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Ist ja klar. Immer schön die Gemeinschaftsschule fordern. Die eigenen Kinder kann man ja auf die privaten Waldorf- oder Montesori-Schulen mit Bioland-Kantinen schicken. Braucht man dann keine Angst zu haben, dass sie zusammen mit Igor, Ömer, Ronny und den anderen Proletenkindern in einer Klasse sind. Denn deren Eltern können sich das ja nicht leisten. Und wenn die Gemeinschaftsschule dann völlig zur Proletenschule verkommt sind natürlich nur die Lehrer schuld. Denn die "setzen dann aus Faulheit das einfach nicht um", was sich die Politiker und Regierungsbeamten in ihren Elfenbeintürmchen ausgedacht haben.
Wie viele der Politikerkinder werden wohl in die Gemeinschaftsschule gehen?
Es gäbe eine einfache - wenn auch nicht kostenlose - Lösung für die deutsche Bildungsmisere. In BW (und einigen anderen Südstaaten)werden ja bisher im gegliederten Schulsystem ganz passable Ergebnisse erreicht. Würde man hier bei den sinkenden Schülerzahlen die Chance nutzen, innerhalb dieses Systems kleinere Lerngruppen (Klassen) einzurichten und die Durchlässigkeit zwischen den Schulformen zu gewährleisten,wär sicherlich eine effizientere Förderung (und Forderung) des einzelnen Schülers möglich als in einer "Gemeinschaftsschule", die aus ideologischen Gründen einfach ein Idealbild des lernwilligen, sich gegenseitig helfenden Schülers propagiert. Diesen Schüler gibt es zwar auch, er wird aber oft - auch durch die politisch-gesellschaftlich zu verantwortende Verdummung und Konsumorientierung - in der Meute der Mitschüler untergehen. Schule soll etwas erreichen (Leistungsbereitschaft, soziales Miteinander usw.), das durch die einflussreichsten gesellschaftlichen Strukturen (Großteil der Medien, Werbung, selbsternannte Bildungsfachleute usw.) gerade verhindert wird. Das Ergebnis wird sich zeigen!
Die Gemeinschaftsschule ist ein Verbrechen, das unser Land noch mehr in den Abgrund stürzen wird.
Am Ende wird man Zustände wie in GB haben - ein desolates staatliches Bildungssystem mit Niedrigststandards, das ungebildete Konsumidioten produziert und in dem lernresistente, gewaltbereite Unterschichtler den Ton angeben. Jeder, der es sich leisten kann, wird seine Kinder auf Privatschulen schicken - gerade auch die grünlinken Gemeinschaftsschulbefürworter, die ihre Kinder en masse auf Waldorfschulen schicken werden.
Verlierer werden die Kinder sein, deren Familien sich das nicht leisten können und die dann trotz Begabung im staatlichen System versauern werden - als Folge der Gemeinschaftsschule wird soziale Mobilität noch geringer werden als sie jetzt schon ist. De facto wird die Gemeinschaftsschule ein Mittel zur Verteidigung von Privilegien (der grünen Klientel) und zur Verhinderung sozialen Aufstiegs werden.
Das Schulsystem muss reformiert werden - aber Gemeinschaftsschule ist der falsche, ja geradezu ein verhängnisvoller Weg.
Und (wieder) mal hält eine Regierung in BaWü nicht ein, was sie vor der Wahl verkündete: Die Lehrerarbeitszeit wird an den Gemeinschaftsschulen einfach für alle auf 27 Std. erhöht. So "billig" kann man natürlich handeln. Nur Akzeptanz wird es so nicht geben. Und ob Rot-Grün nochmal gewählt wird bezweifle ich stark, nach dem S21- und jetzigen Schultheater. Dann wird in 4 Jahren das Schulsystem halt wieder "neu" reformiert. Traurig...
Seit ihren Erfolgen bei den Landtagswahlen im Osten werden wieder Forderungen nach einem Parteiverbot der AfD laut. Wäre das eine gute Idee?
Kommentar Gemeinschaftsschulen in BaWü: Schulfrieden statt Schulreform
Wenn Grün-Rot nicht die Gemeinschaftsschulen aufwertet, wird die richtige Schülermischung fehlen. Und damit auch die Strategie des gemeinsamen Lernens scheitern.
Sie haben also ihr Kind auf den Weg geschickt - und zwar bewusst dünn bekleidet. Der Beschluss der baden-württembergischen Landesregierung, "Gemeinschaftsschulen" einzurichten, aber sie gegenüber anderen Schulformen nicht zu bevorzugen, ist gewagt. Denn Grün-Rot nimmt in Kauf, dass ihr Liebling strauchelt, womöglich sogar stirbt.
Als sie an die Macht kamen, versprachen Grüne und SPD mehr Chancengleichheit durch Gemeinschaftsschulen. Die sollen mit einer "guten Ressourcenausstattung" gewährleisten, dass SchülerInnen individuell gefördert werden und ihre persönlichen Bildungsziele erreichen. Das hat nicht geklappt.
28 Kinder - vom Hauptschüler bis zum Gymnasiasten - sollen in einer Gemeinschaftsschulklasse zusammen lernen. Um sie individuell zu fördern, sind ganze zwei zusätzliche Lehrerstunden pro Woche vorgesehen.
Das heißt, rein rechnerisch kann einE LehrerIn jedem Schüler täglich 38 Sekunden mehr widmen als in einer normalen Schule. Offenbar hat sich die Landesregierung eher von ihrer Angst vor der Realschul- und Gymnasiallehrerlobby leiten lassen als von pädagogischen Notwendigkeiten.
Eltern, die überlegen, ob die neue Schulform für ihr Kind eine Alternative zum Gymnasium sein könnte, wird die Entscheidung pro Gemeinschaftsschule nun schwerfallen. Denn entscheidend für den Erfolg der grün-roten Schule für alle wird sein, ob sich genügend Kinder mit Gymnasialempfehlung anmelden.
Nur, wenn die Mischung aus leistungsstarken und leistungsschwächeren SchülerInnen stimmt, werden die Gemeinschaftsschulen sich gegen die Gymnasien behaupten können. Sonst werden sie zu Schulen zweiter Wahl - und damit wäre das Lieblingskind von Grün-Rot, das gemeinsame Lernen, gescheitert.
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Kommentar von
Anna Lehmann
Leiterin Parlamentsbüro
Schwerpunkte SPD und Kanzleramt sowie Innenpolitik und Bildung. Leitete bis Februar 2022 gemeinschaftlich das Inlandsressort der taz und kümmerte sich um die Linkspartei. "Zur Elite bitte hier entlang: Kaderschmieden und Eliteschulen von heute" erschien 2016.