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Facebook wird googleisiertSuchroboter findet Saufkommentar

Googles neue Software kann bisher unzugängliche Netzinhalte erfassen. Wer über Facebook auf Websites kommentiert, landet mit Klarnamen in der Suchmaschine.

Sieht so etwa der upgedatete Google-Suchroboter aus, der unschuldige Facebook-Nutzer künftig beim Klarnamen nennt? Bild: image / imagebroker / saurer

Wer auf seiner Lieblings-Website via Facebook Kommentare abzugeben pflegt, musste bislang nicht damit rechnen, dass man diese auf Google wiederfindet. Das hatte technische Gründe: Die Kommentare sind mit Hilfe der Web-Programmiersprache JavaScript in die Fremdseiten eingebaut worden - auf eine Weise, die sie für Suchmaschinen unsichtbar machte.

Damit ist es aber nun vorbei: Wie Google-Ingenieure in einem firmeneigenen Fachblog vor wenigen Tagen bekannt gaben, kann der Suchroboter des Internetdienstes auch diese Kommentare nun erfassen.

Immer mehr Websites verzichten auf ein eigenes Kommentarsystem. Sie lassen Facebook diesen Job erledigen. Mit wenig Aufwand kann der Seitenbetreiber die Technik des sozialen Netzwerks integrieren, was ihm einige Vorteile bringt: So muss er sich nicht mehr mit anonymen Kommentatoren herumplagen, denn die "Facebook Comments" können nur von Menschen mit Facebook-Zugängen geschrieben werden - und die müssen laut der allgemeinen Geschäftsbedingungen von Facebook ihren Klarnamen benutzen.

Außerdem werden mit dieser Technik Kommentare zu Facebook selbst zurückgespielt, was zumindest potenziell dabei hilft, mehr Leser auf den kommentierten Beitrag zu locken. "Wir verbessern damit die Kommentare im Web", heißt es denn auch in Facebooks offizieller Firmenliteratur, und: "Wir erhöhen Verbreitung und Qualität der Beiträge auf Ihrer Seite".

Böse Zungen behaupten, dass die nicht googlebaren Facebook-Kommentare für das Unternehmen bisher auch eine Möglichkeit waren, sich weiter vom Rest des Netzes abzusetzen: Das "volle Kommentarerlebnis" gab es eben nur bei Facebook - inklusive Filterung der einzelnen Beiträge nach sogenannten sozialen Signalen, was beispielsweise Beiträge von Freunden schneller nach vorne spülte.

"Kein passiver Crawler mehr"

Es ist schwer zu sagen, welche Auswirkungen die Googlebarkeit der Facebook-Kommentare auf Fremdseiten haben wird. Klar ist nur, dass Nutzer sich in einem von Suchmaschinen nicht erfassten Raum potenziell offener austobten - auch wenn von Anonymität aufgrund des Zurückspielens der Kommentare zu Facebook keine Rede sein kann.

Die Räume, die Google im Netz nicht zu erfassen vermag, schmelzen sowieso zusammen wie ein Eis in der Sonne. Die für Facebook-Kommentare genutzte Software, die JavaScript dekodieren beziehungsweise Links virtuell anklicken kann wie der menschliche Browser-Nutzer, stopft künftig auch andere ähnliche Angebote in den Google-Index.

Was früher nur für statisches HTML und Dokumente in Formaten wie Word oder PDF galt, gilt nun auch für interaktive Techniken wie beispielsweise Flash: Google will möglichst alles haben.

"Google ist kein passiver Crawler durchs Netz mehr", kommentiert der Fachdienst "Webmonkey". Es sei gut möglich, dass peinliche Kommentare über die letzte Saufparty künftig neben dem Klarnamen im Google-Resultat auftauchten.

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12 Kommentare

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  • S
    Stefan

    Ein wirklich klassischer Fall von PEBCAK. Was keiner Wissen soll, gehört einfach nicht ins Internet. Es ist das falsche Medium für sowas. Ich stell mich doch auch nicht auf den Marktplatz, lass die Hosen runter und beschwere mich im Anschluss, dass die ganze Stadt im Anschluss weiss, dass ich Pickel und Hämorrhoiden habe.

  • M
    Mir

    Ich konnte es nicht fassen als ich meinen Namen gegoogelt habe und nun sehr viele Beiträge von mir auf Facebookfanseiten gesehen. Ich bin fest davon ausgegangen, dass diese Beiträge nur von anderen Fans der FB-Seite gesehen werden können.

     

    Nun wird aber alles bei google angezeigt, wie wenn Facebook meine Posts bei google posten würde.

    Noch viel schlimmer ist, dass die Beiträge auch nach dem löschen immer noch bei google im Suchergenis UND Cache zu sehen sind.

     

    Gerade wenn man sich bewirbt und dann der potentielle Arbeitgeber irgendwelche "lustigen" FB-Posts sieht, ist es komplett vorbei mit lustig!

     

    Damit sind die FB Privatsphäre Einstellungen eigentlich völlig sinnlos, denn mein Profil wird zwar nicht direkt gefunden, aber die ganzen Beiträge von mir.Unfassbar!

     

    googelt euch mal sebst

  • Z
    Zitoneneis

    Das ganze ist natürlich sofort zu unterbinden!

     

    Sehr viele Fakebooktölpel, selbst nutze ich diesen sinnfreien Zeiträuber nicht, posten in den dortigen Kommentaren Namen von Unbeteiligten, also FB-Nichtnutzern, beschreiben deren Verhalten und benennen etwa auch Personen auf Fotos, etwa von Partys, politischen Veranstaltungen, bei der Ausübung von Hobbys etc. Die Privatsphäre aller dieser Menschen wird einfach aufgrund rein ökonomischer Motivationen dieses Menschheits-Schädlings FB ausgeschlachtet.

     

    Denker blockieren dieses diktatorische FB-System jetzt, ansonsten ist es für die Freiheit der Menschen fast schon zu spät!

  • G
    Gertrud

    Ich finde das gut. Dann kann man die, die saufen, von denen trennen, die nichts mit Alkohol und Drogen am Hut haben!

  • L
    Liam

    Und was ist daran nun so schlimm? Wer meint, sich da wie die Axt im Walde benehmen zu müssen, der ist doch selbst schuld! Davon abgesehen: "Freunde" bei fb finden die comments eh und potentielle zukünftige Arbeitgeber auch. Man bietet also den potentiellen Anwärtern auf den Darvin-Award nur ein breiteres Publikum. Keine Sorge, aufhören werden die "ach so lustigen" Beiträge eh nicht. Schaut euch yt an, die Leute machen sich gerne zum Affen und je mehr es sehen, um so besser!

  • FR
    Florian Rücker

    Sorry, aber den Artikel finde ich nicht gut.

     

    1. TAZ Kommentare werden doch auch von Google eingelesen.

     

    2. Google ließt seit mindestens einem Jahrzehnt nicht-statische dynamische Dokumente ein (.php). Außerdem hat das einlesen von z.B. Flash-Dokumenten doch gar nichts mit dem privacy-problem von Facebook zu tun

     

    3. Crawler sind immer aktiv, vorallem der von Google

     

    4. Wieso Kommentar zur letzten Saufparty? Es geht hier doch hauptsächlich um Kommentare zu Fremdseiten wie Newsportale etc. Das ist irreführend.

     

    Das Kernproblem wurde nicht ausführlich genug diskutiert: das die vollen Namen, die verlinkten Namen, vor den Kommentaren stehen.

  • M
    Marvin

    Nicht nur, was man "auf Webseiten kommentiert", nein, alles, was man auf irgendwelchen Seiten innerhalb Facebooks öffentlich kommentierte, steht nun bei Google!

  • M
    Mathias

    An dieser Stelle sei noch einmal jedem FB-, VZ-, Youtube-, Twitter-, MisterWong- oder Google(+)-Nutzer (und wie sie alle heißen) ans Herz gelegt, nicht seinen Realnamen zu benutzen. Ich würde sagen, rund 30 Prozent nutzen sowieso einen nickname. Wenn FB die alle löschen würde, wären die nächsten Quartalszahlen aber gehörig versaut...ich denke, vielmehr wird FB auch auf die offizielle Realnamen-Pflicht in naher Zukunft verzichten oder die bestehende "Kulanz" beibehalten...

  • H
    Hauke

    "Google will möglichst alles haben."

    Neutral ausgedrückt will Google möglichst alle öffentlichen Inhalte auffindbar machen.

  • SR
    such roboter

    In vielen Ländern sind Oma, Ehefrau, Geliebte, Schützenverein, Fußballclub, Schulkollegen und Arbeitgeber eh auch bei Facebook und können die Kommentare sehen.

    Von daher wäre zu vermuten, das man sich dort eher anständiger benimmt als in vielen anderen Foren weil leider konstruktive Foren in der Minderheit sind :-(

  • M
    Märchenonkel

    Woher kommt denn die Mär, man müsste bei fb seinen Klarnamen benutzen?

     

    Wer sich 5 Minuten in fb umschaut wird feststellen, dass es sehr viele User gibt, die das nicht tun.

     

    Dass User per e-mail Adresse und IP identifizierbar sind, ist natürlich was anderes. Aber das ist hier ja wohl nicht gemeint, denn die Kommentare sind ja erstmal durchaus "anonym", wenn sie vom User "Mickey M." oder "Donald D." verfasst werden.

     

    Hat nicht mittlerweile sogar Google+ seine Klarnamenpflicht zurückgenommen?

  • N
    Nico

    "Google will möglichst alles haben."

     

    Warum auch nicht? Ist für mich (den Suchmaschinenbenutzer) doch ein Vorteil.

    Die Seitenbetreiber, die Content nicht im Index sehen möchten, können das auf einfachste Art und Weise verhindern.

     

    Und wer bei facebook meint, seine Geistige-Unterschicht-Kommentare loszuwerden, ist eh' selber schuld ;)