piwik no script img

Studien zu VerkehrssicherheitTelefonieren kann tödlich sein

Das Handy hinter dem Lenkrad ist tabu, doch auch die Nutzung von Freisprechanlagen im Auto erhöht das Unfallrisiko drastisch. Experten fordern ein Telefonierverbot für Fahrer.

Beim Fahren lieber weglegen: Das iPhone. Bild: imago

Wer Auto fährt, spricht dabei meist auch mit sich selbst und in den die Fahrt begleitenden Fantasien oft auch mit anderen. Warum also den Dialog nicht gleich in die Realität umsetzen? Warum nicht mit dem Handy? Nun ist das Herumwursteln mit einem kleinen Gegenstand hinter dem Steuer zweifellos gefährlich. Aber mit einer Freisprechanlage zu telefonieren, müsste da doch Abhilfe schaffen!

Falsch - sagen da mehrere in jüngster Zeit erschienene Studien aus Österreich, Schweden den USA, Kanada und Australien. Die Unfallgefahr bleibe in beiden Fällen gleich, schließt zum Beispiel der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) aus den dortigen Unfallstatistiken.

Seine Experten führen dies vor allem darauf zurück, dass räumlich entfernte TelefonpartnerInnen, anders als BeifahrerInnen, die Verkehrssituation nicht mit beobachten und deshalb keine Rücksicht darauf nehmen.

Jedenfalls hat sich der Anteil der tödlichen Verkehrsunfälle, die auf Ablenkung der FahrerInnen zurückgehen, nach den Unterlagen des VCÖ seit 2005 in Österreich fast verdoppelt - von damals 7 auf heute 12 Prozent.

Dass dies auf die zunehmende Verbreitung von Freisprechanlagen zurückzuführen sei, ist allerdings vorerst eher eine Vermutung des Verbands. Denn nach Unfällen wird dort nicht automatisch registriert, ob ein Handy im Spiel war.

Die in den USA für Unfallaufklärung zuständige National Transportation Safety Board hegt allerdings einen ähnlichen Verdacht. Sie berichtet von über 3.000 Todesopfern, die im vergangenen Jahr durch hinter dem Steuer Abgelenkte starben.

Die Behörde fordert für Fahrer ein Verbot von Handys, Freisprechanlagen und jeglichen anderen Geräten zur Kommunikation. Sie beruft sich auf eine Studie des Virginia Tech Transportation Institute, derzufolge der Versand von SMS- und E-Mails sowie Internetnutzung die Unfallgefahr sogar um das 163-Fache steigern.

Ganz konkret nahm sich ein Team der University of Western Australia Telefonrechnungen von PatientInnen vor, die in den Krankenhäusern von Perth lagen, nachdem sie auf regelmäßig von ihnen zurückgelegten Strecken Unfälle gebaut hatten.

In der Untersuchung wurden die Telefonrechnungen direkt vor der Einlieferung der LenkerInnen und auch ältere analysiert. Das Ergebnis: Telefonieren während der Fahrt erhöht das Unfallrisiko um das Vierfache, ganz gleich ob eine Freisprechanlage benutzt wird oder nicht.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

4 Kommentare

 / 
  • U
    ulschmitz

    das handy-verbot nutzt gar nix - egal, ob Lkw-fahrer oder außendienstler oder mutti mit 2 plärrenden kindern, hund und zigarette im mundwinkel - es wird, egal bei welchem tempo, drauflosgequasselt, dass es nicht mehr lustig ist. am schlimmsten die brummi-fahrer, die mit 40 tonnen im dunkeln um eine unübersichtliche kurve brettern, eine hand am handy/ohr, mit der anderen irgendwie am lenkrad - und so konzentriert hinhörend vor sich hingucken statt auf die straße.

    jetzt, morgens, im dunkeln, sieht man sehr genau, wer z.b. während des dichten morgenverkehrs mal eben die SMS auffem handy checkt - und dann erschrocken auf die bremse latscht.

    und alle haben, wenn doch mal erwischt, die härtesten und blödestens ausreden.

    vielleicht erfindet ja vw oder mercedes mal so ein APP, das den motor sofort abschaltet, wenn jemand bei belastetem fahrersitz und rollendem pkw das handy einschaltet.

    bluetoooth usw., freisprechanlage nutzt gar nichts, warum wohl trainieren lufthansa-pilotInnen steuern plus funksprechen längere zeit? weil man ohne genaues training letztlich eben nicht gleichzeitig fahren und quasseln kann.

  • AS
    autofreie Schnecke

    Liebe TAZ, hier ist leider ein Fehler aufgetreten.

     

    Der Artikel muß heißen :

     

    Autofahren kann tödlich sein ! Ich fordere ein Autofahrverbot für Telefonierer (und alle anderen auch!).

     

    Nicht das Telefonieren oder die auch so böse Mobiltelefonstrahlung tötet, sondern die Todestechnologie Auto.

     

    Also : Leute, laßt das Autofahren beim telefonieren. Am besten gleich ganz.

  • E
    ErzieherIn

    Hallo Leute,

     

    danke für die Nachricht. Wollte heute ein Autoradio mit Bluetooth-Funktion kaufen gehen, um einen notorischen Handytelefonierer im Auto besser vor Unfällen zu bewahren. Erziehung zum Vermeiden von Telefongesprächen im Auto ist wahrscheinlich der bessere Weg.

     

    Das wäre sehr genial, wenn ihr mal etwas darüber veröffentlichen würdet, wie überzeugende Argumente bei so einer Erziehung lauten könnten. So im Sinne eurer lebendigen LeserInnen.

     

    Danke!

  • J
    JürgenG

    Jeder Autofahrer, der zu einer objektiven Selbstbeobachtung nicht völlig unfähig ist, weiß das. Mehr gibt´s dazu nicht zu sagen.