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Montagsinterview mit Heizungsablesern"In manchen Wohnungen geht's drunter und drüber"

Die Ableser Christian Schmeling und seine Frau Ivonne haben viel gesehen: Drogen auf dem Couchtisch, Dildos im Bad, Wohnungen von Promis - aber auch viel Armut und Einsamkeit.

"Wir stumpfen mit den Jahren auch ab", sagt Ivonne Schmeling. Bild: David Oliveira
Interview von Barbara Bollwahn

taz: Frau Schmeling, Herr Schmeling, Sie haben Zutritt zu fremden Wohnungen und Einblick in die unterschiedlichsten Milieus. Was bekommen Sie bei Ihrer Arbeit als Ableser zu sehen?

Ivonne Schmeling: Armut, Reichtum, alle sozialen Schichten.

Christian Schmeling: Während der Ablesezeit sind wir in etwa 80 Wohnungen pro Tag. Sie könnten mich in eine Wohnung stellen, ohne dass der Mieter da ist, und ich könnte Ihnen sagen, ob Russen, Türken oder Deutsche dort wohnen.

Woran erkennen Sie das?

Christian Schmeling: Bei den Russen müssen die Möbel immer glänzend lackiert sein und alle haben Riesenfernseher. Bei den Türken sieht man schwere Gardinenstoffe und große Sessel mit Gebamsel dran. Wenn ich wählen kann zwischen einer Wohnung von deutschen oder türkischen Mietern, würde ich die türkischen vorziehen.

Warum kommen die besser weg als die deutschen Mieter?

Christian Schmeling: Weil die zu 90 Prozent picobello sauber sind. Und Sie finden keine Haustiere bei den Türken. Das ist auch ein Vorteil.

Die Schmelings

Christian Schmeling, 46, und seine Frau Ivonne, 40, betreiben seit elf Jahren einen "Wasser-/Wärme-Ablesedienst" in Lichtenberg, wo sie auch wohnen. Im Auftrag von Messdiensten lesen sie den jährlichen Wasser- und Heizungsverbrauch in Wohnungen in ganz Berlin ab. Eine Ausbildung braucht man nicht für diese Arbeit. Man muss lesen und schreiben können, sollte gut mit Menschen können und gut zu Fuß sein.

Christian Schmeling ist gelernter Sanitärmonteur und für die Wasserzähler zuständig. Ivonne Schmeling hat als Kellnerin und in der Altenpflege gearbeitet, bevor sie in die Firma ihres Mannes einstieg. Sie deckt den Heizungsbereich ab. Schmelings beschäftigen einen fest angestellten Mitarbeiter. In der Hauptablesezeit von Dezember bis Februar kommen zwei oder drei Mitarbeiter auf 165-Euro-Basis vom Arbeitsamt dazu.

Ivonne Schmeling ist nie allein unterwegs, sondern mit einem Mitarbeiter, im Duo als "Schreiber/Ableser". Zum Schutz hat sie Pfefferspray dabei. Christian Schmeling vertraut auf sich selbst.

Und bei den Deutschen sieht es aus wie bei Hempels unterm Sofa?

Ivonne Schmeling: Oft passiert es, dass deutsche Frauen die Tür aufmachen, die sehr nett angezogen sind - aber in den Wohnungen geht es drunter und drüber. Außen hui und innen pfui.

Christian Schmeling: Es gibt auch Unterschiede zwischen dem Ost- und Westteil der Stadt. Im Osten gibt es viele Hausfrauen um die 50, bei denen alles picobello ist. Bei 50-Jährigen im Westen, die besser situiert sind, liegt schon mal Staub und man sieht zum Beispiel an der Golfausrüstung, dass die mehr Wert auf Freizeitgestaltung legen.

Erleben Sie viel Armut?

Christian Schmeling: Oh ja. Ein Klassiker ist der: Eine korpulente Frau öffnet die Tür zu einer großen Wohnung, wo vier, fünf Kinder rumspringen, Mann und Frau die Bude voll quarzen und die Kinder die Eltern nur vor dem Fernseher erleben. Frisches Bier ist immer da, aber keine frischen Laken. In solchen Wohnungen interessieren die Mieter die Heizkosten nicht, weil Vater Staat sie zahlt.

Das klingt nach Dokusoaps im Privatfernsehen, nach "Unterschichtenfernsehen".

Christian Schmeling: Es ist genau so, als wenn man RTL 2 guckt. In 90 Prozent der Hartz-IV-Wohnungen laufen all diese Serien.

Haben Sie viel mit Verwahrlosung zu tun?

Ivonne Schmeling: Bis vor fünf Jahren gab es eindeutig mehr Messiewohnungen als jetzt. Aber oft halte ich die Luft an, weil es so stinkt, und springe schnell durch die Wohnungen. Es sind nicht nur die Mieter, die abstumpfen. Wir stumpfen mit den Jahren auch ab. Gerade gestern hatte ich eine Wohnung von einem jungen Mann, da hätte ich sofort den Kammerjäger holen können.

Warum haben Sie das nicht gemacht?

Ivonne Schmeling: Ich bin nicht die Heizkostenpolizei. Nur auf ausdrücklichen Wunsch der Hausverwaltungen gebe ich solche Informationen weiter.

Was dürfen Sie, was müssen Sie Hausverwaltungen oder Behörden melden?

Christian Schmeling: Aus Datenschutzgründen hat uns das, was wir sehen, nicht zu interessieren. Klar werden Gewerberäume auch schon mal als Wohnräume genutzt. Aber das geht uns nichts an. Genauso wenig, wenn ein Mieter sich über den Geruch aus einer Nachbarwohnung beschwert und von uns wissen will, was da los ist. Wenn ich aber sehe, dass ein Kind nicht einmal eine eigene Schlafstätte hat, informiere ich den Auftraggeber, dass ich das Jugendamt einschalte.

Ivonne Schmeling: Wenn ich verwahrloste Kinder sehe, rufe ich auch das Jugendamt an. Das habe ich bisher zweimal gemacht. In einem Fall wurde einer Frau das Kind weggenommen und sie musste die Wohnung räumen. Aber es gibt auch Fälle, bei denen jemand vom Jugendamt kommt, mit Anmeldung, die Wohnung kurzzeitig auf Vordermann gebracht wird, aber dann alles so weitergeht wie vorher.

Wie begegnen Ihnen die Themen Einsamkeit und Alter?

Ivonne Schmeling: Es gibt sehr viele einsame Menschen, die niemanden zum Reden haben und sich freuen, wenn wir kommen. Ich erinnere mich noch gut an eine alte Dame, bei der der Fernseher mit einem Tuch abgedeckt war. Auf meine Frage, ob sie nicht mehr fernsehe, sagte sie, dass sie nur noch auf den Tod warte. Das ging mir sehr an die Nieren.

Bleibt bei Ihrer Arbeit Zeit für ein Schwätzchen?

Ivonne Schmeling: Wenn jemand weint, nimmt man ihn mal kurz in den Arm. Gerade bei älteren Leuten steht schon mal Kaffee und Kuchen da, wenn wir kommen. Diese paar Minuten nehmen wir uns.

Ist Ihnen noch irgendetwas Menschliches fremd?

Christian Schmeling: Nö. Ich hatte mal einen Mieter, der Damenschlüpfer sammelte. Die hingen überall an den Wänden und an den Lampen. Außerdem hingen noch drei Armbrüste an der Wand. Es ist wirklich unglaublich, was es alles gibt. Weil wir ja Aushänge in den Häusern machen mit den Ableseterminen, sehen das auch Leute, die ebenfalls in die Wohnungen wollen und die wir dann loswerden müssen: Zeugen Jehovas, Versicherungsvertreter, Telefonanbieter.

Ivonne Schmeling: In Badezimmern stehen oder liegen viele Dinge herum, die nur für den bestimmt sind, der in der Wohnung wohnt. Benutzte Damenbinden, Kondome, Dildos mit der Vaseline daneben. Einmal machte mir ein junger Mann im Bademantel die Wohnungstür auf. Ich las ab und drehte mich um, da stand er plötzlich nackt hinter mir.

Was haben Sie gemacht?

Ivonne Schmeling: Ich habe mir das Protokoll unterschreiben lassen - und bin zack raus.

Christian Schmeling: In Schöneberg, wo viele Homosexuelle wohnen, sieht man schon mal gynäkologische Stühle im Schlafzimmer. Oder: Mir hat mal ein Mann die Tür aufgemacht und plötzlich hörte ich Absatzschuhe hinter mir klackern. Ich drehte mich um und da stand der Mann als Frau da. Aber das ist okay. Wir lesen ja nicht nur in Wohnungen und Büros ab. Man läuft auch mal mit der Taschenlampe durch ein Pornokino und sucht die Heizung. Wenn in einem Bordell ein Zimmer gerade belegt ist, müssen wir schon mal warten.

Ivonne Schmeling: Und wenn wir eine Viertelstunde später wieder kommen und das Zimmer ist wieder belegt, haben wir Pech.

Warum sind Sie Ableser geworden?

Christian Schmeling: Der Schritt vom Sanitärmonteur zu den Wasserzählern war klein. Wie so ein beruflicher Lebensweg eben ist, nimmt er Ausfahrten, die nicht geplant sind. Ein sehr guter Freund machte mich mit diesem Metier bekannt und nach Rücksprache mit der Familie wagte ich den Schritt in die Selbstständigkeit.

Ivonne Schmeling: Die Aufträge wurden jährlich mehr, da lag es nahe, dass ich meinen Mann unterstütze.

Was haben Sie aus all den Erfahrungen, die Sie in den Wohnungen von fremden Leuten gemacht haben, über die Menschen und die Gesellschaft gelernt?

Christian Schmeling: Das soziale Miteinander wird immer weniger. Ein Beispiel: Der Schlüssel wird häufig nicht mehr beim Nachbarn hinterlegt, wie es früher üblich war - weil man ihn nicht kennt. Oder nehmen wir das familiäre Miteinander: In den türkischen Familien sind "die Alten" fest integriert. Das ist bei den Deutschen undenkbar.

Wenn Sie ein Buch schreiben würden über Ihre Erlebnisse, welchen Titel würde es haben?

Ivonne Schmeling: "Treppenterrier".

Christian Schmeling: "Zutritt nicht zumutbar".

Man liest immer mal wieder von Dieben, die sich als falsche Ableser Zutritt zu Wohnungen verschaffen wollen. Wurden Sie schon einmal beschuldigt, etwas gestohlen zu haben?

Ivonne Schmeling: Es gab Situationen, wo uns unterstellt wurde, wir hätten Geld oder Schmuck weggenommen. Es hat sich aber immer geklärt.

Christian Schmeling: Die meisten Wasserzähler sind im Bad. Wenn Mieter Goldringe und Armbänder rumliegen lassen, bitte ich sie, die wegzunehmen. Manchmal liegt auch Geld auf der Heizung. Ich glaube, die Leute machen das absichtlich.

Warum sollten sie das machen?

Ivonne Schmeling: Um zu sehen, ob wir es wegnehmen oder nicht.

Wie begegnet Ihnen das Thema Drogen?

Christian Schmeling: In Friedrichshain und Kreuzberg riechen wir oft den verbrannten Tannenbaum.

Was meinen Sie mit Tannenbaum?

Christian Schmeling: Marihuana riecht wie verbrannter Tannenbaum. Die Szene hat sich von Prenzlauer Berg nach Friedrichshain verlagert, und jetzt sieht es so aus, als wenn es nach Lichtenberg rüberschwappt. Ich werde mein Leben lang nicht vergessen, wie ich einmal in einer Küche war, wo ein Tisch abgebaut wurde, um an ein Ablesegerät zu kommen. Da rieselte nur so weißes Pulver runter - und das war kein Mehl!

Ivonne Schmeling: Heroin erkenne ich an den verdrehten Augen und der merkwürdigen Körperbewegung. Bei Koks sind die Augen sehr groß, die Menschen sehr nervös und sie können auch aggressiv werden. Vor drei Wochen hatte ich einen Termin bei jungen Mietern in Hellersdorf. Die waren total krass drauf. Der Mieter hatte eine Couchgarnitur vor einer Heizung stehen und überall lagen Drogenutensilien rum. Ich bat den Mieter, die Couch wegzuschieben. Aus versicherungstechnischen Gründen dürfen wir nichts anfassen oder selber wegräumen. Der Mieter warf wütend ein Kissen durch die Gegend und beleidigte mich, so dass sich mein Kollege neben mich stellte. Ich habe die Ablesung abgebrochen und bin raus.

Wenn die Energiepreise steigen, bekommen Sie dann schon mal den Unmut der Mieter zu spüren?

Christian Schmeling: Obwohl wir nur eine Art Vermittler sind, sind wir oft die Bösen. Am Anfang habe ich mich persönlich beleidigt gefühlt, wenn jemand seinen Unmut über angebliche Falschablesungen äußerte. Das ist jetzt nicht mehr so. Aber es gibt schon Situationen, wo ich mich zusammenreißen muss. Einmal wollte ich eine Wohnung verlassen, als der Mieter sich weigerte, die Protokolle zu unterschreiben. Er wurde aggressiv, hielt die Tür zu und ich musste richtig laut werden. Das Schärfste war, dass an der Tür stand, dass der Mieter Rechtsanwalt war.

Ivonne Schmeling: Wir können die Mieter nur an die Hausverwaltung verweisen. Aber es gibt auch Mieter, die rabiat, stinkig oder zickig werden. Mittlerweile bin ich nicht mehr allein unterwegs und habe Pfefferspray dabei. Christian, erzähl doch mal die Geschichte mit dem Mieter und der Pistole.

Christian Schmeling: Das waren ältere Herrschaften in Kreuzberg und es war nach sieben Uhr am Abend. Der Mieter machte die Tür auf und ich kiekte in ein Rohr! Später stellte sich heraus, dass es eine Gaspistole war. Aber das weiß man ja vorher nicht. Die waren wohl sehr ängstlich.

Die Technik hat sich so entwickelt, dass es mittlerweile auch Ablesungen per Funk gibt und Sie nicht mehr in alle Wohnungen rein müssen.

Christian Schmeling: Funk ist für die Mieter schon das Beste. Nur noch etwa 15 Prozent der Wohnungen haben Verdunstungsröhrchen, der Rest sind elektronische Heizkostenverteiler und Geräte mit Funk, die wir von der Straße aus ablesen. Aber die Geräte müssen weiter gewartet und ausgewechselt werden.

Ivonne Schmeling: Ich fände ein Verhältnis von 50:50 gut. Der menschliche Kontakt macht mir schon Spaß.

Was passiert, wenn ein Mieter trotz des angekündigten Ablesetermins nicht zu Hause ist?

Christian Schmeling: Treffen wir einen Mieter nicht an, bekommt er einen zweiten Termin, kostenlos. Ist der Mieter beim zweiten Mal nicht da, wird der Verbrauch geschätzt. In dem Moment, wo es ums Geld geht, geht es bei vielen dann doch. Wer eine Waschmaschine zwischen 16 und 19 Uhr geliefert bekommt, ist ja auch zu Hause.

Was können Sie über die Wohnungen von Prominenten und Reichen erzählen?

Christian Schmeling: Wir lesen natürlich auch bei Politikern, Managern, Schauspielern, Sportlern ab. Kurz nach der letzten Bundestagswahl zum Beispiel waren wir bei einer grünen Spitzenpolitikerin, die erzählte, wie schwierig der Wahlkampf war. Da kiekt man schon mal ein bisschen genauer hin, ob das Waschmittel öko ist.

Und?

Christian Schmeling: Da war überall ein Frosch drauf. Oder: Ich war mal bei einer Judo-Olympiasiegerin, deren Goldmedaille aus Athen ich in die Hand nehmen durfte. Das war schon ein Erlebnis der besonderen Art.

Was machen Sie, wenn Sie nach 80 fremden Wohnungen zu Hause sind?

Ivonne Schmeling: Wir reden darüber, was wir erlebt und gesehen haben. Ich komme oft nach Hause und denke: Eigentlich haben wir es gut.

Christian Schmeling: So isses.

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14 Kommentare

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  • L
    Leser

    Macht die Stadt weniger anonym! Mit weit offenen Augen gelesen! Thx!

  • S
    Skive

    Noch abartiger gehts in Dänemark zu, wo von den Kommunen die Nachbarn geradezu ermuntert werden, ihre Nachbarn gegenüber der jeweiligen Kommune, in der sie wohnen, anzuschwärzen; siehe unter anderem hier (für die Stadt Kopenhagen):

    http://www.kk.dk/Borger/Borgerservice/Snyd.aspx

     

    und auf den homepages vieler Städte von Dänemark sind gleichlautende Aufforderungen zur Ausführung von Spitzeleien gegenüber den Nachbarn veröffentlicht.

    Was solche Aufforderungen fürs Gemeinwesen bringen, da kann sich jedeR Leser/in selber einen 'Reim' draus machen.

     

    Und nicht vergessen, auch als Tourist/in in Dänemark kann man von solcher Spitzelei betroffen sein. Bleibt eben das Sommerhaus, das ich für den Sommer 2012 zum Verweilen für mich ausgesucht hatte, leer. Ich lasse mich nicht ausschnüffeln.

    Dänemark ist mir 'eine' Nummer zu kleingeistig und zu kleinbürgerlich geworden; gepaart mit dem Vollzug von Stasi-Allüren. Wer's nötig hat.

  • GD
    gut, dass auch mal SpitzelInnen vorgeführt werden

    Es ist gut, dass sich die beiden Spitzel gegenüber der taz geoutet haben; anders haben die Stasi-Spitzel seinerzeit auch nciht ge'arbeitet'.

     

    Im Interview wurden praktisch von den beiden Spitzeln, ähm, die sich (verbrämt) als Ableserin und Ableser euphemistisch titulieren (hiermit einhergend, erhöhen) 'die Hosen runtergelassen, wieweit die Spitzeleien bisweilen getrieben werden.

     

    Im Krankenkassen-Sektor gibt es nachweislich ebenso Spitzel, die sich (verbrämt) als HilfsmittelberaterInnen titulieren und sich in der Weise Zugang zu den intimsten Bereichen (zum Beispiel zur Wohnung und zu sensibelsten Gesundheits- und Sozialdaten der betreffenden Behinderten und chronisch Kranken verschaffen.

     

    Die Krankenkassen erhalten so ein umfassendes Bild (freilich höchst subjektiv durch die so genannten HilfsmittelberaterInnen, die den Betreffenden orthopädische Hilfsmittel, die diese nicht nutzen wollen, zu ihrer Nutzung aufdrängen; das nennt sich dann 'Beratung' :-((( ; wiederum zum Nutzen der jeweiligen Krankenkasse). HilfsmittelberaterInnen der Krankenkassen - die neudeutsche Konkurrenz zur Stasi, die in der DDR ihr Unwesen getrieben hat.

  • F
    Friederike

    Perfekte Propaganda für Hartz IV. Ist es das?

     

    Nee- das ist Schmierfinkerei, das habt ihr nicht nötig.

    Haben die Typen da Geld bekommen fürs Gespräch? Mir wird direkt schlecht bei so was.

     

    Frau Bollwahn-was schreiben Sie denn sonst noch so?

     

    Kleiner Tipp: Fahren Sie mal in eine Rehaklinik, ein Seniorenheim und schreiben Sie wie die Menschen dort untergebracht sind.

     

    Erst die guten Sachen

    und dann die schlechten

     

    DAS sind Gesellschaftsthemen. Ich war gerade heute wieder in einer Klinik alte Leute besuchen. Jeder kann mit seinem Leben die Welt ein wenig besser machen, auch Sie. Aber nicht mit diesem Schund.

     

    Das es Menschen gibt, die nicht zurecht kommen- unbestritten, aber muss man sie "vorführen" ? Das heben wir uns für die Regierung auf, die haben auch nichts in Ordnung- da muss gefegt werden.

     

    Herzlichst, Friederike

  • A
    anna

    Mein Tip:

     

    Solche Interviews am besten als dauerhafte pdf abspeichern und bei Bedarf als Beweis vorlegen, dass die Unverletzlichkeit der Wohnung ganz leicht mit Füßen getreten werden kann.

     

    Diese Heizungsableser sind da nicht der erste Fall. Es gab da schon ganz böse Dinge, wie Vermieter, die zu einem Kontrollbesuch in der Wohnung mit den Worten, sie hätten als Eigentümer das Recht, ohne Anlass zu kontrollieren, auftauchten und hinterher Stimmung bei anderen Mietern machten. Mit Sätzen wie: Habe ich mit eigenen Augen gesehen.

     

    Diese Heizungsableser bestätigen die oft kritische Einstellung zu ungebetenen Besuchern von vielen Mietern - wohl zu Recht.

    Von dem Thema Datenschutz will ich hier gar nicht reden.

     

    Und dass die taz ein solches Interview abdruckt, mit solchen Erkenntnissen wie:

    Wenn ich glaube einen Menschen mit ALG II vor mir zu haben, dann ist der genauso wie ich mir den vorstelle, weil ich ihn ja genau daran erkenne...

     

    Ihr könnt es vielleicht an irgendeine Witz-Agentur fürs TV verkaufen. Aber muss so etwas in der taz stehen?

  • S
    Schneider

    Rote Karten für die taz und die beiden Ableser Christian Schmeling und seine Frau Ivonne Schmeling

     

    Das Interview hätte von den beiden Ablesern nicht gegeben bzw. nicht zur Veröffentlichung freigegeben werden dürfen.

     

    Arrogante Einschätzungen über Menschen und deren Wohnsituation lassen nicht auf die erforderliche Sensibilität der beiden Ableser schließen.

     

    Bei Ablesung müssen die Mieter nach Aufforderung, anwesend sein und daraus zu konstruieren, daß diese mehrheitlich zu den Hartz-Beziehern gehören, ist oberflächlich und überheblich. Wer liest bei den beiden Ablesern ab und was würden diese dann über die KollegInnen berichten?

     

    Sicherlich nichts, weil alle zur Verschwiegenheit verpflichtet sind.

  • H
    Hanne

    Von Datenschutz scheint der Redakteur noch nie was gehört zu haben. Der gilt auch für bestimmbare Personen. Und hier sind Personen ja nun wahrlich mit geringstem Mehrwissen zu erkennen. Wenn das mal gut geht...

    Die taz scheints echt nötig zu haben, sich auf das gleiche Niveau dieser hier so belästerten Serien zu stellen.

    Das Interview ist unterste Schublade und die beiden Ableser sollten schnellstens ihre Arbeit einstellen. Aber vielleicht hat sichs nach diesem Beitrag ja eh erledigt - es sei denn die drei Gesprächspartner haben einen sehr guten Rechtsanwalt!

  • U
    Ueberfluessig

    Stasi lebt (weiter)! Wenn auch als Ableser von Wärme- und Wasserverbrauch in Gebäuden, Familien, Firmen.

    Dass diese, als Ableser getarnte Horch-und-Guck noch föhliche Urständ' feiert; solche in meinen Augen zwielichtigen Leute aus ebenfalls zwielichtigem Gewerbe würde ich keinen Millimeter über die Türschwelle in die Wohnung lassen.

  • I
    Irene

    Was fällt den beiden ein, hier privateste Dinge auszuplaudern, die sie während der Arbeit sehen, gibt es da nicht so was wie Schweigepflicht? Dass die taz hierfür noch eine Plattform bietet auf der die billigsten Vorurteile bedient werden, pfui.

  • O
    ole

    Vierschiebt das "Interview" doch bitte in die Rubrik Medientrash.

     

    Senkjuh

  • I
    ito

    1. Die sollten ihr Maul halten. Die Privatbereiche der Leute gehen die gar nichts an. Man sollte die gar nicht mehr rein lassen oder kündigen.

     

    2. Die halten nur die für ALG2-Empfänger, die auch so aussehen. Kein Wunder dass sie auf 90 Prozent "typische" kommen. Man weiß nicht, ob man bei solchen Qualitätsinterviews lachen oder weinen soll.

     

    3.Ohwei: Ein nackter Mann, einer in Frauenkleidern, ein Dildo im Bad und sogar Staub auf der Heizung. Ich bin schockiert - über diese Zeitung!

  • S
    Schublli

    Jau: immer wat los in den Schubladen, ob Wohnung oder Kopp.

  • KB
    Karin Bryant

    Meine über 30 jährige Erfahrung mit Mietern hat mich gelehrt dass ,wenn es in der Wohnung aussah wie auf einer Muellhalde dann ging bei denen auch im Leben so einiges daneben. Vermuellte,dreckige Wohungen gibt es bei Gutverdienenden genau sowie bei Leuten nicht wenig Geld haben,arbeitslos sind oder wasmvon immer.

    egal auf welchem Einkommen Niveau sie lebten sie kriegten ihr Leben nicht auf Reihe.

  • Y
    Yadgar

    "Es ist genau so, als wenn man RTL 2 guckt. In 90 Prozent der Hartz-IV-Wohnungen laufen all diese Serien."

     

    Erstens: woher weiß man ohne Zugriff auf die Datenbestände der Sozialbehörden eigentlich, ob in einer Wohnung Hartzer leben? Der bloße Umstand, dass Leute an einem Werktag zu üblichen Arbeitszeiten in ihren Wohnungen angetroffen werden dürfte in der heutigen Turbo-Flexibel-Arbeitswelt immer weniger aussagekräftig sein, wer hat heutzutage noch "übliche Arbeitszeiten"? Und Messietum ist auch unter dynamischen Performern keineswegs unbekannt - außen hui, innen pfui halt.

     

    Zweitens: wieso sollten sich ausgerechnet Hartzer Scripted-Reality-Trash ("Familien im Brennpunkt" und ähnlichen Sozialporno-Schund) ansehen, in dem sie als lebensunfähiger Biomüll auf Beinen verhöhnt werden? Die Zielgruppe solcher Formate ist viel eher die untere Mittelschicht, also die Leute, die gerade eben noch keine Hartzer sind, es aber jederzeit werden können und deswegen dieses Damoklesschwert mit aller Gewalt verdrängen müssen... und das geht bekanntlich sehr gut, in dem man auf die "Asozialen" spuckt! Kenne ich aus eigener Erfahrung zur Genüge, war bei mir früher auch nicht anders.