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Senator Heilmann und die CDUHerr Heilmann von der CDU

Uwe Rada
Kommentar von Uwe Rada

Senator Heilmann betreibt Politik wie ein modernes Unternehmen. Das stößt in seiner Partei nicht nur auf Gegenliebe.

I n seiner Doku "Herr Wichmann von der CDU" begleitete Filmemacher Andreas Dresen einen CDU-Politiker aus der Uckermark im Bundestagswahlkampf 2002. Er zeigte einen jungen Mann, der kämpfte und zugleich wusste, dass er nicht gewinnen wird. Nun, da Herr Wichmann immerhin im Potsdamer Landtag sitzt, will Dresen eine Fortsetzung drehen. Spannender wäre ein anderer Politkrimi: "Herr Heilmann von der CDU".

Am Mittwoch hat Justizsenator Thomas Heilmann einen Leitfaden vorgelegt, der den Verkauf von Schrottimmobilien erschweren soll. Heilmann hat sich das Papier nicht von seiner Verwaltung schreiben lassen, er hat es selbst verfasst. Abgesehen davon, dass eine Verwaltung dies als Affront betrachten könnte, ist die Sache durchaus erhellend. Zeigt sie doch, dass die Marke Heilmann über allem steht: über einer Senatsverwaltung; und auch über der CDU.

Zu dieser Marke gehört, Politik wie ein modernes Unternehmen zu betreiben: Problem erkennen, Problem kommunizieren, Problemlösung starten. Nicht nur bei den Schrottimmobilien verfuhr der Gründer der Werbefirma Scholz & Friends so, sondern auch bei der Funkzellenabfrage. Das kommt an beim Publikum, das den wulffenden Parteisoldaten zunehmend distanziert gegenübersteht.

Nur: Kommt das auch bei der CDU an, die den Quereinsteiger - zähneknirschend und erst nach der Demission seines Vorgängers - ins Rote Rathaus entsandt hat? Sind seine ersten Vorstöße nicht ein Tritt gegen das Schienbein der konservativen Milieus? Während der Koalitionsverhandlungen hat nicht nur Heilmann mit der CDU gefremdelt, sondern auch die CDU mit ihrem liberalen Aushängeschild. Weitaus größer schien Heilmanns Nähe zur SPD. Wohl auch deshalb kam der 47-Jährige bei der Senatsbildung erst nicht zum Zuge.

Nun hat er es doch geschafft, und Parteichef Henkel hält schützend die Hand über ihn. Aber auch er wird nicht verhindern können, dass mit jeder Idee des Senators die Kluft zwischen der Marke Heilmann und der Marke CDU größer wird. Es sei denn, die CDU nähert sich dem neuen Politikstil an. Falls Heilmann und Henkel das im Hinterkopf haben, dürfen sie es nicht öffentlich machen. Zu groß wäre das Risiko, dass die Union schon bald wieder einen neuen Justizsenator suchen muss.

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Uwe Rada
Redakteur taz.Berlin
Jahrgang 1963, ist Redakteur für Stadtentwicklung der taz. Weitere Schwerpunkte sind Osteuropa und Brandenburg. Zuletzt erschien bei Bebra sein Buch "Morgenland Brandenburg. Zukunft zwischen Spree und Oder". Er koordiniert auch das Onlinedossier "Geschichte im Fluss" der Bundeszentrale für politische Bildung. Uwe Rada lebt in Berlin-Pankow und in Grunow im Schlaubetal.

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