Kommentar Zuwandererquoten: Ungeschickter Schachzug

Die Harksheider Abstimmung hat ein Doppelgesicht: auf der einen Seite Sozialtechnik, auf der anderen Ressentiment. Fatal ist das Signal, das davon ausgeht.

Mit der Abstimmung über mögliche Einwandererquoten in der Anlage hat der Vorstand des Kleingartenvereins Harksheide im doppelten Sinne in ein Wespennest gestochen: Wie er selbst sagt, war er überrascht über den großen Unmut der Mehrheit seiner Mitglieder. Dazu kam noch die einhellige Ablehnung und massive Kritik der Öffentlichkeit.

Wohlwollend betrachtet, könnte man im Harksheider Vorstoß den Versuch sehen, mit Hilfe von Sozialtechnik für harmonische Verhältnisse in der Kolonie zu sorgen. Denn, so betont der Vorstand, es gehe nicht darum, keine Migranten dort zu haben - sondern darum, nur so viele aufzunehmen, dass sie auch integrierbar seien. Vollkommen abwegig ist das nicht.

Leider ist es aber auch nicht abwegig, bei einigen, die für die Quote gestimmt haben, Ressentiments zu vermuten. Fatal ist das Signal, das von solchen Abstimmungen ausgeht: Ganz gleich wie sie gemeint sind - sie stigmatisieren Gruppen. Sie schreiben Kollektiven ein Fehlverhalten zu, für das einzelne verantwortlich sind. Und das, nachdem gerade erst bekannt geworden ist, dass Rechtsradikale im ganzen Land gezielt "Ausländer" ermordet haben.

Bedenkenswert ist, dass sich der Vereinsvorstand mit der Aufgabe namens Integration allein gelassen fühlt. Dass die Politik hier mit Angeboten statt mit Zwang auf die Einwanderer zugeht, ist überfällig.

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