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Farbe als Masse

Der Maler und Kunstprofessor Dieter Krieg, ein Vertreter der expressiven Figürlichkeit, starb in seinem Atelier

Relief-Landschaften aus Acryl und Öl. Wuchernde Strudel aus Farbe. Dieter Krieg monumentalisierte „banale“ Alltagsgegenstände ins Monströse. Jetzt ist er im Alter von 68 Jahren in seinem Atelier in Bergheim bei Köln gestorben. Der Maler, der 1958 bis 1962 an der Kunstakademie Karlsruhe beim Holzschneider HAP Grieshaber und Herbert Kitzel studiert hatte, war einer der Hauptvertreter des Figurativen Expressionismus. In Düsseldorf erhielt er 1978 eine Professur.

Bereits in den 1960er Jahren galt Krieg als einer der eigenwilligsten Maler seiner Generation, arrangierte anfangs körperliche Versatzstücke in beunruhigende Konstellationen. Die Dicke seines Farbauftrags war enorm. Ein Jahrzehnt später folgten die banale Objekte. Der Künstler malte riesige „Spiegeleier“, auch mal eine mächtige blauweiße Gans und zeigt so die mögliche Größe von Bildern. Dafür schraubt er ihre Präsenz in musealen Räumen immer höher. 1978 vertritt er Deutschland bei der Biennale in Venedig.

Dieter Krieg, in Lindau am Bodensee geboren, wurde am Samstag tot aufgefunden. Er hatte zurückgezogen in seinem Atelier gelebt, seit seine Frau vor einem Jahr gestorben war. Sein Hauptinteresse, so erklärte der Künstler einmal, „gelte dem Schock durch das bedeutungslose Objekt“. Subjektiv gesehen sei das oft absurd. 1976 ließ er innerhalb von 22 Tagen und Nächten von 19 Männern und Frauen laut alle in den 36 Bänden eines Fachlexikons aufgezeichneten Künstlernamen verlesen. Titel der ungewöhnlichen Aktion: „Allen Malern herzlichen Dank.“ PEL

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