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Online-Netzwerk "FoWL"Wikileaks sammelt Freund und Feind

Ein eigenes Social Network namens "FoWL" soll die Wikileaks-Unterstützer organisieren – und damit den Betrieb der Plattform sicherstellen. Kann das funktionieren?

So sieht sich "FoWL" selbst: Kleine Vögelchen, die rund um die Welt zwitschern. Bild: Screenshot wlfriends.org

Die Whistleblowing-Plattform Wikileaks hat die Maßstäbe der Informationsveröffentlichung im Netz verändert. Immer wieder veröffentlicht die oft totgesagte Internetseite Daten und Dokumente, die so bislang nicht verfügbar waren.

Und immer wieder stehen die Seite und ihre Macher unter Beschuss, wird technisch wie juristisch angegriffen. Doch Wikileaks ist nicht kleinzukriegen, und das liegt vor allem an einem großen Kreis an Unterstützern, die den radikalen Transparenzanspruch teilen und technisch, finanziell, juristisch und organisatorisch Schützenhilfe leisten. Die wollen die Betreiber nun sammeln und untereinander besser vernetzen: "Friends of Wikileaks", kurz FoWL. ist ein Social Network, dass dies leisten soll.

Wikileaks ist kein bescheidenes Projekt. Und ganz im Stil des Lebemannes und Wikileaks-Gründers Julian Assange beschreibt ein Manifest etwas pathetisch – und in holprig übersetzter Eindeutschung – die Ziele: über die Plattform wolle man Unterstützung "jedem zukommen zu lassen, der sich aufgrund der Veröffentlichung von Informationen zur Erwirkung einer gerechteren Gesellschaft in Gefahr befindet." Darunter macht man es bei Wikileaks einfach nicht.

Zwölf passende Freunde

Funktionieren soll das Soziale Netzwerk nach ähnlichen Kriterien, wie auch die großen Geschwister vom Typ Facebook: Fowl, was auf Deutsch mit Geflügel übersetzbar wäre, soll künftig das Federvieh der Wikileaks-Freunde miteinander in Kontakt bringen.

Vorerst passiert auf der Website allerdings nach einer Anmeldung gar nichts: erst, wenn eine entsprechende Mindestanzahl an Nutzern auf der Seite registriert ist, will man mit dem "Pattern Matching" starten – und dann jedem angemeldeten Wikileaks-Freund zwölf passende Freunde, sortiert nach selbstgewählten Sprachpräferenzen, anbieten.

Erreichbar ist die neue Seite über den französischen Provider Gandi bei der digitalen Wikileaks-Heimstatt OVH: Der französische Hostinganbieter, der zu den größten Webseiten-Speicherplatzanbietern im ganzen Internet gehört, wurde im Dezember 2010 für Wikileaks zum Fluchtort, Protesten des französischen Industrieministers Eric Besson zum Trotz.

Dieser hatte versucht, den Anbieter über eine französische Behörde zur Löschung und Vertragsauflösung auffordern zu lassen. Der Anbieter, gegründet 1998 vom polnischen Einwanderersohn Octave Klaba, widersetzte sich dem erfolgreich vor Gericht. Offenbar ist Julian Assanges neuestes Werkzeug bei Klabas Anbieter erst einmal sicher.

Zuhause in Frankreich

Noch unklar ist, was Assange mit Fowl wirklich will. Der Australier, gegen den in Schweden nach wie vor wegen Vergewaltigungsvorwürfen ermittelt wird und der in Großbritannien gegen seine Auslieferung prozessiert, hat bisher keine klaren Hinweise darauf gegeben. Doch mit dem neuen Projekt macht der kämpferische Technikanarchist klar: trotz aller Querelen und Probleme, die Wikileaks in den vergangenen Jahren gebeutelt haben, kann Assange auch neue technische Projekte anschieben.

Ob es dabei tatsächlich eine gute Idee ist, ein Verzeichnis der weltweiten Unterstützer für das umstrittene Projekt zu generieren, muss man hinterfragen. Und ob auf der Plattform am Ende mehr Freunde oder Feinde für das Wikileaksprojekt zu finden sein werden? Daran entscheidet sich, ob die Idee "Fish or Fowl" ist – Fisch oder Fleisch. Und natürlich auch, ob Wikileaks-Gründer Julian Assange wirklich noch genug Freunde hat.

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2 Kommentare

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  • NW
    Netz werk e

    Dann wissen die Republikaner gleich, wen sie überwachen müssen.

     

    Die Presse hat bis heute keinen anonymen Internet-Meldesysteme. Wulff wäre dann vor einigen Jahren schon geregelt gewesen. Jeder Grüne der mitliest sollte mal überlegen wieso Trittin und Nahles 1999 sowas nicht aufgebaut haben.

    Es gibt zehn bis hundert mehr Leute die etwas sehen und mitteilen wollen, aber natürlich nicht abgeholt und schikaniert werden wollen. So wie es aktuell ist, können Politiker und Manager ständig falsch entscheiden. Wenn mehr Schludereien gleich bestraft würden, müssten Manager und Politiker anständiger arbeiten. Beim Fußballspiel wird ja auch nicht vor Gericht bis zum Verfassungsgerichtshof verhandelt sondern gleich die rote oder gelbe Karte.

     

    Dokumente können Wasserzeichen enthalten. Daher sind solche Leaksplattformen nie wirklich sicher auch wenn der Transport sicher ist. Gammelfleisch kühlketten-konform transportieren bleibt trotzdem giftig.

    Aber Sätze wie "Wulff hat sich den Kredit von ... finanzieren lassen" "Künast hat geheiratet" "... ist ein Mitternachtsnotar, fragt Anwalt ... " in ein Formular eingegeben kann man sehr gut absichern. Das lernt man in der Grundvorlesung. Dann hat man jede Woche einen Scoop. Man muss auch Regeln festlegen wie man unklare Meldungen "... betrügt seine Frau..." behandelt, aber das lässt sich regeln. Eine große Leaks-Plattform für Dokumente oder große Dateien braucht man dann gar nicht.

    Wie wir ständig sehen, sind viele Dinge ja vor Jahren passiert und jetzt erst herausgekommen. Landesbanken usw. beispielsweise. Auch die Mitternachtsnotare hätte rot-grün Trittin und Nahles erkennen und verhindern müssen. Schröder ist schliesslich Jurist und Schrottimmobilien gabs schon vor zig Jahren und erst das EU-Gericht hat für Gerechtigkeit gesorgt.

    Auch das seit August die Mitarbeiter nicht bezahlt wurden, hätte man auf diese Weise gleich gewusst. Auf solche scoops systematisch zu verzichten ist schwer seltsam.

    Genossen könnten sich ja mal äußern. Auch Gewerkschaften oder Piraten müssten sowas eigentlich betreiben.

  • B
    Baal

    Worauf bezieht sich die Bezeichnung "Lebemann"? Doch nicht auf die mutmaßliche Vergewaltigung, oder doch? Auf diese Bezeichnung bin ich ebenfalls häufig bei DSK gestoßen, was ich als sehr relativierend empfinde.