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Kommentar Israels SiedlungsbauSiedlungen als Strafe

Kommentar von Susanne Knaul

Die Zeit arbeitet gegen Israel. In allen Nachbarstaaten gewinnt Volkes Stimme an Gewicht, und die war stets auf der Seite der Palästinenser.

I sraels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu versucht, Neubauten in Siedlungen in den besetzten Gebieten mit den einseitigen Schritten der Palästinenser in New York zu rechtfertigen. Das ist armselig. Die Regierung in Jerusalem braucht keinen Grund, um Siedlungen auszubauen.

Sie tut es, weil sie einerseits niemand daran hindert und weil andererseits mit jedem neuen Haus im besetzten Gebiet die Zweistaatenlösung und der Abzug aus dem Westjordanland immer unmöglicher werden.

Die Palästinenser zogen mangels eines Partners für Friedensverhandlungen nach New York. Sie versuchen, ihren eigenen Staat an Israel vorbei zu erreichen. Und die internationale Solidarität ist auf ihrer Seite. Seit dem Gazakrieg vor knapp drei Jahren, dem Marinedesaster im Sommer 2010 und dem hartnäckigen Festhalten am Siedlungsbau bewegt sich Israel immer weiter ins internationale Abseits.

privat
SUSANNE KNAUL

ist Korrespondentin der taz und berichtet aus Israel.

Weltweit bricht ihm ein Verbündeter nach dem anderen weg. Nur die USA halten Israel wacker die Stange - und ermöglichen damit die fortgesetzt kompromisslose Haltung Jerusalems in Sachen Siedlungsbau.

Die Zeit arbeitet gegen Israel. In allen Nachbarstaaten gewinnt Volkes Stimme an Gewicht, und die war stets auf der Seite der arabischen Brüder, der unter Besetzung lebenden Palästinenser. Dass sich das Kräfteverhältnis verschiebt, kann auf die Dauer auch in Israel nicht ignoriert werden.

Schon jetzt übt die Regierung in Jerusalem auf ägyptische Intervention hin mit gutem Grund Zurückhaltung und vermied bislang allzu scharfe Vergeltungsmaßnahmen für den Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen in dieser Woche. Denn eine Eskalation des Konflikts in Israels Süden würde die Beziehungen zu Kairo einfrieren.

Nach dem Verlust des starken Partners Türkei bliebe Netanjahu dann einzig Jordaniens König Abdullah als Verbündeter in der Region. Um die Beziehungen zu den Nachbarn zu retten, muss Israel auf die Palästinenser zugehen, statt sie zu bestrafen.

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Redakteurin Meinung
1961 in Berlin geboren und seit 2021 Redakteurin der Meinungsredaktion. Von 1999 bis 2019 taz-Nahostkorrespondentin in Israel und Palästina.
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8 Kommentare

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  • E
    end.the.occupation

    >> Vergleicht das mal die Aufnahme der jüdischen Flüchtlinge nach 1949, die aus arabischen Ländern vertrieben wurden. Die haben in Israel Häuser gebaut, Firmen gegründet und ein blühendes Land erschaffen. Integrationsfähigkeit lautet das Zauberwort,

     

    a. Die Geschichte von der flächdendeckenden Vertreibung der Juden aus den arabischen Ländern - nach erfolgreicher nakba - ist eine Legende. Zu komplex, um das hier abzuhandeln.

     

    b. Die Häuser wurden entweder den geflohenen pal. Bewohnern geraubt - sehen Sie selber nach, was 'present absentees' sind - oder auf und neben den Trümmern ihrer Siedlungen gebaut, die man zu hunderten geplündert und zerstört hatte.

     

    c. Das Land blühte schon vor 1948 - logischerweise aufgrund der Arbeit der pal. Mehrheit. Die Früchte fielen allerdings den Neusiedlern in den Schoß, während die Palästinenser in den Lagern schmorten - die in den isr. besetzten Gebieten bis HEUTE existieren.

     

    d. Was soll man zu der Integrationsfähigkeit einer Gesellschaft sagen, die das Ergebnis einer massiven Vertreibungpolitik ist?

    Sind die Palästinenser keine Menschen in Ihre Augen. Aha!?

  • DP
    Daniel Preissler

    @antirealist

    Es ist offensichtlich, dass das 2 Paar Schuhe sind: Israel benötigte damals Einwanderer, die brauchen Ägypten, Jordanien und Co. nicht. Dass die Unterbringung der Palästinenser in arabischen Ländern ein Politikum ist und es nicht in erster Linie um die Menschen geht, ist dabei jedoch auch klar.

     

     

    Guter Kommentar, Frau Knaul!

  • E
    end.the.occupation

    >> Die Zeit arbeitet gegen Israel.

     

    Das stimmt - leider zu langsam um das schlimmste zu verhindern.

     

    Aktuell sind auch wieder zwei Schiffe der Gaza-Flotte, die Saoirse und die Tahrir unterwegs nach Gaza.

    Wieder eine Gelegenheit für Israel, sich als Horde brutaler Finsterlinge zu profilieren und noch mehr Leute gegen sich aufzubringen.

     

    http://twitter.com/#!/CanadaBoatGaza

  • A
    Antifaschist

    "In allen Nachbarstaaten gewinnt Volkes Stimme an Gewicht, und die war stets auf der Seite der arabischen Brüder, der unter Besetzung lebenden Palästinenser."

     

    Genau deswegen verhindern die umliegenden Bruderstaaten, dass sich die palästinensischen Flüchtlinge in die dortige Gesellschaft integrieren. Ist doch wesentlich brüderlicher, sie weiter in Flüchtlingslagern wohnen zu lassen...:-) lächerlich..

     

    Vergleicht das mal die Aufnahme der jüdischen Flüchtlinge nach 1949, die aus arabischen Ländern vertrieben wurden. Die haben in Israel Häuser gebaut, Firmen gegründet und ein blühendes Land erschaffen. Integrationsfähigkeit lautet das Zauberwort, aber wir sehen ja nahezu weltweit, wie es Menschen aus dem arabisch-islamischen Kulturkreis damit halten...

  • W
    Willi

    @IJoe: Gilo, sehr geehrter (?) Mitkommentator, lag bis 1967 im jordanisch/palästinensischen Gebiet und war eben KEIN Bestandteil des israelischen Teils von Jerusalem. Erst nach dem 6-Tage-Krieg wurde Gilo durch die neue Gebietsziehung Jerusalems durch die Sieger, Israel also, dem israelischen Großjerusalem zugeschlagen. Gilo ist nach den UN-Regeln bis aktuell durch Israel besetztes palästinensisches Gebiet. Der Bau durch Israel und die sogen. Besiedelung durch Israel ist völkerrechtswidrig. Sicherlich ist Ihnen, Herr IJoe, dies bekannt. Sie betreiben hier lediglich rechts-fschistische Propaganda der israelischen Rechten.

    Die Argumentation der rechts-faschistischen Israelis lautet wie folgt: "...Sie hatten nur zwischen 1948 und 1967 keinen Zugang, weil Jordanien das Gelände besetzt hielt...".

  • I
    IJoe

    Was für ein antiisraelischer Dreck, dieser Kommentar. Gilo wäre bei einer Zweistaatenlösung auf israelischem Gebiet, das nur mal am Rande.

    Schlimm, schlimm, die taz.

  • M
    menschenfreund

    Als Jitzchak Rabin seine erfolgversprechenden Initiativen durchführte, war ihm sicherlich klar, daß es bei den Uneinsichtigen und Radikalen beider Seiten zu Provokationen und bis hin zu Morden kommen würde. Opfer, die er nicht wollte, mit denen leider aber auch zu rechnen war.

    Tragisch, vielleicht aber auch nur „folgerichtig“, daß ausgerechnet er, der wirklichen Frieden durch Ausgleich wollte, zu diesen Opfern - der innerisraelischen Haß-Fraktion - zählte. Angesichts der heutigen israelischen Politik würde er sich wohl im Grabe herum drehen.

    Ob- und wenn ja, welche Rolle Netanjahu spielte, ist – wie so Vieles – in seiner Vita nicht aufgeklärt.

    Faktum: es gehört anscheinend zur „Politik“ seiner Regierung, zunächst zu provozieren, wenn entsprechende palästinensische Reaktionen erfolgen, diese zum Anlaß noch stärkerer Repressionen zu nehmen. Ein perfides Spiel, bei dem die völkerrechtswidrige „Siedlungspolitik“ ( ich nenne es in den weit überwiegenden Fällen Landraub ) eine erhebliche Rolle spielt.

    Vielleicht haben die letzten Aktionen der israelischen Regierung den USA – Verantwortlichen endlich einmal verdeutlicht, daß in Nahost schon längere Zeit der Schwanz mit dem Hund wackelt.

    Es ist höchste Zeit, Israel mit wirksamen Sanktionen zu bestrafen.

  • H
    Hai

    Naja, dass die USA zu Israel halten, ist nicht verwunderlich. Wo sich doch die Frage stellt, wer die USA eigentlich regiert.