Kommentar akute Kältehilfe: Hamburg steht ganz gut da

Eine Straßen- oder U-Bahn zu einer Tagesaufenthaltsstätte für Obdachlose umzufunktionieren, geht tatsächlich am Problem vorbei.

Es ist kalt, seit Tagen liegt die Temperatur weit unter Null, und wer kein Zuhause hat, hat mehr Probleme als sonst. Soviel ist klar. Die Frage ist aber: Ist es tatsächlich nötig, den Hamburger Obdachlosen nach dem Bremer Modell die öffentlichen Verkehrsmittel kostenlos zur Verfügung zu stellen? Nein. Denn – so ungewohnt es klingen mag – die Stadt steht bereits ganz gut da, was die akute Hilfe gegen Kälte betrifft.

Darüber hinaus: Wer aus dem Umsonst-Fahren eine groß angelegte Kampagne macht, stigmatisiert die Obdachlosen. Das öffentliche Verkehrsnetz ist dazu da, die Menschen von A nach B zu befördern. Eine Straßen- oder U-Bahn zu einer Tagesaufenthaltsstätte für Obdachlose umzufunktionieren, geht tatsächlich am Problem vorbei.

Man kann daran zweifeln, ob diejenigen, die sich aus bestimmten Gründen dem Besuch einer Tagesaufenthaltsstätte verweigern, stattdessen lieber U-Bahn fahren würden. Und wer grundsätzlich kein Problem mit Sammelunterkünften hat, wärmt sich dort sicher lieber auf als in der U-Bahn – in der im Zweifel auch eine Erlaubnis, umsonst zu fahren, nicht vor unangenehmen Blicken schützt.

Es reicht völlig aus, als Kontrolleur im entscheidenden Moment ein Auge zuzudrücken. Ein Vorstoß wie in Bremen mag in der Not begrüßenswert sein. Wenn aber, wie in Hamburg, keine akute Not herrscht, gilt es, lieber langfristige Perspektiven zu entwickeln.

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Geboren 1983 in Polen, seit 2009 bei der taz. Erst im Panter-Workshop, dann im Volontariat bei der taz Nord in Hamburg, heute sonntaz-Redakteurin. Studierte Operngesang und Sprachen in Berlin und Rom. Schreibt über gesellschaftliche und politische Themen.

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