Kommentar Arabische Liga & Syrien: Scheichs versuchen den Spagat

Die Arabische Liga will nun den Dialog mit der syrischen Opposition aufnehmen. Damit versucht sie, aus der Ecke der Reformgegner auszubrechen.

Die Arabische Liga ist nicht bekannt dafür, je zur Lösung von Konflikten in oder unter ihren 22 Mitgliedstaaten beigetragen zu haben. Deswegen mag das Engagement gegen Syrien überraschen, doch es ist schlicht eine Reaktion auf die Umwälzungen in der arabischen Welt.

Ein Anfang wurde im März gegenüber Libyen gemacht, als die Liga einer Intervention zustimmte, wenn auch nur mit minimaler arabischer Beteiligung: Gaddafis Libyen war bei den Mitgliedern mehr als unbeliebt, Syrien hingegen gehört historisch zu den Kernländern der Region.

Eine weitere Eskalation dort birgt nicht nur in den Augen der Liga innen- wie außenpolitische Gefahren. Die konservativen Herrscher auf der Arabischen Halbinsel fürchten ein Übergreifen des Protestes und der Rebellion und sie versuchen nun den Spagat: Damaskus zu Reformen und einem Ende der Gewalt aufzufordern, während die Reformbereitschaft daheim gering bleibt.

ist Autor der taz.

Dass man nun auch den Dialog mit der syrischen Opposition aufnehmen will, dürfte ein zusätzlicher Versuch sein, aus der Ecke der Reformgegner auszubrechen.

Was Länder wie Saudi-Arabien und Katar - treibende Kräfte bei den Syrien-Bemühungen der Arabischen Liga - jedoch auch antreibt: Das syrische Regime ist ein enger Partner des Iran und ihnen damit ähnlich suspekt wie Teheran. Da gibt es historische Grenzstreitigkeiten, den Argwohn gegenüber der iranischen Atompolitik und die Konkurrenz zwischen Sunniten und Schiiten.

Das ist ideales Material für eine Theorie einer USA-gesteuerten "Verschwörung", von der Damaskus bereits spricht. Aber die Arabische Liga verfolgt eher ihre eigenen Interessen: aus der arabischen Rebellion hervorzugehen, ohne von deren Bazillus angesteckt worden zu sein.

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