Warnstreik BVG: Alle Räder stehen bald still
Am Samstag fahren keine U-Bahnen. Weitere Verhandlungen für Montag geplant.
Fahrgäste der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) müssen sich am Samstag auf drastische Behinderungen einstellen. Wegen eines Warnstreiks sollen ganztägig keine U-Bahnen rollen, außerdem sollen Bus- und Straßenbahnlinien ausfallen. Zu dem Streik hat die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di aufgerufen, um in den festgefahrenen Tarifverhandlungen mit der BVG den Druck auf den Arbeitgeber zu erhöhen.
Der Betrieb soll von etwa 4 Uhr bis 19 Uhr komplett lahmgelegt werden, wie ein Ver.di-Sprecher am Mittwoch sagte. Lediglich private Buslinien sollen im Einsatz sein. Der S-Bahn-Verkehr ist nicht betroffen, weil das Unternehmen zur Deutschen Bahn gehört.
BVG-Chefin Sigrid Nikutta kritisierte den 15-stündigen Warnstreik als "höchst unfair" gegenüber den Fahrgästen. Sie widersprach der Aussage von Ver.di, dessen Sprecher gesagt hatte, der Samstag sei bewusst gewählt worden, "um die Auswirkungen für die Fahrgäste in Grenzen zu halten".
Denn am Wochenende stünden Großereignisse wie die Berlinale an, sagte Nikutta, zudem werde am Ostkreuz gebaut. "Im Extremfall kommt es am Samstag schon ab 2 Uhr zu ersten Einschränkungen", sagte Nikutta. Zuerst werde der Ausstand wohl die Nachtschwärmer treffen, danach werden auch die Fußballfans auf dem Weg ins Olympiastadion zur Partie Hertha gegen Dortmund die Ausfälle zu spüren bekommen.
Die Ver.di-Tarifkommission hatte am Dienstag ein nachgebessertes Angebot der Arbeitgeber als unzureichend abgelehnt. Mit der Arbeitsniederlegung solle ein "deutliches Zeichen" gesetzt werden, hieß es. Für die nächste Verhandlungsrunde am Montag erwarte die Gewerkschaft, "dass die Arbeitgeber endlich ein verhandlungsfähiges Angebot unterbreiten".
Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) hofft im Tarifstreit auf eine vernünftige Lösung. Er wünsche sich, "dass dies möglichst nicht auf dem Rücken der Berliner ausgetragen wird". Auch Verkehrssenator Michael Müller (SPD) bezeichnete den Streik als "eine unnötige Härte, die ich so nicht nachvollziehen kann".
Leser*innenkommentare
BVG-Nutzerin
Gast
Die Streikenden haben mit der Berlinale einen guten Zeitpunkt gewählt, die BVG wird sich öffentlich rechtfertigen müssen, warum sie schlechte Löhne zahlt. Viel Erfolg den Streikenden!
Ulrich Mewis
Gast
Den sogenannten Inflationsausgleich und die geforderten Gehaltserhoehungen gehen natürlich auf Kosten der Fahrgäste in Form von Fahrpreiserhoehungen. Die Verkaeuferin bei Aldi (und die meisten anderen Arbeitnehmer) bekommen so etwas nicht, müssen die Mehreinnahmen der BVG Mitarbeiter also von ihren jetzigen Einkommen zahlen. Die BVG Mitarbeiter sollten sich fragen, ob sie das gerecht finden. Was würden sie dazu sagen, wenn dringend benötigte Waren in Geschäften teurer würden, weil die VerkaeuferInnen mehr Gehalt verlangen? Wenn der Arztbesuch mehr kostet, weil die Schwestern und Pfleger mehr Geld wollen? Sie wären entruestet und die Busfahrer wären noch unfreundlicher. Die BVG- ler haben meist einen festen, unbefristeten Arbeitsvertrag, Leute, Ihr wisst nicht, wie viel das wert ist! Ich würde vorschlagen, mal auf dem Teppich zu bleiben und einfach den Job zu machen.
hUHn
Gast
BVG-Streik? Und das alles nur um ein angemessenes Professorengehalt zu erzwingen. Oberhalb einer Hauptschullehrerbesoldung, versteht sich, denn ein Prof ist ja kein BVG-Pöbel an der Resteschul-U-Bahn.
Oder werf ich jetzt alles durcheinander?
Sollen die BVGler doch sehen, wie sie mit einer C-Besoldung klarkommen! Wer hat gesagt, das Leben sei fair, Herr Obertstudienrat? Zurückbleiben und Türen schließen!
unterirdische Hertaberlinale
Gast
Also wirklich! Fußballfans und Berlinalebesucher kann man doch nicht mit Bus und S-Bahn fahren lassen! Was für eine haltlose Zumutung! Jeden anderen meinetwegen, aber doch nicht DIE!
Jessas.
Maren LW
Gast
Ein höchst defizitäres Unternehmen, mit fast 1 Milliarde in der Kreide, kann einfach keine Lohnerhöhungen zahlen! Und bietet trotzdem bis 2015 5 Prozent Lohnsteigerung an.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollten sich außerdem über ihre sicheren Arbeitsplätze freuen. Überall sonst werden Leute gekündigt, Stellen abgebaut, Löhne gekürzt: woher nimmt also die Gewerkschaft die Frechheit, die ganze Stadt in Geiselhaft zu nehmen für maßlose Forderungen?
Ich selbst kann von Lohnsteigerungen von 5 Prozent nur träumen! Von einem auskömmlichen Gehalt ebenso. Sicherer Job? Auch ein Traum! Verdi soll sich endlich um die skandalösen Niedriglöhne und ruinierenden Dauerbefristungen kümmern! Vielleicht auch mit deren Unwürdigkeit vors Verfassungsgericht ziehen: die Professoren haben's vorgemacht …
Wolfgang Banse
Gast
Streik ist nicht gerecht fertigt
Der Streik bei der BVG ist nicht gerechtfertigt.Er geht wieder auf Kosten der Reisenden,die auf den öffentlichen Verkehr angewiesen sind.
Erst wenn der Service stimmt und dieser stimmt nicht.sollte man über einen Streik nach denken.
aurorua
Gast
Diesen BVG-Aroganzlern sollte man wegen permanenter Unfreundlichkeit (zumindest im Busverkehr) die Gehaelter rigoros kuerzen.
Bernd
Gast
Verantwortlich für die Unannehmlichkeiten, die uns am Samstag bevorstehen sind nicht diejenigen, die streiken, sondern siejenigen, die sich nicht bereit erklären den Angestellten der BVG einen angemessenen Lohn zu zahlen.