiter taugt?

    Gratuliere, Sie sind auch ein Opfer der Marketingstrategen.

     

    Einen PC oder Laptop kann man mittlerweile dank diverser Standards und Updates viele Jahre benutzen. Gerade Smartphones von Apple sind das übelste Gegenbeispiel. Schon für das Iphone "Classic" (immerhin noch 2008 als neu + aktuell verkauft!) gibt es keine offiziellen Updates mehr, bei vielen i-dingsbums kann nicht mal der Akku gewechselt werden. Nein Danke.

  • P
    pete

    Eben, eher schwacher Artikel.

  • I
    iSchnecke

    Soll der Artikel etwa iWerbung sein ? Soll da jemand die iKatze im iSack kaufen ?

  • CW
    C. Weber

    Die Positionierung mit 3G, 4 und 4S ist ein logischer Schritt. Will sich Apple am Markt halten und diesen durchdringen, muss auch das Klientel mit kleinerer Geldbörse bedient werden. Sonst wird Apple ein teueres und exklusives Nischenprodukt wie in den 90ern, als Satzstudios/DTPler Ihre Macs als dicksten Anlagenposten hatten und ansonsten Apple unbedeutend war.

    Mercedes hat auch eine A- und B-Klasse um ein Niedrigpreis-Segment zu bedienen.

     

    Den ewig gestrigen, die Angst haben, dass Apple die Weltherrschaft übernimmt, sei gesagt: Apple ist so erfolgreich, weil es gute Geräte sind, zusammen mit einem sehr stimmigen Konzept. Und anscheinend sehen das viele andere auch so, sonst hätte Apple ja nicht den Erfolg am Markt.

     

    Warum wird denn in so einem Zusammenhang wieder diese Sau durchs Dorf getrieben? "weltweit verrecken Millionen Menschen, weil sie nichts zum fressen haben"? Bitte denken Sie das nächste Mal daran, wenn Sie ein Schälchen Pommes für 2 EURO picken, was mit der Güterverteilung in der Welt nicht stimmt.

     

    Apple ist wohl nichts für Sozialromatiker und Rote-Fahne-Schwenker. Dafür gibts die Android-Gurken... und Nokia ^^

  • K
    Korrektur...

    Entdeck lieber mal deinen eigenen dass/das-Denkfehler;)

  • R
    reblek

    "Es war eine simple iPhone-Anwendung, mit der man zum überteuerten Preis..." - Hat nichts mit "dass/das" zu tun, sondern damit, dass ein Preis nichts kostet, sondern beschreibt, was eine Ware kostet. Ein Preis kann nicht "teuer" und deshalb auch nicht "überteuert" sein. Er kann "überhöht" sein.

  • E
    egoshooter

    hm, wieso "überteuert"? für "2 Dollar 99 Grusskarten" - das ist doch billig, macht keine 2 Cent pro Karte inklusive Versand, oder?! Mal ehrlich, dieser hype um dies 650 Euro scheiß aufgeblasenes business-ego-runterhol-phone nervt dermaßen. wieviel zahlen die euch für diese Propaganda? Wir reden hier von einem verfickten telefon hey, für sowas gibts Telefon-Fachmagazine! Ach nein, ich vergaß, es geht hier um ein Lebensgefühl, Erlebnis-Telefon, ein Haste-das- biste-was!. "mit "Doppelkern-Hauptprozessor" ,"echtem full HD" , "Siri beindruckt", "Sag Mike ich komme gleich"(igitt). Wie sind die SAR-Werte, was für Material wird da verbaut, wie ist die Nachhaltigkeitsbilanz? Kein Wort. Als gäbs nichts wichtigeres auf Erden, über das man auf Seite 1(!) berichten sollte...traurig, liebe taz.

  • S
    Sektenbeauftragter

    Oh Mann, weltweit verrecken Millionen Menschen, weil sie nichts zum fressen haben, und die Anhänger der Apple-Sekte lassen das Gesicht hängen, weil das neue Eierphone kein richtig neues ist. Was soll das denn?

     

    Schon mal was von Resourcenverschwendung etc. gehört? Habt Ihr irgendwo noch einen zweiten Planeten als Ersatz? Wenn solche Geräte nicht mindestens 10 Jahre genutzt werden (frühere Radios und Fernseher wurden über viele Jahrzehnte betrieben), dann dreht sich die Schraube der Energie- und Resourcenvergeudung immer schneller abwärts. Und wenn die Welt dann von Elektroschrott überquillt und es keine Rohstoffe und Nahrungsmittel mehr gibt, dann könnt Ihr ja mit eurem schmucken Eiphone Käpt´n Spock um Hilfe anrufen.....

  • K
    Korrektur

    Wie ich dass/das-Fehler hasse - vor allem wenn ich sie bei bezahlten Redakteuren entdecke:

     

    "Man kann Tim Cook nur wünschen, dass das erste neue Produkt, dass der Steve-Jobs-Nachfolger als Apple-Chef am Dienstagabend deutscher Zeit im kalifornischen Cupertino vorstellte, nicht die Richtung vorgibt, in die sich Apple nun entwickelt"

     

    Finde den Fehler: http://www.dassdas.com/

  • U
    Uwe

    Geht's auch etwas kritischer? v.a. von einer zeitung, die sich die Themen "Nord-Süd" und "nachhaltiges Wirtschaften" auf die Fahnen schreibt. Diese immer kürzer werdenden Produktzyklen verschlingen ein Haufen Rohstoffe und Energie (schon bei Produktion). Ein fest eingebauter Akku macht das 4S zum sicheren Elektroschrott der nächsten Jahre.