piwik no script img

Norweger leiden unter MilchquotenLuxusgut Butter

Die Butterpreise in Norwegen sind explodiert. Schuld: die Bürokratie. Sie kalkuliert das Wetter und die Nachfrage falsch und hat so zu geringe Milchquoten erlassen.

Das können sich in Norwegen nur die oberen Zehntausend leisten. Bild: dpa

STOCKHOLM taz | 20 Euro für ein Päckchen Butter? Das Verkaufsangebot gehörte am Dienstag noch zu denen mit dem niedrigsten Preisen auf Norwegens Internetkleinanzeigenmarkt www.finn.no. Einzelne Wucherangebote lagen zehnfach höher. Butter ist mitten in der Plätzchenbackzeit Mangelware in Europas reichstem Land.

Es war regional ein ausgesprochen verregneter Sommer, und viele norwegische Kühe lieferten weniger Milchfett als in "normalen" Jahren. Gleichzeitig stieg die Nachfrage um ein Viertel. Essenszubereitung mit natürlichen Fetten feiert ein Comeback.

Darauf war die Bürokratie nicht vorbereitet. Jedem Bauern sind strenge Milchquoten zugeteilt, die bei Drohung von Strafzahlungen nicht überschritten werden dürfen. Gleichzeitig hat man die eigene - teure - Lebensmittelproduktion mit hohen Einfuhrzöllen nach außen abgeschirmt.

Während Schweden, wo es im Herbst ebenfalls zeitweise Butternachschubprobleme gegeben hatte, eigene Produktionsausfälle über verstärkte Einfuhr aus Dänemark und Deutschland kompensieren konnte, wachte man in Norwegen zu spät auf. Zwar wurde Anfang Dezember der übliche Zollsatz von 80 Eurocent pro Halbpfundpäckchen Butter gesenkt, doch das ist vor allem wegen der Befristung bis Monatsende für ausländische Unternehmen kein Anreiz, ihre Lieferungen umzustellen.

Tausende Bauern hätten ihre Milchlieferungen aufstocken und den Produktionsausfall anderer Landwirte ausgleichen können, moserte der Milchbauer Karl Emil Grina in der Zeitung Nationen. Doch solche Flexibilität ist im Quotensystem nicht vorgesehen. Die Zentrumspartei des Landwirtschaftsministers findet die ganze Debatte "provozierend": "Wir klagen hier über Buttermangel, und weltweit hungert eine Milliarde Menschen", sagte Vorsitzende Liv Signe Navarsete.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

5 Kommentare

 / 
  • HK
    Hermann Klemens

    Wie kann das nur passieren, wo die nordischen Länder doch alle so viel bessere Schulen haben als wir Deutschen ...

  • P
    Pantau

    Als offenlebender Raubtierkapitalist dachte ich, als ich von Butterknappheit und explodierenden Preisen in Norwegen hörte: Dann haben die bestimmt 1. Quoten und 2. ihren Markt nach außen abgeschirmt (von norwegischer Wirtschaftspolitik wusste ich bisher lediglich ganz allgemein, dass diese "sozial gerecht", also ganz doll lieb ist...). Daher eine kleine Internetsuche zur Bestätigung meiner lieben Vorurteile und ich wurde nicht etwa zuerst bei der Wirtschaftswoche, sondern bei der TAZ fündig und gieße mir als radikalen Wirtschaftsliberalen der ich bin wegen der wohltuenden Bestätigung meiner eingefahrenen Vorurteile gegen jede Form staatlicher "Verbesserungsversuche" der Lebensumstände jetzt erst mal einen hinter die Binde. Verhalten sich diese Verbraucher doch tatsächlich anders als Papa Schnullerstaat es in seiner Güte und Weisheit geplant hatte. Wer hätte das gedacht? Einer giergesteuerten, eigennützigen, bösen und gemeinen freien Marktwirtschaft wäre das nicht passiert. Prost!

  • E
    emil

    chancen nutzen, von der butter runterkommen!

  • N
    nickik

    Typische Auswirkungen von Interventionistischer Wirtschaftspolitik. Der Markt wird schon Regulieren wiviel Milch die Bauern produzieren (wenn sie die Verluste von überproduktion auch wirklich selber zahlen müssen).

  • BW
    Boykott Walfängernationen

    Na, und? Müssen die Walfresser halt Lebertran nehmen.