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Kommentar Moscheebau in KölnKöln oder Ankara?

Pascal Beucker
Kommentar von Pascal Beucker

Die Türkisch-Islamische Union (Ditib) muss sich entscheiden, ob sie bereit ist zur Transformation hinein in die bundesdeutsche Gesellschaft.

E s herrscht Waffenstillstand im Streit über den Bau der Kölner Zentralmoschee. Aber er ist brüchig und nur dem Druck der Stadt zu verdanken. Ob es Exoberbürgermeister Fritz Schramma gelingt, die Türkisch-Islamische Union (Ditib) wieder zur Zusammenarbeit mit dem Architekten Paul Böhm zu bewegen, bleibt offen. Die Kölner müssen weiter mit der Angst vor einer Bauruine leben.

Konflikte zwischen Bauherrn und Architekten sind nicht unüblich. Zumal, wenn es um sehr viel Geld geht, wie auch beim Weltstadthaus des italienischen Stararchitekten Renzo Piano. Aber beim Moscheestreit geht es um mehr: Soll in Köln ein modernes, offenes islamisches Gotteshaus als sichtbares Zeichen des Angekommenseins entstehen - oder nicht?

Der neue Ditib-Vorstand ringt um eine Antwort, die sein konstruktiv agierender Vorgänger schon gefunden zu haben schien. Das hat mit der veränderten Großwetterlage in der Türkei zu tun. Dort fährt die Regierung zunehmend einen nationalistischen und islamischen Kurs. Und der hinterlässt auch in der Kölner Ditib-Zentrale Spuren, die immer noch als Außenposten Ankaras fungiert.

privat
PASCAL BEUCKER

ist NRW-Korrespondent der taz.

Ditib muss sich entscheiden: Ist die mitgliederstärkste Migrantenorganisation Deutschlands bereit zur Transformation hinein in die bundesdeutsche Gesellschaft? Oder bleibt sie weisungsgebundene Filiale des Amtes für religiöse Angelegenheiten (Diyanet) der Türkei? In letzterem Fall verliert die Ditib ihre Existenzberechtigung.

Nicht nur weil sie Integration behindert. Sondern weil sie kein Ort mehr wäre für jene Muslime mit türkischer Zuwanderungsgeschichte, die längst weder "Gastarbeiter" noch "Ausländer" mehr sind. Ihr Bezugspunkt ist die Bundesrepublik - nicht die Türkei. Der weitere Verlauf des Kölner Moscheestreits wird zeigen, ob die Ditib bereit ist, diesen Weg mit zu gehen.

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Pascal Beucker
Inlandsredakteur
Jahrgang 1966. Arbeitet seit 2014 als Redakteur im Inlandsressort und gehört dem Parlamentsbüro der taz an. Zuvor fünfzehn Jahre taz-Korrespondent in Nordrhein-Westfalen. Seit 2018 im Vorstand der taz-Genossenschaft. Sein neues Buch "Pazifismus - ein Irrweg?" ist gerade im Kohlhammer Verlag erschienen.
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14 Kommentare

 / 
  • O
    olli

    Herr Beucker, ihr Wunsch in allen Ehren, aber ich glaube nicht daran, dass die DTIB ein Interesse an "einem modernen, offenen islamischen Gotteshaus als sichtbares Zeichen des Angekommenseins" hat. Es wird so enden wie beim "Wunder von Marxloh". Erst werden "gemäßigte" islamische Kräfte (was auch immer das bedeuten soll) mit diesen Projekten betraut, um eine hohe Akzeptanz und Unterstützung in Politik und Bevölkerung zu erzielen. Sobald das gelaufen ist, kommen die weniger "Gemäßigten" ans Ruder. Mit Integration hat das alles nichts zu tun, hier will man einfach seinen Stiefel durchziehen und das bitte ohne Einmischung der deutschen Mehrheitsgesellschaft.

  • M
    Matthias

    Der Artikel ist aus mehreren Gründen unpräzise und unseriös geschrieben.

     

     

    1) "Aber beim Moscheestreit geht es um mehr: Soll in Köln ein modernes, offenes islamisches Gotteshaus als sichtbares Zeichen des Angekommenseins entstehen - oder nicht?"

     

    Diese Entscheidung ist längst getroffen, alle demokratischen Instanzen sind durch, sonst hätte man wohl nicht angefangen zubauen! Jetzt müssen sich die Parteien über die Endsumme und -arbeiten einig werden, und Kölle Allaf.

     

     

    2) "Das hat mit der veränderten Großwetterlage in der Türkei zu tun. Dort fährt die Regierung zunehmend einen nationalistischen und islamischen Kurs. Und der hinterlässt auch in der Kölner Ditib-Zentrale Spuren, die immer noch als Außenposten Ankaras fungiert."

     

    Ja, der Ditib, Außenposten für die bösen Islamisten! Dabei hat der Oberste Bösewicht Erdogan sein Volk letztes Jahr ein Geschenk beschert, von dem wir aufgeklärten Europäer nur träumen dürfen: ein demokratisches REFERENDUM.

     

     

    3) "In letzterem Fall verliert die Ditib ihre Existenzberechtigung."

     

    Prima, Herr Beucker. Wegen eines in der Baubranche nicht unüblichen Bauherrenstreites entscheiden Sie nun, wann und wo welche Vereine geschlossen werden. Hut ab für Ihr Demokratieverständnis! Im Übrigen, ist es so unmöglich, den Gedanken zu wagen, dass die Ditib in dieser Bauangelegenheit evtl. RECHT haben könnte? (*autsch*)

     

    Mittlerweile wohne ich im wunderschönen Hamburg nach vielen genussvollen Jahren in Kölle. Wir haben hier ein riesiges Finanzloch namens "Elbphilharmonie". Und dennoch: sie ist und wird wunderschön, und sie wird gebaut.

     

    Hier jedenfalls redet keiner ernsthaft darüber, die tragenden Vereine zu schliessen und die üblen Hanseaten zurück an ihren Vorposten zu schicken!

     

    TAZ, das könnt Ihr nächstes Mal bestimmt besser. Inshallah!

  • FK
    Fast Kölner

    Autor Beucker wohnt seit 20 jahren in Köln und macht sich wohl zurecht Sorgen, dass eine fremdgesteuerte DITIB den türkischen Mitbürgern, die zumeist genug -echte- Probleme haben, das Wasser abgräbt.

    Da geht es in Köln um mehr als um die Machtspielchen türkischer Funktionäre in Ankara. Türkische Kölner brauchen die Integration in Köln.

    Der Bau sieht nach der dritten Umplanung zweischalig eh wie ein abgeschaltetes AKW aus.

  • HL
    Hans Lotus

    Mohammad

     

    Bitte wo geht es denn hier um den Islam? Es geht um die Ditib als Arm der Diyanet der Türkei, also um das Hineinregieren einer ausländischen Behörde nach Dautschland.

  • M
    miri

    @Mohammad: O Mann, nee! So geht Diskutieren echt nicht. Willste wahrscheinlich auch gar nicht. Nur abstempeln, "islamophob", Punkt, aus. Ob Du damit das Wort "islamophob" so verharmlost, dass es irgendwann salonfähig wird, ist Dir egal, oder?

     

    Also, Dir zuliebe, Mohammad, hier mein künftiges Glaubensbekenntnis:

    Alles, was MuslimInnen machen, ist richtig, auch wenn sie einander widersprechen, auch wenn sie -- wie in Köln -- ihre Pläne und Vorgehensweisen ändern; nichts darf infrage gestellt werden, alles war vorher richtig, und alles ist hinterher auch richtig. Sonst ist es islamophob. Nur Muslime sind nie islamophob, auch nicht, wenn sie einander umbringen.

     

    Und wenn Du mir nicht zustimmst, ist das frauenfeindlich, kapiert? Ist ja wohl klar!

  • H
    Hasso

    Gibt man der DITIB den kleinen Finger-, will sie die ganze Hand! Und Schramma ist stets da zu finden, wo etwas nicht stimmt. Siehe Sparkassen-Skandal, Stadtarchiv und jetzt die Moschee. Das sind diejenigen, die man lieber nie gesehen hätte, es aber immer wieder verstehen durch Klüngelei auf den Beinen zu bleiben. Ich glaube, wenn man auf dem Weg nach oben nicht erwischt wird, hat man das Geld als Moralersatz. Und ein starkes Polster überlistet sogar

    die Körpersprache.

  • M
    Muhammad

    Ich kann keine islamophibie erkennen.

  • H
    Hatem

    Die Frage "Köln oder Ankara" stellt sich nicht, wenn man nicht ein Wunschdenker ist. Die Frage stand noch nie. Die DITIB ist schon immer der Arm Ankaras gewesen. Wer die Äußerungen von MP Erdogan kennt, "Assimilation ist ein Verbrechen" usw., der weiß, dass die türkische Politik nicht integrierend wirken will.

     

    Was jetzt in Köln passiert ist eine Farce. Aber sie kann niemanden überraschen, der sich auch nur minimal mit der DITIB beschäftigt hat.

    In Duisburg ist es mit der Merkez-Moschee (ebenfalls DITIB) ähnlich gelaufen. Da gab es zwar in der Bauphase keinen größeren Streit, aber von dem Integrationsprojekt, so wie die DITIB es leichtgläubigen deutschen Politikern weismachte, ist nichts geblieben. In der Moschee haben die DITIB-Hardliner das Ruder übernommen und die "moderaten Muslime" verdrängt.

     

    Nachzulesen u.a. hier:

    "Richtungsstreit um den Moscheeverein

    Zweifel am "Wunder von Marxloh""

     

    http://www.wdr.de/themen/kultur/religion/moschee_duisburg/100407.jhtml

     

    Und da überrascht es noch jemanden, was jetzt in Köln passiert?

  • B
    Ben

    Gegenfrage: was soll diese christophobe Ditib?

  • W
    Witzig

    Die Ditib zieht die Nummer nicht zum erstenmal ab. Die Islamkritiker wurden als Nazis bezeichnet.

     

    Jetzt stellt sich raus: Die Islamkritiker hatten schon in Duisburg und jetzt auch in Köln recht.

     

    Wenigestens wird heute darüber geschrieben.

     

    Danke taz für das Nichtleugnen.

  • AM
    An Mohammad

    An welcher Stelle wurde denn die Religion der Beteiligten kritisiert? Es wird eine Einstellung kritisiert (wie das in freiheitlichen Ländern üblich ist) und klar gesagt, dass Muslime von solch einer Organisation möglicherweise nicht gut vertreten sein könnten.

  • S
    Sozialpädagoge

    Als Kölner habe ich den Moscheebau stets befürwortet und bei deutschen Freunden dafür geworben. Nicht befürwortet habe ich dagegen die Realisierung durch eine Organisation wie Ditip, die ich für verfassungsfeindlich halte und die in ihrer Abhängigkeit von der türkischen Regierung in der BRD nichts zu suchen hat.

    Die Türken und Türkinnen, mit denen ich gemeinsam studierte, denken mehrheitlich ebenso.

    Stellen sie sich nur mal vor. es gäbe in der BRD ein Religionsministerium o.ä., welches in der Türkei den Bau von Kirchen und Kathedralen betreiben würde und dann noch versuchte die türkische Projektleitung um ihren Lohn zu betrügen bzw. ihr Unfähigkeit, Vertragsbruch o.ä. vorwerfen würde. Was glauben sie wohl was dann los wäre...

  • M
    Mühümmüd

    Ey Mohammed, im Artikel gibt es nicht ein einziges islamophobes Wort. Was soll also diese Unterstellung? Ditibphob mag der Artikel ja sein. Und das wundert auch nicht, so wie sich dieser Verein hier gebärdet!

  • M
    Mohammad

    Was soll dieser islamophober Artikel?